Rheuma: Nicht nur eine Gelenkerkrankung

Eine Frau -mit von Rheuma verformten Fingern- Blumen
Rheuma macht sich oft an typischen Verformungen der Hände und Finger bemerkbar© iStock.com/Jodi Jacobson

Rheuma ist ein Oberbegriff für über 100 Erkrankungen. Welche rheumatischen Erkrankungen es gibt, mögliche Symptome und wie sie behandelt werden.

  • Rheuma kann in jedem Alter auftreten

  • Die meisten rheumatischen Erkrankungen betreffen den Bewegungsapparat

  • Gesunde Ernährung hat einen positiven Einfluss

Viele Menschen verbinden den Begriff Rheuma mit einer schmerzhaften Gelenkerkrankung. Damit meinen sie eigentlich eine bestimmte Form von Rheuma, die rheumatoide Arthritis. Rheuma ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Oberbegriff, hinter dem sich mehr als 100 verschiedene rheumatische Krankheiten mit unterschiedlichen Symptomen verbergen. Ärztinnen und Ärzte sprechen deshalb häufig von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

Rheuma – was ist das eigentlich?

Rheuma kann bei Kindern und Erwachsenen auftreten. Die verschiedenen Erkrankungen betreffen sehr häufig den Stütz- und Bewegungsapparat, also Knochen, insbesondere die Gelenke, sowie Sehnen und Muskeln. Aber auch das Bindegewebe, die Blutgefäße oder die inneren Organe können betroffen sein. Fachleute teilen rheumatische Erkrankungen in verschiedene Gruppen ein.

Die vier Hauptgruppen des rheumatischen Formenkreises
Rheumatischen Erkrankungen werden in vier Hauptgruppen eingeteilt© ADAC e.V.

Dabei handelt es sich um Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem körpereigene Gewebe und Organe angreift. Am häufigsten ist die rheumatoide Arthritis, welche die Gelenke betrifft. Weitere wichtige Erkrankungen dieser Gruppe sind

  • Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) mit Befall der Wirbelsäule

  • Psoriasis-Arthritis, eine chronische Entzündung von Gelenken und Sehnen, die bei Menschen mit Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten kann

  • Kollagenosen wie der Lupus Erythematodes, bei denen das Immunsystem das Bindegewebe angreift und die somit den gesamten Körper betreffen können

  • Vaskulitiden wie das Kawasaki-Syndrom oder die Wegener Granulomatose, bei denen sich die Blutgefäße entzünden

  • Juvenile idiopathische Arthritis, eine chronische Gelenkentzündung bei Kindern und Jugendlichen

Diese Gruppe umfasst die Arthrosen, also chronische Gelenkerkrankungen, bei denen der Gelenkknorpel verschleißt. Besonders Knie, Hüfte, Finger, Zehen und Wirbelsäule können betroffen sein. Im Gegensatz zur Arthritis ist eine Arthrose keine entzündliche Erkrankung.

Zu dieser Gruppe gehören chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates, die mit Schmerzen im Bereich der Muskeln, Sehne, Bänder und Schleimbeutel sowie des Binde- und Fettgewebes einhergehen, u.a.:

  • Chronische Rückenschmerzen

  • Sehnenansatzreizungen wie der Tennisarm

  • Sehnenscheidenentzündungen

  • Nervenentzündungen wie das Karpaltunnelsyndrom

  • Schleimbeutelentzündungen

  • Fibromyalgie, eine Erkrankung unbekannter Ursache, die mit chronischen Schmerzen im Bereich von Muskeln und Gelenken einhergeht

  • Pannikulose, eine Entzündung des Binde- und Fettgewebes unter der Haut

Zu den Stoffwechselerkrankungen, die mit rheumatischen Symptomen einhergehen, zählen unter anderem

  • Gicht, bei der die Ablagerung von Harnsäurekristallen zu starken Schmerzen, Schwellungen und Rötungen im Bereich der Gelenke führt

  • Hämochromatose, eine Eisenstoffwechselstörung, bei der sich Eisen im Gewebe ablagert, was im Bereich der Gelenke zu Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen führt

  • Erkrankungen, die mit einem gestörten Knochenstoffwechsel einhergehen, z. B. eine Überfunktion der Nebenschilddrüse oder Schilddrüse, Osteoporose und Osteomalazie

Symptome bei Rheuma

Die Beschwerden bei Rheuma sind vom jeweiligen Krankheitsbild abhängig. Typisch für viele Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bzw. Steifigkeit im betroffenen Bereich sowie Anzeichen einer Entzündung, also Schwellung, Rötung und Überwärmung. Manche Menschen haben während eines Rheumaschubs, also einer besonders aktiven Krankheitsphase, auch Fieber.

Die rheumatische Hand

Die Hände und Finger sind bei Rheuma besonders häufig und offensichtlich betroffen: Die chronische Entzündung und Zerstörung der Gelenke führt zu erkennbaren Verformungen. Typisch sind starke Schwellungen einzelner Gelenke oder ganzer Finger (sogenannte Wurstfinger), dauerhaft überstreckte oder gebeugte Fingergelenke, Achsenabweichungen von Fingern und Fingergliedern (z. B. seitliches Abspreizen), knöcherne Verbreiterungen (bei Arthrose) und die Bildung von Rheumaknoten. Das sind kleine, harte Knötchen unter der Haut, in denen sich Abwehrzellen ansammeln.

