Niedriger Blutdruck – was tun?

Eine Frau stützt sich mit Schwindel an einer Wand ab
Ein niedriger Blutdruck führt häufig zu Schwindel, Müdigkeit und Leistungsschwäche© iStock.com/bymuratdeniz

Ein niedriger Blutdruck ist meistens nicht gefährlich. Kommt es zu körperlichen Beschwerden, kann ein Arztbesuch sinnvoll sein.

  • Ein niedriger Blutdruck ist meist erblich bedingt

  • Häufige Symptome: Schwindel, Sehstörungen, Herzrasen, Müdigkeit

  • Liegt eine körperliche Erkrankung zugrunde, ist eine Behandlung wichtig

Im Idealfall sollte der Blutdruck bei maximal 120 zu 80 mmHg liegen. Von einem niedrigen Blutdruck (Hypotonie) sprechen Fachleute, wenn der systolische Wert unter 100 sinkt. Eine Hypotonie ist auch bei vollkommen gesunden Menschen ohne Vorerkrankungen keine Seltenheit. Schätzungen zufolge sind etwa drei Millionen Deutsche betroffen, mehrheitlich jüngere Frauen. Im Gegensatz zu hohem Blutdruck sind zu niedrige Blutdruckwerte meistens unbedenklich. Dennoch können sie unangenehme Beschwerden hervorrufen und die Lebensqualität einschränken.

Was ist der Blutdruck?

Der Blutdruck ist der Druck, den das durch den Körper fließende Blut auf die Wände der großen Blutgefäße ausübt. Er ist höher, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in den Kreislauf pumpt (systolischer Blutdruck) und niedriger, wenn der Herzmuskel zwischen den einzelnen Schlägen erschlafft (diastolischer Blutdruck). Deshalb werden bei der Blutdruckmessung immer zwei Werte ermittelt, der höhere systolische und der niedrigere diastolische Wert. Beide Werte werden in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) angegeben.

Wie äußert sich ein niedriger Blutdruck?

Ein niedriger Blutdruck verursacht nicht immer Symptome. Kommt es zu Beschwerden, stehen diese mit der schlechteren Durchblutung der Organe im Zusammenhang. Als höchstgelegenes Organ ist vor allem das Gehirn betroffen, da Herz und Blutgefäße gegen die Schwerkraft arbeiten müssen, um es ausreichend mit Blut zu versorgen. Optimal funktioniert das nur bei ausreichendem Blutdruck. Gelangt nicht genug Blut – und damit Sauerstoff – in das Gehirn, kommt es zu typischen Beschwerden:

  • Schwindel, vor allem im Stehen oder beim Aufstehen

  • Sehstörungen wie Schwarz werden oder Flimmern vor den Augen

  • Benommenheit bis hin zur Ohnmacht

Aber auch andere Körperfunktionen werden durch die Mangeldurchblutung beeinflusst. Deshalb kommt es bei einer Hypotonie oft zu weiteren Symptomen wie

  • Ohrensausen

  • Herzrasen, Beklemmungsgefühl in der Brust

  • Gefühl der Atemnot

  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit

  • Konzentrations- und Leistungsschwäche

  • Blässe

  • Kalte Hände und Füße

  • Innere Unruhe

  • Depressive Verstimmungen

  • Schlafstörungen

  • Kopfschmerzen

Gut zu wissen:

Ein niedriger Blutdruck ist in der Regel ungefährlich und zieht keine Organschäden nach sich. Eine Ausnahme ist ein akuter Schock, beispielsweise infolge einer allergischen Reaktion oder eines Unfalls mit starken Flüssigkeits- und Blutverlusten. Dabei kann der Blutdruck plötzlich und unkontrolliert so stark abfallen, dass die Organe ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Ein Schock ist eine lebensgefährliche Kreislaufstörung und erfordert sofort geeignete Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Ursachen für niedrigen Blutdruck

In den meisten Fällen ist ein niedriger Blutdruck auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen. Er hat dann keinen Krankheitswert und ist aus medizinischer Sicht harmlos. Aber auch einige körperliche Erkrankungen können zu einer Hypotonie führen:

  • Verschiedene Herzkrankheiten wie Herzschwäche, bestimmte Herzklappenfehler und Herzrhythmusstörungen

  • Hormonstörungen, beispielsweise aufgrund einer Unterfunktion der Schilddrüse, der Nebenniere oder der Hirnanhangsdrüse.

