Sturzprophylaxe: Training und Hilfsmittel für mehr Sicherheit und Mobilität

Ein älterer Mann liegt nach einem Sturz auf dem Boden
Vor allem im Alter steigt das Risiko für Stürze© iStock.com/dragana991

Gezielte Maßnahmen zur Sturzprophylaxe können die Sicherheit und Mobilität erhöhen und damit das Risiko für sturzbedingte Verletzungen minimieren.

  • Sturzrisiko steigt mit Alter

  • Pflegefachkräfte und Ärzte sind erste Ansprechpartner

  • Gleichgewichtsübungen können Stürzen vorbeugen

Eine falsche Bewegung, schlechte Lichtverhältnisse oder ein rutschiger Untergrund – und schon kann das Gleichgewicht ins Wanken geraten. Jedes Fallen birgt das Risiko einer Verletzung. Insbesondere Menschen, die häufiger stürzen, können mit diversen Übungen gegensteuern und durch eine gezielte Sturzprophylaxe Sicherheit im Alltag zurückgewinnen.

Was ist Sturzprophylaxe?

Der Begriff Sturzprophylaxe oder Sturzprävention stammt aus der Pflege und ist Teil der Pflegeplanung. Benötigen Menschen pflegerische Unterstützung im ambulanten oder stationären Bereich, gehören die Beurteilung des Sturzrisikos und die Planung von vorbeugenden Maßnahmen dazu.

Mit einer Sturzprophylaxe sollen Stürze verhindert und Verletzungen vermieden werden. Beinahe-Stürze, bei denen sich Betroffene noch festhalten oder ausbalancieren können, sind ein Anzeichen dafür, dass das Sturzrisiko erhöht ist. Verschiedene Maßnahmen können die Gangsicherheit, Selbstständigkeit und Mobilität fördern:

  • Übungen zur Stärkung der Muskelkraft und des Gleichgewichts

  • Nutzung von Hilfsmitteln wie einem Gehstock oder Rollator

  • Anpassung der Umgebung, wie etwa die Beseitigung von Stolperfallen oder die Nutzung eines Treppenlifts

So lassen sich aber nicht nur körperliche Folgen wie Knochenbrüche verhindern. Eine gute Sturzprophylaxe kann auch die psychische Gesundheit positiv beeinflussen. Denn wer schwer oder häufig gestürzt ist, entwickelt unter Umständen Angst vor einem erneuten Fallen oder eine Gangunsicherheit. Bei einigen Betroffenen führt dies zunehmend zu sozialer Isolation.

Für wen ist eine Sturzprophylaxe wichtig?

Da die Muskelkraft und das Gleichgewicht im Alter abnehmen, kann es häufiger zu Stürzen kommen. Jeder dritte Mensch über 65 Jahren stürzt mindestens einmal im Jahr – weshalb für diese Altersgruppe eine Sturzprävention besonders ratsam ist. Im Vergleich stürzen ältere Frauen öfter als Männer und entwickeln in der Konsequenz auch häufiger Ängste.

Auch jüngere Menschen können unbeabsichtigt fallen und sich dabei verletzen – beispielsweise durch Glätte, Alkoholkonsum oder Umknicken. Stürze haben im Alter allerdings andere Konsequenzen: Sie können den Allgemeinzustand verschlechtern und erhöhen das Risiko dafür, dass ein selbstständiges Wohnen im eigenen Zuhause nicht mehr möglich ist und eine Versorgung im Pflegeheim notwendig wird.

Osteoporose erhöht Risiko für Knochenbrüche

Osteoporose ist bei älteren Menschen häufig und kann bei Stürzen besonders problematisch sein. Bei dieser Erkrankung werden die Knochen porös und können leichter brechen. Obwohl auch Männer davon betroffen sein können, sind ältere Frauen besonders gefährdet. Osteoporose hängt häufig mit hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren zusammen.

Daneben gibt es viele weitere Faktoren, die das Sturzrisiko erhöhen können. Eine Sturzprophylaxe ist in diesen Fällen sinnvoll:

  • Frauen über 80 Jahre

  • Vorherige Stürze

  • Plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen oder Aufsetzen (orthostatische Hypotonie)

  • Vorliegen von drei oder mehr chronischen Erkrankungen

  • Erkrankungen wie Schlaganfall oder Demenz

  • Einnahme von mehr als vier unterschiedlichen Medikamenten oder von Psychopharmaka

  • Wenn Gehen noch möglich, aber die Mobilität eingeschränkt ist

  • Schwindel

  • Eingeschränktes Sehvermögen, zum Beispiel durch Grauen Star

Maßnahmen der Sturzprophylaxe

Im Rahmen der Sturzprophylaxe ist eine individuelle Beratung durch ärztliches oder pflegerisches Fachpersonal sinnvoll. Dies sind auch die Personen, die pflegebedürftige Menschen oder deren Angehörige häufig als Erste bezüglich einer Sturzprophylaxe ansprechen. Ärztlicher Rat ist insbesondere dann notwendig, wenn klar ist oder der Verdacht besteht, dass Medikamente oder Erkrankungen das Sturzrisiko erhöhen. So hilft in manchen Fällen bereits eine Umstellung der Medikation.

