Umfrage "Sicherer Schulweg": Eltern fürchten Verkehrsrowdys
Die ADAC Umfrage "Sicherer Schulweg" zeigt: Mit der Verkehrsinfrastruktur sind Eltern von Schulkindern zufrieden. Aber Eltern und Kinder plagen große Ängste.
Elternsorgen: Verkehrsrowdys und Straftäter
Elterntaxis verursachen gefährliche Verkehrssituationen
Notinseln kommen bei Eltern gut an
In einer idealen Welt würde jedes Schulkind in Deutschland schnell, sicher und vor allem angstfrei in die Schule kommen können. Leider ist das häufig nicht der Fall. Das zeigt die ADAC Umfrage "Sicherer Schulweg".
Aus der Umfrage wird klar: Für die Verkehrsinfrastruktur wurde schon viel getan, um Schulwege sicherer zu machen. Gefahren sehen Mütter und Väter eher durch das Fehlverhalten und die Rücksichtslosigkeit von anderen Verkehrsteilnehmenden, aber auch durch Mitschüler sowie Mitschülerinnen und sogar Straftäter.
Die Sorgen der Eltern und Kinder
57 Prozent der befragten Eltern halten den Schulweg ihrer Kinder für sicher oder sogar sehr sicher. Nur sechs Prozent beurteilen ihn als (sehr) unsicher.
Die mit Abstand größte Gefahr sehen 44 Prozent der Eltern im Fehlverhalten von anderen Verkehrsteilnehmenden, die unachtsam, rücksichtslos oder zu schnell unterwegs sind. Gut jeder bzw. jede Dritte sagte in der Umfrage, dass die eigenen Kinder das ebenso sehen. Allgemein besteht eine Angst vor Fremden, die das Kind ansprechen (28 Prozent) oder belästigen bzw. überfallen (25 Prozent). Eine Entführung hält immerhin fast jeder bzw. jede Fünfte für eine große Gefahr.
Dass der eigene Sohn oder die eigene Tochter nicht aufpasst oder Verkehrssituationen nicht richtig einschätzen kann, fürchten jeweils gut 20 Prozent der Papas und Mamas. 16 Prozent sorgen sich, dass ihr Kind vom Smartphone abgelenkt werden könnte. Die Gefahr scheint real, denn gut jeder fünfte Grundschüler und 86 Prozent der Kinder auf weiterführenden Schulen haben ein Smartphone dabei.
Auch die Sorgen der Kinder auf ihrem täglichen Gang zur Schule sind vielfältig: Außer der Angst vor Verkehrsrowdys beklagen sie sich vor allem über die hohe Verkehrsdichte und darüber, dass der Schulweg zu lang und anstrengend ist.
Elterntaxis finden wenig Zustimmung
Die überwiegende Mehrheit beurteilt Elterntaxis negativ, erstaunlicherweise auch ein relativ großer Anteil der Mütter und Väter, die ihren Sohn oder ihre Tochter selbst regelmäßig mit dem Auto in die Schule bringen. Insgesamt sagen 59 Prozent der Eltern, dass durch Elterntaxis gefährliche Verkehrssituationen entstehen.
Aber es gibt aus Sicht der Väter und Mütter auch gute Gründe, Kinder mit dem Auto zu fahren: Anschlusstermine nach der Schule, schlechtes Wetter, Zeitersparnis, Sorge vor Belästigungen, Verkehrsunfällen oder fehlende ÖPNV-Verbindungen.
Wenn sie ihr Kind zum Unterricht bringen, fahren 57 Prozent der Eltern direkt vors Schulgebäude. Nur 27 Prozent steuern eine Elternhaltestelle an – häufig existieren diese gar nicht. Gut jeder bzw. jede Zehnte liefert den Nachwuchs an einer Schulbus- oder ÖPNV-Haltestelle ab.
Tipps für Autofahrende zum Schuljahresbeginn
Gerade zu Beginn des neuen Schuljahres besonders aufmerksam fahren und bremsbereit sein.
Mit Fehlverhalten der Kinder rechnen, da diese verschiedene Verkehrssituationen und Geschwindigkeiten noch nicht so gut einschätzen können.
