Ford Explorer: Runder Beginn der neuen Ford-Strategie

Der neue Ford Explorer CX 7405 stehend von vorne fotografiert
Startet bald elektrisch seine Entdeckermission: Der neue Ford Explorer© Ford

Ford schlägt ein neues Kapitel auf: Das Angebot für den europäischen Markt soll straffer und elektrisch werden. Den Anfang macht der Ford Explorer, ein gefälliger Elektro-Crossover. Erste Infos, Bilder, Daten

  • Zwischen Puma und Kuga: Explorer mit 4,45 Metern Länge

  • Zwei Batterien zur Wahl: Größter Akku mit über 500 Kilometern Reichweite

  • Erfinderisch: Mittelkonsole für Bastler

Zuletzt musste man den Eindruck gewinnen, dass Ford auf dem europäischen Markt der Sprit ausgeht: 2022/2023 verschwand eine ganze Reihe altgedienter Modellreihen, allen voran der Ford Fiesta, der fast fünf Jahrzehnte über deutsche Straßen brummte. Aber auch Ford Galaxy und S-Max liefen voriges Jahr das letzte Mal vom Band.

Doch der Eindruck täuscht. Parallel erhielten vor allem große und auf dem amerikanischen Markt erfolgreiche Modelle wie der Bronco oder der Ranger Zuwendung. Seitdem ist klar, wohin die Reise gehen soll: hin zu mehr amerikanischem Lifestyle.

Aber gleichzeitig auch zu mehr Elektromobilität. Ford Explorer heißt das neue Elektro-Modell des US-Konzerns, das in Köln hergestellt und ausschließlich in Europa verkauft werden soll. Vollelektrisch und mit frischem Design soll es das verkörpern, was Chefdesigner Murat Güler "active adventure" nennt: Einen Hauch von amerikanisch-abenteuerlichem Optimismus, allerdings zurechtgeschrumpft auf europäische Stadt-Maße.

Ford Explorer: Rund, aber nicht bullig

Denn mit dem Vorgänger, dem Riesen-SUV Explorer, hat der neue E-Crossover nur den Namen gemein. Optisch und beim Antrieb ist das BEV eine komplette Neuheit. Um den "Adventure"-Geist spüren zu können, muss man beim Explorer allerdings viel Fantasie mitbringen. Denn einen sonderlich dynamischen Eindruck macht der Sortiment-Neuzugang eher nicht, wie die ADAC Redaktion bei einem ersten Fotoshooting feststellen konnte.

Dafür kommt das sehr glatte und stromlinienförmige Design durchaus sympathisch rüber, die runden Formen, kombiniert mit dem "Arctic Blue" der Karosseriefarbe, vermitteln ein gemütliches, aber trotzdem modernes Flair. Das ist beabsichtigt, Güler spricht von einem "Gefühl der Geborgenheit", das Insassen verspüren sollen.

Bildergalerie: Ford Explorer

Auffällig ist, dass die Front komplett ohne Kühlergrill gestaltet ist, was zum etwas knautschigen Antlitz beiträgt, allerdings nicht die bullige Wirkung eines Kia EV9 hat. Die weiche Zeichnung der Dachlinie ist wie aus einem Guss und geht in einen recht prominent herausragenden Dachspoiler über. Zwar stecken hinter diesen optischen Entscheidungen die für E-Autos typischen Optimierungen bei der Aerodynamik, doch austauschbar ist der Look des Explorer dennoch nicht.

Elektro-Crossover, der den Namen verdient

Der neue Ford Explorer CX 7405 fahrend von vorne fotografiert
Auch ganz frontal macht der Explorer keinen besonders angriffslustigen Eindruck© Ford

Das liegt unter anderem daran, dass Ford dem Trend zu größeren, SUV-artigen Stromern zwar folgt, ihn aber etwas nach unten hin abfedert. Mit 4,45 Metern Länge reiht sich der Explorer zwischen Kompakt- und Mittelklasse ein und ist damit zwar größer als der Ford Puma, aber mehr als 10 Zentimeter kürzer als der Ford Kuga und eine ganze Fahrzeugklasse unter dem Ford Mustang Mach-E angesiedelt. Offiziell wird er von Ford auch als "Crossover" bezeichnet und liegt daher näher an einem höhergelegten Kombi als an einem SUV, wie ihn etwa der BMW iX1 verkörpert.

