Sepsis: Das sind die Symptome einer Blutvergiftung

Verletzung an einem Männlichen Daumen
Hautwunden können Eintrittsstellen für Keime sein, die unter Umständen zu einer Sepsis führen© Shutterstock/Lukassek

Wodurch eine Sepsis entsteht, welche Symptome auf eine Blutvergiftung hindeuten und wie die Erkrankung verläuft.

  • Sepsis ist ein akuter Notfall und muss im Krankenhaus behandelt werden

  • Septischer Schock kann zu lebensbedrohlichem Multiorganversagen führen

  • Ältere Menschen und Kinder unter einem Jahr sind am häufigsten betroffen

In Deutschland erkranken jährlich mehr als 230.000 Personen an einer Sepsis. Im Krankenhaus versterben doppelt so viele Menschen daran wie an Schlaganfall und Herzinfarkt zusammen.

Zudem steigen die Erkrankungsfälle jährlich um bis zu 15 Prozent. Als Gründe für diese Zunahme sehen Fachleute unter anderem vermehrte Diagnosen durch das erhöhte Problembewusstsein, aber auch die immer älter werdende Gesellschaft. Obwohl bei dieser Personengruppe sowie bei Neugeborenen beziehungsweise Kindern im ersten Lebensjahr eine Sepsis besonders häufig auftritt, kann jeder daran erkranken. Gleichzeitig gibt es einfache Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren.

Was ist eine Sepsis?

Sepsis, auch als Blutvergiftung oder Blutstrominfektion bezeichnet, ist die schwerste Form einer Infektion. Bei einer Sepsis kommt es zu Organstörungen, die durch Entzündungen entstehen und lebensbedrohlich werden können. Normalerweise kann der Körper verhindern, dass sich Krankheitserreger über das Blut- und Lymphsystem im Körper ausbreiten. Im Fall einer Sepsis gerät die Ausbreitung jedoch außer Kontrolle – oftmals durch ein geschwächtes Immunsystem. Dadurch kommt es zu einer Fehlantwort des Immunsystems und in Folge zu Störungen lebensnotwendiger Organe oder Organfunktionen:

  • Atem- und Herz-Kreislauf-System

  • Blutgerinnung

  • Leber- und Nierenfunktion

  • Gehirn

Je nachdem, wie stark diese Organfunktionen betroffen sind, ergibt sich die Schwere der Sepsis.

Was ist ein septischer Schock?

Bei der Definition der Sepsis unterscheidet man in der Medizin die Unterform des septischen Schocks. Wird eine Blutvergiftung nicht rechtzeitig behandelt, kann sich daraus ein septischer Schock entwickeln. Die Funktionen lebenswichtiger Organe entgleisen stark (Multiorganversagen). Die Überlebenschancen sind in diesem Zustand der Sepsis stark verringert (Sterblichkeit von 60 Prozent). Aus diesem Grund gilt jede Sepsis als ein medizinischer Notfall, der frühzeitig ärztliche Behandlung erfordert.

Risikofaktoren für eine Blutvergiftung

Neugeborene und Kinder unter einem Jahr sowie Menschen ab etwa 60 bis 65 Jahren sind häufiger von einer Blutvergiftung betroffen. Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren, die das Risiko für eine Sepsis erhöhen können.

In den meisten Fällen gibt es einen lokalen Entzündungsherd:

  • Infektionskrankheiten der Atemwege, Harnwege, Bauchhöhle oder Haut

  • Infizierte Wunden

  • Eiteransammlung (Abszess)

  • Katheter, die in einem Blutgefäß liegen (oftmals im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes)

Daneben können vorliegende Grunderkrankungen das Entstehen einer Sepsis begünstigen:

  • chronische Erkrankungen der Nieren, Lunge, Leber oder des Herzens

  • Krankheiten, die das Immunsystem schwächen, wie Diabetes, Krebs oder Aids

  • fehlende Milz

  • nach Operationen (unter vier Wochen)

  • künstliche Gelenke oder Herzklappen

  • Mangelernährung

  • Alkohol- oder Drogenabhängigkeit

Was sind Sepsis-Ursachen?

