Produziert die Schilddrüse nicht ausreichend Hormone, spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion. Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Hormonsystems. Müdigkeit, Antriebslosigkeit und trockene Haut sind mögliche Symptome Häufige Ursache ist Hashimoto-Thyreoiditis Die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen lindert die Beschwerden Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion haben oft über Jahre wechselnde, belastende Symptome, die sich nur schwer zuordnen lassen. Viele fühlen sich ständig müde, schwach und kurzatmig. Andere frieren schnell, neigen zu Verstopfung oder legen trotz normaler Nahrungsmengen an Gewicht zu. Die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis kann der Ursprung einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Was ist eine Hypothyreose? Der medizinische Fachbegriff für die Unterfunktion der Schilddrüse lautet Hypothyreose. Die Schilddrüse stellt in diesem Fall weniger Hormone her als der Körper benötigt. Das schmetterlingsförmige Organ unter dem Kehlkopf ist eine der wichtigsten Hormondrüsen des Körpers. Es produziert die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die sich auf zahlreiche Organe und Körperfunktionen auswirken. Unter anderem kurbeln sie den Stoffwechsel und die Wärmeproduktion des Körpers an, steigern Puls und Blutdruck und aktivieren das Nervensystem. Im Umkehrschluss fühlen sich Personen mit einer Schilddrüsenunterfunktion häufig müde und energielos. Hashimoto und andere Ursachen Hinter einer Schilddrüsenunterfunktion können sich verschiedene Ursachen verbergen. Relativ häufig ist die sogenannte Autoimmunthyreoiditis (AIT) oder Hashimoto-Thyreoiditis, kurz Hashimoto. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, also um eine Fehlleitung des Abwehrsystems. Die Immunzellen greifen körpereigenes Schilddrüsengewebe an, was eine chronische Entzündung der Schilddrüse (Thyreoiditis) auslöst. Bei einigen Betroffenen wird das Gewebe so stark zerstört, dass die Schilddrüse ihre Arbeit immer weiter einstellt. Eine Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich insbesondere im mittleren Lebensalter (etwa zwischen 30 und 50 Jahren), kommt aber auch bei Kindern und älteren Menschen vor. Frauen erkranken häufiger als Männer. Bei einigen bricht die Erkrankung nach der Geburt eines Kindes aus (Postpartum-Thyreoiditis). Daneben gibt es weitere Einflüsse und Belastungen, die die Schilddrüse in ihrer Funktion stören können: Langfristiger Jodmangel (betrifft vor allem Menschen in Entwicklungsländern) Schäden an der Schilddrüse durch eine Operation oder Strahlentherapie Nebenwirkungen oder Fehldosierungen von Medikamenten, zum Beispiel eine zu hoch eingestellte Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion Eine akute Entzündung der Schilddrüse, zum Beispiel durch Bakterien (selten) Manchmal kommen Kinder bereits mit einer Schilddrüsenunterfunktion zur Welt, in seltenen Fällen fehlt die Schilddrüse sogar komplett. Diese angeborene Hypothyreose wird normalerweise im Rahmen des Neugeborenen-Screenings festgestellt und rasch behandelt. Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion Eine Schilddrüsenunterfunktion macht sich durch unterschiedliche körperliche und psychische Symptome bemerkbar. Viele Beschwerden entwickeln sich erst allmählich, sodass die Betroffenen lange Zeit nichts bemerken oder sie zum Beispiel als depressive Episode, Wechseljahresbeschwerden oder Zeichen des Älterwerdens interpretieren: Müdigkeit und Antriebslosigkeit Kurzatmigkeit und Schwächegefühl Merk- und Konzentrationsstörungen Verlangsamte Bewegungen und Reflexe Gewichtszunahme Kälteempfindlichkeit Langsamer Puls (Bradykardie) Angeschwollenes Gesicht Trockene, verdickte Haut Stumpfes, schütteres Haar Verstopfung Bei Frauen: Menstruationsstörungen und Fruchtbarkeitsprobleme Bei Männern: Erektionsstörungen Bei Kindern: Wachstums- und Entwicklungsstörungen Bei Hashimoto weitere Symptome möglich Viele Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis haben lange Zeit keine Beschwerden. Gleichzeitig verläuft die Autoimmunerkrankung oft in Schüben. Bekämpft das Immunsystem in einem bestimmten Zeitraum das Schilddrüsengewebe besonders stark, spricht man von einem Hashimoto-Schub. Zu Beginn der Erkrankung oder während eines Schubes spüren manche Betroffene ein leichtes Drücken oder Schmerzen im Bereich der Schilddrüse. Paradoxerweise können vorübergehend auch Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten (zum Beispiel Unruhe, Herzrasen, Gewichtsabnahme und Durchfall). Das liegt daran, dass die angegriffenen Schilddrüsenzellen binnen kurzer Zeit große Mengen vorproduzierter Hormone freisetzen, wenn sie zugrunde gehen. Manche Hashimoto-Betroffene leiden unter Muskel- und Gelenkschmerzen ("Schmerzen überall"). In der Folge entwickeln sich bei einer Hashimoto-Thyreoiditis in seltenen Fällen Beschwerden der Augen (endokrine Orbitopathie) und neurologische Symptome (Hashimoto-Enzephalopathie). Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion Typische Symptome wie Müdigkeit, Energielosigkeit, Gewichtszunahme und Kältegefühl erwecken meist den Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto-Thyreoiditis. Der Arzt oder die Ärztin erfragt, seit wann die Beschwerden bestehen, welche Vorerkrankungen es gibt und ob Sie Medikamente einnehmen. Bei der körperlichen Untersuchung wird der Bereich der Schilddrüse auf Auffälligkeiten (Vergrößerung, Verkleinerung oder tastbare Knoten) abgetastet. Entscheidend für die Schilddrüsen-Diagnostik ist eine Blutuntersuchung. Dabei können folgende Werte bestimmt werden: Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) Freies Trijodthyronin (fT3) Freies Thyroxin (fT4) bestimmte Schilddrüsen-Antikörper (TPO-AK und Tg-AK) Ergänzend hilft eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse, Veränderungen zu sehen. Auch die genaue Größe kann gemessen werden: Bei Hashimoto ist die Schilddrüse zu Beginn oft vergrößert, im weiteren Verlauf schrumpft sie. Auch Zysten und Knoten werden im Ultraschall sichtbar. Für eine tiefergehende Diagnostik erhalten Sie gegebenenfalls eine Überweisung in eine Fachpraxis für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen (Endokrinologie). Schilddrüsenunterfunktion: Behandlung Die Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion orientiert sich zunächst an den jeweiligen Beschwerden: Liegt etwa der TSH-Wert im Grenzbereich oder ist nur leicht erhöht (latente Hypothyreose), ist keine medikamentöse Therapie notwendig – solange die betroffene Person sich wohlfühlt. In dem Fall reicht es aus, die Schilddrüsenwerte zu beobachten. Oft geht ein vorübergehend erhöhter TSH-Spiegel binnen weniger Monate von allein wieder in den Normalbereich zurück. Besteht jedoch eine Schilddrüsenunterfunktion, die Beschwerden verursacht, verschreibt die Ärztin oder der Arzt ein hormonell wirksames Medikament, das die fehlenden Schilddrüsenhormone ersetzt: Levothyroxin oder L-Thyroxin. Fachleute sprechen von einer Hormonsubstitution. L-Thyroxin entspricht dem körpereigenen Hormon T4. Es ist das weniger wirksame, aber langlebigere der beiden Schilddrüsenhormone. Der Körper kann bei Bedarf das kurzfristig wirksame T3 daraus herstellen. Die Dosierung der Schilddrüsenmedikamente hängt unter anderem von Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Vorerkrankungen und der Ausprägung der Schilddrüsenunterfunktion ab. Besonders bei älteren und vorerkrankten Menschen startet die Therapie oft mit einer sehr geringen Dosis und wird in Sechs-Wochen-Schritten so lange angepasst, bis der TSH-Wert im Normbereich ist. Leben mit Hashimoto und Unterfunktion Bei einer medikamentös gut eingestellten Schilddrüsenunterfunktion bessern sich typische Symptome wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit meist innerhalb von zwei bis drei Monaten. Langfristig normalisieren sich auch Stoffwechsel, Haut- und Haarstruktur sowie eventuelle Fruchtbarkeitsprobleme. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um eine Über- oder Unterdosierung von L-Thyroxin zu vermeiden. Jod ist der wichtigste Baustoff für die Schilddrüsenhormone T3 und T4. Vorbeugend und begleitend sollte die Schilddrüse mit ausreichend Jod versorgt werden – zum Beispiel über Fisch, Milchprodukte, Algen oder jodiertes Speisesalz. Besonders vegetarisch und vegan lebende Menschen sollten auf eine ausreichende Jodversorgung achten. Bei Hashimoto ist Vorsicht geboten: Es gibt Hinweise darauf, dass eine Überversorgung mit Jod (etwa durch Nahrungsergänzungsmittel oder Algen mit hohem Jodgehalt) die Autoimmunreaktion verstärkt. Für Schwangere und Stillende ist eine ausreichende Jodversorgung besonders wichtig – auch bei Hashimoto. Darüber hinaus kann es notwendig sein, die Dosierung der Schilddrüsenhormone in der Schwangerschaft anzupassen. Halten Sie frühzeitig Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr. Autorin: Nica Trappe, Medizinredakteurin