Hyundai Ioniq: Hybrid oder Plug-in-Hybrid?

Frontansicht des Hyundai Ioniq Plug-In fahrend
Im ADAC Test: Schräghecklimousine Hyundai Ioniq© Hyundai

Diesel oder Benziner? Diese Frage stellt sich beim Hyundai Ioniq nicht: Ihn gibt es mit Verbrenner nur als Hybrid oder Plug-in-Hybrid. Der ADAC Test vergleicht die beiden Varianten des zum Juli 2022 eingestellten Modells – mit Daten, Messwerten und Preisen.

  • Wie sparsam ist der Hybrid mit extern aufladbarem Akku?

  • Kaufprämie spricht für den Plug-in-Hybrid

  • Umweltvergleich mit dem normalen Hybrid enttäuscht

  • Nach rund 136.000 in Europa verkauften Ioniq endet die Produktion

Ja, es gibt sie noch, die gute alte Karosserieform Limousine, manchmal auch als Schrägheck wie den Hyundai Ioniq. Das ist insofern bemerkenswert, da kastige SUVs längst die Oberhand in allen Größen und Fahrzeugklassen gewonnen haben.

Zugegeben: Aufregend anders und modern sieht der Hyundai Ioniq auch nicht aus. Aber in Sachen Antrieb fuhr er seit 2016 in Richtung Zukunft: Einen herkömmlichen Diesel oder Benziner gab es für ihn nicht. Der Kunde hatte lediglich die Wahl zwischen einem Hybrid, einem Plug-in-Hybrid zum gelegentlichen Aufladen an der Steckdose oder einem vollelektrischen Stromer, dem Hyundai Ioniq Elektro. Hatte – denn Hyundai stellt die Ioniq-Produktion im Juli 2022 ein. Einen direkten Nachfolger wird es nicht geben. Aber mit der Submarke namens Ioniq haben die Koreaner noch einiges vor und bauen sie bereits aus: Der Hyundai Ioniq 5 steht als ungewöhnlich designter Familienwagen bereits beim Händler, und der Ioniq 6 wird Anfang 2023 zu uns kommen. Der Familien-SUV Ioniq 7 ist ebenfalls schon avisiert.

Ein 45 kW starker Elektromotor unterstützt

Motor des Hyundai Ioniq Plug-In
Zusätzlich teure Technik-Komponenten: Plug-in-Hybrid© Hyundai

Der Plug-in-Hybrid tritt mit einem 45 kW starken Elektromotor in Kombination mit einem 1,6-Liter-Benzinmotor an. Die Gesamtleistung des Antriebs beziffert Hyundai mit 104 kW/141 PS, das Gesamtdrehmoment beträgt eher bescheidene 265 Nm. Das bedeutet, dass der Hyundai zwar keine Bäume ausreißt, aber den theoretischen Spurt von null auf 100 km/h trotzdem noch innerhalb von 10,6 Sekunden bewältigt. Auf der Autobahn schafft der Ioniq knapp 180 km/h. Doch auf atemberaubende Fahrleistungen kommt es bei einem Plug-in-Hybrid ohnehin nicht an – mehr Kraft, als für zügiges Mitschwimmen im Verkehr nötig ist, braucht es normalerweise nicht.

Verbrauch ist nicht allein entscheidend

Cockpit des Hundai Ioniq Elektro mit Facelift
Plug-in-Hybrid mit Automatik: Aufgeräumtes Cockpit© Hundai

Ganz entscheidend ist jedoch, was der Plug-in-Hybrid an Energie verbraucht. Messergebnis im ADAC Test: Fährt man mit vollgeladener Batterie los, verbraucht der Ioniq-Plug-in-Hybrid auf den ersten 100 Kilometern 3,1 Liter Super sowie 8,0 kWh Strom (inkl. Ladeverluste). Ist die Kapazität der Traktionsbatterie ausgeschöpft, liegt sein Kraftstoffverbrauch bei 5,2 Litern pro 100 Kilometer.
Im Vergleich zum Ioniq Hybrid ist der Unterschied auf den ersten Blick gar nicht so groß. Der rund 6000 Euro günstigere Hybrid, der sich nicht an der heimischen Steckdose aufladen lässt, genehmigt sich nämlich auch nur 5,0 Liter pro 100 Kilometer. So gesehen lohnt es sich eigentlich nicht, das Geld für die Plug-in-Technik auszugeben.

