Nabenschaltung: Vorteile im Vergleich zu anderen Fahrradschaltungen

Eine Nabenschaltung und eine Rollenbremse an einem Fahrrad
Bei der Nabenschaltung liegt das Schaltgetriebe innerhalb der Nabe am Hinterrad und ist so perfekt geschützt© dpa/Tobias Hase

Lange Zeit schien es, als wäre die Kettenschaltung das Nonplusultra. Doch es gibt gute Gründe für ein Fahrrad mit Nabenschaltung.

  • Nabenschaltung sehr wartungsarm

  • Schalten im Stand ist möglich

  • Meist teurer als Kettenschaltungen

Die Gangschaltung gehört zu den wichtigsten Bauteilen eines Fahrrads. Sie macht das Vorankommen angenehmer, effizienter und schneller. Nur bei den wenigsten Modellen wird auf eine Schaltung verzichtet – etwa bei Modellen für kleine Kinder, weil der Umgang mit ihr für sie noch zu kompliziert ist. Am häufigsten verbaut werden Kettenschaltungen.

Diese vielgängige Kettenschaltung trat in den 1970er-Jahren ihren Siegeszug gegen die bis dahin übliche Nabenschaltung mit meist nur drei Gängen an. Doch seit einiger Zeit ist die Nabenschaltung wieder auf dem Vormarsch. Gründe dafür gibt es viele – allen voran der, dass sich die Nabenschaltung auch technisch stark weiterentwickelt hat. Über die 3-Gang-Schaltung ist man weit hinausgewachsen. Inzwischen gibt es Modelle standardmäßig mit drei bis elf Gängen.

Was macht die Gangschaltung?

Eine Fahrrad-Kettenschaltung mit goldener Kette im Detail
Kettenschaltungen können im Vergleich zur Nabenschaltung mehr Gänge haben© Shutterstock/Kietisak Yaemklebbua

Die Schaltung – ganz gleich welchen Typs – steigert allgemein formuliert die Effizienz des Fahrradfahrens: Sie sorgt bei richtigem Einsatz dafür, dass man mit möglichst wenig Kraft möglichst schnell fahren kann. Oder, wenn es gar nicht so schnell sein soll, dass man eine bestimmte Geschwindigkeit mit geringerem Kraftaufwand erreichen und halten kann. Aus technischer Sicht ist dafür die sogenannte Übersetzung verantwortlich. Sie gibt das Verhältnis aus einem vollständigen 360-Grad-Umlauf eines Pedals in Relation zu Radumdrehung der Hinterachse an.

Einfluss der Übersetzung aufs Fahren

Wer einen hohen Gang einlegt, fährt mit einer großen Übersetzung. Das heißt, dass sich bei einer vollen Pedalumdrehung die Hinterachse mehrfach dreht. Klar, dass man schnell vorankommt, dies erfordert aber viel Kraft beim Treten. Bei einem niedrigen Gang ist die Übersetzung klein. Zügiges Radeln klappt so eher nicht, man strampelt mit hoher Trittfrequenz.

Dafür fällt das Treten leicht. Beim Fahren im Gegenwind, beim Anfahren und vor allem an Steigungen ist das wichtig. Nur der Kettenschaltung vorbehalten ist die Untersetzung: Bei einer vollen Pedalumdrehung dreht sich die Hinterachse nicht einmal ganz um sich. Relevant ist das aber nur bei extremen Steigungen.

Wie funktioniert eine Nabenschaltung?

Ein Mann repariert eine Fahrradgangschaltung
Bei der Kettenschaltung kann man selbst Hand anlegen; bei der Nabenschaltung müssen Experten ran© iStock.com/Predrag Vuckovic

Während man bei der Kettenschaltung das Übersetzungsverhältnis anhand von Kettenblatt und Ritzel optisch sieht und nachvollziehen kann, ist das bei der Nabenschaltung nicht so offensichtlich. Hier befindet sich das komplette Schaltgetriebe in der Hinterradnabe.

Die beweglichen Getriebeteile sind damit gut geschützt. Zeitgemäße Nabenschaltungen arbeiten mit einem Planetengetriebe in der Radnabe. Dabei drehen sich äußere Zahnräder – die Planetenräder – um innere, fest mit der Achse verbundenen Zahnräder – die Sonnenräder. Der am Schalthebel ausgewählte Gang bestimmt, welche Konstellation aktiviert wird. Damit lassen sich bis zu elf Gänge realisieren, bei einigen Fabrikaten sogar noch mehr.

Wie fährt sich eine Nabenschaltung?

Auf jeden Fall äußerst komfortabel. Geschaltet wird mit einem einzigen Schalthebel, denn es werden nicht wie bei einer Kettenschaltung der Zahnkranz vorne und hinten gewechselt. Und man kann die Gänge auch im Stand verändern. Es reicht also, beim Warten an der roten Ampel gemächlich in den ersten Gang fürs Losfahren herunterzuschalten. Dafür können die Gänge nicht unter Volllast gewechselt werden. Das bedeutet, dass man zum Schalten mit dem Treten kurz innehalten muss – nichts für Biker, die Wert auf maximale Performance legen.

