Ford Focus im ADAC Test: Ein echter Ford-Schritt?

Der fällt auf: Ford Focus mit knackiger Linienführung
Der fällt auf: Ford Focus mit knackiger Linienführung© ADAC/Frank Ratering Frank Ratering

Der Ford Focus ist als Kompaktwagen, Kombi, Sportversion und SUV-Version Active zu haben. Der ADAC hat den kompakten Fünftürer getestet. Daten, Testergebnisse und Crashtest. Dazu Infos zum ersten Facelift. Preise: ab 22.450 Euro.

  • Im ADAC Test: 1.5 EcoBoost-Benziner (182 PS) und 1.5 EcoBlue Diesel (120 PS)

  • Fünf Sterne im Euro NCAP-Crashtest

  • Modellpflege mit frischem Design und mehr Konnektivität

Er fällt auf, der Focus – Ford scheint bei seinem Kompaktwagen vieles richtig gemacht zu haben. Gründe, beim aktuellen Modell etwas genauer hinzusehen, gibt es jedenfalls. Plattform, Motoren, Design, Interieur und Assistenzsysteme – alles wurde von Grund auf neu entwickelt.

Schon optisch hat sich eine Menge getan. Die kräftige Statur des Vorgängers ist einer modernen und sportlicheren Linienführung gewichen, die mit dem Facelift Ende 2021 noch einmal nachgeschärft wird (siehe unten). Weil das Auto 15 Millimeter flacher und 18 Millimeter länger geworden ist, steht es viel stämmiger auf der Straße. Zwar leidet die Kopffreiheit im Fond durch das abfallende Dach ein wenig und der Einstieg hinten könnte durch den etwas knappen Türausschnitt im Bereich des Fußraumes bequemer ausfallen. Bei der Kniefreiheit hat der Focus aber dank des großen Radstands signifikant zugelegt.

Der Kofferraum fällt nur durchschnittlich groß aus, hier haben einige Konkurrenten mehr zu bieten. Nach ADAC Messung fasst das Gepäckabteil bis zur Kofferraumabdeckung nur 260 Liter, bis zum Dach beladen 390 und umgeklappt bis zu 1220 Liter.

Die Bedienung des Ford Focus ist einfacher geworden

Das passt: Aufgeräumtes Cockpit mit großem Touchscreen © Ford

Sehr erfreulich: Ford hat die Kritik an der mäßig guten Bedienbarkeit des Vorgängers mit zu vielen sowie zu kleinen Anzeigen und Tasten ernst genommen. Jetzt sitzt der Fahrer vor einem klar gegliederten Armaturenbrett mit gut ablesbaren Skalen und selbsterklärendem Touchscreen mit großen Druckflächen. Letzterer thront über den Lüftungsdüsen, beherbergt das ab der Version Titanium serienmäßige Navi, einen WLAN-Hotspot und die praktische Smartphone-Anbindung Apple CarPlay und Android Auto. Das Multimedia-Angebot ist im Focus bemerkenswert gut.

Nur die vielen kleinen Tasten am Lenkrad verwirren immer noch und die Bedieneinheit der Klimaanlage hätten eine Etage höher angebracht werden können. Eine kabellose Ladestation fürs Handy ist je nach Version Teil eines Ausstattungspakets, teils serienmäßig, ein Head-up-Display aus einer kleinen Plexiglasscheibe (nicht für Cool & Connect) kostet 450 Euro.

Technisch hat der Focus einen großen Sprung gemacht – vor allem bei den Assistenzsystemen. Mit adaptiven LED-Scheinwerfern mit Kamerasteuerung (ab 1150 €) sowie einer Parkautomatik, die in der Automatikversion völlig ohne Zutun des Fahrers in die Lücke manövriert, und einem Abstandsregeltempomat, der auch bei der Spurführung unterstützt und bei einem plötzlichen Ausweichmanöver hilft und am Hindernis vorbeilenkt.

Gut: Eine Falschfahrer-Warnfunktion erkennt via Navi und Kamera, ob der Fahrer ein Einfahrtsverbotsschild übersehen hat – und warnt optisch und akustisch bevor man zum Geisterfahrer wird.

