Fahrradhelme für Kinder im Test: Es geht auch preiswert
Wenn Kinder aufs Fahrrad steigen, sollten sie stets einen Helm tragen, um bei einem Sturz oder Unfall geschützt zu sein. Doch nicht alle Helme sind gleich gut, wie ein gemeinsam von ADAC und Stiftung Warentest durchgeführter Test von 18 Helmen beweist.
Fünf Helme erreichen ADAC Urteil "gut"
Nur zwei Helme beim Unfallschutz "gut"
Testverlierer mit hohen Schadstoffwerten
Die Auswahl an Fahrradhelmen für Kinder ist enorm groß. Doch welcher Helm ist der beste? Dieser Frage sind der ADAC und die Stiftung Warentest nachgegangen. 18 Helme mussten sich in den Kategorien Sicherheit, Handhabung, Hitzebeständigkeit und Schadstoffgehalt beweisen.
Wichtigstes Kriterium im Test mit einem Anteil von 50 Prozent an der Gesamtnote ist natürlich der Unfallschutz. Schließlich ist das der Grund, warum man einen Helm trägt: Im Falle eines Sturzes oder eines Unfalls kann er schwere Kopfverletzungen abmildern oder gar ganz verhindern. Umso erstaunlicher, dass nur der Testsieger von Abus und der Helm von Casco in dieser Kategorie mit der Note 2,5 gerade noch das Testurteil "gut" erreichten. Am schlechtesten beim Unfallschutz schnitt der Lazer Gekko mit 3,6 ("ausreichend") ab. Dennoch gilt: Jeder Fahrradhelm ist besser als kein Helm!
Kinderhelme: Testsieger ist Allrounder
Insgesamt belegte das Modell Youn-l 2.0 von Abus mit der Gesamtnote 2,2 den ersten Platz. Der Testsieger überzeugte bei Unfallschutz und Handhabung sowie in der Hitze- und Schadstoffprüfung. Sein Preis von 50 Euro ist angemessen und liegt im mittleren Bereich des Testfeldes. Überraschend gut schnitt auch der günstigste Helm im Test ab.
Das Modell Crivit vom Discounter Lidl kostet nur 12 Euro und erreichte dennoch Spitzenwerte bei Handhabung und in Teilen beim Unfallschutz, weil er durch ein festes Kinnband sicher sitzt und sich nicht leicht abstreifen lässt. Zusätzlich lässt er sich bequem tragen und einstellen und er verfügt über Reflektoren und LED-Beleuchtung. Am Ende teilte sich der Crivit mit der Note 2,4 gemeinsam mit den Helmen von Casco und Alpina den zweiten Rang.
Wichtig: Sichtbarkeit im Straßenverkehr
Enorm wichtig für die Sicherheit im Verkehr ist auch die Erkennbarkeit der Fahrradhelme bei Dunkelheit durch Reflektoren oder Beleuchtungseinrichtungen wie LEDs. Hier boten alle Fabrikate im Vergleich noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Keines der 18 Modelle kam in dieser Disziplin über die Note "befriedigend" hinaus. Bei den Fahrradhelmen von Hamax und Lazer fehlt diese Sicherheitsausstattung sogar komplett, weshalb sie in diesem Teilaspekt jeweils ein "mangelhaft" kassierten.
18 Fahrradhelme für Kinder: Die Testergebnisse
Testverlierer mit hohen Schadstoffwerten
Besonderes Augenmerk lag beim Vergleich der Kinderhelme auf der Kategorie Schadstoffe. Da die Tester beim Modell Linok X Actionteam von Cube sehr hohe Mengen an Weichmachern im Kinnpolster entdeckten, fiel dieser Helm trotz seiner Bestleistungen beim Unfallschutz am Ende mit der Note 5,5 im Test durch. Sollten sich die Ergebnisse bei eigenen Schadstoffprüfungen des Herstellers bestätigen, hat dieser einen kostenlosen Austausch des Kinnpolsters in Aussicht gestellt.
