Dacia Sandero Test: So gut ist die dritte Generation
Der Dacia Sandero hat sich vom Billigangebot zum attraktiven Kleinwagen mit mehr Luxus und Sicherheit gewandelt. Und bleibt trotz massiver Preiserhöhung günstigster Neuwagen Deutschlands. ADAC Test des Sandero und des Sandero Stepway, Daten, Bilder
Zwei Modelle: Dacia Sandero und Sandero Stepway
Drei Benziner (67, 91 und 110 PS), ein Autogasmotor (101 PS)
Euro NCAP: Stepway erhält nur 2 Sterne
Preis: 11.300 Euro für die Basisversion
Wer kein rollendes Statussymbol braucht, kauft sich einen Dacia – sagt zumindest die Werbung. Das sehen wohl auch viele Autokäufer so, denn Dacia hat sich sehr erfolgreich als Billigableger von Renault auf dem Markt etabliert. Nach dem Duster ist der Sandero in Deutschland das meistverkaufte Modell der Rumänen. Kein Wunder, denn der Kleinwagen gilt als günstigster Neuwagen auf dem Markt, den Mitsubishi Space Star unterbietet er aktuell (Stand August 2023) um knapp 700 Euro.
Dacia Sandero ab 11.300 Euro
Die dritte Generation gab es ursprünglich ab einem Preis von 8990 Euro, die Crossover-Variante im Stil eines SUV namens Stepway kostete ab 13.050 Euro. Der Ableger hat eine höhergelegte Karosserie, Kunststoffplanken an den Seiten und einen angedeuteten Unterfahrschutz. Im Vergleich zum normalen Sandero hat der Stepway rund vier Zentimeter mehr Bodenfreiheit, aber nach wie vor keinen Allradantrieb. Inzwischen hat auch Dacia die Preise kräftig erhöht, unter 11.300 und 14.400 Euro geht nichts mehr.
Trugen die Vorgänger noch die Technik der alten Clio-Generationen auf, hat Dacia mittlerweile Zugriff auf die aktuelle Kleinwagenplattform des Konzerns – inklusive Motoren, Konnektivität und Assistenzsystemen. Dass man es mittlerweile mit einem modernen Kleinwagen zu tun hat, sieht man sofort: Vor allem die Front mit dem Kühlergrill in der aktuellen Dacia-Designsprache und serienmäßigen LED-Scheinwerfern strahlt Selbstbewusstsein aus, die breitere Spur und das flachere, Richtung Heck abfallende Dach stehen dem Fünftürer ebenfalls gut.
Während sich die Länge beim Modellwechsel kaum geändert hat, mit 4,09 Metern knapp oberhalb der 4-Meter-Marke verharrt und damit VW Polo, Ford Fiesta und Opel Corsa leicht übertrifft, legt die aktuelle Generation in der Breite um rund zehn Zentimeter auf 1,85 Meter zu.
Zeitgemäßer Innenraum im Dacia Sandero
Auch im Innenraum geht es zeitgemäß zu, statt großflächiger Plastikwüsten gibt es nun ein kleinteiligeres Design, in dem die weiterhin etwas einfachen Verkleidungsmaterialien weniger auffallen. In den höheren Ausstattungslinien werten Stoff- und Chrom-Applikationen sowie das Touchscreen-Multimediasystem das Ambiente zusätzlich auf. In Sachen Infotainment stehen drei Optionen zur Wahl. Zum einen kann in der Einstiegsvariante das eigene Smartphone in der Mitte des Armaturenbretts angebracht und – mit dem Fahrzeug verbunden – als "Touchscreen" für bestimmte Funktionen (z. B. Navigation, Radiobedienung etc.) benutzt werden.
Als zweite Möglichkeit in Gestalt des in den Essential-Basisversionen 600 Euro teuren und ansonsten serienmäßigen Komfort-Pakets gibt es einen acht Zoll großen Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts. Er erlaubt unter anderem die Integration des Smartphones via Android Auto und Apple CarPlay.
