Brauchen Elektroautos besondere Reifen?
Elektroautos sind schwerer als Autos mit Verbrennungsmotor und haben oft mehr Drehmoment. Brauchen sie daher spezielle Reifen? Ob das so ist und was es beim Thema Reifen für E-Autos zu beachten gibt, klärt der ADAC.
Unbedingt auf die Traglast des Reifens achten
Reifen sollten immer alle Disziplinen beherrschen
Leichtlaufreifen können Verbrauch senken
Als der kleine BMW i3 im Jahr 2013 auf den Markt kam, konnte man es auf den ersten Blick sehen: Seine Reifen waren ungewöhnlich hoch und dabei ziemlich schmal. Ist es also generell so, dass E-Autos spezielle Reifen brauchen? Der ADAC klärt die wichtigsten Fragen zum Thema Elektroautos und Reifen.
Brauchen Elektroautos spezielle Reifen?

Nein, nach Einschätzung des ADAC ist es nicht erforderlich, speziell als E-Auto-Reifen gekennzeichnete Modelle zu montieren. Zu beachten ist aber: Die Reifen sollten den Anforderungen entsprechen, die der Autohersteller für das Modell angibt. Weil sie das höhere Gewicht eines Elektroautos schultern müssen, benötigen Reifen für E-Autos eine höhere Traglast. Das ist auch der Grund, warum bei vielen Elektroautos die Reifen etwas größer dimensioniert sind.
Die meisten Premiumhersteller deklarieren mittlerweile alle modernen Reifenmodelle aus ihrem Programm als sogenannte EVR-Reifen (Electric Vehicles Ready) und zeigen damit, dass die Reifen für alle Antriebsarten geeignet sind.
Gibt es Besonderheiten beim Reifen-Kauf?

Wichtig ist, dass man Reifen in den Dimensionen wählt, die für das jeweilige Fahrzeug zugelassen sind. Welche Reifen in welcher Größe und mit welchem Tragfähigkeitsindex geeignet sind, steht in der Zulassungsbescheinigung oder im CoC-Papier des jeweiligen Fahrzeugmodells. Pkw haben in der Regel Reifen mit einem Tragfähigkeitsindex zwischen 88 (steht für 560 Kilo) und 99 (steht für 775 Kilo). In diesem Artikel lesen Sie mehr zum Thema Reifenkennzeichnungen.
Wer mit dem Reifen der Erstausrüstung zufrieden ist, kann auch einen entsprechenden Ersatz wählen. Grundsätzlich erscheinen zumindest bei den Premiumherstellern alle Reifen mit den passenden Spezifikationen als geeignet. Insofern gibt es wenig zu beachten.
Reifen mit geringem Rollwiderstand kaufen?
Reifen mit geringerem Rollwiderstand tragen zu einem niedrigeren Verbrauch und damit zu einer höheren Reichweite bei. Grundsätzlich sind sie daher zu empfehlen. Allerdings sollte man darauf achten, dass auch die übrigen Eigenschaften eines Reifens gut sind – ein niedriger Stromverbrauch darf nicht auf Kosten der Fahrsicherheit gehen. Ein Reifen sollte möglichst ausgewogene Eigenschaften haben. Die ADAC Reifentestexperten bewerten jedes Reifen-Modell deshalb allumfassend. Hier können Sie die Ergebnisse der aktuellen ADAC Reifentests nachlesen.
Ganzjahres- und Winterreifen für E-Autos?

Fahrerinnen und Fahrer von E-Autos können sich an den ADAC Reifentests orientieren. Regelmäßig testet der Club mit großem Aufwand aktuelle Winter- und Ganzjahresreifen in verschiedenen Dimensionen. Wird man auf adac.de nicht fündig, kann auch das EU-Reifenlabel eine Hilfe mit den Angaben zur Kraftstoff- bzw. Energieeffizienz, der Nasshaftung und des externen Rollgeräusches sein.
Auf dem Papier zum Reifenlabel ist das sogenannte Alpine-Symbol, eine stilisierte Bergkette mit Schneeflocke, abgebildet, wenn der Reifen unter winterlichen Bedingungen eingesetzt werden darf. Das Symbol findet sich auch auf der Reifenflanke (siehe Foto) wieder und ist seit 2024 ein Muss unter winterlichen Bedingungen. Ist dort ausschließlich die alte Bezeichnung "M+S" zu sehen, droht beim Fahren auf Matsch, Schnee und Eis ein Bußgeld. Das gilt für jede Antriebsart, also auch für Autos mit Verbrennungsmotor.
Kann man E-Auto-Reifen selbst wechseln?
Ja, beim Räderwechsel – umgangssprachlich "Reifenwechsel" – gibt es keinen Unterschied zwischen Elektroautos und Verbrenner. Bei einigen Elektroautos sollte man jedoch besonders darauf achten, wo der Wagenheber anzusetzen ist oder ob Unterlege-Pads nötig sind. Wird der Wagenheber falsch angesetzt, besteht die Gefahr, dass die teure Hochvoltbatterie im Unterboden beschädigt wird.
Dürfen Werkstätten E-Auto-Räder wechseln?
Um an Elektrofahrzeugen allgemeine Arbeiten, wie beispielsweise das Wechseln von Rädern, durchführen zu dürfen, brauchen Mitarbeiter einer Werkstatt eine sogenannte 1S-Qualifikation nach "DGUV Information 209-093 Qualifizierung für Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen". Sie gelten dann als fachkundig unterwiesene Person (FuP).
Eine 1S-Qualifikation sollte heutzutage jeder Mitarbeiter in einer Kfz-Werkstatt haben. Diese dauert nur etwa 2 Stunden und die Kosten dafür liegen zwischen 100 und 200 Euro und sind auch online durchführbar. Es gibt also keinen Grund, wieso eine Werkstatt darauf verzichten sollte, auch Räder an E-Autos wechseln zu können.
Sind Reifen für E-Autos teurer?
Der ADAC hat keine Hinweise, dass Reifen, die als "E-Fahrzeug-Reifen" deklariert werden, besonders teuer wären.
Reifenverschleiß durch E-Auto-Gewicht?
E-Autos sind wegen ihrer Antriebsbatterie oft schwerer als Autos mit Verbrennungsmotor. Das wirkt sich negativ auf den Abrieb bzw. Verschleiß aus: Der Reifenabrieb steigt proportional zum Fahrzeuggewicht.
Oft haben E-Autos zudem sehr leistungsstarke Motoren mit einem hohen Drehmoment, das bereits aus dem Stand bereitgestellt wird. Das kann zu einer sportlichen Fahrweise animieren und sich damit auf den Reifenverschleiß auswirken. Wer defensiv fährt, spart nicht nur Energie, sondern schont auch seine Reifen.