Der Honda e: Eine tolle Elektrokiste!

Das kleine Elektroauto von Honda heisst Honda-e, hier auf der Teststrecke
Sieht knuffig aus: Das erste Elektroauto von Honda© Honda

Mit dem Honda e haben die Japaner einen elektrischen Kleinwagen im Programm, der einen perfekten Zweitwagen darstellen könnte. ADAC Test, Daten, Bilder, Preise

  • Zweitwagen mit Fahrspaßgarantie

  • Kameras statt Außenspiegel, große Displays im Cockpit

  • Nur noch als Advance mit reichlich Ausstattung zu haben

Kein Autohersteller konnte sich auf die Dauer dem Thema Elektroauto verweigern. Auch diejenigen nicht, die eher auf den Hybrid- und/oder Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb gesetzt hatten. Und so hat auch Honda schon seit 2020, lange vor den im Herbst 2023 startenden Kompakt-SUV E:Ny1, ein batterie-elektrisches Auto im Programm. Und das bietet vor allem eines: ein begeisterndes Fahrerlebnis.

Der Verkauf des Honda e wurde eingestellt

Dieser Artikel ist leider nur noch für Gebrauchtkäufer relevant. Denn nach vier Jahren hat Honda dem sympathisch-knuffigen e den Stecker gezogen und den Vertrieb in Europa wegen sinkender Verkaufszahlen eingestellt. Schade!

Honda e als knuddeliger Viertürer

Das kleine Elektroauto von Honda heisst Honda-e, hier auf der Teststrecke
Technik-Gimmicks: Versenkte Türgriffe, Kameras als Außenspiegel© Honda

Optisch präsentiert sich der Honda e als knuddeliger Viertürer von 3,92 Metern Länge mit freundlich-keckem Gesicht und kreisrunden Scheinwerfern in LED-Technik. Das sympathische Auftreten des Honda e mit leichten Anleihen beim ersten Honda Civic aus den 1970ern sorgt bei fast jedem Betrachter für gute Laune. Auffällig ist die große, unter einer Klappe auf der Fronthaube versteckte Öffnung für den Ladestecker. Erlaubt ist neuerdings der Verzicht auf klassische Seitenspiegel. An deren Stelle ragen kleine Zapfen aus dem Blech, die eine Kamera in sich tragen.

Die Honda-Lösung ist deutlich dezenter als etwa die des Audi Q8 e-tron, dessen Kameragehäuse ähnlich weit aus der Karosse reichen wie normale Spiegel. Beim kleinen Japaner ist der sogenannte virtuelle Rückblick serienmäßig, beim 80.000-Euro-Audi kostet er gut 1500 Euro extra. Vorteil: Der Luftwiderstand soll um 90 Prozent sinken und der tote Winkel 50 Prozent kleiner sein als bei einem konventionellen Spiegel.

Die Farbmonitore an den beiden Ecken des wagenbreiten Armaturenbretts zeigen ein gestochen scharfes Bild der Außenwelt, die Kopfbewegung des Fahrers fällt dadurch einige Grad knapper aus als jahrelang gewohnt, ein toter Winkel ist fast nicht mehr vorhanden.

Serienmäßig im nur noch als Advanced mit 16 oder 17 Zoll großen Rädern angebotenen Honda e gibt es auch einen digitalen Innenspiegel mit Kamerabild, das von einer Heckkamera gespeist wird und ein extrem breites Bild des Verkehrs hinter dem Auto zeigt. Der Spiegel kann per Knopfdruck vom analogen aufs digitale Bild umgestellt werden.

Der Innenraum des Honda e ist die Wucht

Die Armaturen beherbergen mehrere Bildschirme, die in Summe zu einer extrem breiten Einheit verschmelzen. Die einzelnen Anzeigen können je nach Geschmack und Laune des Fahrers programmiert werden. Sie zeigen zum Beispiel Tacho, Navigation, Entertainment und vor allem Infos über den elektrischen Antrieb. Zunächst ungewohnt, funktioniert die Lösung
im Honda e tatsächlich gut, denn einerseits sind die Monitore gut im Blickfeld, vor allem aber ist das leicht weitwinklige und zusätzlich verstellbare Sichtfeld so groß, dass quasi kein toter
Winkel mehr übrig bleibt. Wer sich die Mühe macht und die vielen Menüs und Anzeigen für sich passend anordnet, bekommt einen durch die schiere Größe der Monitore umfassenden Überblick.

