BMW 3er Touring im Test: Praktisch, aber teuer

Der BMW 3er Touring ist zweifelsohne die praktischste Variante des Mittelklasse-Modells. Gelingt dem Kombi dabei der Spagat zwischen Nutzwert und sportlichem Anspruch? ADAC Test des zuletzt 2022 überarbeiteten und jetzt leicht aufgefrischten Modells.

• Mehr Platz als beim Vorgänger auf 4,71 Meter Länge

• Separat öffnende Heckscheibe, Kofferraum gut nutzbar

• Im ADAC Test: BMW 320d und 320i Touring

Der Touring ist seit 1987 fester Bestandteil der beliebten Dreier-Reihe, auch das aktuelle Modell wird nach wie vor als Kombi angeboten. Gut so: Es gibt sie schließlich noch, die Autofahrerinnen und -fahrer, die kein SUV haben möchten, sondern einen klassischen Kombi bevorzugen. Wie die 3er Limousine ist auch der Kombi über die Jahre in die Länge geschossen und misst nun 4,71 Meter von der Niere bis zur Heckklappe.

3er Touring: Kofferraum enttäuscht

Auf der Rückbank sind die Platzverhältnisse großzügiger als in der 3er-Limousine, vor allem da das Dach im hinteren Bereich nicht abfällt. Um die 1,90 Meter darf man hinten groß sein, möchte man genug Platz über dem Scheitel und vor den Knien haben. Die Innenbreite ist für zwei Erwachsene völlig ausreichend, für drei Personen wird es aber eng.

Beim Kofferraumvolumen hat der 3er Touring noch nie Maßstäbe gesetzt, und das ist auch beim aktuellen Modell nicht anders. Zwar spricht BMW von 500 bis 1510 Liter Fassungsvermögen, doch die Messwerte des ADAC sind ernüchternd: Bis zur Kofferraumabdeckung können 365 Liter verstaut werden. Baut man die Abdeckung aus und belädt bis zum Dach, passen 590 Liter oder bis zu elf handelsübliche Getränkekisten rein. Sind die Rücksitzlehnen umgeklappt, liegt das Volumen bis zur Fensterkante bei 745 Litern und bei dachhoher Beladung bei 1325 Litern – das schaffen auch preiswertere Kombis der Kompaktklasse wie Ford Focus Turnier oder Opel Astra Sports Tourer. Die Werte wurden zwar ursprünglich für das Modell vor dem Facelift Mitte 2022 ermittelt, doch sie sind immer noch gültig. An der Karosserie hat BMW schließlich nichts geändert.

Praktische Kombi-Details Serie

Was den 3er Touring auszeichnet, sind aber seine zahlreichen praktischen Details. So gibt es unter anderem serienmäßig eine elektrische Heckklappe, eine separat zu öffnende Heckscheibe und eine elektrische Lehnen-Entriegelung. Eine dreiteilig klappbare Rückbank (40 zu 20 zu 40), ausfahrbare Anti-Rutsch-Schienen und ein Staufach für Abdeckrollo und Trennnetz komplettieren, teils gegen Aufpreis, das Kombi-Programm. Die Ladekante liegt angenehm niedrige 63 Zentimeter über der Straße, innen ist keine nennenswerte Stufe vorhanden.

Im Innenraum findet sich das digitale Cockpit mit der neuesten Infotainment-Generation und Sprachsteuerung. Ein "Hey BMW" genügt, und der Sprachassistent beantwortet etwa Fragen zum Ölstand, zur Route oder zur Bedienung des Fahrzeugs. Das klappt ganz gut, wie unsere Kommunikationsversuche ergeben haben. Auch Witze erzählen kann das System ("Hey BMW, erzähle einen Witz") oder die Wetteraussichten vortragen. Abgesehen davon braucht es wie bei den meisten modernen Autos eine gewisse Einarbeitungs- und Gewöhnungszeit, um die vielfältigen Bedienmöglichkeiten zu erfassen.

Das gilt insbesondere für das "Curved Display", das sich seit dem Facelift vor dem Fahrer oder der Fahrerin breitmacht und wesentlich moderner aussieht als das vergleichsweise kleine Display im alten Cockpit. Die Bedienung des Infotainments wurde dadurch allerdings nicht besser. Das neue Menü-Layout mit vielen Apps, deren Icons sich optisch oft sehr ähneln, ist erst nach einiger Übung und vor allem Individualisierung der Menüpunkt-Anordnung einigermaßen flüssig zu bedienen. Die nun komplett im Touchmenü beheimatete Bedienung der Klimaautomatik wird aber einfach nie gut, man braucht über die Touchfelder grundsätzlich länger als über ehemals vorhandene Tasten einer gesonderten Bedieneinheit.

Tolle Fahrleistungen, sparsame Diesel

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Als Antrieb stehen fünf Benziner und vier Diesel vom Einstiegsbenziner 318i mit 115 kW/156 PS bis zum M340i mit 3,0-Liter-Sechszylinder und 275 kW/374 PS zur Wahl. Plus mittlerweile nur noch ein Plug-in-Hybrid (330e mit 215 kW/292 PS). Der BMW M3 Competition Touring mit M xDrive mit mittlerweile 390 kW/530 PS ist eine Liga für sich.

Besonders der Sechszylinder-Diesel 330d (210 kW/286 PS) ist eine Wucht. Wie kräftig und mit welcher Leichtigkeit dieser Antrieb bei jedem Drehzahlbereich frei von jeglichem Turboloch anschiebt, ist eine wahre Freude. 650 Nm Drehmoment, 5,2 Sekunden auf Tempo 100 – das sind die Werte eines Sportwagens. Der Haken: Der 330d Touring kostet auch so viel. Mit dem inzwischen obligatorischen Allradantrieb mindestens 65.800 Euro. Als 318i kommt der Touring auf mindestens 47.700 Euro.

