Neuer Mini Countryman (2024): Elektro oder Verbrenner?

Front und Seitenansicht eines fahrenden Mini Countryman
Mini Countryman 2024: Auf Wunsch wieder mit Dach in Kontrastfarbe© Mini

2024 wird die ganze Mini-Familie erneuert. Den Anfang machte der Mini Countryman im März 2024. Seinen Charakter hat er behalten, doch er ist größer denn je. Und erstmals gibt es das SUV als Elektroauto. Testfahrt, Daten, Bilder, Preis.

  • Neuer Mini Countryman: Marktstart März 2024

  • Preise zwischen 39.900 Euro und 56.500 Euro

  • Elektroversionen mit 462 und 433 Kilometer Reichweite

Rund um den kleinen, knuffigen Mini hat sich über die Jahre eine ganze Modellfamilie entwickelt. Nicht jedes Experiment ist dabei aufgegangen: So haben sich weder das eigenwillige Mini Coupé noch der skurrile Paceman durchgesetzt – die Ableger wurden schon nach kurzer Bauzeit wieder eingestellt.

Als feste Größe hat sich aber das kleine SUV Mini Countryman etabliert, das nun in der dritten Generation auf den Markt kommt: Detailverliebt wie eh und je, aber größer und teurer als zuvor. Erste Testfahrt mit der Power-Version John Cooper Works.

Neuer Countryman erheblich größer

Heckansicht eines fahrenden Mini Countryman
Die Pixel-Rücklichter können in drei verschiedenen Designs erstrahlen© Mini

Mini ist der Countryman ja schon lange nicht mehr. Doch das neue Modell sprengt noch einmal alle bisherigen Größenvorstellungen. Um nochmals 13 Zentimeter ist der Countryman im Vergleich zum Vorgänger in die Länge und um sechs Zentimeter in die Höhe geschossen. So entfernt sich der robusteste aller Minis immer weiter von seinem Namensvetter, dem "kleinen" Mini, der ebenfalls noch im Frühjahr 2024 in einer Neuauflage zu den Händlern rollt.

Die neuen Countryman-Maße: 4,43 Meter Länge, 1,84 Meter Breite und 1,66 Meter Höhe. Damit rangiert er nun am oberen Ende der "Golfklasse", in die er offiziell fällt. Zum Vergleich: Der erste Countryman von 2010 war noch 4,10 Meter lang. Das Größenwachstum ist aber erklärbar, denn der Newcomer basiert nun auf dem BMW X1 und übernimmt zum Teil dessen Technik, etwa Bodengruppe, Motoren und vor allem den E-Antrieb der elektrischen Variante.

Mini Countryman Kofferraum: Variabel

Folglich haben sich auch Platzangebot und Raumgefühl entsprechend verändert. Vorn sitzt man sehr geräumig und leicht erhöht, aber nicht ganz so SUVig hoch wie im BMW X1. Für viele ist das genau richtig. Und hinten lässt es sich nun erheblich bequemer reisen als zuvor, hier zwickt absolut nichts mehr. Zumal sich die Rückenlehne noch in sechs Positionen in der Neigung verstellen lässt und zumindest bei den Versionen mit Verbrennungsmotor auch noch die Rückbank um 13 Zentimeter verschoben werden kann. Beim Elektro-Countryman gibt es diese Möglichkeit nicht.

Der Kofferraum fasst laut Werksangabe zwischen 460 und 1450 Liter und fällt dadurch reisetauglich aus, gut zu beladen ist er ohnehin.

Mini Cockpit: Stylish, modern, reduziert

ADAC Redakteur Jochen Wieler am Steuer des Mini Countryman
Wohnlicher Innenraum mit Recycling-Materialien und Schalensitzen im John Cooper Works© Mini

Das Cockpit eines Mini war schon immer extravagant. Doch in der aktuellen Ausbaustufe setzt der Hersteller noch mal einen drauf. Denn überladen wirkt das Cockpit nicht mehr, es wurde stattdessen auf das Wesentliche reduziert. Eine wohnliche Atmosphäre mit viel Stoff und angenehmen Materialien gibt es trotzdem: Ein eigens entwickeltes "Strickverfahren" ermöglicht eine besondere Struktur des Textils aus recyceltem Polyester. Unser Eindruck: Fasst sich gut an und wirkt viel angenehmer als eine Kunststofffläche herkömmlicher Machart.

Ab Kniehöhe kommt dann aber leider doch billiges Hartplastik zum Einsatz, der sich besonders auf den Armlehnen in den Türen ziemlich schäbig anfühlt – gerade da also, wo man immer hinfasst. Schade.

Die Bedienung erfordert Eingewöhnung

Bildschirm des Mini Countryman
Gut: In das Kamerabild eingeblendete Navipfeile weisen eindeutig den Weg. Schlecht: Das Display ist überfrachtet© ADAC/Jochen Wieler

Sei's drum, das absolute Design-Highlight sitzt in der Mitte des Cockpits: Ein kreisrundes, stehendes Display, das sehr dünn ist und dadurch eine gewisse Leichtigkeit mitbringt – und einfach sensationell gut aussieht. Laut Mini soll sich das Touchdisplay so intuitiv wie ein Smartphone bedienen lassen.