Bewegung für mehr Kraft und Gleichgewicht

Das wichtigste Element der Sturzprophylaxe ist Bewegung, da dadurch das Gleichgewicht sowie die Muskelkraft trainiert werden. Bevor Sie mit einem Trainingsprogramm beginnen, ist es wichtig, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu sprechen – vor allem wenn Grunderkrankungen vorliegen oder Sie Medikamente einnehmen. Für ältere Menschen gibt es Sport- und Präventionskurse wie Reha-Sport oder Funktionstraining, die über eine ärztliche Verordnung verschrieben werden können. Aber auch ganz alltägliche Dinge wie Verrichtungen im Haushalt, die Sie noch selbst erledigen können, oder ein Spaziergang helfen, mehr Bewegung in den den Alltag zu bringen.

Hilfsmittel für mehr Mobilität

Ein älteres Pärchen geht mit Gehhilfen spazieren
Durch einen Rollator sind Spaziergänge wieder möglich © iStock.com/didesign021

Es gibt eine Vielzahl von Hilfsmitteln, die einem Sturz vorbeugen können. Bei Problemen wie Gang- oder Gleichgewichtsstörungen lässt sich durch Hilfsmittel wie Gehstock, Rollator, Rollstuhl oder Elektromobil die Mobilität verbessern und damit die Sturzgefahr erheblich senken. Daneben gibt es Hilfsmittel, die in bestimmten Situationen das Sturzrisiko reduzieren:

  • Sitzerhöhungen für Stühle

  • Höhenverstellbare Sessel oder Betten

  • Hocker für die Dusche

  • Toilettenstühle

  • Haltegriffe im Badezimmer

Ist beispielsweise eine schlechte Sicht ein Grund für die Gangunsicherheit, lässt sich die Sturzgefahr oftmals durch eine Sehhilfe senken.

Anpassungen im Zuhause

Ein barrierefreies Wohnumfeld kann ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden weiterhin möglich machen. Stolperfallen wie Kabel oder Teppiche sollten beseitigt werden. Auch eine Anpassung der Lichtverhältnisse kann hilfreich sein, wenn eine eingeschränkte Sicht zu den Sturz-Risikofaktoren zählt. Genügend freier Raum für Laufwege und um das Bett herum, ein rutschfester Bodenbelag oder ein altersgerechtes Bad erhöhen zusätzlich die Sicherheit im eigenen Zuhause.

Ein Hausnotruf, der im Fall eines Sturzes schnelle Hilfe durch einen Notfallknopf am Handgelenk oder um den Hals ermöglicht, kann eine weitere Sicherheitsmaßnahme sein.

Übungen zur Sturzprophylaxe

Eine ältere Frau steht mit Hilfe einer Trainerin auf einem Balanceboard und trainiert ihr Gleichgewicht
Gleichgewichtsübungen helfen, das Sturzrisiko zu verringern© iStock.com/jacoblund

Gleichgewicht, Beweglichkeit, Muskelkraft und Ausdauer nehmen bereits ab einem Alter von 50 Jahren ab. Ein regelmäßiges körperliches Training ist der beste Schutz vor Stürzen.

Sportarten wie Tai-Chi bieten sich besonders an. Idealerweise besucht man einen Gruppenkurs oder lässt sich die Bewegungsübungen durch geschultes Fachpersonal zeigen. Auch das selbstständige Üben zu Hause ist möglich.

Wichtig ist, dass das Training regelmäßig stattfindet, zwei- bis dreimal die Woche. Um Effekte zu erzielen, sollten die Übungen für mindestens drei Monate durchgeführt werden.

Zwei schnelle Übungen für Zwischendurch:

  • Einbeinig stehen: Stützen Sie sich mit einer Hand an einem Stuhl oder Ähnlichem ab, und stellen Sie sich auf einem Bein aufrecht hin. Der Blick ist nach vorn gerichtet. Halten Sie das angewinkelte Bein für etwa zehn Sekunden in der Luft. Wiederholen Sie das mit dem anderen Bein. Wenn Sie sich sicher fühlen, können Sie die Übung ohne Abstützen durchführen.

  • Auf einer Linie gehen: Setzen Sie einen Fuß vor den anderen, sodass Ihre Füße abwechselnd an Zehen und Ferse Kontakt haben. Gehen Sie drei Schritte. Setzen Sie die Füße dann wieder hüftbreit auf, drehen Sie sich in die andere Richtung und wiederholen Sie die Übung in diese Richtung. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie sich am Anfang an einem Stuhl festhalten. Zur weiteren Steigerung gehen Sie jeweils zehn Schritte in jede Richtung.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet eine Broschüre mit vielen weiteren Übungen an, um das Gleichgewicht und die Muskelkraft zu trainieren.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.