Dazwischen liegt der (vor dem Facelift) beim ADAC getestete 320d, der nun nicht weniger als 56.200 Euro kostet. Auch er ist mit unverändert 140 kW/190 PS alles andere als schmalbrüstig, fährt 230 km/h und spurtet in 7,2 Sekunden auf Tempo 100. Die ADAC Messwerte bescheinigen dem Selbstzünder zudem ein sehr gutes Durchzugsvermögen, sodass Überholmanöver auf der Landstraße sehr zügig und sicher bewältigt werden können.

Zwei Turbolader und die mittlerweile fast flächendeckend eingezogene 48V-Mildhybrid-Technologie helfen, die Kraft gleichmäßig und verzögerungsfrei freizusetzen. Ein Fortschritt im Vergleich zum Vorgänger mit nur einem Turbolader, genau wie die erheblich verbesserte Laufkultur. Die vormals recht präsenten Vibrationen in Lenkrad und Pedalerie hat BMW erfolgreich getilgt.

Der Verbrauch ist für einen Mittelklassekombi mit 5,2 Liter Diesel im ADAC Ecotest überaus akzeptabel. Hier zeigt sich deutlich der Vorteil der leichten Hybridisierung. Ein Anfang 2020 getestetes Modell ohne diese Technik hatte noch 5,6 Liter Durchschnittsverbrauch im ADAC Ecotest – auch das war schon ein guter Wert.

360-Grad-Blick in den Innenraum

320i im Test: Relativ hoher Verbrauch

Auch der 320i Touring mit dem M Sportpaket wurde vom ADAC auf Herz und Nieren geprüft. Mit einem Verbrauch von 7,1 Super je 100 Kilometer konnte er keine Lorbeeren verdienen, überzeugend war dagegen die Schadstoff-Bilanz. So gab es letztlich zumindest drei der maximal fünf Ecotest-Sterne. Der zwei Liter große Turbobenziner mit vier Zylindern leistet 184 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 300 Nm, das schon bei 1350 Touren voll anliegt. BMW verspricht eine Beschleunigung in 7,6 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h.

Gemessene 4,9 Sekunden für den Sprint von 60 auf 100 km/h sind ein guter Wert, wodurch sich Überholmanöver auf der Landstraße zügig und sicher erledigen lassen. Der aufgeladene Vierzylinder-Ottomotor überzeugt mit angenehmer Laufkultur, Motorvibrationen dringen nur sehr dezent in den Innenraum durch. Auch der Klang bleibt dezent und wird nur beim Ausdrehen angemessen kernig. Das Ansprechverhalten ist dank Twin-Scroll-Technik für einen Single-Turbomotor erfreulich spontan. Die Achtgang-Automatik von ZF, über die alle Versionen seit dem Facelift serienmäßig verfügen, ist optimal auf Motor und Fahrzeug abgestimmt.

3er Touring: Top beim Ausweichtest

Allen Dreiern gemein ist das sauber abgestimmte Fahrwerk, das sowohl sportlichen als auch gemütlichen Fahrern entgegenkommt. Präzises Kurvenfahren und komfortables Cruisen mit ordentlichem Federungskomfort gehören zu den Grundtugenden des Bayern. Beim ADAC Ausweichtest lieferten 320d und 320i eine überzeugende Vorstellung ab und blieben jederzeit fahrsicher.

Der Geradeauslauf gibt kaum Anlass zur Kritik, auch bei unebener Fahrbahnoberfläche hält der BMW solide den eingeschlagenen Kurs. Ein Lenkimpuls bringt den 3er nicht wirklich aus der Ruhe. Die Aufbaubewegungen halten sich in engen Grenzen, gerade das Sportfahrwerk stützt das Fahrzeug stets satt ab. Die Traktion ist dank Heckantrieb gut, die fein regelnde Traktionskontrolle hilft zusätzlich. Allradantrieb ist für den 320i nicht erhältlich, hierfür muss man zu einer stärkeren Motorisierung wie etwa den 330i greifen.

3er Touring 2024: kleines Update

BMW hat dem 3er Touring im Sommer 2024 noch eine Auffrischung spendiert. Unter anderem stehen neue Lackfarben und Lenkräder zur Wahl. Das aktualisierte Bediensystem iDrive ermöglicht die Steuerung von Belüftungs- und Klimatisierungsfunktionen mittels Sprachbefehl oder über den Touchscreen. Der Plug-in-Hybrid 330e mit einer Systemleistung von 215 kW/292 PS erhält eine größere Batterie. Der 19,5 kWh große Akku ermöglicht eine Reichweite von 87 bis 98 Kilometern, mit Allrad (xDrive) sind es 84 bis 91 Kilometer. Die Ladeleistung beträgt nun maximal 11 kW.

Die M3-Competition-Modelle mit Allrad erfahren einen Leistungszuwachs um 15 kW/20 PS auf 375 kW/530 PS und 650 Nm. Der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt in 3,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. Wird das optionale M Driver's Package gebucht, steigt die Spitzengeschwindigkeit auf 290 km/h.

Fazit

Unter dem Strich ist der aktuelle 3er Touring ein gutes und sehr modernes Fahrzeug, das den Ansprüchen einer Premium-Marke gerecht wird. Leider ist auch der Preis ziemlich abgehoben.

• Lesen Sie hier den ausführlichen Test des BMW 320i Touring als PDF

• Lesen Sie hier den ausführlichen Test des BMW 320d Touring (Vor-Facelift-Modell) als PDF

BMW 3er Touring: Daten und Preise

ADAC Messwerte

ADAC Testurteil

Die technischen Daten aller 3er-Modelle finden Sie im ADAC Autokatalog.

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