BYD Atto 2 im Fahrbericht: Alles andere als ein Billigauto

Der BYD Atto 2 fahrend seitlich fotografiert
Wie der Name sagt: Der neue BYD Atto 2 ist eine Nummer kleiner als der Atto 3 und 15 Zentimeter kürzer © BYD

Der BYD Atto 2 hätte gute Chancen bei den Kunden, wäre er voll alltagstauglich und ein Schnäppchen. In beiden Punkten hapert es aber bei dem Elektro-SUV. Fahrbericht mit ersten Daten, Fakten zur Reichweite und Preisen.

  • Elektro-SUV mit fünf Sitzplätzen

  • Antrieb mit 130 kW und 45-kWh-Akku

  • Preise ab rund 30.000 Euro

Seit 2023 ist der chinesische Autohersteller BYD auf dem deutschen Markt aktiv. Anfangs wurden die Modelle Han und Tang verkauft, inzwischen sind es schon sieben Pkw-Modellreihen – alle mit vollelektrischem Antrieb. Am bekanntesten sind die Mittelklasse-Limousine Seal, das SUV-Pendant Seal U (auch als Verbrenner) sowie der Dolphin und der interne Bestseller Atto 3 in der Kompaktklasse.

Richtig angenommen werden die Modelle von BYD bislang aber nicht. 2024 wurden in Deutschland nur 2891 Autos verkauft. Pkw-Marktanteil: 0,1 Prozent. Diese Zahlen wurmen den weltweit erfolgreichsten Hersteller von Elektroautos natürlich ungemein, und sie entsprechen nicht im entferntesten dem eigenen Anspruch.

2025 soll sich das Bild wandeln. Und zwar durch den jüngst vorgestellten Atto 2 – ein "preiswertes SUV für urbane Abenteuer", wie der Hersteller schreibt. Ob das klappt?

Der ADAC hat eine erste Testfahrt mit dem neuen Elektro-SUV unternommen. Hier sind die Fahreindrücke.

Das Elektro-SUV aus China im Detail

45-kWh-Akku für 312 km Norm-Reichweite

Mit 4,31 Meter Länge ist der Atto 2 zwar 15 Zentimeter kürzer als sein kompakter elektrischer Bruder Atto 3, aber fast gleich lang wie der Dolphin (4,29 Meter). Im Vergleich zum Dolphin ist der E-Antrieb des Atto 2 mit 130 kW Leistung 20 kW schwächer, sein Akku hat mit 45 kWh zu 60 kWh eindeutig das Nachsehen in puncto Reichweite. So soll der Atto 2 laut WLTP-Norm 312 Kilometer schaffen, der Dolphin dagegen 427 Kilometer weit fahren.

Machen wir also mal eine Preis-Leistungs-Betrachtung auf: Die Atto 2-Basisversion wurde bei 29.990 Euro eingepreist, die höhere Ausstattungsversion Boost ist für 31.990 Euro erhältlich. Der Dolphin kostet laut Listenpreis 32.990 Euro. Je nach Ausstattungslinie ist der Atto 2 Active also nur 1000 oder äußerstenfalls 3000 Euro billiger als der Dolphin. Etwas überspitzt gesagt: 100 Kilometer weniger Reichweite für fast gleich viel Geld?

Außerdem stellt sich hier schon die Frage, warum BYD zwei Modelle so nah beieinander positioniert. Werden sich die beiden E-Modelle nicht gegenseitig Kunden wegnehmen? Und wäre es nicht sinnvoller gewesen, ein E-Auto als Preisbrecher unter 25.000 Euro zu bringen, um neue Kunden in größerer Zahl zu gewinnen?

Auf solche Fragen antwortet BYD mit viel Selbstbewusstsein. Man sei selbstverständlich eine Volumenmarke, und dementsprechend wolle man natürlich möglichst viele Kunden in Europa von den Produkten aus China überzeugen. Aber man sei gewiss keine Billigmarke, sondern man sei "eindeutig eine Premium-Marke". Das müsse sich auch im Preis zeigen. Und außerdem habe man noch viel mehr Elektroautos in der Entwicklung, die nach und nach in Deutschland angeboten werden können.

Pluspunkte des Atto 2

Der BYD Atto 2 fahrend von vorne fotografiert
Spricht für den Atto 2: Ausreichende Motorisierung, prima Ausstattung, genug Platz© BYD

Was also kann der BYD Atto 2 wirklich? Es gibt zweifellos ein paar Punkte, die für ihn sprechen. Zunächst die Material- und Verarbeitungsqualität, die keinen Vergleich mit Premium-Fahrzeugen scheuen muss. Fast alles im Innenraum fühlt sich schön weich an und sieht auch hochwertig aus.