Doch zum einen reagiert es nicht verzögerungsfrei auf Eingaben, so dass man manchmal nicht weiß, ob der Befehl angenommen wurde oder nicht. Zum anderen quetscht sich auch ganz schön viel auf den Bildschirm, was zwar mangels Kombiinstrument hinter dem Lenkrad notwendig ist, die Sache aber ziemlich unübersichtlich macht. Und anfangs enorm ablenkt.

Linderung schafft zumindest das aufpreispflichtige Head-up-Display, das am unteren Rand der Scheibe auf einer kleinen Kunststoffscheibe Infos wie Navipfeile oder den Tacho darstellt. Allerdings hat Mini hier die einfachere und nur zweitbeste Lösung gewählt: Würde man die Infos direkt in die Scheibe projizieren wie bei anderen Modellen, müsste man den Blick nicht senken.

Mini wäre nicht Mini, hätte man nicht an der kleinen Tastenleiste in der Mittelkonsole festgehalten und würde man nicht verschiedene "Trims" anbieten, die unter anderem das Display in verschiedenen Farben und Hintergründen erscheinen lässt. Beim so genannten "Gokart-Mode" etwa erstrahlt alles in Anthrazit und Rot, soll auf die Rennsport-DNA der Marke hinweisen.

Dieser Modus startet sogar mit einem freudigen "Yiehah!" aus den Lautsprechern! Das kann man albern finden, doch das besondere Flair eines Mini speist sich nun mal aus solchen Gimmicks. Über den Mini-App-Store lassen sich Spiele kaufen, Musik und Videos streamen, 5G ist Standard.

Bildergalerie: Mini Countryman

Selbstverständlich gibt es auch vieles zur Individualisierung gegen Aufpreis, verschiedene Dachfarben etwa oder den "Driving Assistant" in verschiedenen Ausbaustufen, der auf der Autobahn bis 60 km/h übernimmt. Der Fahrer darf derweil die Hände vom Lenkrad nehmen, vorausgesetzt er bleibt aufmerksam und blickt auf die Straße. Weil es sich hierbei noch um ein "Level-2-System" handelt, bleibt auch die Verantwortung stets beim Fahrer oder der Fahrerin. Zudem lässt sich das Auto vom Smartphone aus ein- und ausparken.

Testfahrt im Mini Countryman JCW

Seitenansicht eines fahrenden Mini Countryman
Gut abgestimmtes Fahrwerk im Countryman JCW© Mini

Noch wichtiger als die netten Kleinigkeiten ist aber, wie sich der Mini fährt. Hat der Countryman durch sein Größenwachstum an Fahrdynamik eingebüßt? Mitnichten. Und das dürfte nicht nur für die gefahrene Top-Variante John Cooper Works (JCW) gelten, die mit einer überbordenden Leistung von 221 kW/300 PS wuchert und auch auf einer Rennstrecke nicht fehl am Platz wäre.

Ein Tritt aufs Gaspedal fühlt sich genauso an, wie es die reinen Zahlenwerte versprechen: Richtig vehement! 5,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h waren bis vor ein paar Jahren schließlich noch die Daten eines veritablen Sportwagens. Untermalt wird die rasante Beschleunigung je nach Modus von einem mehr oder weniger sportiven Geräusch – im Gokart-Modus hört man sogar Fehlzündungen wie bei einem Rennwagen.

Bei 250 km/h wird abgeriegelt, doch auch bei diesem Mini ist die Spitze nicht das, was die größte Fahrfreude erzeugt. Sondern wie direkt die Lenkung agiert, wie gierig das Fahrwerk Kurven frisst und wie stoisch der Mini seine Spur zieht, das macht richtig Laune. Bei einem SUV, auch wenn es ein kleines ist, könnte es nicht besser sein. Und trotz aller Dynamik ist die Federung noch komfortabel genug.

Einen Punkt gibt es aber trotz aller Leistung noch zu bekritteln. Das serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe nimmt sich beim Kickdown einen Hauch zu viel Zeit, überlegt erst, und schaltet dann einen Gang herunter. Doch vielleicht ist man die kleine Pause auch einfach nicht mehr gewöhnt im Elektrozeitalter, wo alle Autos bei jedem Druck auf das rechte Pedal einfach losstürmen...

Mini Countryman E, SE: Die E-Versionen

Machen das also die elektrischen Versionen des Countryman besser? Ja, mutmaßlich beide Elektriker. Doch fahren konnte die Redaktion nur die stärkere der beiden Varianten.

