Urban E-Bikes im Test: Ist schick auch praktisch?

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© ÖAMTC/Sebastian Weissinger

Der ADAC hat 2020 acht Urban E-Bikes mit Unterstützung bis 25 km/h getestet. Im Fokus des Elektrofahrrad-Vergleichs: Fahreigenschaften, Elektroantrieb, Handhabung, Sicherheit sowie Schadstoffe in Griffen und Sattel.

  • Der ADAC hat acht Urban E-Bikes getestet

  • Nur drei Pedelecs haben einen separat zu ladendem Akku

  • Große Unterschiede bei Reichweite und Preis

Urban E-Bikes sind auf den ersten Blick oft gar nicht als Fahrrad mit Elektrounterstützung oder Pedelec erkennbar und können für den Stadtverkehr eine Alternative zum Auto oder zu öffentlichen Verkehrsmitteln sein. Doch die Unterschiede bei der Reichweite der Akkus und beim Anschaffungspreis sind groß.

50 Kilometer Reichweite sollten drin sein

Aufgrund ihrer Ergonomie und ihrer technischen Ausstattung sind die Urban E-Bikes am ehesten für kürzere Distanzen und die Stadt geeignet. Doch die Reichweite der elektrischen Unterstützung ist bei einigen Modellen eher gering. Das günstigste Rad im Vergleich, das Maki M2 von Sushi für 999 Euro, kommt im Schnitt nur auf 25 Kilometer elektrische Unterstützung beim Fahren.

Danach muss der Akku geladen werden. Immerhin lässt sich die Batterie beim Maki zu diesem Zweck ausbauen und separat laden, eine Option, die neben dem Sushi nur noch das Cowboy 2 und das Friday 28.1 von Moustache bieten. Alle anderen Fahrräder im Test müssen zum Laden in die eigenen vier Wände gebracht werden, falls keine Garage mit Lademöglichkeit vorhanden ist.

Insolvenz VanMoof

Im Gegensatz zur ersten Veröffentlichung Ende 2020 ist das damals mitgetestete VanMoof S3 (Gesamtnote 2,8) im aktuellen Testbericht nicht mehr dabei. Der Grund: Mitte Juli 2023 hatte das niederländische E-Bike-Start-up Insolvenz anmelden müssen. Deshalb rät der ADAC wegen der unklaren Situation (Garantie, Ersatzteile etc.) beim Neukauf eines VanMoof-Modells zur Vorsicht.

Die Testsieger Curt von Ampler und Friday 28.1 von Moustache verfügen mit 70 Kilometern (Ampler) und 72 Kilometern (Moustache) über deutlich mehr Reichweite, kosten aber auch knapp dreimal so viel wie das Sushi. 

Das Cowboy 2 kommt mit einer praktischen App fürs Smartphone, mit deren Hilfe sich das Rad lokalisieren lässt. Zusätzlich kann ein Offroad-Modus gewählt werden, der den Fahrer bis 30 km/h unterstützt. Allerdings: Das Cowboy 2 ist nur über die Cowboy App zu starten und zu bedienen. Und das heißt: Ohne Smartphone gibt es keine elektrische Unterstützung beim Treten!

Testergebnisse im Überblick

Hersteller/ModellPreis in EuroADAC UrteilFahrenSicherheit und VerarbeitungAntriebssystem und MotorHandhabungSchadstoffe in den Griffen und Sattelzum Vergleich hinzufügen
Ampler Curt
2890
2,1
2,2
1,5
1,6
2,9
1,0
Moustache Friday 28.1
2999
2,1
2,1
2,1
1,4
2,6
2,5
Coboc One Brooklyn
2923
2,2
2,4
1,5
2,0
2,7
1,0
Cowboy 2
1990
2,3
2,3
1,7
1,9
3,4
1,0
Orbea Gain F40
1999
2,7
2,5
2,2
3,6
2,7
1,0
VanMoof S3
1998
2,8
2,7
2,6
2,3
3,7
2,5
Cooper E-Disk
2799
3,0
2,8
2,2
4,1
3,1
2,5
Sushi Maki M2
999
3,0
2,5
2,4
4,4
2,2
4,01
Geero Original-Classic (Vinyl)
1940
4,2
2,7
4,22
2,7
2,9
4,52
  1. 1 · Führt zur Abwertung im Gesamturteil
  2. 2 · Führt zur Abwertung im Gesamturteil

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

© ADAC e.V.