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Mehr Kopffreiheit und mehr Kofferraum
Auf den vorderen Plätzen finden Personen bis knapp 1,90 Meter genug
Platz, die Kopffreiheit reicht noch für deutlich mehr. Die
Innenbreite ist für
einen Kleinwagen großzügig. Hinten wird es im Sandero schon enger, was aber hauptsächlich an der beschränkten Beinfreiheit liegt. In Kombination mit der ordentlichen Innenbreite ergibt sich ein gutes Raumgefühl; mehr als zwei Erwachsene sollten hinten aber nicht sitzen, sonst wird es arg eng.
Der Kofferraum fällt mit gemessenen 320 Litern für ein Fahrzeug dieser Klasse ordentlich aus. Entfernt man die Kofferraumabdeckung und nutzt den Stauraum bis
zum Dach hoch, stehen 440 Liter zur Verfügung. Das reicht für bis zu sieben Getränkekisten. Bei umgeklappten Rücksitzlehnen lassen sich maximal 1105 Liter unterbringen.
Negativ: Die Ladekante befindet sich üppige 79 Zentimeter über der Straße, entsprechend weit muss Gepäck beim Einladen angehoben werden. Beim Ausladen sieht es nicht viel besser aus, dann muss die innere Stufe von 27 Zentimetern überwunden werden. Klappt man die Rücksitze um, ergibt sich eine unpraktische Stufe und im Bereich der Lehnen steigt der Ladeboden an.
Auf der Straße fühlt sich der Sandero deutlich geschmeidiger als der Vorgänger an. Insgesamt ist der Fahrkomfort innerorts zufriedenstellend. Auf der Landstraße wie auch auf der Autobahn geht es kommod zu, das Fahrwerk federt willig über Unebenheiten, über regelmäßigen Bodenwellen gibt es aber immer noch eine leichte Stuckerneigung.
Der Sandero liegt auch in der "Offroad"-Version Stepway mit mehr Bodenfreiheit insgesamt stabil und sicher auf der Straße. Die ziemlich indirekte Lenkübersetzung führt zu einer gewissen Behäbigkeit und eher trägen Reaktion auf plötzliche Lenkbefehle, der Wagen bleibt aber insgesamt gut beherrschbar. Das serienmäßige ESP greift im Notfall unterstützend ein.
Dacia Sandero mit 67, 91, 101 und 110 PS
Beim Antrieb setzt der Dacia auf sparsame und günstige Technik. Den Einstieg markiert ein 1,0-Liter-Dreizylinder mit 49 kW/67 PS, alternativ ist die vom ADAC im Sandero und im Sandero Stepway getestete Turbovariante mit 67 kW/91 PS zu haben, für die neben der Sechsgang-Handschaltung auch eine stufenlose Automatik angeboten wird, allerdings nicht für alle Ausstattungsniveaus. Um den CO₂-Ausstoß in der Flotte zu senken, hat der Sandero statt teurer Elektrifizierung eine Version mit günstiger Autogas-Technik im Angebot.
Der Einliter-Ottomotor kommt im LPG-Autogasbetrieb auf 74 kW/101 PS, hört auf die Bezeichnung TCe 100 ECO-G und stellt gleichzeitig den zweitstärksten Antrieb in der Modellpalette dar. Weil je ein vollwertiger Gas- und Benzintank an Bord ist, liegt die Gesamtreichweite bei 1300 Kilometern.
Die Leistungsspitze markiert der TCe 110 mit ebenso vielen Pferdestärken, der ausschließlich für die neuen Top-Versionen Stepway Extreme und Stepway Extreme+ angeboten wird.
