Die Top 5 Stressfaktoren im Straßenverkehr

Zwei Fahrradfahrer und Autos im Münchner Straßenverkehr
Auf der Suche nach der verlorenen Achtsamkeit: Rücksicht aufeinander ist auf der Straße oft ein seltenes Gut© ADAC/Martin Hangen

Eine Umfrage zeigt: Im Straßenverkehr ist der Umgang miteinander nicht immer von Rücksicht geprägt. Was ADAC Mitglieder am meisten stresst und wie wichtig mehr Achtsamkeit ist.

  • Drängeln nervt am meisten

  • Große Rücksicht wird nur auf Kinder genommen

  • ADAC unterstützt Kampagne #mehrAchtung

Der Wagen im Rückspiegel kommt immer näher, Blinker links, Lichthupe auf Dauerbetrieb. Da will jemand vorbei. Allerdings ohne jede Rücksicht auf den Fahrenden davor, ein Verhalten, das gerade auf der Autobahn nicht nur verunsichert, sondern auch gefährlich ist.

Das dichte Auffahren bei hoher Geschwindigkeit schaffte es in einem Stress-Ranking der ADAC Mitglieder erneut auf Platz 1. Bei einer Umfrage des ADAC unter 1000 seiner Mitglieder gaben 72 Prozent an, dass sie durch dieses Verhalten anderer regelmäßig gestört würden. Doch dichtes Auffahren ist längst nicht der einzige Stressfaktor.

Vergessene Blinker und Ablenkung durchs Handy

Von den Situationen oder Gegebenheiten, die ADAC Mitglieder in Zusammenhang mit Verhalten beim Autofahren als belastend empfinden, sind dies die Top 5:

Ganz oben rangieren auch diesmal Situationen, in denen sich Verkehrsteilnehmende untereinander rücksichtslos verhalten: Also Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer, die abgelenkt sind, typischerweise durch ihr Smartphone, oder aggressives Fahrverhalten zeigen. Aber auch Radfahrende, die Verkehrsregeln nicht beachten. Ebenfalls unter den ersten fünf: Abbiegende, die vergessen zu blinken.

Vergleicht man die Zahlen der Umfragen von 2023 und 2022 fällt aber auf, dass das Stresslevel insgesamt niedriger ist: Alle fünf Situationen wurden ein Jahr zuvor als belastender wahrgenommen.

ADAC Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino sieht in dem Rückgang keinen Grund zur Entwarnung: "Insgesamt bewegen wir uns in der Bewertung immer noch auf einem sehr hohen Niveau, wenn es darum geht, wie belastend einzelne Situationen wahrgenommen werden. Die Pandemiesituation hat uns vielleicht etwas demütiger werden lassen, wenn es mal nicht rund läuft, und wir verzeihen eher kleine Fehler. Wir empfinden aber immer noch Stress, wenn die Rücksicht fehlt!"

Wie rücksichtsvoll verhalten sich Verkehrsteilnehmende?

Gleich in ihrem ersten Paragrafen ruft die Straßenverkehrsordnung zur gegenseitigen Rücksichtnahme auf. In der Realität scheint dieses Grundprinzip nicht immer beherzigt zu werden, zumindest sehen das viele ADAC Mitglieder so:

Die Umfrage zeigt: Nur ein Viertel meint, dass alle das Gebot der StVO wirklich beherzigen. Über 20 Prozent der Befragten empfindet das Geschehen im Straßenverkehr sogar als rücksichtslos. Die Mehrheit fällt eher ein gemischtes Urteil.

Blickt man genauer auf die Frage, wie die Mitglieder das Verhältnis der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden zueinander bewerten, ergibt sich ein gemischter Eindruck:

Nur in einer Frage herrscht hier Einigkeit: Die Mehrheit bringt Kindern die notwendige Vorsicht entgegen. Dass auf ältere Menschen gebührend geachtet wird, glaubt allerdings nur noch ein Drittel. Bemerkenswert: Dass Radfahrende auf Autofahrende Rücksicht nehmen, bezweifeln ganze 45 Prozent der Befragten.

Kampagne #mehrAchtung

ADAC Straßenwachtfahrer und Dreieck der Mehr Achtung Kampagne
Der ADAC setzt sich im Rahmen der Kampagne #mehrAchtung für mehr Rücksicht im Straßenverkehr ein© ADAC/Martin Hangen [M]

Der ADAC ist Partner der Kampagne #mehrAchtung, die ein besseres Miteinander auf Deutschlands Straßen erreichen möchte. Diese Verkehrssicherheits-Initiative des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates setzt auch auf Plakate. Diese fordern zum Beispiel dazu auf, am Steuer nicht das Smartphone zu benutzen, Rücksicht auf die Nutzer anderer Verkehrsmittel zu nehmen und beim Abbiegen das Blinken nicht zu vergessen. Kernbotschaft ist, dass sich Achtsamkeit lohnt und selbstverstärkend wirken kann: Je achtsamer, desto entspannter ist man unterwegs – und umgekehrt.

Im Rahmen der Kampagne empfiehlt ADAC Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino allen, die sich über das Verhalten anderer im Straßenverkehr aufregen, gelassen zu reagieren:

Portrait von Ulrich Chiellino auf Grau

Wir sollten über mehr Achtung im Straßenverkehr nachdenken. Sorgloses Verhalten betrifft nicht nur mich, sondern immer auch die anderen. Mehr Rücksicht bedeutet mehr Sicherheit für alle. Und Emotionen gehören dazu. Niemand ist perfekt. Aber auch hier gilt: Mehr Achtung ist der Schlüssel zur Konfliktvermeidung. Einfach ausprobieren.

ADAC Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino©ADAC/Beate Blank