Ford Explorer mit gut 500 km Reichweite

Der neue Ford Explorer CX 7405 fahrend seitlich fotografiert
Der Dachspoiler unterstreicht das stromlinienförmige Design des Explorer© Ford

Auf technischer Ebene verlässt sich Ford auf bereits Erprobtes: Der Explorer baut auf derselben Plattform wie der VW ID.4 auf. Ford und VW setzen also ihre Kooperation, die sie schon bei Pick-ups und Nutzfahrzeugen eingingen, fort. Das bedeutet, dass auch der Explorer analog zum ID.4 mit zwei Akkuvarianten erhältlich sein wird, wahlweise mit 58 kWh oder 77 kWh.

Offizielle Angaben zur Reichweite macht Ford noch keine, die 522 Kilometer, die VW für den ID.4 mit großem Akku angibt, bieten aber eine gute Orientierung. Wie weit man dann im Alltag kommt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Auch hier ermöglicht der ID.4 zumindest eine Prognose: Im ADAC Test kam er auf 385 Kilometer reale Reichweite.

Drei Antriebsversionen werden Kundinnen und Kunden zur Verfügung stehen: Zwei kommen mit 125 kW/ 170 PS bzw. 210 kW/ 286 PS und Heckantrieb, die 250 kW/ 340 PS starke Version gibt es in Kombination mit Allradantrieb. Bei dieser überträgt dann ein zweiter E-Motor das Drehmoment auf die Vorderachse. Zur Höchstgeschwindigkeit ist noch nichts bekannt, sie dürfte aber nicht über 180 km/h liegen. Bemerkenswert: Das Topmodell ist mit seinen 340 PS stärker als der VW ID.4 GTX.

Der Ford Explorer lädt mit 170 kW

Der neue Ford Explorer CX 7405 beim Laden
Die Ladetechnik des Explorer ist solider Standard, Innovation liefert Ford hier aber keine© Ford

An der heimischen Wallbox und innerstädtischen AC-Ladesäulen stehen 11 kW Ladeleistung zur Verfügung. Das ist zwar nicht das Maximum des technisch Möglichen, reicht für den Alltag aber definitiv aus. Entscheidender ist ohnehin auf längeren Fahrten, wie die Ladekurve beim Schnellladen an DC-Säulen verlaufen wird, also wie konstant die maximale Ladeleistung abgerufen werden kann.

Der Mustang Mach-E hinterließ im ADAC Alltagstest einen soliden Eindruck und übertraf sogar kurzzeitig die versprochenen Wert beim DC-Laden. Hier verspricht Ford für den Explorer 170 kW, also nochmal 20 kW mehr. Der Batteriestand soll so in 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent klettern. Optional ist eine Wärmepumpe erhältlich, die die Klimaanlage entlastet und so zum Stromsparen für mehr Reichweite beiträgt.

Ein Highlight: Individualisierbarer Stauraum

Der Stauraum des neuen Ford Explorer CX 7405
Die Mittelkonsole bietet ein erstaunlich großes Fach, das sich nach den eigenen Vorlieben anpassen und verändern lässt© Ford

Um ein Alleinstellungsmerkmal hat sich Ford im Innenraum bemüht. Die Mittelkonsole bietet auf den ersten Blick die übliche Kombination aus Stauraum und Getränkehalterungen, doch tatsächlich verbirgt sich mehr und vor allem frei gestaltbarer Platz: In die 17 Liter fassende "Mega Console" passen drei 1,5-Liter- und sogar noch eine 1,0-Liter-Flasche.