Auch wenn der getestete Dreizylinder mit 91 PS nur einen Liter Hubraum hat, kann man damit bei Bedarf dank Turboaufladung angemessen flott unterwegs sein – kein Wunder bei einem Leergewicht von lediglich 1,1 Tonnen. Die Beschleunigung von 60 auf 100 km/h im vierten Gang ist beim Stepway in 9,9 Sekunden erledigt, das gleiche klappt im fünften Gang in 14,3 Sekunden. Der recht lang übersetzte sechste Gang sollte für diese Disziplin nicht in Anspruch genommen werden, denn mit ihm dauert sie lange 22,8 Sekunden.
Dacia verspricht, dass der Sandero Stepway TCe 90 den Sprint von null auf 100 km/h in 12 Sekunden absolvieren kann und eine Höchstgeschwindigkeit von 172 km/h erreicht. Der Motor zeigt typische Dreizylinder-Vibrationen, die aber insgesamt ordentlich ausbalanciert sind und so kaum störend auffallen. Erst beim Ausdrehen klingt er etwas kernig.
Diesen Sound liefert auch der "normale" Sandero, allerdings muss der mit nur fünf Gängen auskommen. Die höchste Fahrstufe ist in Relation zur Motorleistung ziemlich lang übersetzt, deshalb vergehen beim Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h reichlich lange 19,5 Sekunden, im vierten Gang sind es 11,6 Sekunden. Dacia gibt den Sprint von 0 auf 100 km/h in 11,7 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit mit 178 km/h an. Bei 130 km/h dreht der Motor mit lediglich 2900 U/min.
Testverbrauch von 5,8 und 6,3 Liter Super/100 km
Und wie sieht es mit dem Verbrauch aus? Der liegt im ADAC Ecotest bei insgesamt 5,8 und beim Stepway bei 6,3 Liter Super pro 100 Kilometer – dafür gibt es in der Verbrauchswertung die befriedigende Note 3,0 und die gerade noch befriedigende Note 3,4. Ein Lichtblick: Der aktuelle Dreizylinder ist gegenüber dem Vorgänger im Kapitel Schadstoffe ein echter Fortschritt. Er ist durch die Bank sauber. Wo der Vorgänger noch mit erhöhten Partikelwerten aufgefallen war, liegt er nun in allen Bereichen weit unter den Grenzwerten, auf dem Prüfstand wie auf der Straße, wie separate RDE-Messungen zeigen. Das gibt die Note 1,0 und unterm Strich jeweils vier von fünf möglichen Ecotest-Sternen.
Bei der Ausstattung hat der Dacia zugelegt
Zwar lockt der "normale" Sandero mit einem Basispreis von 11.300 Euro fürs Basismodell Essential. Wer aber ein einigermaßen ordentlich ausgestattetes Modell mit Klimaanlage und ein paar kleineren Komfortextras will, muss mindestens zur Ausstattungslinie "Expression" mit 91-PS-Motor und Fünfganggetriebe greifen, die mittlerweile auch schon bei 13.950 Euro startet. Auch das ist aber noch günstig. Beim getesteten Stepway geht es erst bei 14.400 Euro für die "Essential"-Version los, die Einstiegsmotorisierung ist für den Crossover nicht im Programm.
Bei der Ausstattung hat Dacia nachgelegt: Es gibt je nach Version Bordcomputer, Tempomat und Lichtautomatik, optional Komfort-Extras wie Sitzheizung und elektrische Parkbremse. Die Basisversion bietet das Nötigste, etwa elektrische Fensterheber vorne, Smartphone-Halterung, Servolenkung, einen Notbremsassistenten, Fenster-Airbags und eine Notruffunktion. Die serienmäßigen LED-Scheinwerfer sollen 110 Meter weit und damit 37 Prozent weiter leuchten als die Halogenscheinwerfer des Vorgängermodells.
Der serienmäßige Aktive Notfall-Bremsassistent ist radarbasiert und löst bei einer drohenden Kollision mit dem Vordermann eine Notbremsung aus. Er ist zwischen 7 bis 170 km/h aktiv. Die Spitzenversion Stepway Expression+ verfügt serienmäßig über den Toter-Winkel-Warner, der ist für die Versionen Expression und Extreme optional zu haben. Ein manueller Geschwindigkeits-Begrenzer sowie ein Tempomat sind Serie.