Jede Infektion – egal, ob es sich um die Entzündung einer offenen Wunde oder eines Organs handelt – kann Ursache einer Sepsis sein. Zu den häufigsten Auslösern zählen Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte oder Entzündungen im Bauchraum.

Dasselbe gilt für die verursachenden Krankheitserreger. Von Bakterien über Viren oder Pilzen bis hin zu Parasiten: Sie alle können eine Sepsis auslösen, wenn sie sich über das Blut im gesamten Körper ausbreiten. Am häufigsten führen Bakterien wie Pneumokokken oder Meningokokken zu einer Sepsis, aber auch Viren wie Covid-19 können sie bedingen. Seltener rufen hierzulande Pilze oder Parasiten eine Blutvergiftung hervor.

Häufige Erreger, die außerhalb des Krankenhauses eine Blutvergiftung verursachen, sind zum Beispiel:

  • Escherichia coli (Darmkeim)

  • Streptococcus pneumoniae (umgangssprachlich auch als Pneumokokken bezeichnet, Erreger von Lungenentzündungen)

  • Staphylococcus aureus (natürlich vorkommendes Bakterium, das vor allem im Nasen-Rachen-Raum sitzt)

Sepsis durch Insektenstich?

Ein Mücken- oder Insektenstich verursacht keine Sepsis. Durch die Verletzung der Haut besteht jedoch eine mögliche Eintrittspforte für Krankheitserreger, die zu einer lokalen Entzündung führen kann. Insbesondere wenn Insektenstiche jucken und aufgekratzt werden, erhöht sich das Risiko für eine Infektion, da Hände und Fingernägel keimbelastet sein können. Ein Sepsis-Risiko besteht, wenn diese Entzündung sich ausweitet und nicht behandelt wird.

Anzeichen einer Sepsis

Die Symptome einer Blutvergiftung können unterschiedlich sein. In der Regel lässt sich eine Sepsis unter anderem an folgenden Krankheitszeichen erkennen:

  • sehr starkes Krankheitsgefühl

  • Schläfrigkeit

  • plötzliche Verwirrtheit oder Desorientierung

  • schnelle Atmung, Kurzatmigkeit bis hin zu Luftnot

  • Herzrasen, schneller Puls, niedriger Blutdruck

  • Hautveränderungen, z.B. kalte, fleckige Haut an Armen und Beinen

  • Fieber oder Unterkühlung, Schüttelfrost, Kaltschweißigkeit

  • Durchfall, Übelkeit oder Erbrechen

  • Schmerzen, z.B. Muskelschmerzen

Je nachdem welche Organe besonders stark betroffen sind, können weitere Symptome auftreten. So kann beispielsweise erhöhtes oder fehlendes Wasserlassen Anzeichen für ein Organversagen der Nieren sein. Kommt es zu einem septischen Schock, zeigen sich zudem Schockzeichen.

Wie sieht eine Blutvergiftung aus?

Bei einer Blutvergiftung können auch Symptome auf der Haut auftreten. Vor allem die Haut der Arme und Beine zeigt sich oftmals kalt und fleckig, bei manchen Betroffenen kann sie auch rosig und warm sein.

Hautausschlag aufgrund einer Sepsis an der Arminnenseite
Petechien können ein Hinweis auf eine schwere Sepsis sein© imago images/Depositphotos

Zudem können bei einer Sepsis kleine punktförmige Flecken in der Haut erscheinen, sogenannte Petechien, die schmerzfrei sind. Dabei handelt es sich um kleine Einblutungen in der Haut oder Schleimhaut. Petechien sind kein spezifisches Symptom einer Blutvergiftung. Oftmals weisen sie auf eine gestörte Blutgerinnung hin – so auch im Fall der Sepsis. Gleichzeitig können sie auch durch andere Erkrankungen wie Scharlach sowie durch Verletzungen oder Medikamente verursacht werden.

