Fatigue: Mit Bewegung gegen die Erschöpfung
Fatigue tritt oft gemeinsam mit chronischen Erkrankungen auf. Welche Behandlungsansätze helfen können.
Mit einem Fatigue-Tagebuch lässt sich der Alltag strukturieren
Achtsame Bewegung hilft, Kräfte zu mobilisieren
Überanstrengung sollte vermieden werden
Der Begriff Fatigue kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet einen Erschöpfungszustand, der für die Betroffenen sehr belastend ist. Sie fühlen sich körperlich, geistig und seelisch ausgelaugt, ohne dass der extremen Müdigkeit eine geistige oder körperliche Anstrengung vorangegangen wäre. Ruhe- oder Schlafphasen reichen in der Regel nicht aus, um die Abgeschlagenheit zu lindern.
Die Fatigue ist eine Begleiterscheinung von Krankheiten und Therapien und nicht mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom zu verwechseln. Letzteres ist auch als Myalgische Enzephalomyelitis oder Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) bekannt. Es handelt sich dabei um eine neuroimmunologische Erkrankung unklarer Ursache. Die Auswirkungen auf die Betroffenen ähneln sich stark. Allerdings haben Menschen mit ME/CFS neben einer schweren Fatigue zusätzlich verschiedene körperliche und neurologische Symptome wie ein starkes Krankheitsgefühl, Herzrasen, Schwindel, Blutdruckschwankungen, Muskel-, Gelenk- oder Kopfschmerzen.
Was löst eine Fatigue aus?
Verschiedene Ursachen tragen dazu bei, dass sich ein Fatigue-Syndrom entwickelt. Bei einer Krebserkrankung beispielsweise greift der Tumor in hormonelle Regelkreise und Stoffwechselprozesse ein und begünstigt das Entstehen einer Fatigue. Auch Behandlungsarten wie Bestrahlung oder Chemotherapie können dazu beitragen.
Daneben kommen chronische Erkrankungen als Ursache für eine Fatigue infrage:
Fibromyalgie (chronische Schmerzerkrankung der Muskeln)
Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) oder chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS)
Infektionen mit HIV, SARS-Cov-2 oder dem Epstein-Barr-Virus
Parkinson-Krankheit
Herz- und Lungenerkrankungen
entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie
Rheuma
Auch Depressionen, Burnout oder Angststörungen können von einer ständigen Müdigkeit begleitet sein. Nebenwirkungen verschiedener Medikamente können ebenfalls Auslöser einer Fatigue sein.
Ist Fatigue eine psychische Erkrankung?
Die Fatigue an sich ist keine psychische Erkrankung. Es ist aber möglich, dass Faktoren wie Stress oder emotionale Überforderung die Symptome verstärken. Oft führt auch die extreme Müdigkeit dazu, dass psychische Krankheitszeichen wie Angst oder Niedergeschlagenheit entstehen.
Symptome einer Fatigue
Die Krankheitszeichen können über Wochen anhalten, in manchen Fällen über Jahre. Betroffenen fehlt häufig die Kraft für einfache Aktivitäten. So fällt es ihnen oft schwer, den Alltag zu gestalten und
sind oft niedergeschlagen oder depressiv
leiden unter Energie- und Antriebslosigkeit
haben häufig Schlafstörungen oder empfinden Schlaf nicht als erholsam
zeigen einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus
können sich nicht wie gewohnt an Dinge erinnern oder haben Konzentrations- und Wortfindungsstörungen
fühlen sich durch die Muskelschwäche kraftlos
reagieren lichtempfindlich oder sensibel auf laute Geräusche
verlieren das Interesse an ihrer Umgebung oder entwickeln Ängste
Was hilft gegen Fatigue?
Eine Fatigue hat vielschichtige Ursachen, daher variieren die Therapieansätze. An erster Stelle steht die Behandlung der Grunderkrankung, sofern möglich. Nach einer erfolgreichen Tumorbehandlung klingt beispielsweise die damit verbundene Fatigue in der Regel wieder ab.