Hyundai Ioniq Plug-in: Aufladen wird zum Muss

Ladedose des Hyundai Ioniq Plug-In
Der Plug-in-Hybrid lässt sich an jeder Steckdose laden© Hyundai

Eines wird hier besonders deutlich: Wenn man zu faul ist, den Plug-in immer wieder aufzuladen, verbraucht er sogar etwas mehr als der Hybrid. Wer Sprit sparen und die Umwelt schonen will, muss den Plug-in so oft wie möglich aufladen. Auf der Kurzstrecke im normalen Alltag ist das auch kein Problem – zumindest nicht für diejenigen, die einen Stellplatz mit Stromanschluss zu Hause haben. Auf längeren Strecken und auf Reisen ist das stete Laden aber nicht praktikabel, da ist der Hybrid klar im Vorteil.

Aber selbst wenn der Akku regelmäßig extern aufgeladen wird, stellt sich die Frage nach der ökologischen Sinnhaftigkeit des Plug-in-Hybrid. Bei einer generellen ADAC-Untersuchung zu Plug-in-Hybriden kam heraus, dass der Plug-in-Hybrid des Ioniq erst ab einem elektrischen Fahranteil von etwa 50 Prozent weniger CO₂ verursacht als der reine Hybrid. Dieser hohe Anteil ist in der Praxis nur auf der Kurzstrecke zu erreichen.

Das Problem bei der Umweltbewertung: Der verwendete Strom wird zwar am Auto ohne Emissionen in Vortrieb verwandelt. Bei seiner Produktion im Kraftwerk wird aber sehr wohl CO₂ frei. Diese Anteile muss man fairerweise mitrechnen. Das vergisst der Gesetzgeber, wenn er nur Grenzen für die CO₂-Werte bei der Verbrennung des Kraftstoffes im Auto festlegt.

ADAC Ecotest wertet CO₂ und Schadstoffe ganzheitlich

Heck des Hyundai Ioniq Plug-In
Überraschendes Testergebnis: Wenig ökologischer Plug-in-Hybrid© Hyundai

Der ADAC geht bei seiner Umweltbewertung von Autos noch weiter. Im ADAC Ecotest wird nämlich neben der CO₂-Belastung auch die Belastung durch die anfallenden Schadstoffe bilanziert und bewertet – sowohl bei der Energieumwandlung im Auto, als auch bei der Produktion des Kraftstoffes in der Raffinerie und der Produktion des Stroms im industriellen Kraftwerk.
Ergebnis im Vergleich: Während der Hyundai Ioniq Hybrid eine CO₂-Emission von 133 Gramm pro Kilometer nach sich zieht, sind es beim Hyundai-Ioniq-Plug-in-Hybrid 126 Gramm. Bei den Schadstoffemissisonen hat der Hybrid aber die Nase vorn (siehe Punktetabelle unten). Im Gesamtergebnis bekommen zwar beide Modelle vier Sterne, aber der Hybrid erreicht mit 73 Punkten sogar drei mehr als der Plug-in-Hybrid.

ADAC Ecotest: Umweltbewertung in Punkten

Hyundai Ioniq Plug-in-HybridHyundai Ioniq Hybrid*

CO₂

41 (max. 60 Punkte)

39 (max. 60 Punkte)

Schadstoffe

29 (max. 50 Punkte)

34 (max. 50 Punkte)

Punkte gesamt

70 (max. 110 Punkte)

73 (max. 110 Punkte)

