Autogas – eine umweltfreundliche Alternative?
Rund 320.000 Pkw sind mit Autogas auf Deutschlands Straßen unterwegs. Autofahrer schätzen den alternativen Antrieb aus zwei Gründen: geringe Kraftstoffkosten und niedrigere CO₂-Werte. Alles Wichtige zum Thema LPG.
Was ist Autogas bzw. LPG?
Die Kraftstoffkosten signifikant reduzieren? Das geht mit Autogas, auch bekannt unter "LPG" (Liquefied Petroleum Gas) oder Flüssiggas. Autogas ist ein unter Druck verflüssigtes Gemisch aus Propan und Butan, das bei der Erdöl- und Erdgas-Förderung sowie in Erdöl-Raffinerien anfällt.
In seiner chemischen Zusammensetzung ist es mit Benzin verwandt und kann – nach Umrüstung – in Ottomotoren eingesetzt werden. Bei atmosphärischem Druck gasförmig, geht es bei maximal 10 bar (je nach Temperatur) in den flüssigen Zustand über und kann so gespeichert werden. Da es nicht zu riechen ist, wird ein Geruchsstoff beigegeben. So werden Lecks früher bemerkt.
Nicht zu verwechseln ist Autogas mit Erdgas (CNG „Compressed Natural Gas“), das ebenfalls als alternativer Kraftstoff für Pkw angeboten wird. Autogas-Fahrzeuge können kein Erdgas tanken und auch nicht umgekehrt.
So wird Autogas getankt
Als Kraftstoffbehälter kommen spezielle Tanks – im allgemeinen Stahlbehälter – zum Einsatz. Es gibt sie zylindrisch, aber auch passend für die Reserveradmulde. Als Ersatz für das dadurch entfallende Reserverad sollte ein Pannenspray oder besser noch ein Kompressor mit Reifendichtmittel im Kofferraum deponiert werden.
Bei gleichem Tankinhalt ist mit Autogas gegenüber einem Erdgasfahrzeug eine bis zu dreifache Reichweite erzielbar. Getankt wird mit einem speziellen Füllstutzen, den man mit dem Tankanschluss des Fahrzeugs verbindet. Da der Gastank nur zu 80 Prozent gefüllt werden darf, schaltet der Tankvorgang automatisch ab. Ein 70-Liter-Tank wird also nur mit 56 Litern befüllt.
Gibt es genügend LPG-Tankstellen?
Das Tankstellennetz in Deutschland ist gut ausgebaut. Der Deutsche Verband Flüssiggas bietet eine interaktive Karte mit allen Tankstellen an. In den Niederlanden, Belgien, Italien, Frankreich, England und Polen besteht teilweise ein recht dichtes Tankstellen-Netz, im Gegensatz zu Dänemark, Österreich und der Schweiz. Eine Übersicht aller Stationen in Europa findet sich z.B. unter gas-tankstellen.de.
Im Ausland sind wegen unterschiedlicher Zapfanschlüsse stellenweise Adapter erforderlich: Der ACME-Anschluss ist vor allem in Deutschland und Belgien verbreitet, der Bajonettanschluss in den Niederlanden und der Dish-Anschluss in Italien sowie Frankreich. Tankstellen halten teilweise Adapter bereit. Bezugsadressen in Deutschland nennt unter anderem autogasadapter.de.
Kosten: Steuervorteile für Autogas
Autogas (LPG) genoss wie Erdgas (CNG) als alternativer Kraftstoff jahrelang Steuervorteile, die Begünstigung wurde jedoch stufenweise verringert und endete am 31. Dezember 2022. Seitdem sind 22,09 Cent pro Liter Steuern fällig.
Die Steuersätze von Erdgas und Autogas sind bezogen auf den Energiegehalt etwa gleich hoch und deutlich niedriger als die von Benzin und Dieselkraftstoff. Darüber hinaus kann die Nachrüstung einer Autogasanlage zu einer Reduzierung der Kfz-Steuer führen. Dies gilt jedoch nur für Pkw mit Erstzulassung ab 1. Juli 2009, für die die neue Kfz-Steuer auf CO₂-Basis gilt, bzw. für Pkw, die zwischen 5. November 2008 und 30. Juni 2009 erstmals zugelassen wurden, bei denen die neue CO₂-Steuer günstiger ist als die alte Hubraumsteuer.
Voraussetzung für die Anerkennung des Autogas-CO₂-Wertes bei nachgerüsteten Fahrzeugen ist, dass der entsprechende Wert im Abgasgutachten der Autogasanlage vermerkt ist und bei der Abnahme der Anlage in Feld V.7 der Zulassungsbescheinigung Teil I eingetragen wird. Bei Neuwagen ab Werk ist das bereits erledigt.
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Mehrverbrauch mit Autogas/LPG
Da Autogas wesentlich billiger ist als Benzin, kann sich die Umrüstung rechnen. Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich vor allem bei Vielfahrern und bei Fahrzeugen mit hohem Benzinverbrauch. Da der volumetrische Heizwert von Autogas jedoch deutlich niedriger liegt (ca. 25 Prozent) als der von Benzin, steigt der Verbrauch beim Betrieb mit Autogas je nach Motor, Autogasanlage, Gaszusammensetzung und Fahrweise um 10 bis 30 Prozent.