Ursachen von Rheuma

Auch die Ursachen unterscheiden sich je nach Art der rheumatischen Erkrankung. Alle chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zählen zu den Autoimmunerkrankungen. Viele degenerative Prozesse und chronische Schmerzsyndrome gehen auf Über- oder Fehlbelastungen, Gelenkfehlstellungen sowie Verletzungen zurück. Verschleißerscheinungen sind darüber hinaus auch Folge des natürlichen Alterungsprozesses und des Lebensstils (z. B. Übergewicht). Stoffwechselerkrankungen können erblich bedingt sein, durch andere Erkrankungen oder Medikamente ausgelöst werden oder auch mit dem Lebensstil und der Ernährung im Zusammenhang stehen.

So stellt der Arzt die Diagnose

Um Rheuma festzustellen, sind vor allem die Krankengeschichte und eine gründliche körperliche Untersuchung wichtig. Bestimmte Anzeichen wie Rheumaknoten oder Gelenkschwellungen lassen sich häufig bereits mit dem bloßen Auge erkennen. Außerdem sind die Blutwerte bei Rheuma relevant. Die Entzündungswerte sind insbesondere bei chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen erhöht. Häufig lassen sich bestimmte Auto-Antikörper, also Antikörper gegen körpereigene Strukturen, im Blut nachweisen. Veränderungen an den inneren Organen und Geweben können Ärztinnen und Ärzte mittels bildgebender Verfahren wie Ultraschall, Röntgenaufnahme, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.

Selbsttest bei Rheuma

Im Internet findet man verschiedene Rheuma-Selbsttests. Bedenken Sie dabei, dass ein solcher Test immer nur Hinweise darauf liefern kann, ob eine rheumatische Erkrankung vorliegt oder nicht. Er ersetzt nicht den Besuch in der ärztlichen Praxis.

Behandlung von Rheuma

Bei rheumatischen Erkrankungen ist eine schnelle Behandlung wichtig, da die betroffenen Organe und Gewebe auf Dauer irreparabel geschädigt werden. Wie die Therapie genau aussieht, hängt von der jeweiligen Erkrankung ab. Zu den häufigen Maßnahmen zählen:

  • Schmerzmedikamente

  • Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen und dadurch Entzündungsprozesse eindämmen, z. B. Glukokortikoide oder Methotrexat

  • Bewegungs- und Physiotherapie, um die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern

  • Ergotherapie, die Betroffene dabei unterstützt, ihren Alltag mit der Erkrankung besser zu bewältigen

  • Ernährungstherapie/Ernährungsberatung

  • Operationen (z.B. Gelenkersatz bei Arthrose)

  • Hilfsmittel wie Gehstöcke oder Bandagen

Bei einigen Krankheitsbildern kommen zusätzlich spezifische Medikamente oder Behandlungsmethoden zum Einsatz, zum Beispiel

  • Eisenbinder und Aderlass bei einer Hämochromatose

  • Medikamente, die den Harnsäurespiegel senken bei Gicht

  • Medikamente, die den Knochenstoffwechsel beeinflussen bei Osteoporose

Ist Rheuma heilbar?

Die meisten rheumatischen Erkrankungen verlaufen chronisch. Sie sind also nicht heilbar, oft aber gut behandelbar.

Lebenserwartung bei Rheuma

Wie hoch die Lebenserwartung ist, hängt von der jeweiligen rheumatischen Erkrankung ab, sie ist aber häufig verringert. Bei einer rheumatoiden Arthritis ist sie beispielsweise im Schnitt um zehn Jahre niedriger als bei gesunden Menschen. Grund dafür ist, dass die Erkrankung nicht nur die Gelenke schädigt, sondern auch innere Organe, insbesondere das Herz und die Blutgefäße.

Was ist bei der Ernährung wichtig?

Eine gesunde Ernährung spielt bei rheumatischen Erkrankungen eine wichtige Rolle.

  • Essen Sie so wenig rotes Fleisch wie möglich, weil es das Risiko führ rheumatische Erkrankungen erhöht. Bei Gicht kann es in größeren Mengen einen Schub auslösen.

  • Auch Eier sollten Menschen mit Gicht nur in geringen Mengen genießen.

  • Essen Sie viel Fisch (vor allem Seefisch) und Meeresfrüchte und verwenden Sie zum Kochen bevorzugt pflanzliche Fette. Die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend.

  • Verwenden Sie zum Kochen bevorzugt pflanzliche Fette.

  • Reichlich Obst und Gemüse helfen, den bei vielen Rheumakranken erhöhten Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen zu decken.

  • Setzen Sie bei Brot bevorzugt auf Vollkornprodukte, es enthält mehr Nährstoffe als Weißmehl.

  • Milchprodukte sind bei Rheuma nicht tabu, allerdings nur in Maßen und möglichst fettarm.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.