Schlaganfall erkennen: Das sind die Symptome

Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Um bleibende Schäden zu verhindern, ist es entscheidend, sofort zu handeln.
Time is brain – Zeit ist Hirn: Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute
Im Verdachtsfall sofort den Rettungsdienst verständigen
Ein Schlaganfall ist immer ein akuter Notfall
In Deutschland erleiden jährlich etwa 200.000 Menschen einen Schlaganfall. Frauen sind mit einem Anteil von etwa 57 Prozent häufiger betroffen als Männer. Fast jeder und jede zweite Betroffene verstirbt innerhalb von fünf Jahren nach einem Schlaganfall. Zwar nimmt das Risiko mit dem Alter deutlich zu, aber auch jüngere Erwachsene, Kinder und sogar Babys sind nicht vor einem Schlaganfall geschützt.
Ursache für die Erkrankung ist eine unzureichende Durchblutung des Gehirns, beispielsweise aufgrund eines Blutgerinnsels oder einer Hirnblutung. Das Gehirn reagiert auf den dadurch entstehenden Sauerstoffmangel extrem empfindlich: Bereits nach wenigen Minuten nehmen die Nervenzellen Schaden, und es kommt zu Funktionsausfällen wie Lähmungen oder Sprachstörungen.
Um dauerhafte Hirnschäden und bleibende körperliche und geistige Behinderungen zu verhindern, ist es entscheidend, dass Menschen mit einem Schlaganfall schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass die Betroffenen selbst oder andere anwesende Personen entsprechende Symptome richtig deuten und im Verdachtsfall umgehend den Rettungsdienst verständigen.
Was sind Anzeichen für einen Schlaganfall?
Welche Symptome ein Schlaganfall verursacht, hängt maßgeblich davon ab, welcher Teil des Gehirns betroffen ist. Besonders häufig kommt es bei einem Schlaganfall zu:
Lähmungserscheinungen
Schwächegefühl, Taubheitsgefühl oder "Kribbeln" in betroffenen Körperteilen
Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Gangunsicherheit
kurzfristigen Sehstörungen (z.B. Doppelbilder) oder einseitigem Erblinden
Sprach- und Sprechstörungen
extrem starken Kopfschmerzen
Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit
Typisch für einen Schlaganfall ist, dass die Symptome sehr plötzlich auftreten. Lähmungserscheinungen beschränken sich meist auf eine Körperhälfte (Halbseitenlähmung). Sie können die gesamte Seite betreffen oder auf einzelne Körperteile, zum Beispiel Arm oder Bein, begrenzt sein. Ein weiterer typischer Hinweis auf einen Schlaganfall ist ein einseitig herabhängender Mundwinkel infolge einer Lähmung des Gesichtsnervs. Sprachstörungen machen sich zum Beispiel durch eine undeutliche, abgehackte oder verwaschene Sprache bemerkbar. Manche Menschen können bekannte Gegenstände nicht mehr richtig benennen.
Schlaganfall-Symptome beim Kind
Halbseitige Lähmungen, Muskelschwäche, Sprach- und Sehprobleme zählen bei Kindern ebenfalls zu den typischen Symptomen eines Schlaganfalls. Allerdings kann sich die Erkrankung anders äußern als bei Erwachsenen. Mögliche Symptome sind etwa epileptische Anfälle, Vernachlässigung eines Körperteils, also z.B. schlechtere Benutzung eines Arms oder Beins, Schwierigkeiten bei der Bewegungskoordination (z.B. Gehstörungen) und Verhaltensveränderungen. Hinzu kommen oft Begleiterscheinungen wie starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Diese sind allerdings nicht spezifisch für einen Schlaganfall und kommen auch unabhängig davon bei ansonsten gesunden Kindern vor. Vorsicht ist vor allem geboten, wenn die Begleiterscheinungen in Kombination mit den Hauptsymptomen auftreten.
Untypische Symptome bei Frauen
Frauen haben aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung ein größeres Schlaganfall-Risiko als Männer. Ähnlich wie bei einem Herzinfarkt unterscheiden sich die Anzeichen bei beiden Geschlechtern. Neben den typischen Schlaganfall-Symptomen kommt es bei Frauen häufiger zu unspezifischen Beschwerden, die es schwerer machen, den Schlaganfall zu erkennen. Zu diesen untypischen Symptomen zählen beispielsweise:
Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen
Übelkeit
Verwirrtheit
Schluckstörungen
Harninkontinenz
Kurzatmigkeit
Krämpfe
Ohnmacht
Symptome bei "schleichendem" Schlaganfall
Bei etwa 40 Prozent der Menschen kommt ein Schlaganfall nicht ganz spontan. Stattdessen kündigt sich das Ereignis durch verschiedene Warnzeichen an. Diese entstehen durch eine kurzfristige Durchblutungsstörung im Gehirn und entsprechen bei Frauen und Männern den Symptomen eines Schlaganfalls. Allerdings klingen sie nach einigen Minuten oder Stunden wieder ab.