Bei der Kostenrechnung sollte beachtet werden, dass das Fahrzeug bei der Umrüstung nicht zu alt und in einem guten Zustand ist, damit sich die Investition amortisiert. Eine nachträgliche Umrüstung liegt zwischen 1800 und 3500 Euro.
LPG: Inspektionskosten und Prüffristen
Bei einigen Modellen können nach einer Umrüstung die Inspektionskosten steigen. Die Gründe: Es braucht zum Beispiel spezielle Zündkerzen, eine Ventilspiel-Kontrolle, und es muss eventuell Additiv nachgefüllt werden. Auskunft darüber kann die Werkstatt vor der Umrüstung geben.
Im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) wird zusätzlich eine Gas-Anlagen-Prüfung (GAP) durchgeführt. Die GAP ist außerdem auch nach jeder Reparatur der Gasanlage fällig, nach einem Unfall oder einem Fahrzeugbrand, bei dem die Gasanlage beeinträchtigt wurde. Kosten: 22 Euro im Rahmen der HU, sonst 28. Die GAP können amtlich anerkannte Sachverständige oder Prüfer für den Kraftfahrzeugverkehr, Prüfingenieure der amtlich anerkannten Überwachungsorganisationen sowie dafür anerkannte Kfz-Werkstätten durchführen.
Für Fahrzeuge, die vor dem 1. April 2006 in Verkehr gekommen sind und deren Gasanlagen-Tank nicht nach ECE R-67 genehmigt ist, gilt § 41a StVZO in der bisherigen Fassung. Das heißt, dass ältere Tanks, die noch gemäß Druckbehälterverordnung genehmigt wurden, nach zehn Jahren gesondert zu überprüfen sind, was rund 150 Euro kostet.
Gibt es Neuwagen mit LPG?
Bei alternativen Antrieben setzten die Automobilhersteller in erster Linie auf Elektro- und Hybridmodelle, die Anzahl der ab Werk angebotenen LPG-Modelle ist daher überschaubar. So gibt es diverse Dacia-Modelle mit LPG-Antrieb ab Werk, etwa den Dacia Sandero, den Dacia Duster oder den Dacia Jogger. Auch von Renault Captur und Clio gibt es LPG-Versionen. Eine aktuelle Übersicht liefert der ADAC Autokatalog.
Umrüstung auf Autogas: So geht's
Für viele kommt aber eine Umrüstung ihres Benziners infrage. Der Einbau sollte nur in qualifizierten Fachbetrieben erfolgen. Empfehlenswert sind auch Fachwerkstätten, die die seit April 2006 vorgeschriebenen Prüfungen der Gasanlagen GAP bzw. GSP durchführen dürfen. Bei der Umrüstung von Neufahrzeugen sollte man bedenken, dass Schäden, die in direktem Zusammenhang mit dem Gasbetrieb stehen, von der Sachmängelhaftung des Fahrzeugherstellers ausgeschlossen sind. Überlegenswert ist daher der Abschluss einer Garantieversicherung für Autogas-Umrüstungen.
Von Billig-Umbauten im benachbarten Ausland ist abzuraten. In der Vergangenheit kam es hier immer wieder zu Problemen bei der anschließenden Abnahme durch TÜV oder Dekra aufgrund fehlender Genehmigungsunterlagen, insbesondere des Abgasgutachtens. Ferner kann es Probleme bei Service, Wartung und Gewährleistung geben.
Wann genau sich eine Umrüstung lohnt, lesen Sie hier.
Seit 1.10.2017 können nur noch Fahrzeuge mit Autogas-Nachrüstsystem in Verkehr gebracht werden, für die eine Genehmigung nach ECE-R 115 vorliegt. Ausgenommen sind Fahrzeuge mit Abgasnorm Euro 2, D3 und D4 sowie Fahrzeuge mit Einzelbetriebserlaubnis (TSN: 000). Diese können weiterhin über Einzel-Abgasgutachten in den Verkehr gebracht werden und benötigen somit keine Genehmigung nach ECE-R 115. In Bezug auf die einzelnen Bauteile wird zwar auch in der ECE-R 115 auf die Anforderungen der ECE-R 67/1 verwiesen, darüber hinaus muss jedoch der Anlagenhersteller u.a. nachweisen, dass das Abgasverhalten des Kraftfahrzeuges durch die Nachrüstung nicht negativ beeinflusst wird.
Zusätzlich müssen jeder Gasanlage technische Handbücher für Einbauer und Benutzer beigelegt werden. Gasanlagen, die nach ECE-R 115 genehmigt wurden, erkennt man am ECE-R-115-Genehmigungsschild, das jeder Anlage vom Hersteller beigelegt ist und nach dem Einbau des Systems gut sichtbar im Fahrzeug angebracht werden muss. Um sicherzustellen, dass die Gasanlage korrekt eingebaut wurde und ein sicherer Betrieb gewährleistet ist, muss das Fahrzeug einer Gas-Systemeinbau-Prüfung (GSP) unterzogen werden. Die Kosten hierfür betragen 110 Euro.