Das neue Schuljahr hat in Nordrhein-Westfalen bereits am 7. August begonnen. Hunderttausende Erstklässler sind das erste Mal in ihrem Leben auf dem Weg zur Schule. In den Wochen danach bis Mitte September folgt der Schulstart in den übrigen Bundesländern.
Galerie: So kommen Kinder zur Schule
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Die Hälfte der Schulkinder geht fast immer zu Fuß in die Schule bzw. zur Haltestelle. Ein Viertel nutzt meist den Schulbus, gut jeder bzw. jede Fünfte einen Linienbus. Saisonal unterscheiden sich wenig überraschend zwei weitere wichtige Transportmittel: das Fahrrad und das Elterntaxi.
Im Frühjahr und Sommer fahren rund 20 Prozent der Schulkinder meist mit dem Rad zum Unterricht, im Herbst und Winter nur 14 Prozent. Umgekehrt werden in den warmen Monaten nur 17 Prozent hauptsächlich mit dem Auto in die Schule gebracht, im Herbst und Winter 22 Prozent.
Wann Kinder die meisten Unfälle haben
Die Zahl der verunglückten Kinder ist nach den Pandemiejahren wieder gestiegen: Im Schnitt wurde 2022 alle 20 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt oder getötet. Rund 25.800 Kinder sind im Jahr 2022 in Deutschland im Straßenverkehr verunglückt. Das waren 16 Prozent mehr als im Vorjahr, das noch von Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie geprägt war, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.
Die Zahl der Kinder, die bei Unfällen ums Leben kamen, stieg von 49 im Jahr 2021 auf 51 im vergangenen Jahr. Im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor der Pandemie, ist die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder allerdings um acht Prozent zurückgegangen.
Zu den meisten Unfällen der 6- bis 14-Jährigen kam es montags bis freitags in der Zeit zwischen 7 Uhr und 8 Uhr – also, wenn Kinder üblicherweise auf dem Weg zur Schule sind. In dieser Zeit wurden im vergangenen Jahr 14 Prozent der verunglückten 20.500 Kinder dieses Alters im Straßenverkehr verletzt oder getötet. Den zweithöchsten Wert mit einem Anteil von elf Prozent erreichen die Unfallzahlen in der Zeit von 15 bis 16 Uhr.
Mehr als ein Drittel der Kinder, die im vergangenen Jahr im Straßenverkehr verunglückten, waren mit dem Fahrrad unterwegs. 34 Prozent saßen in einem Auto und 22 Prozent gingen zu Fuß, als der Unfall passierte. Jüngere Kinder verunglücken am häufigsten im Auto, ältere Kinder auf dem Fahrrad.
Schulwegpläne sind nicht aktuell
64 Prozent der Jungen und Mädchen nehmen den kürzesten oder schnellsten Weg zur Schule. 47 Prozent der Eltern sagen, sie haben sich für den sichersten Weg entschieden, der im Idealfall auch der kürzeste (schnellste) Weg ist.
An jeder vierten Schule gibt es laut Aussagen der Eltern einen Schulwegplan. 60 Prozent nutzen ihn, gut ein Viertel hält ihn für nicht aktuell. Nur 23 Prozent der Befragten berichten von Schulweghelfern, die ihre Kinder sicher über die Straße bringen. Sogar an Grundschulen sind es nur 29 Prozent.
Knapp die Hälfte der Jungen und Mädchen wird ab und zu von einem Erwachsenen begleitet, wenn sie zu Fuß, mit dem Tretroller oder dem Fahrrad unterwegs sind. Bei Grundschulkindern und in Großstadtregionen etwas häufiger als auf dem Land. Bei den Grundschulkindern sind das noch 70 Prozent, aber auch in Gymnasium oder Gesamtschule noch jeder vierte.
Als Gründe geben die Eltern an erster Stelle an, dass die Schule ohnehin auf ihrem Weg liegt. Aber fast ebenso viele, nämlich 42 Prozent, sagen auch, dass sie ihr Kind aus Angst vor Belästigungen oder Bedrohungen begleiten. Danach folgt fast gleichauf die Verkehrssicherheit als Begründung.
