Diagnose Morbus Crohn: Wichtige Infos und Tipps für Alltag und Reise

Eine Frau ist bei Ihrer Ärztin im Sprechzimmer
Morbus Crohn geht häufig mit krampfartigen Bauchschmerzen einher© iStock.com/FluxFactory

Morbus Crohn ist eine schubförmig verlaufende, chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Was Betroffene wissen sollten.

  • Beginnt oft im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter

  • Häufigkeit und Schwere der Schübe sehr variabel

  • Oft müssen Teile des Darms operativ entfernt werden

Bei Morbus Crohn, auch Crohn-Krankheit genannt, ist die Schleimhaut des Verdauungstrakts entzündet. Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) verläuft in Schüben. Die Entzündungsherde können im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten – von der Mundhöhle bis zum Enddarm. Morbus Crohn ist keine Infektionskrankheit und daher nicht ansteckend.

In Deutschland erhalten jährlich ungefähr sechs von 100.000 Menschen die Diagnose Morbus Crohn, darunter etwa 1500 Kinder. Die meisten Betroffenen sind zwischen 15 und 35 Jahre alt.

Ursachen von Morbus Crohn

Die Ursachen von Morbus Crohn sind noch nicht abschließend geklärt. Ein bestätigter Risikofaktor ist das Rauchen. Vermutlich spielen auch andere Umwelteinflüsse eine Rolle, ebenso wie eine genetische Veranlagung. Zwar ist Morbus Crohn nicht vererbbar, die Krankheit tritt jedoch familiär gehäuft auf. Geschwister von Betroffenen haben beispielsweise ein 30-fach höheres Erkrankungsrisiko.

Wie es zu der chronischen Entzündungsreaktion kommt, ist noch nicht gänzlich geklärt. Fachleute vermuten, dass das Immunsystem fehlgesteuert ist und daher falsch auf die Bakterien der Darmflora reagiert. Dies führt zu entzündlichen Prozessen, die die Barrierefunktion des Darms stören. Die Darmbakterien können dadurch in die Darmschleimhaut eindringen, was die Entzündung weiter vorantreibt.

Symptome bei Morbus Crohn

Typische Symptome bei Morbus Crohn sind:

  • Bauchschmerzen

  • Kolikartige Schmerzen im rechten Unterbauch

  • Durchfall, meist ohne Blutbeimengung

  • Verstopfung

  • Blähungen

  • Gewichtsverlust

  • Fieber

  • Wachstumsverzögerungen bei Kindern

  • Mangelerscheinungen

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit

Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa ist ebenfalls eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Sie unterscheidet sich jedoch in einigen Aspekten von Morbus Crohn. Das gilt nicht nur für die Symptome, sondern auch für das Befallsmuster: Während Morbus Crohn vor allem den Dünndarm betriff, entzünden sich bei Colitis ulcerosa meist Dick- und Enddarm. Bei Colitis ulcerosa ist die gesamte Schleimhaut des betroffenen Darmabschnitts entzündet, während bei Morbus Crohn die Entzündungsherde von gesundem Gewebe umgeben sind. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale beider Erkrankungen zusammen.

Symptome

Morbus Crohn

Colitis ulcerosa

Dünndarmbefall

meistens

selten

Dickdarmbefall

oft

immer

Enddarmbefall

selten

immer

Entzündungsmuster

einzelne Herde

gesamte Schleimhaut

Tiefe der Entzündung

die ganze Darmwand

nur die Schleimhaut

Befall anderer Organe

häufig

selten

Fieber

häufig

selten

Bauchschmerzen

meistens

häufig

Durchfall

meistens, nur selten blutig

meistens, häufig blutig

Gewichtsverlust

häufig

selten

Wachstumsverzögerung

häufig

selten

Symptome bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Morbus Crohn vs. Colitis ulcerosa Entzündungsherde im Vergleich
Typisches Befallmuster bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.© ADAC e.V.

Begleiterkrankungen bei Morbus Crohn

Durch die chronische Entzündung kann Morbus Crohn zu Komplikationen im Bereich des Magen-Darm-Trakts führen. Dazu zählen:

  • Fisteln (röhrenförmige Verbindung zwischen dem Darm und benachbarten Organen oder der Haut)

  • Abszesse

  • Darmverengungen (Stenosen) oder Darmverschluss

  • Darmdurchbruch

  • Schwere Darmblutungen

  • Entzündungen des Bauchfells

  • Darmkrebs

  • Auch andere Organe können in Mitleidenschaft geraten. Typisch sind zum Beispiel:

  • Hauterkrankungen wie das Erythema nodosum (akute Hautentzündung mit schmerzhaften Knoten in der Unterhaut)

  • Entzündungen der Augen, z. B. der Iris, der Hornhaut oder der Bindehaut

  • Entzündungen der Gelenke (Arthritis)

  • Fettleber

  • Entzündung der Gallenwege

Wie viele chronische Erkrankungen führt Morbus Crohn häufig zu psychischen Problemen wie depressiven Verstimmungen oder Angstzuständen.

Diagnose von Morbus Crohn

Die Diagnose erfolgt aufgrund typischer Symptome sowie der Ergebnisse verschiedener Untersuchungen: Blutwerte, Stuhlprobe, Ultraschalluntersuchung des Bauches. Häufig ist eine Darmspiegelung, seltener eine Magnetresonanztomografie erforderlich.