Die GSP können amtlich anerkannte Sachverständige, Prüfer für den Kraftfahrzeugverkehr, Prüfingenieure der amtlich anerkannten Überwachungsorganisationen sowie dafür anerkannte Kfz-Werkstätten durchführen, sofern diese den Einbau der Gasanlage selbst vorgenommen haben. Nach erfolgter Prüfung ist die Nachrüstung unverzüglich der Zulassungsbehörde zu melden und die Eintragung in die Fahrzeugpapiere zu veranlassen.
Autogas: Welche Modelle lassen sich nachrüsten?
Nicht alle Motorentypen kommen mit Autogas zurecht – kritisch kann es bei den Auslassventilen werden. Renommierte Anlagen-Anbieter führen Listen der nicht nachrüstbaren Automodelle. Größere Schäden können entstehen, wenn das Fahrzeug wegen zu weicher Ventile und Ventilsitze nicht für den Betrieb mit Autogas geeignet ist.
Weil Additive im Gas zur Schmierung der Ventile fehlen und diese heißer werden, kann es zu einer Trockenreibung zwischen Ventilen und Ventilsitzen kommen, wodurch sich die Ventile in den Ventilsitz einarbeiten. Folge: Kompressionsdruckverlust und ein "Durchbrennen" der Ventile. Abhilfe verspricht der Einbau verschleißfester Ventile und Ventilsitze, der jedoch Mehrkosten in Höhe von einigen Hundert Euro mit sich bringt.
Stattdessen werden auch Additiv-Systeme, wie zum Beispiel "Flashlube", für unter 100 Euro angeboten. Das Mittel wird aus einem kleinen Tank dem Gas im Ansaugtrakt tröpfchenweise zugegeben und soll laut Hersteller den oberen Zylinder reinigen und schmieren sowie einen Schutzwall zwischen Ventilen und Ventilsitzen bilden, sodass diese kühl bleiben. Ob dadurch Schäden verhindert werden, ist bisher nicht unabhängig nachgewiesen.
Vor dem Umbau sollte man sich daher von der Fachwerkstatt ausführlich beraten lassen, um zu klären, ob das Fahrzeug für den Autogasbetrieb geeignet und ob eventuell der zusätzliche Einbau verschleißfester Ventile und Ventilsitze erforderlich ist.
Wie sicher sind Autogas-Fahrzeuge?
Wichtig ist, die Prüfintervalle und Richtlinien (siehe oben) einzuhalten. Im extremen Schadensfall sorgen Sicherheitsventile des unter 10 bar Druck stehenden Tanks für ein gezieltes Abblasen oder bei Hitzeeinwirkung (zum Beispiel beim Brand) für ein kontrolliertes Abbrennen der Gasfüllung und verhindern damit die Gefahr einer Explosion.
Bei einem 2008 vom ADAC durchgeführten Heck-Crashtest wurde die Sicherheit eines auf LPG umgerüsteten Opel Astra Caravan untersucht. Trotz der starken Verformungen des Fahrzeughecks sind die Tanks dicht geblieben und haben keinen Schaden genommen. Nach dem Crashtest wurde das beschädigte Fahrzeug zusätzlich in Brand gesetzt, um ein entsprechendes Unfallszenario zu simulieren. Explosionsgefahr bestand zu keiner Zeit, und der Überdruck konnte kontrolliert entweichen.
Dürfen Autogas-Fahrzeuge in Garagen?
Manche Tief- und Sammelgaragen verbieten immer noch die Einfahrt von Gasfahrzeugen. Das "Einstellverbot für Gasfahrzeuge" wurde in der sogenannten Garagenverordnung der Bundesländer aber längst aufgehoben – und die Neuregelung inzwischen auch von allen Bundesländern in Landesrecht umgesetzt. Gasfahrzeuge dürfen also in Garagen. Unabhängig davon stellt das Hausrecht jedoch jedem Garagenbesitzer bzw. -betreiber frei, welchen Fahrzeugen er Einfahrt gewährt und welchen nicht. Bei Bedarf sollte man auf die Neufassung der Garagenverordnung verweisen.
Autogas: Weniger CO₂-Ausstoß
Auch wenn die Emission der "limitierten Schadstoffe" (CO, HC, NOx) nicht bzw. nicht wesentlich sinkt, wird mit Autogas im Vergleich zum Benzin zumindest immer CO₂ reduziert – bis rund 10 Prozent. Im Vergleich zu Diesel und Erdgas (CNG) ist der CO₂-Ausstoß jedoch höher – ca. 2 Prozent im Vergleich zu Diesel und ca. 12 Prozent zu Erdgas.
Autogas hat gegenüber Benzin Vorteile, wenn es um eine Verminderung von Schadstoffen geht, die nicht gesetzlich limitiert sind, wie z.B. die schädlichen aromatischen Kohlenwasserstoffe.
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