Ob Groß oder Klein, jeder kann ein Verkehrsheld sein*.
Gute Vorbilder sind Eltern wichtig
Wenn es darum geht, den Schulweg sicherer zu machen, sehen Väter und Mütter die Verantwortung auch bei sich: 85 Prozent halten dafür das eigene richtige Verhalten für besonders wichtig, außerdem sichere Schutzkleidung der Kinder, etwa Reflektoren, ein verkehrssicheres Fahrrad sowie einen Helm. Selbstverständlich ist für die meisten, den Schulweg intensiv einzuüben.
Verkehrserziehung in der Schule halten Eltern für nützlich – sichere Straßenquerungen, bessere Beleuchtung und die Entschärfung von Gefahrenstellen folgen erst auf den weiteren Plätzen.
Eltern finden Notinseln gut
Notinseln kommen bei Eltern gut an. Dabei signalisieren Geschäfte durch einen entsprechenden Aufkleber, dass Kinder hier Hilfe finden, wenn sie sich durch Fremde oder Mitschüler bzw. Mitschülerinnen bedroht fühlen oder ihnen etwas passiert ist.
63 Prozent der Befragten halten Hol- und Bringzonen in der Nähe der Schule für eine gute Idee. Gut die Hälfte würde die Einrichtung von Schulstraßen begrüßen. Dabei wird die Straße rund um die Schule zu Unterrichtsbeginn und -ende kurzzeitig für den Autoverkehr gesperrt. Weniger Zustimmung findet der Vorschlag, den Schulweg attraktiver zu gestalten, z.B. durch Spielgeräte entlang der Strecke, um mehr Kinder zum Zu-Fuß-Gehen zu motivieren. Nicht mal ein Drittel der Väter und Mütter würde das befürworten.
Schulwegratgeber bestellen oder herunterladen
Sie können den Schulwegratgeber über das Bestellformular anfordern oder hier herunterladen: ADAC Schulwegratgeber (pdf).
Das fordert der ADAC
Der ADAC fordert alle Verkehrsteilnehmenden zu mehr Achtsamkeit und Rücksichtnahme im Straßenverkehr auf – gerade bei der Begegnung mit Kindern sollten Autofahrer und Autofahrerinnen besonders langsam und vorsichtig fahren.
„Auch wenn das richtige Verhalten auf dem Schulweg sorgfältig eingeübt worden ist, bleiben Eltern beunruhigt: Schafft es mein Kind sicher alleine zur Schule? Daher gilt für alle anderen Verkehrsteilnehmenden: Kinder benötigen unsere volle Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme als zusätzlichen Schutz. Der ADAC unterstützt die Kampagne #mehrAchtung im Straßenverkehr. Einfach mitmachen, damit es für alle einfacher ist.“
ADAC Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino©ADAC/Beate Blank
Die Kampagne #mehrAchtung* möchte ein besseres Miteinander auf Deutschlands Straßen erreichen. Kernbotschaft dieser Verkehrssicherheits-Initiative des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates ist, dass sich Achtsamkeit lohnt und selbstverstärkend wirken kann: Je achtsamer, desto entspannter ist man unterwegs – und umgekehrt.
So hat der ADAC befragt
Im Auftrag des ADAC hat die komma Forschungs- und Beratungsgesellschaft München im April und Mai eine deutschlandweite Befragung via Online-Panel durchgeführt. Interviewt wurden 3395 Eltern von Kindern im Alter zwischen 5 und 15 Jahren. Eltern von Grundschulkindern waren mit 41 Prozent am häufigsten vertreten. Die Stichprobe wurde repräsentativ nach Alter und Geschlecht ausgesteuert. Gefragt wurde unter anderem, welches Verkehrsmittel die Kinder für den Weg zur Schule nutzen, wie häufig die Eltern den Nachwuchs mit dem Auto zum Unterricht bringen und wie gefährlich der Schulweg eingeschätzt wird.
Eine Übersicht aller Aktivitäten des ADAC und seiner Stiftung zum Thema Schulwegsicherheit finden Sie in diesem Pdf.
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