Die untere Begrenzung der Monitore bildet eine sanfte Stufe in Holz-Deko, in der vier klassische Knöpfe und ein Drehschalter untergebracht sind. Die Bedieneinheit der Klimaanlage funktioniert zum Glück auch analog.

Vorn stellt der kleine Stromwagen verblüffend viel Platz zur Verfügung. Der Verzicht auf eine große Mittelkonsole, die klaren Linien, der helle Dachhimmel und nicht zuletzt das serienmäßige Panoramadach sorgen dafür, dass man den Platz auch spürt, den der Honda e nach unseren Messungen bietet: Selbst gut zwei Meter große Personen sitzen vorn, ohne dass es zwickt.

Hinten setzt sich der luftige Eindruck fort, zudem passen noch 1,90 Meter große Menschen in den Fond, wenn die Vordersitze auf 1,85 Meter große Insassen eingestellt sind. Man ahnt es: Da bleibt nicht viel Platz für den Kofferraum. Unter die Hutablage passen nur zwei übliche Getränkekisten beziehungsweise 145 Liter. Mit umgelegter Rücksitzlehne und beladen bis zur Fensterunterkante passen 455 Liter hinein und unter Ausnutzung des kompletten Stauraums hinter den Vordersitzen sind es 875 Liter.

Batterie 35,5 kWh, Reichweite 180 km

Das kleine Elektroauto von Honda heisst Honda-e, hier auf der Teststrecke
Enge Pylonengasse? Meistert der kleine Honda spielerisch© Honda

Mit seinen Abmessungen stand der Honda e klar in Konkurrenz zum bisherigen E-Mini von BMW, dessen Nachfolger ihm allerdings größenmäßig etwas entwachsen ist. Auch die Batteriekapazität beider Fahrzeuge war in etwa identisch: Der Honda wartet mit einer 35,5-kWh-Batterie auf, beim Elektro-Mini waren es 32,6 kWh, der Nachfolger kommt allerdings auf 40,7 und 54,2 kWh. Als Reichweite gibt Honda 222 und 210 Kilometer (17 Zoll) nach WLTP-Norm an.

Das ist deutlich weniger als beim Opel Corsa-e oder dem Peugeot e-208 mit größerem Akku. In der Praxis sollte man mit unter 200 Kilometern Reichweite kalkulieren, bei klirrender Kälte und Autobahnfahrt eher mit 120. 

Im gemischt gefahrenen ADAC Ecotest kam der kleine E-Flitzer auf eine Reichweite von 180 Kilometern. Besonders viel ist das nicht und es zeigt, dass der Honda eher als Zweitwagen geeignet ist. Mit Ladeverlusten haben die ADAC Ingenieure einen Verbrauch von 20,6 kWh/100 km im Schnitt gemessen.

Theoretisch 50 kW maximale Ladeleistung

Bei Gleichstromladung (DC) ist laut Hersteller eine Ladeleistung von bis zu 50 kW möglich, im ADAC Test erreichten wir an der Schnellladestation maximal 42,8 kW – und das auch nur für einen kurzen Zeitraum. Die Füllung von zehn bis 80 Prozent dauerte bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 29 kW gut 42 Minuten.

Per nicht serienmäßigem Mode-3-Kabel kann der Honda e an einer Wechselstromsäule (AC), die sich vornehmlich im städtischen Bereich findet, mit bis zu 6,6 kW geladen werden, also einphasig. Das dauert etwa fünfeinhalb Stunden. An einer Haushaltssteckdose (Schuko mit 2,3 kW) vergehen circa 16 Stunden bis der Akku gefüllt ist.

Honda e mit sportlichem Handling

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Kurvenräuber: Der e fährt sich spielerisch© Honda

Und wie fährt er sich? Um es kurz zu machen: Enorm beeindruckend – weil er sich mit seinem Antriebskonzept so ganz anders anfühlt als die meisten anderen E-Autos, die auf dem Markt sind. Und alle, die unken, dass sich Elektrofahrzeuge mit ihren baugleichen E-Motoren in Zukunft nur noch durch Reichweite und Smartphone-Anbindung unterscheiden, belehrt der Honda e damit eines Besseren.