Sterne

4 Sterne (max. 5 Sterne)

4 Sterne (max. 5 Sterne)

* Testfahrzeug vor dem Facelift

Beiden getesteten Modellen hat Hyundai zwischenzeitlich eine Auffrischung spendiert. Optisch wurde innen und außen ein wenig nachgeschärft, bei der Technik sind die bessere Vernetzung und die zusätzlichen Sicherheitshelfer erwähnenswert. Neue LED-Leuchten ersetzen die bisherigen Bi-Xenon-Scheinwerfer. Der serienmäßige autonome Notbremsassistent erkennt jetzt neben Fußgängern auch Radfahrer, es gibt eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit Abstandsregelung und Stoppfunktion. Der Hyundai Telematikdienst Bluelink ist in den Ioniq eingezogen, und das Radio-Navigationssystem kommt mit 10,25 Zoll großem Touchscreen-Display.

Lesen Sie hier den ausführlichen Test des Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid als PDF
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Fazit

Überraschung: Das umweltfreundlichere Auto ist der technisch weniger anspruchsvolle Hybrid. Zwar fängt die Förderung des Staates den Mehrpreis des Plug-in-Hybrids gegenüber dem Hybrid wieder auf, der Umweltvorteil bleibt aber aus. Und damit macht der Plug-in-Hybrid ökologisch keinen Sinn. Die aus dieser Sicht noch bessere Wahl dürfte – leider auch er demnächst nur noch als Gebrauchter – der Ioniq Elektro sein. Denn der schafft im ADAC Test locker die Höchstwertung von fünf Sternen. Inklusive CO₂ und Schadstoffen bei der Stromproduktion.

Technische Daten Hyundai Ioniq

Technische Daten (Herstellerangaben)

Hyundai IONIQ PlugIn-Hybrid (07/20 - 07/22)

Hyundai IONIQ Hybrid (07/20 - 07/22)

Motorart

PlugIn-Hybrid
Voll-Hybrid

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.580 ccm
1.580 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

104
104

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

141
141

Drehmoment (Systemleistung)

265 Nm
265 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.700 U/min
5.700 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

10,6 s
10,8 s

Höchstgeschwindigkeit

178 km/h
185 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

52 km
-

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

26 g/km
119 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

1,1 l/100 km
5,2 l/100 km

Stromverbrauch kombiniert (WLTP)

11,7 kWh/100 km
-

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

8,9
1,6

Ladeleistung (kW)

AC:2,3-3,3
-

Kofferraumvolumen normal

341 l
456 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.401 l
1.518 l

Leergewicht (EU)

1.570 kg
1.436 kg

Zuladung

400 kg
434 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

750 kg
750 kg

Garantie (Fahrzeug)

5 Jahre
5 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.470 mm x 1.820 mm x 1.450 mm
4.470 mm x 1.820 mm x 1.450 mm

Grundpreis

32.000 Euro
25.800 Euro

ADAC Messwerte

AuszugHyundai Ioniq Plug-in-HybridHyundai Ioniq Hybrid

Überholvorgang 60-100 km/h

5,6 s

5,9 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,7 m

35,2 m

Wendekreis

11,4 m

11,4 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

8,0 kWh + 3,1 l Super/100 km, 126 g CO₂/km (Well-to-wheel)

5,0 l Super/100 km, 133 g CO₂/km (Well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

****

****

Reichweite

870 km

900 km

Innengeräusch bei 130 km/h

69,0 dB(A)

69,5 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1555 / 415 kg

1415 / 455 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

260 / 600 / 1060 l

355 / 695 / 1155 l

ADAC Testergebnis

Hyundai Ioniq Plug-in-HybridHyundai Ioniq Hybrid

Karosserie/Kofferraum

3,1

3,2

Innenraum

2,7

2,7

Komfort

2,7

2,9

Motor/Antrieb

2,1

2,2

Fahreigenschaften

2,6

2,6

Sicherheit

2,0

2,3

Umwelt/Ecotest

2,5

2,4

Gesamtnote

2,5

2,6

Die Kapitel Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet; Notengrenzen: 0,6 – 1,5 sehr gut; 1,6 – 2,5 gut; 2,6 – 3,5 befriedigend; 3,6 – 4,5 ausreichend; 4,6 – 5,5 mangelhaft

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