Test Ford Explorer: Ein Ford mit VW-Technik – passt das?
Der Ford Explorer präsentiert sich als Alternative zu VW ID.4 und Škoda Enyaq. Dabei hat er mehr mit den Konkurrenten zu tun, als man auf den ersten Blick sieht. So schlägt sich das elektrische Familienauto
Überschaubare Größe: Explorer mit 4,45 Metern Länge
Im Test: Explorer Extended Range mit 79-kWh-Batterie
Gemessene Reichweite von 445 Kilometern
Langsam aber sicher füllt sich auch bei Ford die Palette der elektrischen Modelle: Vom kleinen Elektro-Puma über die Mittelklassemodelle Capri und Explorer bis zum Mustang Mach-E in der oberen Mittelklasse reicht momentan das Spektrum. Für Familien stellt der hier vorgestellte Explorer die Wahl der Vernunft dar: Er ist nicht zu groß und nicht zu klein, hat Platz und verspricht eine ordentliche Reichweite.
Auch wenn man es ihm mit seiner leicht amerikanisch angehauchten Optik nicht ansieht: Unter dem Blech steckt die Technik von VW. Richtig gelesen, der Explorer nutzt die MEB-Plattform des VW-Konzerns und ist somit technisch mit dem VW ID.4 und dem Škoda Enyaq verwandt. Was Ford aus der Basis gemacht hat, zeigt der ADAC Test der Extended-Range-Variante mit 79-kWh-Akku.
Ford Explorer: Rund, aber nicht bullig

Auffällig ist, dass die Front komplett ohne Kühlergrill gestaltet ist, was zum etwas knautschigen Antlitz beiträgt, allerdings nicht die bullige Wirkung eines Kia EV9 hat. Die weiche Zeichnung der Dachlinie ist wie aus einem Guss und geht in einen recht prominent herausragenden Dachspoiler über. Austauschbar ist der Look des Explorer jedenfalls nicht, sondern er ist betont eigenständig geraten.
Platzangebot und Kofferraum
Zwar sieht der Explorer relativ bullig aus, mit 4,45 Metern Länge liegt der Explorer allerdings am unteren Ende der Mittelklasse. Umso erstaunlicher ist, wie gut das Platzangebot des Explorer ausfällt. Vorn lassen sich die Sitze sogar für 1,95 Meter große Personen zurückfahren. Und hinten finden Mitfahrerinnen und Mitfahrer eine überdurchschnittliche Beinfreiheit vor. Für die Köpfe wird es erst ab 1,95 Meter Körpergröße eng.
Das Raumgefühl leidet vorn allerdings etwas unter der ausladenden Mittelkonsole und dem geringen Abstand zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe. Auch hinten herrscht eine etwas gedrungene Atmosphäre.
Das Kofferraumvolumen fällt für ein Mittelklasse-SUV mit gemessenen 410 Litern Stauraum bis zur Hutablage sehr ordentlich aus. Bei umgeklappter Rückbank kann der Explorer bis zu 1365 Liter verstauen. Unter der Fronthaube gibt es leider keinen zusätzlichen Stauraum (Frunk), in dem man beispielsweise die Ladekabel hätte unterbringen können.
Bildergalerie: Ford Explorer

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Explorer: 445 km Reichweite im Test

Wie bereits erwähnt, verlässt sich Ford technisch gesehen auf bereits Erprobtes: So ist das Batterieangebot deckungsgleich mit dem des ID.4. 77 kWh netto (getestetes Allradmodell 79 kWh) stehen der Extended-Range-Variante zur Verfügung, das Basismodell kommt auf 52 kWh. Um auf längeren Strecken stressfreier unterwegs zu sein, empfiehlt sich aber der größere Akku. Rund 530 Kilometer weit soll man mit der Allradversion und großem Akku kommen.
Im Test unter realitätsnäheren Bedingungen stellte sich eine Reichweite von 445 Kilometern ein. Kein neuer Rekord, aber durchaus brauchbar. Im Winter und bei schneller Autobahnfahrt, kann die Reichweite aber auch hier – wie bei jedem E-Auto – variieren. Wie stark in etwa, zeigt der ADAC Reichweitenrechner.
ADAC Reichweitenrechner
Ford Explorer EV Extended Range (79 kWh) Premium AWD 250 kW (340 PS)
-10
30
50
130
Berechnete Reichweite
519km
(Reichweite laut Hersteller: 536 km)
Der offizielle Verbrauch (nach Normzyklus WLTP) wird mit 17,0 kWh auf 100 Kilometer angegeben. Mit Ladeverlusten, die der ADAC mit einbezieht, waren es im ADAC Test 19,2 kWh/100 km. Kein schlechter Wert.
Vier Antriebsversionen stehen Kundinnen und Kunden zur Verfügung: 125 kW/170 PS, 150 kW/204 PS, 210 kW/286 PS und 250 kW/340 PS (getestete Version). Bei letzterer kommt ein zweiter E-Motor zum Einsatz, der den Allradantrieb realisiert.
Die hohe Leistung sorgt für hervorragende Fahrleistungen. 5,3 Sekunden gibt der Hersteller für den Standardsprint von 0 auf 100 km/h an – bei Tempo 180 km/h wird der Vortrieb elektronisch eingebremst.
Für jeden Einsatzzweck lassen sich dezidierte Fahrmodi (Drive Modes) mit individuellem Fokus wählen: Eco (hohe Energie-Effizienz), Sport (maximale Leistung), Traction (bei nicht idealen Straßenverhältnissen), Normal (ausgewogen) und Individual.
Im Test wird der Stromer im Standardmodus "Normal" betrieben. Hier fallen die Fahrleistungen immer noch sehr gut aus: Der Spurt von 60 auf 100 km/h gelingt in 2,6 Sekunden (Überholvorgang) und der Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h ist in überaus flotten 3,4 Sekunden erledigt. Das schafft Reserven beim Überholen – und macht sehr viel Spaß!
Der Ford Explorer lädt mit 185 kW