Hinterradantrieb ist das Zauberwort, das den kleinen Honda so besonders macht. Schon beim ersten spurtstarken Beschleunigen werden dessen Vorzüge spürbar: keine durchdrehenden Räder und kein Zerren in der Lenkung. 

Weil die Batterie komplett unter dem Fahrzeugboden verbaut ist, liegt der Schwerpunkt nur knapp 50 Zentimeter vom Boden entfernt. Und mit der optimalen 50:50-Gewichtsverteilung sowie der kompakten Größe lässt sich der Honda e spielerisch und sicher um Pylonen steuern. Schieben statt ziehen – mit Hinterachsantrieb kann man jede Kurve beim rechtzeitigen Rausbeschleunigen noch einen Tick schneller nehmen.  

Selbst Wendemanöver sind mit dem Honda e ein Erlebnis. Wegen des Antriebs hinten können die antriebswellenfreien Vorderräder weiter eingeschlagen werden. Die Folge: Der Wendekreis beträgt deutlich unter zehn Meter! Sehr praktisch in der Stadt ist die per Knopfdruck aktivierbare "Single Pedal Control", mit der sich der Honda per Fahrpedal auch kräftig verlangsamen lässt. Technisch gesehen wird einfach die Kraft der Rekuperation erhöht.

113 kW/154 PS und vom Stand weg verfügbare 315 Nm sind für einen Kleinwagen sportliche Werte. Demgegenüber steht natürlich immer das Gewicht, im Falle unseres Testwagen über
1,5 Tonnen. Dennoch drückt die angetriebene Hinterachse den Honda vehement voran, in 4,7 Sekunden ist der Sprint von 60 auf 100 km/h erledigt. Von null auf 100 km/h braucht der Honda e laut Herstellerangaben 8,3 Sekunden, bei 145 km/h wird den Elektronen Einhalt geboten.

Der Preis des Honda e ist selbstbewusst

Das kleine Elektroauto von Honda heisst Honda-e, hier auf der Teststrecke
Mit 3,92 Metern Länge ist der Honda kürzer als ein Corsa oder Polo© Honda

Schon der Preis für die Honda e Basisversion mit 100 kW/136 PS betrug zuletzt selbstbewusste 33.850 Euro. Inzwischen gibt es nur noch die Advance-Variante mit etwas höherer Motorleistung (113 kW/154 PS) für aktuell mindestens 39.900 Euro, abzüglich der aktuell gültigen E-Auto-Förderung. Dafür erhält der Käufer aber immerhin eine Reihe von Ausstattungsdetails, die anderswo extra kosten. So zum Beispiel die kamerabasierten Außen- und Innenspiegel, eine Rückfahrkamera, ein ACC, die Verkehrszeichenerkennung, LED-Scheinwerfer, Lederlenkrad, Panoramadach, Fernlichtassistent sowie ein Konnektivitäts-Paket.

Fazit

Der Honda e ist ein wendiger Elektro-Kleinwagen, dessen sympathisch-knuffiges Design gute Laune macht und der vor allem Fahrspaß bietet. Eine hohe Reichweite bietet der Honda aber nicht.

Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Honda e mit Advance-Paket als PDF
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Honda e: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Honda e Advance-Paket (17 Zoll Bereifung) (06/20 - 09/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

113

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

154

Drehmoment (Systemleistung)

315 Nm

Antriebsart

Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

8,3 s

Höchstgeschwindigkeit

145 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

210 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

17,8 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

35,5

Ladeleistung (kW)

AC:3,0-6,6 DC:56,0

Kofferraumvolumen normal

171 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

861 l

Leergewicht (EU)

1.595 kg

Zuladung

275 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km

Länge x Breite x Höhe

3.894 mm x 1.752 mm x 1.512 mm

Grundpreis

40.500 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Honda e Advance-Paket

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,7 s

Bremsweg aus 100 km/h

32,9 m

Wendekreis

9,2 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

20,5 kWh Strom/100 km, 103 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

Reichweite

180 km

Innengeräusch bei 130 km/h

70,0 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1545 / 325 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

145 / 455 / 875 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Honda e Advance-Paket (17 Zoll Bereifung) (06/20 - 09/23)

Karosserie/Kofferraum

2,8

Innenraum

2,4

Komfort

3,0

Motor/Antrieb

1,2

Fahreigenschaften

2,1

Sicherheit

2,3

Umwelt/EcoTest

1,9

Gesamtnote

2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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Text: Thomas Kroher mit Material von SP-X