ADAC Ecotest 2023: Von Schmutzfinken und Saubermännern

Hyundai Ioniq 6, Fiat 500e, Opel Astra Electric
Ein Deutscher auf dem internationalen Treppchen: Die saubersten Autos 2023 stellten Hyundai, Opel und Fiat© Hyundai, Opel, Fiat [M]

Die Antriebswende ist im ADAC Ecotest schon Realität geworden: Elektroautos dominieren das Umweltranking klar. Doch auch einige Verbrenner bleiben konkurrenzfähig. Die Gewinner und Verlierer der 2023 getesteten Modelle.

  • Hyundai Ioniq 6 fährt sparsam und CO₂-arm

  • Opel schafft es in die Top 3

  • Diesel glänzen mit guter Schadstoffreinigung

Über eine Million E-Autos surren inzwischen über deutsche Straßen. Dreimal so viele wie noch 2021. Und das führt jetzt schon zu einer erheblichen CO₂-Ersparnis: Der Energieversorger Eon schätzt, dass mit diesem Bestand an Batteriefahrzeugen jetzt schon 730.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr eingespart werden. Käme der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen, könnten es sogar mehr als zwei Millionen Tonnen sein.

Die Jahresauswertung des ADAC Ecotest untermauert diese positive Klimawirkung von E-Autos. 2023 rollten 94 aktuelle Pkw-Modelle auf den Prüfstand des ADAC und wurden auf ihren CO₂- und Schadstoffausstoß hin getestet. Es zeigt sich: Die saubersten Fahrzeuge fahren elektrisch – und das obwohl der ADAC E-Autos nicht als Null-Emissions-Autos ansieht und die Emissionen einrechnet, die bei der Stromerzeugung entstehen. Ein deutscher Hersteller konnte sich einen Platz auf dem Treppchen sichern.

ADAC Ecotest 2023: Die Resultate

In diese Auswertung wurden nur die im Jahr 2023 vom ADAC getesteten Modelle aufgenommen. Ist Ihr Wunschmodell nicht dabei? Hier können Sie die Ergebnisse der Jahre 2020, 2021 und 2022 nachlesen.
Ein Klick auf die Modellnamen führt zu den exakten Messwerten auf der Seite des ADAC Ecotest, auf der außerdem sämtliche Ergebnisse auch längst ausgelaufener Modelle zu finden sind.

Hintergrund: Das steckt hinter dem ADAC Ecotest

Im Fokus stehen im ADAC Ecotest bei den Messungen zwei verschiedene Komponenten:

  • Zum einen Schadstoffe wie etwa Kohlenmonoxid (CO), Partikel oder Stickoxide (NOx). In zu hoher Konzentration sind diese gesundheitsschädlich. Erhöhte Stickoxid-Messwerte waren in einigen deutschen Städten zum Beispiel Ursache für Fahrverbote mancher Diesel.

  • Zum anderen wird die Emission das Klimagases CO₂ geprüft. Kohlenstoffdioxid wirkt in der Atmosphäre als Treibhausgas und hat einen großen Anteil am Klimawandel.

Je weniger von beiden Emissionsarten freigesetzt werden, desto mehr Punkte kann ein Fahrzeug sammeln: 50 Punkte maximal in der Kategorie Schadstoffe, 60 bei CO₂. Zusätzlich werden die Werte in eine anschauliche Sternewertung überführt: Ein Stern ist schlecht, fünf Sterne sind top.

Warum haben Autos mit Batterie dann aber überhaupt einen Wert für CO₂- und Schadstoffausstoß? Sie haben doch nicht einmal einen Auspuff? Das liegt an der "Well-to-wheel-Bilanz" (WTW, von der Quelle bis zum Rad), die der ADAC anwendet. Es zählt also auch, wie viel Energie (und damit CO₂- und Schadstoffemissionen) für die Herstellung des Kraftstoffes nötig war – egal ob für Strom, Benzin oder Gas. Und nicht nur die Emissionen, die unmittelbar beim Fahren entstehen. Wer sein E-Auto etwa mit Solarstrom vom eigenen Dach lädt, verbessert damit automatisch dessen Ökobilanz.

Hyundai Ioniq 6 umweltfreundlichstes Auto

Aufnahme des Hyundai Ioniq
Aerodynamisch an die Spitze des Ecotests gesegelt: Der Ioniq 6 setzt Bestmarken© Hyundai

Schon am Außendesign sieht man: Das kann nur ein Elektroauto sein. Und als dieses setzt der Hyundai Ioniq 6 Bestwerte. Kein E-Auto wurde beim ADAC je mit einem niedrigeren Verbrauch gemessen. 15,5 kWh pro 100 Kilometer (inklusive Ladeverluste) ist ein absoluter Spitzenwert. Damit kommt das Mittelklasse-Fahrzeug mit Hinterradantrieb 550 Kilometer weit. Der niedrige Verbrauch und der damit niedrige CO₂-Wert verhilft dem Koreaner damit ganz an die Spitze des Ecotest-Rankings mit 107 Punkten insgesamt.