Selbsttest bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen?

Im Handel werden verschiedene Selbsttests auf Colitis ulcerosa und Morbus Crohn angeboten. Allerdings ist die Diagnostik bei CED sehr komplex und es gibt keinen einzelnen Test, der die Erkrankungen sicher nachweisen kann. Ein Selbsttest kann also bestenfalls Hinweise auf die Erkrankung liefern, ersetzt aber keinesfalls eine umfassende ärztliche Diagnostik.

Ist Morbus Crohn heilbar?

Morbus Crohn ist nicht heilbar, die Beschwerden lassen sich jedoch lindern. Welche Maßnahmen notwendig sind, um den Entzündungsprozess auszubremsen, hängt von der Schwere der Symptome und dem betroffenen Darmabschnitt ab.

Die Behandlung von Morbus Crohn erfolgt in der Regel mit Medikamenten. Dazu zählen entzündungshemmende Cortison-Präparate (Steroide), Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva) sowie Antikörper, die bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe unwirksam machen. Manchmal kommen auch Antibiotika zum Einsatz.

Führt Morbus Crohn zu Komplikationen wie Darmverengung, Darmdurchbruch oder schwere Blutungen, ist eine Operation oft unvermeidlich. Das Gleiche gilt, wenn sich die Entzündung durch Medikamente nicht ausreichend eindämmen lässt. Bei dem Eingriff wird das erkrankte Darmgewebe entfernt und manchmal ein künstlicher Darmausgang (Stoma) angelegt.

Konkrete Ernährungsvorgaben oder verbotene Lebensmittel gibt es bei Morbus Crohn nicht. Es ist allerdings ratsam, sich ernährungsmedizinisch beraten zu lassen, da der entzündete Darm die Nahrung oft nicht optimal verwerten kann. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung mit ausreichend Kalorien ist daher wichtig.

Menschen, die an einer Darmverengung leiden, sollten zähes Fleisch sowie die Schalen von Obst und Gemüse meiden. Der Verzicht auf vergärbare Kohlenhydrate (FODMAP) kann bei manchen Betroffenen die Symptome lindern. FODMAP sind beispielsweise in Frucht- und Milchzucker, Stärke und Süßstoffen enthalten.

Wie verläuft Morbus Crohn?

Morbus Crohn verläuft individuell unterschiedlich, die Schübe können häufig oder selten auftreten, die Symptome leicht oder schwer ausgeprägt sein. Bei den meisten Betroffenen kommt es im Krankheitsverlauf zu Komplikationen, die eine Operation erforderlich machen.

  • Bestimmte Faktoren wirken sich ungünstig auf den Krankheitsverlauf aus, zum Beispiel:

  • Frühes Erkrankungsalter

  • Nikotinkonsum (hohe Rückfallraten und hohe Entzündungsaktivität)

  • Besonders schwerer erster Schub (Gewichtsverlust über fünf Prozent)

  • Befall des Dünndarms

  • Notwendigkeit einer Steroid-Behandlung

  • Beteiligung des Afters bereits beim ersten Schub

Grundsätzlich ist die Prognose bei Morbus Crohn gut. Auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, haben Betroffene bei optimaler Behandlung in der Regel eine normale Lebenserwartung. Es ist allerdings ratsam, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen.

Häufig können Menschen ihrem Beruf trotz Morbus Crohn weiterhin nachgehen. Ein akuter Krankheitsschub kann allerdings eine längere Arbeitsunfähigkeit nach sich ziehen. Dauert die Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Wochen, zahlt die Krankenkasse für bis zu 78 Wochen (1,5 Jahre) ein individuell berechnetes Krankengeld. Dieses entspricht in etwa 70 Prozent des Bruttoeinkommens und maximal 90 Prozent des Nettoeinkommens.

Bei einigen Menschen führen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu so gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen, dass eine Behinderung besteht. Bei einem Behinderungsgrad (GdB) von mindestens 50 Prozent (Schwerbehinderung) haben Betroffene Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis – und damit auf bestimmte Nachteilsausgleiche.

Betroffene, die aufgrund der Erkrankung nicht oder nur eingeschränkt arbeitsfähig sind, können bei der Deutschen Rentenversicherung einen Antrag auf eine Erwerbsminderungsrente stellen.

Reisen mit dieser Darmerkrankung

Verreisen ist auch mit einer chronischen Darmerkrankung möglich. Das sollten Sie beachten:

  • Vermeiden Sie Reisen während eines akuten Schubs oder bei Komplikationen wie Darmverengungen und Abszessen.

  • Informieren Sie sich über Ihr Reiseziel und die medizinische Versorgung vor Ort.

  • Versuchen Sie, Reisedurchfällen und anderen Magen-Darm-Infektionen durch Hygienemaßnahmen vorzubeugen, z. B. durch gründliches Händewaschen vor dem Essen, dem Verzicht auf Leitungswasser und Eiswürfel sowie rohes oder ungeschältes Obst und Gemüse.

  • Wählen Sie im Idealfall ein Reiseziel, an dem Sie Ihre gewohnte Ernährung weitgehend beibehalten können.

  • Vermeiden Sie scharfe oder stark gewürzte Speisen.

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Durchfall oder anderen Magen-Darm-Beschwerden, sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

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Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.