Depression – mehr als ein Gefühl der Traurigkeit

Eine junge frau mit Depressionen sitzt im Schlafzimmer auf dem Boden.
Depressionen sind mit einer tiefen Traurigkeit und dem Gefühl der Ausweglosigkeit verbunden© iStock.com/pocketlight

Bei einer Depression halten traurige und negative Gefühle über mehrere Wochen oder Monate an. Welche Warnzeichen es gibt und was gegen die Erkrankung helfen kann.

  • Eine der häufigsten psychischen Erkrankungen

  • Typisch: Traurigkeit, Antriebslosigkeit, innere Leere

  • Mit Medikamenten und Psychotherapie oft gut behandelbar

Phasen, in denen man sich niedergeschlagen oder sogar verzweifelt fühlt, gehen bei den meisten Menschen nach einiger Zeit vorüber. Das ist bei einer Depression anders: Negative Gedanken, Freud- und Hoffnungslosigkeit bestimmen über Wochen, Monate oder Jahre das gesamte Leben der Betroffenen. Sie sehen keine Möglichkeit, sich aus ihrer Situation zu befreien.

Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Krankheiten. Bis zu 20 Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens, Frauen öfter als Männer. Eine Depression kann in jedem Lebensalter auftreten, auch bei Kindern. Der Erkrankungsgipfel liegt bei einem Alter von 30 bis 40 Jahren.

Was sind die Symptome einer Depression?

Eine Depression verläuft bei den meisten Menschen in Schüben, sogenannten Episoden. Die drei Hauptsymptome einer depressiven Episode sind:

  • Gedrückte, niedergeschlagene Stimmung

  • Interessensverlust, Freudlosigkeit

  • Antriebslosigkeit bis hin zur Apathie

Häufig kommen psychische und körperliche Beschwerden hinzu:

  • Innere Leere

  • Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit

  • Quälende Sorgen und Ängste

  • Selbstzweifel, Verlust des Selbstwertgefühls

  • Schuldgefühle

  • Suizidgedanken

  • Konzentrationsschwierigkeiten, verringertes Denkvermögen

  • Verlangsamte Bewegungen, starre Mimik, monotone, langsame Sprechweise mit langen Pausen

  • Schlafstörungen

  • Anhaltende Erschöpfung

  • Appetitstörungen

  • Schmerzen ohne erkennbare Ursache

  • Atembeschwerden

  • Druckgefühl auf der Brust

  • Tinnitus

  • Nachlassendes sexuelles Interesse

Leichte oder schwere Depressionen

Ärztinnen und Ärzte beurteilen die Schwere einer Depression nach Anzahl der Haupt- und Zusatzsymptome:

  • Leichte Depression: zwei Haupt- und zwei Zusatzsymptome

  • Mittelgradige Depression: zwei Haupt- und drei bis vier Zusatzsymptome

  • Schwere Depression (englisch: major depression): drei Haupt- und mindestens vier Zusatzsymptome

Eine Erkrankung – viele Gesichter

Es gibt verschiedene Formen von Depressionen. Die häufigsten sind die unipolare Depression mit einzelnen oder wiederkehrenden depressiven Episoden sowie die bipolare Depression. Bei manisch-depressiven Menschen wechseln sich depressive Episoden mit manischen Episoden ab. Betroffene sind in diesen Phasen nicht traurig, sondern empfinden ein intensives Hochgefühl mit übersteigerter guter Laune, einem ausgeprägten Tatendrang und einem verminderten Risikobewusstsein bis hin zum Größenwahn.

Andere bekannte Depressionsformen sind die Wochenbettdepression (postpartale Depression) und die Winterdepression. Von einer Altersdepression sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn die betroffene Person über 65 Jahre alt ist.

Ältere Frau sitzt alleine und traurig blickend am Fenster
Ältere Menschen sind besonders häufig von Depressionen betroffen© iStock.com/delihayat

Wie verläuft eine Depression?

Eine Depression verläuft individuell unterschiedlich. Bei vielen Menschen kommt es nur zu einer einzigen depressiven Episode. Etwa jede zweite Person erleidet einen oder mehrere Rückfälle (rezidivierende Depression). Meist nehmen depressive Episoden unter einer Behandlung innerhalb weniger Monate ab.

Bei etwa einem Drittel aller Betroffenen geht die Erkrankung in eine chronische Depression über. Die Beschwerden halten dabei über sehr lange Zeit oder sogar dauerhaft an. Die Symptome können gleichbleibend stark sein oder in ihrer Ausprägung schwanken.

Die 5 Phasen einer Depression

Häufig ist im Zusammenhang mit einer Depression von fünf Krankheitsphasen die Rede. Das Modell ist jedoch wissenschaftlich nicht belegt.

  • Phase 1: negative Gedanken

  • Phase 2: veränderter Appetit

  • Phase 3: verändertes Schlafverhalten

  • Phase 4: Selbstvorwürfe und Schuldgefühle

  • Phase 5: Suizidgedanken und -handlungen

Eine Depression ist ein sehr komplexes Krankheitsbild, das bei jedem Menschen unterschiedlich verläuft und keinem festen Muster folgt.