Fachleute sprechen bei Schlaganfall-Symptomen, die sich innerhalb von 24 Stunden komplett zurückbilden, auch von einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA). Im Volksmund ist die TIA eher als kleiner Schlaganfall, Mini-Schlaganfall, Mikro-Schlaganfall, leichter Schlaganfall oder schleichender Schlaganfall bekannt. Im Gegensatz dazu bleiben die Symptome bei einem echten (vollendeten) Schlaganfall mehr als 24 Stunden bestehen, und es kommt zu bleibenden Gehirnschäden mit oft ernsthaften gesundheitlichen Folgen.
Auch wenn eine TIA keine bleibenden Gehirnschäden hervorruft, ist sie häufig Vorbote eines sich anbahnenden vollendeten Schlaganfalls und somit ein medizinischer Notfall. Deshalb sollten Menschen mit einem kleinen Schlaganfall ebenso schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden.
Was ist der FAST-Test bei einem Schlaganfall?
Der FAST-Test ermöglicht es auch Menschen ohne medizinische Vorkenntnisse, einen Schlaganfall schnell zu erkennen. FAST steht dabei für die englischen Begriffe Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit):
Face: Fordern Sie den Betroffenen auf zu lächeln. Bei einem Schlaganfall zieht sich nur ein Mundwinkel nach oben, der andere hängt herab.
Arms: Prüfen Sie die Bewegungsfähigkeit, indem Sie die Person bitten, beide Arme nach vorn auszustrecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Nach einem Schlaganfall gelingt dies nicht auf beiden Seiten gleichermaßen: Die Arme sind beispielsweise nicht auf gleicher Höhe, ein Arm sinkt wieder ab oder dreht sich ein.
Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder spricht undeutlich und abgehackt, kann dies auf einen Schlaganfall hinweisen.
Time: Gelingt der Person eine dieser Aufgaben nicht, rufen Sie umgehend den Rettungsdienst unter der Nummer 112, da der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht.
Auch der "Zungen-Test" ist bei Verdacht auf einen Schlaganfall oft hilfreich: Bitten Sie die Person, die Zunge so weit wie möglich herauszustrecken. Bei einem Schlaganfall ist sie nicht gerade, sondern zu einer Seite gebogen oder verdreht oder windet sich von einer Seite zur anderen.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
Die erste und lebenswichtige Maßnahme für Angehörige, Freunde oder andere Ersthelfer: bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort und ohne Verzögerungen über die Telefonnummer 112 den Rettungsdienst verständigen. Auf keinen Fall sollte man zunächst den Hausarzt aufsuchen, denn bei einem Schlaganfall gilt: Time is brain – also Zeit ist Gehirn. Mit jeder Minute, die ohne ärztliche Hilfe vergeht, verursacht ein Schlaganfall mehr bleibende Schäden im Gehirn und damit dauerhafte Funktionsausfälle und Behinderungen.
Im Idealfall werden Menschen mit Schlaganfall innerhalb von drei Stunden ins Krankenhaus gebracht und dort in einer auf Schlaganfälle spezialisierten Station, der sogenannten Stroke Unit, behandelt. So lassen sich die Überlebenschancen und der Erfolg anschließender Rehabilitationsmaßnahmen erheblich verbessern. Es ist deshalb sinnvoll, beim Telefonat mit dem Rettungsdienst bereits den Verdacht auf einen Schlaganfall zu äußern, sodass dieser die Überführung in eine Stroke Unit von Anfang an einplanen kann.
Bis der Notarzt eintrifft, sollten Ersthelfer versuchen, den oder die Betroffene zu beruhigen. Fällt das Atmen schwer, ist es hilfreich, den Oberkörper erhöht zu lagern und enge Kleidung zu entfernen. Wird die Person bewusstlos, verhindert die stabile Seitenlage, dass die Zunge sich in den Rachen verlagert und die Atemwege blockiert. Kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand, ist es notwendig, umgehend mit der Reanimation, also der Herz-Lungen-Wiederbelebung, zu beginnen und diese so lange fortzusetzen, bis der oder die Betroffene Lebenszeichen von sich gibt oder der Notarzt beziehungsweise die Notärztin eintrifft.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Autorin: Brit Neuhaus, Medizinredakteurin