In punkto Haltbarkeit und Sicherheit war auch die Hitzebeständigkeit der Helme ein Testkriterium. Hierzu wurde das Szenario eines Helmes auf der Heckablage des Autos im Hochsommer simuliert. In dieser Disziplin schlugen sich nahezu alle Helme gut, Ausreißer waren lediglich die Modelle von Nutcase und Prophete. Bei Letzterem löste sich unter hoher Temperatureinwirkung sogar die äußere Helmschale ab.
Fahrradhelme für Kinder: Kauftipps
Um eine möglichst gute Sichtbarkeit zu gewährleisten, sollte der Helm mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet sein. Da die Aktivierung vom Nutzer jedoch oft vergessen wird, sollte der Helm auch über eine passive Sicherheitsausstattung in Form von reflektierenden Elementen an der gesamten Helmschale sowie im Kinnriemen verfügen. Ein helles Design in auffälligen Farben erhöht zudem die Sichtbarkeit bei Tag und Nacht.
Da jede Kopfform individuell ist, empfiehlt es sich, den Helm vor dem Kauf anzuprobieren. So lassen sich Passform und Einstellmöglichkeiten des Helms überprüfen und ein Fehlkauf vermeiden.
Jeder Helm muss nach einem Sturz ersetzt werden, da dabei nicht sichtbare Schäden entstanden sein können. Dadurch könnte die Schutzfunktion des Helms teilweise oder vollständig beeinträchtigt sein.
Die ADAC Unfallforschung belegt, dass ein Helm beim Sturz effektiv vor vielen Kopfverletzungen schützen kann. Auch der schlechteste Helm im Test kann im Ernstfall Leben retten, wenn er richtig getragen wird. Daher gilt: Immer nur mit Helm fahren und diesen auch richtig aufsetzen und anpassen!
So hat der ADAC getestet
Die Auswahl der zu testenden Produkte fand im Vorfeld durch die Stiftung Warentest statt, welche sich auf eine umfangreiche Marktanalyse stützt und im Fachbeirat mit anwesenden Experten und Herstellern besprochen wurde. Daraus ergaben sich folgende Auswahlkriterien für das Testfeld:
Kinder-Fahrradhelme in der Größe von 48-54 cm (Mitfahrer, ab etwa 3 Jahre) sowie 50-57 cm für Selbstfahrer
Hersteller mit Marktrelevanz
Produkte aus dem Fachhandel als auch aus dem Internet
Größenanpassung mit Stellrad
Preisgefüge zwischen 10 € und 100 €
Erweiterte Stoßprüfung
Stoßprüfung nach DIN EN 1078 (optional)
Abstreifsicherheit
Festigkeit der Trageeinrichtung / Leichtigkeit des Öffnens
Erkennbarkeit im Dunkeln
Ein Experte beurteilt die Gebrauchsanleitung u.a. nach Aufbau, Vollständigkeit und Lesbarkeit sowie die Kennzeichnung im Helm.
Die Belüftungseigenschaften werden getestet.
Anhand der Herstellerangaben (Bedienungsanleitung) wird überprüft, welche Helmteile gereinigt bzw. gewaschen werden sollen / können. Die Handhabung der Reinigung wird beurteilt, außerdem wird der Zustand des gewaschenen Materials (vorher/nachher) beurteilt.
Im Praxisteil der Handhabung wird der Helm in den Kategorien Anpassen, Aufsetzen, Fahren und Absetzen bewertet.
Die Testhelme werden über mindestens vier Stunden in einer Wärmekammer auf 75° Celsius erhitzt und anschließend auf Raumtemperatur abgekühlt. Durch Sichtprüfung soll festgestellt werden, ob durch die Temperatureinwirkung Farb- oder Materialveränderungen, z.B. an Verklebungen, Halterungen oder der äußeren Schale, aufgetreten sind.
Teile, die mit der Haut in Kontakt kommen, wie Riemen, Verschlüsse und Polster/Pads werden auf PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) angelehnt an die GS-Spezifikation AfPS GS 2019:01 PAK und auf den Gehalt an Phthalat-Weichmachern untersucht.
Fachliche Beratung: Michael Peuckert, ADAC Technik Zentrum