Ford Capri: So kultig wie sein Vorgänger? ADAC Test!

Redakteuer Andreas Huber mit dem neuen Ford Capri
Neuer Ford Capri: Das SUV-Coupé hat nur noch wenig mit der Ikone aus den 70er-Jahren gemein. ADAC Redakteur Andreas Huber ist ihn gefahren© Ford

Der Ford Capri galt einst als erschwingliches Sport-Coupé. Die Modellbezeichnung wurde 2024 wiederbelebt – für ein komplett anderes Fahrzeugkonzept. Mit Elektroantrieb und ordentlicher Reichweite. Test, Infos, Bilder, Preise.

  • Ford Capri ist das Coupé des Ford Explorer

  • Reichweite im ADAC Test: 495 Kilometer

  • Preise starten bei 44.950 Euro

Ford Capri basiert auf VW-Technik

Ein gelber Ford Capri steht vor einem alten Gebäude
Von der Seite betrachtet, könnte man den neuen Capri mit dem Polestar 2 verwechseln© Ford

Ford hat den Capri zurückgebracht. Die Neuauflage ist anders als das Original aus den späten 1960er-Jahren kein "europäisiertes Muscle Car" mehr, sondern ein elektrisch angetriebener Crossover mit Coupé-Dach. Punkten will das Schwestermodell des Explorer mit WLTP-Reichweiten oberhalb von 600 Kilometern und Leistungswerten von mehr als 300 PS, zumindest beim vom ADAC getesteten Top-Modell. Ob diese Versprechen dem Test standhalten werden? Die Preise starten jedenfalls bei 44.950 Euro für die Basisversion.

Auch wenn sich der Capri die bei VW zugekaufte Elektro-Plattform (MEB) mit dem SUV Explorer teilt, tritt er optisch als echter Ford auf. Nicht nur beim coupéhaften Dachverlauf, sondern auch an der Front, die eher sportlich als bullig gestaltet ist. Der flache Kühlergrill soll genau wie die kräftig modellierte Schulterlinie und das rund auslaufende hintere Seitenfenster an das namensgebende Vorbild erinnern.

Trotz der Verwendung einer VW-Bodengruppe hat Ford nicht alle Bauteile der Wolfsburger übernommen, so ist die komplette Karosserie des Capri bei Ford entwickelt worden und auch die Dämpfer der Hinterachse haben mit den Plattformbrüdern aus Wolfsburg nichts gemeinsam.

Capri Innenraum nur zufriedenstellend

Bis auf die Chromspange im Lenkrad gleicht das Armaturenbrett des Capri dem seines Markenbruders Explorer. Auch beim SUV-Coupe kommt ein vertikales Display zum Einsatz, das sich in der Neigung verstellen lässt. Je nach Anstellwinkel gibt es ein Staufach frei, das für Wertgegenstände genutzt werden kann. Ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb.

Im ADAC-Test fiel die mäßige Verarbeitungsqualität des Innenraums auf. Das Armaturenbrett ist aus hartem Kunststoff gefertigt, lediglich ein schmaler Streifen wurde gepolstert. Immerhin sind die vorderen Türverkleidungen teilweise aus weichen Materialien gefertigt – hinten sind sie komplett hart.

Ähnlich ist es mit dem Mitteltunnel, der einen kleinen, geschäumten Bereich oberhalb des Kontaktpunkts mit dem Knie erhalten hat. Zierelemente, wie die Chromapplikation entlang der Lüftungsdüsen, sind Mangelware: Knarzendes, teilweise scharfkantiges Hartplastik und schwarzer Hochglanzkunststoff dominieren den Innenraum.

Ford Capri mit großem Kofferraum

Mit 4,63 Metern Länge ist der Capri bei gleichem Radstand rund 15 Zentimeter länger als der Ford Explorer, was vor allem auf das gestrecktere Heck zurückzuführen ist. Darüber befindet sich das Gepäckabteil mit 495 Litern Fassungsvermögen laut ADAC Messdaten (1390 Liter mit umgeklappter Sitzbank, dachhoch beladen), das von einer großen Heckklappe überdacht wird.

So fährt sich der neue Ford Capri

Redakteur Andreas Huber fährt den neuen Ford Capri
ADAC Redakteur Andreas Huber bei der ersten Fahrveranstaltung am Steuer des Capri© Ford

Und wie fährt sich die Neuauflage des Coupé-Klassikers? Die sportlichen Gene, die der Name mit sich bringt, treten beim neuen Capri nur bedingt in den Vordergrund – das SUV ist über alle Fahrmodi hinweg komfortabel statt sportlich hart ausgelegt. Das Stahlfahrwerk macht seine Sache gut, es kann mit den 2,1 Tonnen Leergewicht des Elektrofahrzeugs umgehen und bügelt die meisten Unebenheiten gekonnt weg.

Bei dynamischer Fahrweise wankt der Capri leicht aber spürbar, hier macht sich der Verzicht auf adaptive Dämpfer bemerkbar (auch nicht gegen Aufpreis erhältlich). Die Lenkung ist sehr leichtgängig und bietet daher nicht viel Rückmeldung. Zwar wird sie dadurch nicht unpräzise, bei sportlicherer Gangart vermisst man aber das nötige Rückstellmoment.

Bei spontanem Richtungswechsel, wie er beim ADAC Ausweichtest gefahren wird, spürt man deutlich, wie das Heck drängt, sodass dezentes Gegenlenken erforderlich sein kann. Ford hat die Zügel des ESP hier bewusst lockerer gelassen. Bei zu wilder Fahrweise greift es dann aber beherzt ein und bringt den Capri wieder problemlos auf Kurs.