Ursachen einer Depression

Es ist nicht vollständig geklärt, warum manche Menschen an einer Depression erkranken. Vermutlich wirken dabei verschiedene Faktoren zusammen. Eine wichtige Rolle spielen:

  • eine genetische Veranlagung

  • ungünstige Einflüsse während der Kindheit (z. B. ein ängstlich-fürsorglicher Erziehungsstil, Verlust eines Elternteils, gestörte Mutter-Kind-Beziehung)

  • große emotionale Belastungen, Stress und Überforderung

  • bestimmte körperliche Erkrankungen, insbesondere chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Schlaganfall

  • psychische Erkrankungen, z. B. Angst- und Persönlichkeitsstörungen

  • Lichtmangel (Winterdepression, Winterblues)

  • Hormonelle Veränderungen (z. B. Wochenbettdepression, Wechseljahre)

  • ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn

  • einige Medikamente

  • Mangel an sozialen Kontakten

  • Drogenmissbrauch

Sind Depressionen vererbbar?

Eine Depression ist keine Erbkrankheit, allerdings beeinflussen die Gene die Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken. Aufgrund dieser genetischen Veranlagung treten Depressionen in manchen Familien gehäuft auf.

Diagnose: Tests bei Depression

Im Internet werden verschiedene Selbsttests angeboten. Diese können eine erste Einschätzung liefern, ob depressive Symptome vorhanden sind, sie ersetzen aber nicht die ärztliche Diagnose.

Die Ärztin oder der Arzt fragt bei der Untersuchung vor allem nach typischen Beschwerden, die auf eine Depression hindeuten können. Häufig kommen dabei ergänzend Fragebögen zum Einsatz. Mit diesen Tests können nicht nur die Beschwerden, sondern auch ihre Stärke erfasst werden. Um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, ist häufig eine körperliche Untersuchung erforderlich.

Behandlung bei Depressionen

Die Depression ist eine schwerwiegende Erkrankung, die ärztlich behandelt werden sollte. Viele Betroffene nehmen aus Schamgefühl oder Unwissenheit keine Hilfe in Anspruch und bleiben in ihrer scheinbar ausweglosen Situation gefangen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass Depressionen dank moderner Behandlungsmethoden in vielen Fällen gut zu behandeln sind.

Sind Depressionen heilbar?

Insbesondere nach einer einzelnen depressiven Episode sind die Heilungschancen hoch. Bei einer wiederkehrenden oder chronischen Depression lindert eine Therapie die Symptome und kann die Lebensqualität deutlich verbessern.

Zu den wichtigsten Behandlungsmaßnahmen zählen Medikamente (Antidepressiva) sowie eine Psychotherapie. Bei einer leichten Depression gilt die Psychotherapie als wirksamer, bei schweren Depressionen kommt in der Regel beides zum Einsatz.

Ärztinnen und Ärzte unterscheiden drei Behandlungsphasen:

  • Die Akuttherapie beginnt im Idealfall mit dem Auftreten der ersten Symptome und wird fortgeführt, bis die Beschwerden deutlich abgeklungen sind. In den meisten Fällen dauert das vier bis acht Wochen.

  • Die anschließende Erhaltungstherapie dient dazu, einen Rückfall zu verhindern und den Zustand der Betroffenen weiter zu stabilisieren.

  • Sind die depressiven Symptome vollständig abgeklungen, beginnt die Wiedererkrankungsvorsorge. Sie soll langfristig weitere depressive Episoden verhindern

Rückfall oder Wiedererkrankung?

Ärztinnen und Ärzte sprechen bei Depressionen von einem Rückfall, wenn die Symptome erneut aufflammen, bevor sie vollständig abgeklungen sind. Hat sich die Stimmung der Betroffenen hingegen vollständig normalisiert und es kommt zu einer weiteren depressiven Episode, wird dies als Wiedererkrankung bezeichnet.

Hilfestellungen für Angehörige

Eine Depression kann auch für Familienangehörige und Freunde der betroffenen Person zu einer großen Belastung werden. Sie stehen der Erkrankung hilflos gegenüber und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.

Erkrankte sollten unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Versuchen Sie deshalb, die Person mit Geduld und Mitgefühl davon zu überzeugen, ohne sie aber zu sehr zu bedrängen und unter Druck zu setzen. Bieten Sie Ihre Begleitung zum Arztbesuch an und erinnern Sie die betroffene Person daran, dass sich Depressionen gut behandeln lassen.

Wenn Sie sich selbst überlastet und überfordert fühlen, wenden Sie sich an eine Ärztin oder einen Arzt und lassen Sie sich beraten. Auch Selbsthilfegruppen sind für viele Angehörige eine wertvolle Anlaufstelle – ebenso wie für die Betroffenen.

Nehmen Sie Betroffene ernst, bleiben Sie geduldig und vermeiden Sie Vorwürfe und gut gemeinte Ratschläge. Depressive Menschen sind nicht in der Lage, ihre Probleme selbst in den Griff zu bekommen, auch wenn dies aus objektiver Sicht schwer nachvollziehbar ist.

Suizid

Depressionen gehen mit einem hohen Suizidrisiko einher, da Betroffene ihre Situation als unerträglich empfinden und nicht daran glauben, dass man ihnen helfen kann. Nehmen Sie entsprechende Ankündigungen immer ernst. Auch Andeutungen wie "Es hat alles gar keinen Sinn mehr" können auf ein erhöhtes Suizidrisiko hindeuten.

Sprechen Sie die Person auf das Thema an, versuchen Sie dabei, möglichst ruhig und sachlich zu bleiben. Für viele Betroffene ist es erleichternd, darüber sprechen zu können.

Suchen Sie unbedingt ärztliche Hilfe, entweder in einer Praxis oder einer Klink, im Zweifelsfall auch beim Notfalldienst.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.