Auch hat der Atto 2 eine umfangreiche Ausstattung zu bieten. Stets sind das Panoramadach, eine Wärmepumpe, elektrisch verstellbare Vordersitze, eine individuell konfigurierbare Bedienung per (drehbarem) Touchdisplay, dazu eine Reihe von integrierten Infotainment-Apps, kabellose Smartphone-Anbindung, eine induktive Ladeschale, Soundsystem, USB-Anschlüsse für die Rückbank, verschiedene NFC-basierte Schlüsselfunktionen (Handy-App, Uhr, Karte), ferngesteuerte Heizfunktionen und – wer's unbedingt braucht – auch eine Karaoke-Funktion serienmäßig. Falls man sich beim Aufladen an der Stromsäule mal langweilen sollte.

Die Platzverhältnisse können sich für einen Wagen der Kompaktklasse sehen lassen. Man sitzt sowohl vorn wie hinten recht bequem. Der Kofferraum schluckt immerhin 400 bis 1340 Liter an Gepäck und Transportgut und lässt sich per Einlegeboden unterteilen.

Der Atto 2 federt komfortabel, in Kurven hält er sicher seine Spur. Das Temperament der 130 kW starken Elektromaschine reicht für den Alltag vollkommen aus. Und seine leicht erhöhte Bodenfreiheit, die Fahrwerkskonstruktion und die kurzen Karrosserie-Überhänge lassen durchaus auch mal einen Ausflug auf einen Feldweg zu.

Minuspunkte des Atto 2

Der BYD Atto 2 fahrend von hinten fotografiert
Könnte auch ein Smart #1 sein: Der BYD Atto 2 von hinten© BYD

Größter Minuspunkt des BYD Atto 2 ist sein kleiner Akku in Kombination mit einer schwachen DC-Ladeleistung. Hier setzt der neue Chinese alles andere als Maßstäbe. Zumal die angegebene Reichweite von 312 Kilometern im Alltag ja außer im Stadtverkehr kaum realistisch zu erreichen ist (wie bei allen E-Autos).

Und ob der BYD Atto 2 die mageren maximal 65 kW DC-Schnellladeleistung tatsächlich erreicht und wie lange er diese Leistung dann auch halten kann, das muss er erst einmal in einem kommenden Test beweisen. Mutmaßlich können Fahrer anderer Marken jedenfalls schneller wieder ihre Fahrt fortsetzen.

Die AC-Ladeleistung für städtische Ladesäulen oder an der Wallbox liegt bei 11 kW, so dass es gute vier Stunden braucht, bis ein leerer Akku zu 100 Prozent geladen ist. Als Verbrauch pro 100 Kilometer erschienen während der Testfahrt unter guten Bedingungen Werte zwischen 16 und 19 kWh realistisch, je nach Fahrweise.

Nicht besonders individuell ist die Optik des Atto 2 ausgefallen, sieht er doch wenig markant, sondern wie die Masse der SUVs in diesem Segment aus. Und dass das Design der Smart #1 Pate gestanden haben könnte, liegt auf der Hand. Dem deutsch-chinesischen Kontrahenten (mit größerer Batterie und besserer Ladeleistung) sieht der BYD jedenfalls ziemlich ähnlich.

Obwohl genug ungefüllter Raum unter der Fronthaube zur Verfügung stünde, hat BYD sich nicht die Mühe gemacht, einen Frunk für Kleinkram und Ladekabel in die Lücke zu konstruieren. Es gibt keine Lenkradpaddles zur situativen Aktivierung der Rekuperationsintensität. Eine Vorkonditionierung der Batterie für schnelleres Laden an DC-Säulen hat der Atto 2 leider nicht, laut BYD brauche er sie aber auch nicht. Auch hier sind wir auf den kommenden, ausführlichen Test beim ADAC gespannt.

Schade ist auch, dass das Panoramadach sich weder für Geld noch für gute Worte öffnen lässt. Die Vorstellung, unter freiem Himmel bei frühlingshafter Sonne durch die Lande zu gleiten, wäre bestimmt ein verkaufskräftiges Argument gewesen. So ist der BYD Atto 2 zwar vielleicht für manchen ein interessantes Angebot, er lässt aber vieles vermissen, was das Auto begehrenswert machen könnte.

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BYD Atto 2: Preise & Technische Daten

Modell AusstattungslinieBYD Atto 2 ActionBYD Atto 2 Boost

Abmessungen L x B x H in m

4,31 / 1,83 / 1,68

4,31 / 1,83 / 1,68

Radstand in m

2,62

2,62

Motorleistung in kW/PS

130/177

130/177

Drehmoment in Nm

290

290

0-100 km/h in s

7,9

7,9

Vmax in km/h

160

160

Akkukapazität in kWh (netto)

45

45

Reichweite WLTP in km

312

312

max. Ladeleistung AC / DC in kW

11 / 65

11 / 65

Leergewicht in kg

1570

1570

Kofferraumvolumen in l

400 - 1340

400 - 1340

Preis in €

29.990

31.990

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