Fahraufnahme vom Heck des Ford Capri
Mit Allrad versprüht der Capri viel Sicherheit, mit Heckantrieb kommt dagegen Würze in das Fahrverhalten© Ford

Mit 250 kW Systemleistung und je einem Motor pro Achse hat der Capri in jeder Lebenslage genug Kraft. Zudem bietet das Allrad-Model genug Traktion und vermittelt daher auch in Kurven viel Sicherheit. Die Souveränität kommt aber nicht von irgendwo her, die beiden Elektromotoren stammen von VW und sind damit alte Bekannte.

Soll es sportlicher werden, bietet sich die 210 kW-Version mit Heckantrieb an. Sie ist auf dem Papier zwar langsamer, allerdings verleiht der Verzicht auf den Motor an der Vorderachse dem Capri etwas mehr Agilität. In schnellen Kurven dreht sich der Wagen mehr in die Kurve, was den Spaßfaktor erhöht.

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495 Kilometer Reichweite im Test

Bei Antrieb und Akku startet das Crossover-Coupé mit dem 52 kWh großen Standard-Range-Akku, der nur mit Heckantrieb kombiniert werden kann. Dann stehen 125 kW (170 PS) zur Verfügung, die Reichweite beträgt bis zu 393 Kilometer nach dem genormten WLTP-Zyklus.

Darüber rangiert ein 77 kWh großer Akku gekoppelt an einen 210 kW (286 PS) starken Heckmotor. Die Reichweite steigt auf bis zu 627 Kilometer. Hat der Capri Allradantrieb, sind also zwei Motoren an Bord, steigt die Leistung auf 250 kW (340 PS), die Reichweite sinkt trotz 79 kWh Batterie-Kapazität auf 592 Kilometer, laut Norm. Im ADAC Test war nicht ganz so viel drin: Hier schaffte das Topmodell lediglich 495 Kilometer mit einer Ladung – immer noch mehr als genug für den Alltag.

Auf Basis des Test-Verbrauchs von 17,5 kWh/100 km ergibt sich eine CO₂-Bilanz von 88 g/km (deutscher Strommix nach Auskunft des Umweltbundesamts). Daraus folgen 54 der möglichen 60 Punkte im ADAC Ecotest in der Kategorie CO₂.

Laden können alle Varianten an Wallbox und Normal-AC-Säule mit bis zu 11 kW, am Schnelllader (DC) kommt das Basis-Heckantriebs-Modell auf 145 kW, die stärkere Version erlaubt nur 135 kW. Das Allradmodell lädt mit 185 kW. Im Test kam der Capri auf eine durchschnittliche Ladeleistung von 127 kW für den Hub von 10 auf 80 Prozent. Anders ausgedrückt: Nach 30 Minuten an der Schnellladesäule waren 60 kWh nachgeladen. Strom für 376 Kilometer.

Elektro-Capri: Seit 2024 erhältlich

Das Heck des Ford Capri
Mit vier Türen ist der neue Capri deutlich praktischer als das alte Coupé© Ford

Bei der Namensgebung hat Ford wie schon beim Explorer auf die eigene Historie zurückgegriffen. Während für den Explorer allerdings ein vor allem in den USA populäres Modell als Vorbild diente, ist es beim Capri ein durch und durch europäisches. Das seit 1969 in Köln und England gebaute Sportcoupé nahm zwar Anleihen an den US-Ponycars, wurde aber in und für Europa entwickelt.

Bis Mitte der 1980er bildete es mit Opel Manta und VW Scirocco ein sportliches Trio, das angesichts relativ günstiger Preise für viel Motorleistung vor allem bei jungen Fahrenden Anklang fand. Der Marktstart des neuen Capri erfolgt Ende 2024. Gebaut wird der Elektrowagen in Köln.

Fazit: Trotz MEB-Plattform von Volkswagen schafft es Ford, dem Capri einen eigenen Charakter zu verschaffen. Das SUV zeigt sich durchweg souverän. Mit dem alten Capri hat er aber wahrlich nichts gemein.

Ford Capri: Technische Daten und Preise

Preislich rangiert der Capri mehr als 2000 Euro oberhalb des Explorer. Vom nächsten Technik-Verwandten bei VW, dem ID.5 Pro, trennen ihn vom Listenpreis nur wenige Hundert Euro Aufschlag. Zu den weiteren Konkurrenten zählen Tesla Model Y, Volvo EC40, Kia EV6 oder auch das Škoda Enyaq Coupé.

Technische Daten (Herstellerangaben)

Ford Capri Extended Range (79 kWh) AWD (11/24 - 03/25)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

250

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

340

Drehmoment (Systemleistung)

679 Nm

Antriebsart

Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

5,3 s

Höchstgeschwindigkeit

180 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

592 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,3 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

79,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:185,0

Kofferraumvolumen normal

572 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.510 l

Leergewicht (EU)

2.174 kg

Zuladung

571 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.200 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.634 mm x 1.872 mm x 1.626 mm

Grundpreis

55.950 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)Ford Capri Extended Range (79 kWh) Premium AWD

Überholvorgang 60 – 100 km/h

2,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

33,5 m

Wendekreis

11,4 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

17,5 kWh/100 km, 88 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

495 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,8 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2176/569 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

495 / 880 / 1390 l

ADAC Testnoten

ADAC Testergebnis

Ford Capri Extended Range (79 kWh) Premium AWD (ab 11/24)

Karosserie/Kofferraum

2,6

Innenraum

2,5

Komfort

2,3

Motor/Antrieb

1,0

Fahreigenschaften

2,3

Sicherheit

1,5

Umwelt/EcoTest

1,1

Gesamtnote

1,8
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Text mit Material von SP-X.

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