Fazit: Viel Auto für noch immer wenig Geld
Für vergleichsweise kleines Geld gibt es mit dem Sandero also ein Auto, das so modern fährt, wie es wirkt. Auch wenn man an Materialauswahl und Ausstattungsumf ängen durchaus eine gewisse Preissensibilität bemerkt – billig im negativen Sinne wirkt hier nichts mehr. So gerüstet könnte der Rumäne nicht nur dem französischen Schwestermodell Renault Clio gefährlich werden, sondern auch so manchem asiatischen oder südeuropäischen Vertreter der schrumpfenden Kleinstwagen-Klasse.
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Dacia Sandero TCe 90 Expression als PDF
Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Dacia Sandero Stepway TCe 90 Essential als PDF
Dacia Sandero: Technische Daten, Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Dacia Sandero TCe 90 Expression (06/22 - 04/24) | Dacia Sandero Stepway TCe 90 Essential (01/21 - 04/24) |
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Motorart | Otto | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 999 ccm | 999 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 67 | 67 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 91 | 91 |
Drehmoment (Systemleistung) | 160 Nm | 160 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.600 U/min | 4.600 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 11,7 s | 12,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 178 km/h | 172 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 118 g/km | 126 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,2 l/100 km | 5,6 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 328 l | 328 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.108 l | 1.108 l |
Leergewicht (EU) | 1.125 kg | 1.152 kg |
Zuladung | 436 kg | 426 kg |
Anhängelast ungebremst | 570 kg | 585 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.100 kg | 1.100 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 3 Jahre oder 100.000 km | 3 Jahre oder 100.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.088 mm x 1.848 mm x 1.499 mm | 4.099 mm x 1.848 mm x 1.535 mm |
Grundpreis | 13.950 Euro | 14.400 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Dacia Sandero TCe 90 Expression | Dacia Sandero Stepway TCe 90 Essential |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 7,8 s | 7,4 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 37,1 m | 34,6 m |
Wendekreis | 11,1 m | 11,0 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,8 l Super/100 km, 160 g CO₂/km (Well-to-Wheel) | 6,3 l Super/100 km, 177 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** | **** |
Reichweite | 860 km | 790 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 70,1 dB(A) | 71,1 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1100 / 461 kg | 1135 / 426 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 320 / 645 / 1105 l | 320 / 645 / 1105 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Dacia Sandero TCe 90 Expression (06/22 - 04/24) | Dacia Sandero Stepway TCe 90 Essential (01/21 - 04/24) |
---|---|---|
Karosserie/Kofferraum | 3,3 | 3,3 |
Innenraum | 3,4 | 3,5 |
Komfort | 3,5 | 3,5 |
Motor/Antrieb | 2,8 | 2,7 |
Fahreigenschaften | 3,1 | 2,7 |
Sicherheit | 3,3 | 3,2 |
Umwelt/EcoTest | 2,0 | 2,2 |
Gesamtnote | 3,0 | 2,9 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Euro NCAP: Stepway erreicht nur 2 Sterne
Im April 2021 testete das Verbraucherschutzprogramm Euro NCAP den Sandero Stepway. Das Ergebnis: Magere 2 Sterne! Warum? Schon der Insassenschutz beim Crash ist mit 70 Prozent Erfüllungsgrad nur ausreichend. Doch das größte Problem gibt es beim Fußgängerschutz: Das autonome Notbremssystem (AEBS) des Dacia Sandero kann gefährdete Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer nicht erkennen. Ein Spurhaltesystem, das schwere Unfälle durch Abkommen von der Fahrbahn verhindern könnte, fehlt beim Sandero ebenfalls. Hier sollte die Renault-Tochter Dacia dringend nachbessern.
Text mit Material von SP-X