Rückruf von Kettler nach Gabelbruch im Test

Ein schwarzes Kettler 2e Urban Bike beim Urban E Bike Test im Studio
Wird von Kettler in die Werkstatt zurückgerufen: E Street Beltdrive© ADAC/Test&Technik

Nicht gewertet werden konnte ein weiteres Modell im Test: Beim Kettler E Street Beltdrive war während des Einstellens unvermittelt die Gabel gebrochen. Infolgedessen könnte sich ein Teil der Vorderradgabel vom Fahrrad lösen. Da vom Hersteller nicht ausgeschlossen werden konnte, das dies auch während der Fahrt passiert, haben Kettler und Hercules reagiert und rufen insgesamt fünf Modelle in die Werkstätten zurück, um Stürze oder Verletzungen zu vermeiden. 

Vom Rückruf betroffen sind die Kettler-Modelle E Street Beltdrive, E Beltdrive, E Comp Street und E Comp sowie das Modell Tessano F8 Lite von Hercules – in all diesen E-Bikes ist die fragliche Vorderradgabel verbaut. Die Hersteller tauschen das Bauteil nun für die Kunden kostenfrei aus. Insgesamt sind mehr als 600 Fahrräder, die in Deutschland, Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz verkauft wurden von diesem Rückruf betroffen. 

Der ADAC empfiehlt den Besitzern betroffener Modelle, das Fahrrad bis zur Behebung des Mangels nicht weiter zu benutzen und mit dem Händler, bei dem das Fahrrad gekauft wurde, bezüglich des Austausches der Vorderradgabel Kontakt aufzunehmen.

E-Bikes: Auf die Zuladung achten

Sowohl das Curt als auch das Friday 28.1 schneiden mit der Gesamtnote 2,1 und dem Urteil „gut“ ab. Das Ampler ist mit 13,7 Kilogramm das leichteste Pedelec im Test und als Singlespeed-Bike ohne Gangschaltung vor allem für kurze Strecken im städtischen Raum geeignet. Wer gerne mehr Ritzel zur Auswahl hat, kann das Ampler auch mit einer 10-fach Kettenschaltung bestellen. Das Moustache kommt serienmäßig mit 10-Gang-Schaltung und lässt sich daher auch in bergigem Gelände gut fahren. Es verfügt über eine sehr gute Reichweite bei der elektrischen Unterstützung, ist mit 19 Kilogramm aber auch das schwerste Modell im Vergleich. 

Den dritten Platz sicherte sich das One Brooklyn von Coboc. Es überzeugt mit guter Reichweite, solider Verarbeitung und cleveren Detaillösungen wie dem magnetischen Ladestecker oder den im Rahmen integrierten LEDs zur Ladestandsanzeige des Akkus.

Der Vergleich zeigt: Qualität im Segment der Urban E-Bikes hat ihren Preis, denn die drei Bestplatzierten kosten jeweils knapp 3000 Euro und sind damit die drei teuersten Räder im Test. Vor dem Kauf eines Urban E-Bikes lohnt sich ein Blick auf die zulässige Zuladung, denn diese beträgt teilweise unter 95 Kilogramm. Zum Vergleich: Beim Testsieger von Moustache können insgesamt 131 Kilogramm aufgesattelt werden.