Die E-Version des Mini Countryman fahrend mit frontaler Ansicht
Hat viel Kraft: Die Elektroversion Countryman SE© BMW

Die Basis bildet der Mini Countryman E mit 150 kW/204 PS starkem Elektromotor und einer Normreichweite von 432 bis 455 Kilometern. Darüber steht die Allradvariante namens SE All4 zur Verfügung. Sie hat zwei Elektromotoren und eine bemerkenswerte Leistung von 230 kW/313 PS, entwickelt stolze 494 Nm Drehmoment und soll eine WLTP-Reichweite von 399 bis 426 Kilometern aufweisen. Eine Beschleunigung von 5,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h dürften wohl die wenigsten dem SUV zutrauen.

So viel zu den reinen Eckdaten. Doch wie der Countryman SE seine Leistung in Szene setzt, wenn er gefordert wird, ist absolut beeindruckend. Elektroauto-typisch wird jede Regung im rechten Fuß ad hoc in Vortrieb umgemünzt, und drückt man es stärker nieder, lösen sich mehr als zwei Tonnen Leergewicht scheinbar in Luft auf. Das kleine SUV stürmt mit einer Leichtigkeit davon, erledigt Überholvorgänge auf der Landstraße im Handumdrehen und hat dank Allradantrieb stets genügend Grip.

Den sonoren Sound des "John Cooper Works" mit ähnlicher Leistung (siehe oben) vermisst man im Elektro-Countryman zu keiner Zeit, erfreut sich vielmehr an dem flüsterleisen Innenraum und ist dadurch auch viel entspannter unterwegs als im Verbrenner-JCW.

Auch der Countryman E sollte reichen

Die E-Version des Mini Countryman fahrend mit Heckansicht
Flüsterleise und angenehm zu fahren: Der elektrische Mini Countryman© BMW

Klar, die schiere Leistung des SE macht Spaß, doch braucht man sie wirklich? Wer 6000 Euro sparen will, sollte wohl auch mit der schwächeren Version E gut leben können. Sie nimmt sich mit 8,6 Sekunden zwar mehr Zeit für den Spurt von 0 auf 100 km/h, doch ein flottes Fahrgefühl wird sich wohl dennoch einstellen. Die Spitze liegt bei 170 (E) und somit nur marginal unter der des SE All4 mit 180 km/h.

Als Energiespender dient in beiden Fällen eine 66,45-kWh-Batterie. Sie kann mit 22 kW (Wechselstrom AC) und bis zu 130 kW Gleichstrom (DC) an Schnellladesäulen geladen werden. Eine Ladung von 10 auf 80 Prozent dürfte an entsprechenden Säulen in rund 30 Minuten erledigt sein.

Gut: Die Elektroversionen dürfen auch Anhänger ziehen. Maximale Anhängelast: 1200 Kilogramm.

Preise ab 39.900 Euro

Und die Preise? Ein Schnäppchen ist auch dieser Mini nicht. Der Benziner startet bei 39.900 Euro und der günstigste Countryman mit Elektromotor kommt auf 43.500 Euro. Hier die Preise in der Übersicht:

Modell

Preis

Countryman C (Benziner, 125 kW/170 PS)

39.900 €

Countryman S All4 (Benziner, 160 kW/218 PS)

45.900 €

Countryman John Cooper Works ALL4 (Benziner, 221 kW/300 PS)

56.500 €

Countryman D (Diesel, 120 kW/163 PS)

42.900 €

Countryman E (Elektro, 150 kW/204 PS)

43.500 €

Countryman SE All4 (Elektro, 230 kW/313 PS)

49.500 €

Auch wenn der gefahrene John Cooper Works sicher viel Spaß macht, sollten auch die anderen Versionen mehr als genügen. Sogar die schwächste Version Countryman D mit 163 PS starkem Dieselmotor und Frontantrieb fährt 208 km/h schnell und erreicht in 8,5 Sekunden Tempo 100.

Und wem der neue Countryman zu groß und zu teuer ist: Mini plant einen kleineren Bruder – der dann Aceman heißen wird.

Mini Countryman J.C. Works & SE: Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

MINI Countryman John Cooper Works ALL4 Sportgetriebe (DKG) (ab 03/24)

MINI Countryman SE Essential Trim ALL4 (ab 03/24)

Motorart

Otto
Elektro

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.998 ccm
-

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

221
230

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

300
313

Drehmoment (Systemleistung)

400 Nm
494 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.750 U/min
-

Antriebsart

Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

5,4 s
5,6 s

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h
180 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

-
432 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

177 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

7,8 l/100 km
16,8 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
66,5

Batteriekapazität (Netto) in kWh

-
64,6

Ladeleistung (kW)

-
AC:11,0-22,0 DC:130,0

Kofferraumvolumen normal

505 l
460 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.530 l
1.450 l

Leergewicht (EU)

1.735 kg
2.075 kg

Zuladung

500 kg
495 kg

Anhängelast ungebremst

n.b.
n.b.

Anhängelast gebremst 12%

n.b.
1.200 kg

Länge x Breite x Höhe

4.447 mm x 1.843 mm x 1.645 mm
4.445 mm x 1.843 mm x 1.635 mm

Grundpreis

56.500 Euro
49.500 Euro

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