Drei Benziner, ein Diesel, zwei Mild-Hybrid-Benziner

Gelungen: Ansprechendes Heck und gut beladbarer Kofferraum © Ford

Und wie fährt sich der neue Focus? So sportlich-direkt wie der Vorgänger mit knackigem Getriebe und angenehm verbindlicher Lenkung. Der Focus fährt sich spürbar agiler als etwa ein VW Golf, der allerdings komfortabler federt. Bei der getesteten "ST-Line"-Ausstattung ist ein Sportfahrwerk verbaut, so dass Unebenheiten recht deutlich zu den Insassen durchdringen. Gegen Aufpreis ist aber auch eine adaptive Dämpferregelung zu haben.

Bei den "gewöhnlichen" Benzinmodellen setzt Ford ausschließlich auf Dreizylindermotoren – nur die 280 PS starke Sportversion ST hat vier Zylinder unter der Haube. Bei den Brot-und-Butter-Antrieben gibt es die Auswahl zwischen einem 1,0-Liter mit 100 und 125 PS. Die Version mit 1,5-Liter-Dreizylinder mit 150 und 182 PS wurde im Zuge des Facelifts gestrichen. Auch bei den Selbstzündern wurde gekürzt: Es gibt künftig nur noch den 1,5 Liter großen Vierzylinder-Diesel mit 120 PS.

Dazu kommen Hybridvarianten (mHEV) von zwei Dreizylinder-EcoBoost-Motoren mit 125 und 155 PS. Der Mild-Hybrid-Antrieb mit 48-Volt-Technologie soll für weniger Verbrauch und damit für reduzierte CO₂-Emissionen sorgen. Das Fahrzeug gewinnt beim Abbremsen Energie zurück, um sie dann zur Beschleunigungsverstärkung zu verwenden. Dafür nutzt der Hybrid anstelle der konventionellen Lichtmaschine einen riemengetriebenen Starter-Generator, der dann den Vortrieb vor allem bei niedriger Drehzahl unterstützt. Rein elektrisch fahren kann der Focus damit aber nicht.

Gute Fahrleistungen: Der Dreizylinder überzeugt

Für den ADAC Test stand unter anderem die im Rahmen der Modellpflege gestrichene, 182 PS starke Version des 1,5-Liter-Dreizylinders zur Verfügung. Mit dem knapp 1,4 Tonnen schweren Focus hat der Antrieb naturgemäß leichtes Spiel und sorgt für flotte Fahrleistungen. Dank Turbolader ist das maximale Drehmoment von 240 Nm schon bei 1600 Umdrehungen abrufbar. Entsprechend schaltfaul lässt sich der Focus bewegen.

Dass der Dreizylinder in manchen Fahrsituationen einen Brennraum stilllegt, merkt der Fahrer nicht: Selbst im Zweizylinderbetrieb überzeugt die Laufkultur. Damit zählt der 1,5-Liter-Motor zu den besten seiner Art, auch wenn der Effekt der Zylinderabschaltung wenig bewirkt. Der Testverbrauch fällt mit 7,1 Litern Super im ADAC Ecotest nicht sonderlich niedrig aus.

Ford Focus Turnier: Der Kombi im ADAC Test

Der Kölner punktet mit üppigem Laderaum, viel Platz für die Insassen und hohem Komfort – so soll ein Kombi sein. Der ADAC Autotest mit Daten, Motoren und Preisen

Hier geht's zum Test Ford Focus Turnier

Testverbrauch des 120-PS-Diesels: 5,3 l/100 km

Gelungene Optik: Die Form des Focus gefällt © Ford

Während die Abgaswerte der getesteten Benziner-Version recht gut sind und keine Auffälligkeiten aufweisen, lohnt es sich, beim 120 PS starken Dieselmotor mit zwei hintereinander geschalteten NOx-Speicherkats genauer hinzuschauen. Der Testverbrauch des zufriedenstellend laufruhigen Motors lag bei vernünftigen 5,3 Litern Diesel pro 100 Kilometer. Die Stickoxide kann Ford aber ohne Harnstoffeinspritzung nur so lange gut bändigen, wie in den Zulassungstests nicht allzu viel Gas gegeben wird. Der ADAC Ecotest schaut genauer hin: Bei starker Beschleunigung hat der Focus das NOx nicht mehr so gut im Griff.