Um wieder eine Routine zu entwickeln, wird Betroffenen häufig empfohlen, Tagebuch zu führen. Darin können sie beispielsweise dokumentieren, zu welcher Tageszeit die Kraft für leichte Aktivitäten ausreicht. So lässt sich eine neue Struktur für den Tagesablauf schaffen.
Bei Fatigue-Patienten zeigt körperliche Aktivität im Alltag langfristig Wirkung. Anfangs reichen Spaziergänge oder Treppensteigen. In einer Reha-Sportgruppe können Betroffene herausfinden, welche gezielten Übungen sich eignen, um Muskulatur und Ausdauer zu stärken, ohne sich zu überanstrengen. Geeignete Sportarten sind zum Beispiel:
Yoga
Schwimmen
Krafttraining unter Anleitung
Tanzen
Unterstützen Familie und Freunde, kann das Betroffenen helfen, den Alltag leichter zu strukturieren und Kräfte zu schonen. Bei einer Krebserkrankung wird Fatigue oft auch psychotherapeutisch behandelt.
Das chronische Erschöpfungssyndrom
Das ME/CFS beginnt meist plötzlich mit grippeähnlichen Symptomen, Muskel- und Gelenkschmerzen, erhöhter Temperatur und einem gesteigerten Schlafbedürfnis. Diese halten in der Regel über eine Dauer von sechs Monaten an. Wie bei der Fatigue ist auch beim Erschöpfungssyndrom die Leistungsfähigkeit eingeschränkt.
Es stehen verschiedene Behandlungsansätze zur Verfügung. Obwohl das Erschöpfungssyndrom selten heilbar ist, bessern sich die Symptome bei vielen Patienten.
PEM: Charakteristisch für das ME/CFS
Bereits alltägliche Tätigkeiten wie Duschen, Zähneputzen oder Einkaufen führen bei manchen Betroffenen zu extremer Müdigkeit. Fachleute bezeichnen dies als Post-Exertionelle Malaise (PEM). Deutlich wird das auch bei sozialen Interaktionen: So reicht bereits die bloße Anwesenheit einer anderen Person aus, um eine unverhältnismäßige, Stunden bis Tage andauernde Verschlechterung der Erschöpfungssymptome zu verursachen.
Burnout oder Erschöpfungssyndrom?
Sind Menschen andauerndem Stress ausgesetzt, zeigt sich dies oft mit sozialem Rückzug oder einer schweren Erschöpfung. Hält dieser Zustand an und kommen weitere, für eine Depression typische Symptome hinzu, ist oft von einem Burnout die Rede. Dieser lässt sich meist gezielt psychotherapeutisch behandeln – in manchen Fällen sind Veränderungen im beruflichen oder sozialen Umfeld nötig. Das chronische Erschöpfungssyndrom hingegen lässt sich nicht heilen, sondern lediglich lindern.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
ONKO-Internetportal: Fatigue bei Krebs – Überblick. Stand 09/2022, unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/fatigue-bei-krebs.html (Abruf: 04.12.2024)
Deutsche Fatigue-Gesellschaft: Die Erkrankung Fatigue: Symptome, Behandlung, Umgang; unter: https://deutsche-fatigue-gesellschaft.de/ (Abruf: 04.12.2024)
Pschyrembel.online: Fatigue, Stand 11/2021; unter https://www.pschyrembel.de/Fatigue/K0R64 (Abruf: 04.12.2024)
Pschyrembel.online: Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS), Stand 08/2024; unter: https://www.pschyrembel.de/Chronisches%20Fatigue-Syndrom/K0772/doc/(Abruf: 04.12.2024)
Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e. V.: Was ist ME/CFS? Stand 05/2021; unter https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/ (Abruf: 04.12.2024)