Blutvergiftung bei rotem Strich?

Häufig hört man, dass ein roter Strich auf Arm, Bein, Finger oder Fuß ein eindeutiges Zeichen einer Blutvergiftung ist. Das stimmt so jedoch nicht. In der Regel ist damit eine bestimmte Erkrankung gemeint: die Lymphangitis. Hier kommt es zu einer bakteriellen Entzündung von Lymphgefäßen. Meist wird diese verursacht durch eine Hautverletzung wie eine Nagelbettentzündung oder ein Furunkel. Eine Lymphangitis ist also eine lokale Entzündung und nicht gleichzusetzen mit einer Sepsis.

Wann zum Arzt?

Wer Anzeichen einer Sepsis zeigt, braucht umgehende ärztliche Hilfe, da eine Sepsis immer ein akuter Notfall ist. Rufen Sie Hilfe unter der 112 oder dem ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116 117. Nennen Sie die Symptome und äußern Sie Ihren Verdacht auf eine Blutvergiftung. Nur durch eine frühzeitige Therapie lässt sich der Verlauf der Sepsis beeinflussen und die Überlebenschance verbessern.

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Wie wird eine Sepsis behandelt?

Die Behandlung einer Sepsis erfolgt immer im Krankenhaus, in der Regel auf der Intensivstation. Ärztinnen und Ärzte fragen Ihre Symptome ab, erheben Ihre Krankengeschichte und führen körperliche Untersuchungen durch. Eine Blutentnahme dient der Erhebung der aktuellen Blutwerte sowie zum Anlegen von Blutkulturen. Diese helfen, den Erreger zu bestimmen. Weitere Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomografie oder eine Computertomografie erfolgen bei Bedarf.

Die Therapie einer Blutvergiftung richtet sich nach Entzündungsherd und Krankheitserreger. Meist werden innerhalb der ersten Stunde nach der Diagnose Antibiotika verabreicht. Die Antibiotikagabe wird in der Regel für bis zu zehn Tage fortgesetzt, täglich bewertet und gegebenenfalls angepasst. Wird die Sepsis nicht durch Bakterien, sondern andere Krankheitserreger wie Viren, Pilze oder Parasiten verursacht, erfolgt eine Behandlung durch Medikamente, die gegen diese Erreger wirksam sind. Um den Kreislauf zu stabilisieren, erhalten Betroffene Infusionen; die Funktionen lebenswichtiger Organe werden fortlaufend überwacht. Wie lange eine Behandlung dauert, hängt von der Schwere der Infektion und der Grunderkrankung ab.

Verlauf und Vorbeugung

Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung mit einer hohen Sterblichkeit. Um die Überlebenschancen zu verbessern, ist eine schnelle intensivmedizinische Behandlung entscheidend.

Gleichzeitig gibt es ein paar Maßnahmen, wie Sie sich vor einer Sepsis schützen können.

  • Lassen Sie sich regelmäßig impfen. Insbesondere für Risikogruppen wie Kleinkinder, Menschen über 60 Jahre oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind Schutzimpfungen z.B. gegen Meningokokken, Pneumokokken, Influenzaviren, Gürtelrose oder Covid-19 wichtig.

  • Versuchen Sie, chronischen Erkrankungen, wie z.B. Diabetes Typ 2 , durch eine gesunde Lebensweise vorzubeugen. Wer chronisch erkrankt ist: Nehmen Sie Kontrolltermine wahr.

  • Achten Sie auf sich und nehmen Sie jede Infektion ernst. Im schlimmsten Fall kann sich aus einer harmlosen Blasenentzündung bei fehlender Schonung oder Behandlung eine Sepsis entwickeln.

  • Wer offene Wunden hat, sollte sie sauber halten und beobachten. Heilen sie nicht ab, holen Sie sich ärztliche Hilfe.

  • Sorgen Sie für eine gute Händehygiene und allgemeine Hygieneregeln.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.