Hormonelle Einflüsse sorgen auch dafür, dass schwangere Frauen sowie Jugendliche in der Pubertät häufig einen niedrigen Blutdruck haben. Zu einer vorübergehenden Blutdrucksenkung führen auch Erkrankungen, die mit großen Flüssigkeitsverlusten (Dehydratation) verbunden sind, beispielsweise Durchfall, Blutungen oder manche Nierenerkrankungen.

Eine weitere Ursache für einen niedrigen Blutdruck kann die Einnahme bestimmter Medikamente sein:

  • Wirkstoffe zur Behandlung psychischer Erkrankungen (Psychopharmaka)

  • Wirkstoffe zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika)

  • Wirkstoffe gegen einen hohen Blutdruck

  • Entwässernde Medikamente (Diuretika)

  • Gefäßerweiternde Substanzen

Einige Menschen haben einen sogenannten orthostatischen niedrigen Blutdruck. Dabei fällt der Blutdruck kurzfristig stark ab, wenn sie aus dem Liegen oder Sitzen heraus abrupt aufstehen. Das Blut versackt in diesem Moment in den Beinen und den Betroffenen wird schwindelig oder schwarz vor den Augen. Sie fühlen sich benommen und bewegen sich unsicher. Manchmal verlieren sie kurz das Bewusstsein. Eine orthostatische Hypotonie kommt besonders häufig bei älteren Menschen vor. Ursache sind Krampfadern, eine vorausgegangene Thrombose oder Erkrankungen wie Diabetes mellitus, die die Reizweiterleitung in den Nervenzellen stören (Neuropathie).

Ist ein niedriger Blutdruck gefährlich?

Im Gegensatz zum hohen Blutdruck besteht bei einem zu niedrigen Blutdruck keine Gefahr, dass Herz und Blutgefäße Schaden nehmen. Das gilt zumindest, wenn die Hypotonie nicht mit einer anderen körperlichen Erkrankung in Zusammenhang steht. Dennoch kann ein niedriger Blutdruck zu erheblichen und belastenden Beschwerden führen. In diesem Fall ist ein Arztbesuch ratsam, um die Ursachen abzuklären.

Was tun gegen niedrigen Blutdruck?

Steht der niedrige Blutdruck mit einer Krankheit in Verbindung, richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung. Sind andere Ursachen ausgeschlossen, ist eine medikamentöse Behandlung meistens nicht erforderlich. In der Regel reichen einfache Maßnahmen und Hausmittel aus, um die Beschwerden zu lindern:

  • Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge von mindestens zwei Litern pro Tag.

  • Während Menschen mit Bluthochdruck zu viel Salz meiden sollten, kann bei niedrigem Blutdruck eine vermehrte Kochsalzzufuhr über die Nahrung hilfreich sein.

  • Besonders reichhaltige Mahlzeiten können den Blutdruck zusätzlich senken. Nehmen Sie stattdessen häufiger kleine Portionen zu sich.

  • Trinken Sie keinen oder nur wenig Alkohol: Er sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße weitstellen und senkt dadurch den Blutdruck.

  • Sorgen Sie für mehr Bewegung: körperliche Aktivitäten, insbesondere Ausdauersportarten wie Radfahren oder Joggen, bringen den Kreislauf in Schwung. Das gleiche gilt auch für Wechselduschen mit kaltem und warmem Wasser.

  • Trainieren Sie Ihre Beinmuskulatur: Sie unterstützt die Venen dabei, das Blut wieder in Richtung Herz zu befördern.

  • Sorgen Sie für ausreichend Schlaf und vermeiden Sie Situationen, die einen niedrigen Blutdruck begünstigen, wie zum Beispiel Stress, Überlastung und Übermüdung.

  • Vermeiden Sie langes Stehen, insbesondere bei hohen Temperaturen.

  • Menschen mit einer orthostatischen Hypotonie sollten es vermeiden, abrupt aus dem Liegen oder Sitzen heraus aufzustehen, sondern sich genügend Zeit nehmen und sich langsam in den Stand aufrichten. Besonders für ältere Menschen besteht aufgrund der erhöhten Sturzgefahr sonst ein Verletzungsrisiko.

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Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Autorin: Brit Neuhaus, Medizinredakteurin