Interessant dürfte auch die neue Achtgang-Wandlerautomatik für den Diesel sein. Aufpreis: 2000 Euro. In Kombination mit den beiden Mildhybriden gibt es ab dem Facelift auch eine 7-Gang-Automatik.

Zu haben ist der Focus nicht nur als Fünftürer und Kombivariante Turnier (Aufpreis 1200 Euro), sondern genau wie beim Fiesta gibt es diesmal auch einen Active, der mit etwas mehr Bodenfreiheit, einer leicht erhöhten Sitzposition und ein paar Planken aus Kunststoff die Nähe zum SUV sucht.

Fazit: Alles in allem eine gelungene Vorstellung. Wirkliche Schwächen hat der Focus bei im ADAC Test nicht offenbart.

Aufgefrischt ins nächste Modelljahr

Neuer Look: Modifizierte Motorhaube, Logo im Kühlergrill © Ford

Und das soll auch drei Jahre nach dem Start der aktuellen Focus-Generation so bleiben. Deshalb hat Ford Hand angelegt und seinen Kompakten deutlich überarbeitet. Optisch ist das etwa an der modifizierten Motorhaube sowie dem in den Kühlergrill gewanderten Markenlogo zu erkennen. Auch die Scheinwerfer mit markanten Tagfahrleuchten sind neu. Die gehobenen Ausstattungslinien (angeboten werden Cool & Connect, Titanium, Active und ST-Line plus die zwei "Upgrades" X und Vignale, Trend wurde gestrichen) verfügen über spezielle LED-Rückleuchten mit abgedunkeltem Mittelteil.

Wichtigste Neuerung im Innenraum ist der ab der zweiten Ausstattungsstufe Titanium eingebaute, 13,2 Zoll große Touchscreen, der als Anzeige- und Bedienoberfläche für Infotainment- sowie Fahrzeugfunktionen wie Klimaanlage dient. Entsprechend aufgeräumter präsentiert sich das Cockpit.

Das Cockpit wirkt aufgeräumter

Neuer Look: Der jetzt 13,2 Zoll große Touchscreen © Ford

Mit dem großen Display zieht auch die jüngste Generation des Bediensystems Sync in den Focus ein. Es beherrscht Sprachsteuerung und ist vernetzt. Damit einher gehen Funktionen wie Over-the-Air-Updates oder Routenführung mit Echtzeit-Verkehrsinformationen. Außerdem besteht mithilfe der FordPass-App die Möglichkeit einer Status-Fernabfrage oder auch das Anlassen des Motors per Smartphone. Dank SecuriAlert-System wird der Nutzer zudem über Einbruchversuche ins Fahrzeug informiert.

Dazu hat Ford noch das Angebot an Assistenzsystemen erweitert. Der Toter-Winkel-Assistent mit CrossTraffic Alert und Notbrems-Funktion beim rückwärts Ausparken kann nun auch per Lenkeingriff aktiv gegensteuern, sollte bei Spurwechseln Kollisionsgefahr drohen. Eine weitere Systemergänzung ist die Anhängererkennung, die den Sensorbereich des Toter-Winkel-Assistenten automatisch erweitert. Der Fahrer wird künftig im Focus außerdem vor lokalen Gefahren gewarnt. Die Preise: ab 22.450 Euro für die Limousine und 23.650 Euro für den Turnier.

