Ford Transit und Tourneo Hybrid: Transporter und Bus werden elektrisch
Mit dem Transit hat Ford einen Dauerbrenner im Programm. Den Kasten gibt es als Kleinbus und Transporter, auch mit E-Antrieb, die kleineren Versionen Transit Custom und Tourneo Custom auch als Plug-in-Hybrid und bald mit E-Motor. Testfahrt, Daten, Bilder
Transit und Tourneo: Moderne Motoren, hohe Variabilität
E-Transit mit bis zu 317 Kilometer WLTP-Reichweite
Mildhybrid mit 48-Volt-Technik in Kombination mit Dieselmotor
Ab Sommer 2023 Plug-in-Hybrid mit 57 Kilometer elektrischer Reichweite
In der Nutzfahrzeug-Welt zählen vor allem Ladevolumen, Praktikabilität, Garantie, Unterhaltskosten – und mittlerweile natürlich auch Umweltfreundlichkeit. Denn wenn immer mehr Lieferdienste in den Städten unterwegs sind, wird die Luft nicht unbedingt besser. Da liegt es nahe, dass man den Lieferverkehr über kurz oder lang elektrifiziert. Ford bietet daher Transit und Tourneo auch mit Hybridtechnik an, die kleineren "Custom"-Modelle sogar als Plug-in-Hybrid – der in der zweiten Jahreshälfte 2023 durch eine neue Version ersetzt wird (s. unten).
Und inzwischen ist auch noch der vollelektrische E-Transit in den Leistungsstufen 135 kW/184 PS und 198 kW/269 PS mit bis zu 317 Kilometern Reichweite dazugestoßen. Der preisliche Einstieg: 71.269 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Ein E-Transit Custom und ein E-Tourneo Custom werden noch 2023 folgen.
48-Volt-Mildhybrid mit 130- und 170-PS-Diesel
Die 48-Volt-Mildhybridisierung ist für die handgeschalteten, front- und heckgetriebenen Diesel-Modelle mit 96 kW/130 PS und 125 kW/170 PS verfügbar. Hier ersetzt ein Riemenstarter-Generator den Anlasser und eine kleine 48-Volt-Zusatzbatterie hält Einzug. Damit lässt sich zwar nicht elektrisch fahren, doch beim bremsen und rollen kann zumindest Energie zurückgewonnen werden.
Der so erzeugte Strom versorgt allerdings lediglich das Bordnetz, das System kann nicht den Verbrennungsmotor beim Beschleunigen mit einer "Boost-Funktion“ unterstützen, so dass Ford nur von mageren drei Prozent Kraftstoff-Ersparnis spricht. Schade, denn ein 48-Volt-System hätte an sich mehr Sparpotential. Bleibt als Vorteil, dass der Riemenstarter für eine geschmeidigere Start-Stopp-Funktion sorgt und der Verbrenner schon beim hinrollen an die Ampel abschaltet.
Der Plug-in-Hybrid fährt 43 Kilometer rein elektrisch
Während sich der große Transit mit dem 48-Volt-Hybrid-System zufriedengeben muss, sind die kleineren Custom-Modelle aus der VW-Bulli-Liga auch als Plug-in-Hybrid bestellbar. Sie können also extern aufgeladen werden und sollen in der aktuellen Version im realitätsnahen WLTP-Zyklus 43 Kilometer rein elektrisch fahren können. Das klingt nach wenig, doch manchem Handwerker, der nur in der Innenstadt unterwegs ist, kann das reichen ohne tagsüber nachzuladen.
Ist die Energie der 13,6 kWh-Batterie aufgebraucht, springt der Dreizylinder-Benziner mit 1,0 Liter Hubraum an, den Ford unter anderem in Fiesta, Focus und Puma verbaut. Ungewöhnlich ist jedoch, dass er im Custom nur als Range Extender dient und ausschließlich Strom herstellt. Gefahren wird also immer elektrisch. Mit einem eigenartigen Effekt: Gibt man wenig Gas, brummelt der Dreizylinder bei niedriger und konstanter Drehzahl zufrieden vor sich hin. Bei stärkerem Druck auf das rechte Pedal schnellt die Drehzahl jedoch nach oben, weil der Motor mehr Strom herstellen muss. Das ist deutlich zu hören und ähnlich wie bei einem Toyota-Hybrid stellt sich das typische Gummibandgefühl beim Beschleunigen ein: Die Drehzahl des Motors bleibt konstant hoch, während das Auto mit dem gleichmäßigen Vortrieb des Elektromotors Fahrt aufnimmt.
Der Plug-in-Hybrid fährt maximal 120 km/h
Der Elektromotor selbst ist mit 93 kW/126 PS relativ schwach, tritt aber dank seiner 355 Newtonmeter bei Stadttempo erstaunlich kräftig an. Danach geht ihm allerdings die Puste aus und die Beschleunigung wirkt eher gemächlich. Bei 120 km/h ist ohnehin Schluss – für flotte Autobahnfahrten ist der Plug-in-Hybrid also nicht gedacht. Den Durchschnittsverbrauch gibt Ford mit 3,3 Litern Super auf 100 Kilometer an – plus 19,6 kWh Strom. Wie bei jedem Plug-in-Hybrid variiert der Verbrauch sehr stark, weil er davon abhängt, wie das Fahrzeug genutzt wird. Wer immer brav auflädt, wird kaum Benzin verbrauchen. Und wer ausschließlich im Range-Extender-Modus fährt, kann nur wenig bis keinen Kraftstoff sparen.