Wer mit weniger Durst auf der Fahrt rechnet, kann stattdessen auch einen Laptop oder größeren Ordner unterbringen. Denn die Getränkehalter lassen sich auch herausnehmen und im unteren Fach verstauen. Perspektivisch könnte die Mittelkonsole so zum Baukasten mit je nach Bedarf zufügbaren Elementen werden. Ein wenig lebt der Geist der eingestellten Ford-Vans S-Max und Galaxy also im Explorer fort.

Der 14,6-Zoll-Bildschirm in der Mitte ist hingegen ganz ein Produkt der neuen Welt. Der große, zentrale Touchscreen ist der einzige Ort, an dem sich die Steuerung des Infotainment-Systems wie der Klimaanlage abspielt. Die Anordnung der Apps im Menü ist zwar individualisierbar, wie übersichtlich die Steuerung ist, wird ein kommender ADAC Autotest noch zeigen.

Seine geheime Mission dürfte der Bildschirm allerdings problemlos erfüllen. Denn hinter dem vertikal verschiebbaren Screen versteckt sich ein weiteres Fach: "Private Locker" nennt Ford dieses Geheimfach, in dem man etwa einen Geldbeutel vor neugierigen Blicken schützen kann, wenn man ihn denn im Auto zurücklassen will. Eine originelle Idee, die es außerdem möglich macht, den Bildschirm nach den eigenen Vorlieben zu neigen und anzupassen. Zwei USB-C-Anschlüsse sind ebenfalls dort angebracht.

Der Kofferraum fasst 450 Liter, im Frunk, also dem Kofferraum unter der Fronthaube, hat nur das Reifenreparaturset Platz.

Umfangreiche Assistenzsysteme

Ford setzt auf ein umfangreiches Angebot an technischen Systemen, die Innen- und Außenraum des Autos präzise abbilden können.

Zwölf Ultraschall-Sensoren, fünf Kameras und drei Radargeräte sind verbaut und sollen das Fahren sicherer machen: Von hinten ankommende Fahrräder, Hindernisse auf der Straße, Fahrzeuge im toten Winkel, aber auch einsetzende Ermüdung des Fahrers oder der Fahrerin sollen so zu einem kleineren Risiko für die Sicherheit werden.

Neu ist zudem ein Spurhalte-Assistent, der nicht nur vor dem Verlassen des markierten Weges warnt, sondern aktiv beim Spurwechsel unterstützt: Melden die Kameras "freie Bahn", genügt das Betätigen des Blinkers, dann manövriert der Explorer automatisch in die Parallelspur.

Für den Elektro-Ford wird es nur zwei Ausstattungsvarianten geben. Gegen Aufpreis erhältlich sind neben der Wärmepumpe unter anderem auch ein Panoramadach, Matrix-LED-Scheinwerfer und eine elektrische Heckklappe.

Ford Explorer: Preis und Auslieferstart

Der neue Ford Explorer CX 7405 stehend von hinten fotografiert
Soll noch dieses Jahr seine Reise auf den deutschen Straßen antreten: Der Ford Exporer© Ford

Der Startschuss für die neue Elektro-Offensive ertönt sogar schon recht bald: Im Oktober 2023 soll der Explorer ausgeliefert werden, Bestellungen werden ab April angenommen. 45.000 Euro müssen Interessierte dann bezahlen, für ein Auto dieser Größe kein Pappenstiel, aber auf Augenhöhe mit Konkurrenten Kia Niro EV und ID.4. Und deutlich günstiger als der BMW iX1.

Schon bald wird der Explorer mehr elektrische Kollegen bekommen. Ford will seiner "Null Emission bis 2035"-Ankündigung Taten folgen lassen und bis 2024 vier weitere vollelektrische Modelle auf den Markt bringen. Unter anderem eine E-Variante des Ford Puma.

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