Und noch einen anderen Aspekt gibt es: Käufer von Fahrrädern mit Nabenschaltung können wählen, ob sie eine freilaufende Hinterachse oder eine Rücktrittbremse haben wollen. Bei Letzterer bremst das Hinterrad, sobald man rückwärts in die Pedale tritt.

Vorteile einer Nabenschaltung

Abgesehen von den fahrerischen Vorzügen einer Nabenschaltung punktet sie vor allem mit ihrem geringen Wartungs- und Pflegebedarf. Durch ihre geschützte Lage in der Nabe des Hinterrads ist sie nicht nur vor äußeren mechanischen Einflüssen gut abgeschirmt, sondern verschmutzt auch nicht. Bisweilen wird das Schaltsystem als wartungsfrei bezeichnet, wartungsarm ist es auf jeden Fall. Denn wer hin und wieder das Öl der Schaltnabe wechselt, darf von extrem geringem Verschleiß ausgehen. Auf jeden Fall stehen der geringe Wartungsaufwand in keinem Verhältnis zur großen Aufmerksamkeit, die man der Kettenschaltung widmen muss.

Vorteile Naben- gegen Kettenschaltung

Vorteile

Nachteile

wartungsarm

etwas teurer als Kettenschaltsystem

geringer Verschleiß und damit geringe laufende Kosten

geringerer Wirkungsgrad durch höheren Reibungswiderstand

einfacher Schaltvorgang über nur einen Hebel

kein Schalten unter Last

Schalten im Stand ist möglich

etwas höheres Eigengewicht (plus 0,5 bis 1,0 kg)

auf Wunsch mit Rücktrittbremse

im Schadenfall nur Reparatur durch Fachbetrieb


weniger feine Abstufungen der Gänge

Weniger bekannt: Die Tretlagerschaltung

Als weitere Variante einer Fahrradschaltung sei noch die Tretlagerschaltung erwähnt. Sie ist im Vergleich zur Ketten- und Nabenschaltung weit weniger verbreitet. Auch, weil sie sehr teuer in der Anschaffung ist. Am bekanntesten dürfte das Pinion-Getriebe des gleichnamigen Herstellers sein. Fahrräder mit diesem Bauteil haben Einstiegspreise ab 2500 Euro.

Neben dem hohen Preis ist auch das vergleichsweise hohe Gewicht einer Tretlagerschaltung ein Manko. Vor allem, wenn man ein Fahrrad aus dem hochpreisigen Segment besitzt, bei dem man für die Reduktion von Gewicht mitbezahlt. Noch eine Besonderheit ist, dass sich die meisten Tretlagergehäuse aufgrund ihrer Bauart nicht am Standardrahmen montieren, also nicht nachrüsten lassen.

Doch diese Schaltung hat auch Vorteile: Das Getriebe ist geschützt im Gehäuse am Fahrradrahmen oder an der Tretkurbel untergebracht. Durch ihre robuste Bauweise ist sie nahezu wartungsfrei und sehr unempfindlich. Da die Konstruktion sehr komplex und hochwertig ist, ist dieser Schalttyp bei Kennern und Tüftlern beliebt. Entwickelt wurde sie vor allem für Fahrräder, die sehr hohen Belastungen ausgesetzt sind. Auch werden Tretlagerschaltungen geschätzt für ihren geschmeidigen Schaltkomfort und ihre aufgeräumte Optik.

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Fazit: Wann lohnt sich die Nabenschaltung?

Auch wenn pauschale Aussagen immer schwer sind: Wer auf Performance Wert legt und in seinem Fahrrad ein Sportgerät sieht, ist mit einer Kettenschaltung besser bedient. Das gilt auch für alle, die gerne Mountain- oder Gravelbike fahren oder überhaupt in bergigen Regionen unterwegs sind: Aufgrund der größeren Spreizung der Gänge und der vielen möglichen Übersetzungsverhältnisse ist hier die Kettenschaltung die erste Wahl.

Wer dagegen ein Vielfahrer ist und zum Beispiel sein Fahrrad täglich für den Weg zum Arbeitsplatz nutzt, sollte sich die Nabenschaltung näher ansehen: Ihr geringer Verschleiß und ihre hohe Widerstandsfähigkeit sind im Alltag ein echter Gewinn. Aber auch Personen, die vor allem unkompliziert und sorglos radeln wollen, sind mit der Nabenschaltung gut beraten.

Dass es auch E-Bikes mit Nabenschaltung gibt, hat einen besonderen Reiz: Hier werden die Nachteile von höherem Gewicht und geringerer Effizienz durch das höhere Gesamtgewicht des E-Bikes und die kräftigen E-Motoren relativiert – elektrisch zu radeln, wird damit noch entspannter.

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