Bei der Ladeleistung hat die Variante mit Hinterradantrieb nur 135 kW in der Spitze zu bieten, das getestete Allradmodell lässt sich mit 185 kW an Schnellladern befüllen. Unter optimalen Bedingungen vergehen 26 Minuten, um die netto 79 kWh große Batterie von 10 auf 80 Prozent SoC (State-of-Charge) mit Gleichstrom zu laden. Gemessen haben die ADAC Ingenieure dabei eine durchschnittliche Ladeleistung von knapp 146 kW.
Ebenfalls kein Rekord, aber so ausreichend, dass sich in 20 Minuten 280 Kilometer Reichweite nachladen lassen, in 30 Minuten 359 Kilometer.
An öffentlichen AC-Säulen lädt der Explorer mit 11 kW, macht für eine komplette Batteriefüllung rund acht Stunden. Schade, schließlich könnten an den AC-Säulen in der Stadt nun mal 22 kW fließen.
Seit Anfang 2025 ist es möglich, die Batterie des Explorer via V2H (Vehicle-to-Home) als Speichererweiterung für ein Gebäude mit E3/DC-Hauskraftwerk zu nutzen. Der mit der heimischen Photovoltaikanlage überschüssig erzeugte Strom kann dann über die entsprechende Wallbox von E3/DC den Explorer laden oder bei Bedarf dem Haus Energie zur Verfügung stellen.
Es gibt aber ein Kontingent an Betriebsstunden und Energiemenge, für das der Ford freigegeben ist. Der Batterie sollen wohl nicht allzu viele Ladezyklen abseits des Fahrens zugemutet werden.
Ein Highlight: Der Stauraum

Um ein Alleinstellungsmerkmal hat sich Ford im Innenraum bemüht. Die Mittelkonsole bietet auf den ersten Blick die übliche Kombination aus Stauraum und Getränkehalterungen, doch tatsächlich verbirgt sich mehr und vor allem frei gestaltbarer Platz: In die 17 Liter fassende "Mega Console" passen drei 1,5-Liter-Flaschen und noch eine 1-Liter-Flasche.
Stattdessen lässt sich auch ein Laptop oder größerer Ordner unterbringen. Denn die Getränkehalter lassen sich auch herausnehmen und im unteren Fach verstauen. Perspektivisch könnte die Mittelkonsole so zum Baukasten mit je nach Bedarf zufügbaren Elementen werden. Außerdem stellt Ford die Druckdateien für Mehrzweckeinsatz oder Ablageboxen kostenfrei ins Netz, mit einem 3-D-Drucker lassen sich die Vordrucke dann realisieren.
Der 14,6-Zoll-Bildschirm in der Mitte ist der einzige Ort, an dem sich die Steuerung des Infotainment-Systems wie der Klimaanlage abspielt. Die Anordnung der Apps im Menü ist zwar individualisierbar und die Auflösung exzellent, wegen der kleinen Icons fällt die Bedienung aber nicht immer leicht.
Eine Besonderheit bietet der Bildschirm allerdings. Hinter dem vertikal verschiebbaren Screen versteckt sich ein weiteres Fach: "Private Locker" nennt Ford dieses Geheimfach, in dem man etwa einen Geldbeutel vor neugierigen Blicken schützen kann. Eine originelle Idee, die es außerdem möglich macht, den Bildschirm nach den eigenen Vorlieben zu neigen und anzupassen. Zwei USB-C-Anschlüsse sind ebenfalls dort angebracht.
Der Rest des Innenraums ist vom Gefühl her ähnlich wie bei den den VW-Modellen: ausreichend bequem, aber arg nüchtern und mit offensichtlichem Einsparungsdruck bei Material und Verarbeitung.
Im Ausweichtest fahrsicher