Knapp dahinter liegt ebenfalls ein Stromer, allerdings ein Fahrzeug mit ganz anderem Charakter. Der Akku des Italieners Fiat 500e ist nicht einmal ein Drittel so groß wie der des Koreaners und die gemessene Reichweite von nur 150 Kilometern entsprechend kleiner. Doch sehr sparsam fährt der Italiener auch: 15,9 kW/h auf 100 Kilometer sind ein starker Wert. Zum Vergleich: Sein fossiler Markenbruder, der Fiat Panda, verursacht pro Kilometer etwa doppelt so viel Gramm CO₂. Beachtlich ist auch, dass der E-Fiat zu den günstigsten Elektroautos zählt, in der Basisversion ist er unter 30.000 Euro zu haben.

Auf Platz 3 findet man schließlich einen von nur zwei deutschen Herstellern in den Top 20. Mit 103 Punkten im Ecotest hinterließ der Opel Astra Electric einen starken Eindruck in seinem Premierenjahr. Die kompakte Konkurrenz um Cupra Born, Citroën e-C4 X und Volvo XC40 Recharge ließ der Rüsselsheimer damit hinter sich. Geringes Leergewicht, ein gutes Energiemanagement und eine serienmäßige Wärmepumpe tragen beim Astra zu einem niedrigen Verbrauch bei – und damit zu niedrigen CO₂-Emissionen. Dass die Reichweite von 350 Kilometern zwar brauchbar ist, aber keinen Spitzenwert darstellt, liegt an der vergleichsweise "kleinen" Antriebsbatterie mit netto 51 kWh.

Auch Verbrenner schaffen Achtungserfolge

Front und Seitenansicht eines fahrenden Mazda 2
Der beste Verbrenner im Feld ist ein Japaner: Die Hybridtechnik des Mazda 2 zahlt sich beim Ecotest aus© Mazda

Bei all der Dominanz von E-Autos in der Jahresliste, ist es leicht, Autos mit Verbrennungsmotor pauschal als Schmutzfinke zu verurteilen. Doch das wäre ein zu einfaches Fazit: Mit dem Mazda 2 und dem Suzuki Swace holen sich auch zwei Benziner fünf Sterne.
Die beiden erreichen ihre sehr guten Ergebnisse in erster Linie durch ihre Hybridantriebe.

Diesel hingegen haben wie schon im letzten Jahr einen schweren Stand, brillieren aber bei der Abgasreinigung – wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht. So schafft etwa das BMW 220d Coupé mit kräftigem Vierzylinder-Diesel die volle Punktzahl bei der Vermeidung von Stickoxiden, Feinstaub & Co. Hinsichtlich der Schadstoffe ist ein aktueller Diesel also keinesfalls automatisch "dreckiger" als ein E-Auto (auch wenn diese für ihre Schadstoffe nur indirekt verantwortlich sind).

Großes Auto, großer Einfluss aufs Klima

Front und Seitenansicht eines fahrenden Mercedes EQS
Top im Autotest, bei der Umweltfreundlichkeit nur guter Durchschnitt: Mercedes Elektro-Flaggschiff EQS © Mercedes

Eine Konstante beweist sich grundsätzlich auch bei dieser Ecotest-Bestenliste. Je kleiner und leichter ein Fahrzeug ist, desto umweltfreundlicher ist es meist unterwegs. Das trifft auf Autos aller Antriebsarten zu. Lange Luxus-Stromer wie der Mercedes EQS, der Audi Q8 e-tron oder der Nio EL7 müssen sich deswegen mit einem Platz hinter so manchem fossilen Konkurrenten begnügen. Ihre hohen Reichweiten erkaufen sie sich mit schweren Akkus und auch ihre großzügigen Ausstattungen kosten ein paar Kilo auf der Waage. Das erhöht den Verbrauch teils erheblich.

Wenig überraschend findet man Boliden wie den Ford Explorer (trotz Plug-in-Hybrid), den Ford Ranger Raptor oder den VW Amarok ganz hinten. Die letzten beiden gar mit glatt null Punkten beim CO₂ "dank" ihrer 14,2 Liter Super bzw. 10,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer Testverbrauch. Etwas aus dem Rahmen fallen da die ebenfalls weit hinten platzierten Hyundai Kona (Allrad) und der Kia Ceed Sportswagon. Beide haben kompakte Maße, ihre Verbräuche sind mit 7,5 Liter bzw. 6,9 Liter auf 100 Kilometer allerdings viel zu hoch. Dass auf spritsparende Maßnahmen wie etwa eine Mild-Hybrid-Technik verzichtet wurde, rächt sich. Für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel.

ADAC Bestenlisten: Mehr Perspektiven wagen

Neben der Ecotest-Bestenliste gibt es noch weitere ADAC Ranglisten, mit denen die 2022 getesteten Fahrzeuge unter weiteren Aspekten verglichen werden können.

Die Bewertungsgrundlagen für den ADAC Ecotest finden Sie ausführlich hier erklärt:

ADAC Ecotest: Das steckt hinter der Umweltbewertung
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