Definition: E-Bike, Pedelec oder S-Pedelec

Die vom ADAC getesteten "Urban E-Bikes" sehen zwar gut aus und der trendige Name ist sicher verkaufsfördernd. Doch es sind keine E-Bikes, sondern Pedelecs, die bis 25 km/h juristisch wie Fahrräder behandelt werden. Wie beim Radfahren wird keine Fahrberechtigung bzw. Führerschein benötigt. Es gibt somit auch kein Mindestalter. Wegen der Eigenarten beim Beschleunigen sollten Kinder bis 14 Jahre trotzdem nicht mit einem Pedelec fahren. Ein Versicherungskennzeichen braucht man nicht. Bei einem Unfall zugefügte Schäden werden von der privaten Haftpflichtversicherung abgedeckt. Diese Versicherung ist freiwillig, aber unentbehrlich! Auch wenn keine Helmpflicht besteht, ist das Tragen eines geprüften Fahrradhelms dringend zu empfehlen. Gekennzeichnete Radwege müssen benutzt werden. Sonstige Radwege dürfen befahren werden.

Es gibt auch S-Pedelecs, also schnelle Pedelecs bis 45 km/h. Das sind offiziell Kraftfahrzeuge, die ein eigenes Versicherungskennzeichen benötigen. Nur wer mindestens 16 Jahre alt ist und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM besitzt, darf mit diesen Zweirädern fahren – und nur auf der Straße. Radwege sind tabu! Dabei muss ein "geeigneter" Helm getragen werden.

Der Begriff E-Bike ist dagegen bis 25 km/h eine Bezeichnung für ein Mofa. Beim E-Bike erfolgt die Motorunterstützung durch Gas geben – also unabhängig vom Treten des Fahrers. Der Fahrer benötigt mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung, wenn er nach dem 31.3.1965 geboren wurde und nicht Inhaber einer Fahrerlaubnis ist. Ein Versicherungskennzeichen ist Pflicht. Schäden durch E-Bikes deckt eine private Haftpflichtversicherung in keinem Fall ab. Radwege dürfen nur befahren werden, wenn dies ausnahmsweise durch das Zusatzzeichen „E-Bike frei“ gestattet ist. Radwege außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen stets befahren werden. Ein geeigneter Helm für Krafträder ist Pflicht.

E-Bikes bis 45 km/h entsprechen einem Kleinkraftrad und dürfen nur mit einer Fahrerlaubnis der Klasse AM gefahren werden. Auch hier gilt Helmpflicht. Radwege sind tabu.

Bildergalerie: Alle Pedelecs im Detail

Schlechte Bremsen beim Schlusslicht

Am schlechtesten schnitt das Original-Classic (Vinyl) von Geero ab. Einer der Gründe für die nur "ausreichende" Gesamtnote 4,2 waren die schlechten Bremsen: E-Bikes mit Unterstützung bis 25 km/h sollten mit Scheibenbremsen und nicht mit Felgenbremsen ausgestattet sein.

Negativ fiel auch der lange Nachlauf des Motors auf. Da dies auch beim Bremsen geschieht, wird viel Kraft benötigt, um das Bike zum Stehen zu bringen. Der Motor unterstützt außerdem nicht stufenlos, sondern nur in drei voreingestellten Geschwindigkeiten, was das Fahren in der Gruppe schwierig macht. Zudem wurden beim Geero Schadstoffe in den Griffen und im Sattel festgestellt.

Aus Sicht des ADAC sollten die Hersteller die Tretunterstützung so auslegen, dass der Antrieb sofort abbricht, wenn der Radfahrer nicht mehr in die Pedale tritt. Auch die Serienausstattung einiger E-Bikes ist verbesserungswürdig. Da sie ohne Lichtanlage, Reflektoren oder Klingel ausgeliefert werden, entsprechen sie beim Kauf nicht der STVZO.

Das richtige Pedelec: Darauf müssen Sie achten!

  • Reicht ein Singlespeed (ohne Schaltung) wirklich aus? Oder gibt es im bevorzugten Gebiet doch Steigungen?

  • Vor dem Kauf Probe fahren, dabei auf Ansprech- und Abregelverhalten des Antriebs, die Ablesbarkeit der Anzeigen sowie die Bedienung von Bremsen und Schaltung achten

  • Grundeinstellungen durch den Fachhändler vornehmen lassen

  • Vor Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr ausgiebig mit dem neuen E-Bike vertraut machen

  • Beide Hände stets am Lenker lassen

  • Helm tragen, auch wenn bei E-Bikes keine Pflicht dafür besteht

So haben wir getestet