Neben einem rein elektrischen Fahrmodus und dem automatischen Betrieb, der den Verbrenner immer dann zuschaltet, wenn es der Technik sinnvoll erscheint, kann der Plug-in-Motor auch nur den aktuellen Batterieladestand erhalten oder den Akku beim Fahren aufladen. Letzteres ist nicht effizient, aber vielleicht bald nötig, wenn manche Umweltzonen in Städten nur noch rein elektrisch befahren werden dürften. Für diesen Fall bietet Ford ein Geofencing-Modul an: Es erkennt anhand der GPS-Daten, wenn das Auto in eine Verbrenner-Verbotszone einfährt, und wechselt automatisch in den Elektro-Modus.
Gut: Weil die Batterie platzsparend im Unterboden sitzt, bleibt es beim Transporter Transit Custom sowie bei der Bus-Version Tourneo Custom mit bis zu acht Sitzplätzen beim gewohnten Stauraum bzw. beim Platzangebot der konventionell angetriebenen Modelle. An einer Haushaltssteckdose soll sich die Antriebsbatterie in gut vier Stunden und an einer Ladesäule mit Typ-2-Stecker in zweidreiviertel Stunden aufladen lassen.
Der Ford Transit wurde 80 Kilo leichter
Mit dem letzten Facelift hat Ford seine Transporter ein wenig mehr in Richtung Pkw gerückt. In Sachen Design orientiert sich der Zweitonnen-Transit mit neuem Kühlergrill, dynamischen Scheinwerfern und einer überarbeiteten Frontschürze an seinem kleineren Bruder Transit Custom, von dem er auch das Sync 3-Infotainmentsystem mit größerem Touchscreen, die Smartphone-Integration und Sprachbedienung übernimmt.
Im Zuge der Auffrischung ist der Transit auch leichter geworden. Eine Trennwand aus Verbundmaterial spart beispielsweise viereinhalb Kilogramm ein, ein leichterer Tank sechs, neue Räder reduzieren die Masse um fünfeinhalb Kilogramm und die heckgetriebenen Modelle bekommen eine fast 15 Kilogramm leichtere Achse. Insgesamt beträgt die Gewichtsersparnis bis zu 80 Kilogramm, was vor allem der Zuladung (+ 75 Kilo), aber auch dem Verbrauch zugute kommt. Zudem ist der Zweiliter-Diesel mit 77 kW/105 PS, 96 kW/130 PS, 110 kW/1150 PS und 125 kW/170 PS laut Ford um sieben Prozent sparsamer geworden.
Technische Daten Ford Transit und Transit Custom*
Technische Daten (Herstellerangaben) | Ford Transit Kastenwagen 290 L2 2.0 EcoBlue (11/19 - 03/24) | Ford Transit Custom Kastenwagen 340 L1 1.0 EcoBoost PHEV Automatik (09/19 - 07/23) |
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Motorart | Diesel | PlugIn-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.995 ccm | 998 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 96 | 92 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 130 | 126 |
Drehmoment (Systemleistung) | 360 Nm | 355 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 3.250 U/min | - |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | n.b. | n.b. |
Höchstgeschwindigkeit | n.b. | - |
Reichweite WLTP (elektrisch) | - | n.b. |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 206 g/km | - |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 7,9 l/100 km | - |
Verbrauch Gesamt (NEFZ) | - | 18,0 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | - | 13,6 |
Ladeleistung (kW) | - | AC:2,3-3,7 |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 9.300 l | 5.300 l |
Leergewicht (EU) | 2.074 kg | n.b. |
Zuladung | 866 kg | n.b. |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | - |
Anhängelast gebremst 12% | 2.550 kg | - |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 5.531 mm x 2.059 mm x 2.533 mm | 4.973 mm x 1.986 mm x 2.000 mm |
Grundpreis | 46.708 Euro | 57.114 Euro |
*Bis Ende 06/23 verfügbare Modelle
Neuer E-Tourneo Custom und Plug-in aus dem Kuga
Noch in diesem Jahr bringt Ford die nächste Generation des Transit Custom und des Tourneo Custom zu den Händlern. Einfachstes Unterscheidungsmerkmal: Der Tourneo ist immer komplett rundum verglast und hat als Extra auch noch ein großes Glasdach. Dank neuer Plattform gibt es einen niedrigeren Ladeboden, der je nach Ausführung Passagieren oder Transportgut zugute kommt. Beide Versionen wird es als reine Stromer geben, die Akkus mit einer nutzbaren Kapazität von 74 kWh sollen für Reichweiten um die 380 Kilometer sorgen. Die maximale Ladeleistung liegt bei 125 kW. Die Motoren leisten 100 kW/136 PS und 160 kW/218 PS, im Tourneo kommt nur der stärkere Antrieb zum Einsatz.
Beim Van setzt Ford gezielt auf Flexibilität, etwa durch auf Schienen montierte und leicht herausnehmbare Sitze. Zu den Preisen haben sich die Kölner noch nicht geäußert, die Bestellbücher sollen im Juli 2023 geöffnet werden.
Neben dem E-Modell bietet Ford auch Versionen mit den bekannten Diesel-Aggregaten mit einer Leistungsspanne zwischen 100 kW/136 PS und 125 kW/170 PS an. Die Anhängelast liegt jeweils bei 2,5 Tonnen. Der bisherige, etwas schwachbrüstige Plug-in-Antrieb wird ausrangiert und durch die aus dem Kuga PHEV bekannte Motorenkombination ersetzt, also E-Motor plus 2,5 Liter großer Benzin-Vierzylinder. Damit sollen dank der 11,8 kWh fassenden Batterie 57 Kilometer rein elektrisch möglich sein.
Übersicht: Als Alternative gibt es mittlerweile noch andere vollelektrische Transporter.
Text mit Material von SP-X und mid.