Alle Antriebe nach dem Facelift im Überblick


Motor

Preis

Benziner

  • 1.0 EcoBoost, 100 PS
  • 1.0 EcoBoost, 125 PS
  • 2.3 EcoBoost ST, 280 PS
  • 1.0 EcoBoost mHEV, 125 PS
  • 1.0 EcoBoost mHV, 155 PS
  • ab 22.450 €
  • ab 25.500 €
  • ab 36.500 €
  • ab 26.300 €
  • ab 27.800 €

Diesel

  • 1.5 EcoBlue, 120 PS
  • 27.800 €
Testbericht zum Ford Focus 1.5 EcoBoost ST-Line
PDF, 633 KB
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Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht zum Ford Focus 1.5 EcoBlue ST-Line (Diesel)

Testbericht zum Ford Focus 1.5 EcoBlue ST-Line
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Ford Focus: Technische Daten

Technische Daten (Herstellerangaben)

Ford Focus 1.5 EcoBoost ST-Line (09/19 - 06/20)

Ford Focus 1.5 EcoBlue ST-Line (08/20 - 01/22)

Motorart

Otto
Diesel

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.496 ccm
1.499 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

134
88

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

182
120

Drehmoment (Systemleistung)

240 Nm
300 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

6.000 U/min
4.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

8,3 s
10,0 s

Höchstgeschwindigkeit

222 km/h
196 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

139 g/km
109 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

6,1 l/100 km
4,2 l/100 km

Verbrauch Gesamt (NEFZ)

5,2 l/100 km
3,6 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

375 l
375 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.354 l
1.354 l

Leergewicht (EU)

1.369 kg
1.363 kg

Zuladung

521 kg
532 kg

Anhängelast ungebremst

680 kg
680 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.700 kg
1.400 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.387 mm x 1.825 mm x 1.439 mm
4.387 mm x 1.825 mm x 1.439 mm

Grundpreis

28.600 Euro
29.000 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

1.5 EcoBoost (Benziner)

1.5 EcoBlue (Diesel)

Überholvorgang 60-100 km/h

4,9 s

6,1 s

Bremsweg aus 100 km/h

35,8 m

32,8 m

Wendekreis

11,3 m

11,3 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC EcoTest

7,1 l Super/100 km, 194 g CO₂/km (well-to-wheel)

5,3 l Diesel/100 km,  168 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC EcoTest (max. 5 Sterne)

***

***

Reichweite

730 km

885 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,5 dB(A)

68,7 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1360 / 495 kg

1345 / 550 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

260 / 645 / 1220 l

260 / 645 / 1220 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

1.5 EcoBoost

1.5 EcoBlue

Karosserie/Kofferraum

2,9

2,8

Innenraum

2,4

2,4

Komfort

3,0

3,0

Motor/Antrieb

1,8

2,2

Fahreigenschaften

2,3

1,9

Sicherheit

1,9

1,8

Umwelt/EcoTest

2,7

2,6

Gesamtnote

2,4

2,3

Die Kapitel Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

Das hat uns gefallen: Agile Fahreigenschaften. Kräftiger und kultivierter Dreizylinder. Navigationssystem Serie. Praktischer Türkantenschutz. Umfangreiche Sicherheitsausstattung.

Das hat uns nicht gefallen: Straffe Federung. Schminkspiegel unbeleuchtet. Beifahrersitz nur optional höhenverstellbar.

Der Ford Focus im Crashtest

Durch Anklicken des Vorschaubildes mit dem Play-Button werden Sie auf die Internetseite von YouTube weitergeleitet. Für deren Inhalte und Datenverarbeitung ist der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich. ∙ Bild: © Euro NCAP

Der neue Ford Focus ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern in der ersten und zweiten Sitzreihe ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich Seitenairbags verbaut.

Der Insassenschutz ist gut, das Verletzungsrisiko ist für Erwachsene und Kinder überwiegend gering bis sehr gering. Es sind Isofix-Halter an den äußeren hinteren Sitzplätzen montiert. Der mittlere Sitz hinten ist für einige gegurtete Kindersitze geeignet, die gegurtete Montage auf dem Beifahrersitz ist unkritisch. Der Frontairbag auf der Beifahrerseite ist deaktivierbar.

Der Focus ist mit einem umfassenden Assistenzpaket mit automatischem Notbremsassistenten und aktivem Spurhaltesystem serienmäßig ausgestattet.

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