Auch mit dem neuen Explorer wird Ford seinem Ruf gerecht, Autos mit agilem Fahrwerk zu bauen. Die technischen Änderungen im Vergleich zum Volkswagen ID.4 betreffen vor allem die Aufhängung, die Dämpfer sowie die Elektronik.
Zwar ist er immer noch ein SUV der Mittelklasse. Doch er fährt sich sehr ausgewogen und leise. Der elektrische Antriebsstrang wird nur unter hoher Last durch ein leises Fiepen wahrnehmbar und übt sich sonst in akustischer Zurückhaltung.
In der Stadt bewegt er sich flink und hat einen kleinen Wendekreis, mit dem er auch enge Manöver meistert. Zu den wenigen Kritikpunkten zählt, dass sich die Lenkung etwas indirekt anfühlt und die Zielgenauigkeit besser sein könnte: In Kurven muss man den Lenkwinkel hin und wieder nachjustieren.
Bei der Fahrstabilität liefert der Explorer eine weitgehend gute Gesamtleistung ab. Auf einen Lenkimpuls, wie er beim spontanen Ausweichen oder in Schreckreaktionen auftreten kann, reagiert der Ford mit kräftigen Aufbaubewegungen, gelangt durch gezielte ESP-Eingriffe aber recht sicher und für das Fahrzeugkonzept überraschend flott durch die Pylonengasse des ADAC.
Nimmt man bei starkem Richtungswechsel schlagartig das Gas weg, insbesondere bei hoher Rekuperationseinstellung, dreht das Heck ein, was aber über das sensibel regelnde ESP zuverlässig unter Kontrolle gehalten wird.
Umfangreiche Assistenzsysteme
Ford setzt auf ein umfangreiches Angebot an technischen Systemen, die Innen- und Außenraum des Autos präzise abbilden können.
Zwölf Ultraschall-Sensoren, fünf Kameras und drei Radargeräte sind verbaut und sollen das Fahren sicherer machen: Von hinten ankommende Fahrräder, Hindernisse auf der Straße, Fahrzeuge im toten Winkel, aber auch einsetzende Ermüdung des Fahrers oder der Fahrerin sollen so zu einem kleineren Risiko für die Sicherheit werden.
Neu ist zudem ein Spurhalte-Assistent, der nicht nur vor dem Verlassen des markierten Weges warnt, sondern aktiv beim Spurwechsel unterstützt: Melden die Kameras "freie Bahn", genügt das Betätigen des Blinkers, dann manövriert der Explorer automatisch in die Parallelspur.
Preis und Fazit

In der Basisvariante werden für den Ford Explorer EV mit 125 kW (170 PS), Heckantrieb und 52-kWh-Batterie 39.900 Euro fällig. Hierfür bekommt man bereits ein durchaus solide ausgestattetes Fahrzeug, welches den meisten Menschen im Alltag genügen sollte. Für die getestete Top-Variante mit 250 kW (340 PS), Allradantrieb und 79-kWh-Batterie muss man mindestens 56.900 Euro in die Hand nehmen.
Unterm Strich ist der Ford Explorer eine empfehlenswerte Alternative im Segment der elektrischen Mittelklasse-SUVs, wie auch das gute Gesamtergebnis mit der Note 1,9 bescheinigt.
Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum Ford Explorer EV Extended Range (79 kWh) Premium AWD als PDF herunterladen.
Ford Explorer: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) | Ford Explorer EV Extended Range (79 kWh) Premium AWD (ab 08/24) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 250 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 340 |
Drehmoment (Systemleistung) | 679 Nm |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 5,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 536 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 17,0 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 79,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:185,0 |
Kofferraumvolumen normal | 445 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.417 l |
Leergewicht (EU) | 2.179 kg |
Zuladung | 561 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.200 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.468 mm x 1.871 mm x 1.639 mm |
Grundpreis | 56.900 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Ford Explorer EV Extended Range (79 kWh) Premium AWD |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 2,6 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,1 m |
Wendekreis | 11,4 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 19,2 kWh/100 km, 96 g CO₂/km (well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 445 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 66,4 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2158 / 582 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 410 / 814 / 1364 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Ford Explorer EV Extended Range (79 kWh) Premium AWD (ab 08/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,7 |
Innenraum | 2,4 |
Komfort | 2,5 |
Motor/Antrieb | 1,0 |
Fahreigenschaften | 2,5 |
Sicherheit | 1,5 |
Umwelt/EcoTest | 1,4 |
Gesamtnote | 1,9 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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Text: Gabriel Kroher mit Material von SP-X