Sommer-Staubilanz 2022: Reiseverkehr fast wie vor der Pandemie

Im Sommerurlaub 2022 spielte Corona kaum noch eine Rolle. Der Reiseverkehr näherte sich den Jahren vor der Pandemie an. Das zeigt die ADAC Staubilanz für den Sommerferien-Zeitraum.
Sommerferien: Über 106.000 Staus auf deutschen Autobahnen
Autobahnring München (A99) am stärksten belastete Ferienautobahn
Schlimmstes Stauwochenende 29. bis 31. Juli
Freitag staureichster Tag des Wochenendes
Staubilanz 2022: Blechlawinen waren Alltag
Im Gesamtzeitraum der Sommerferien (24. Juni bis 11. September) zählte der ADAC auf Deutschlands Autobahnen insgesamt 106.488 Staus. Diese summierten sich auf eine Länge von 178.483 Kilometern, was ungefähr 4,5 Erdumfängen entspricht. Autofahrende standen dadurch 81.135 Stunden im Stau.
Umfahrung München (A99) am stärksten belastet
Die schlimmste Stauautobahn im Urlauberverkehr – bezogen auf einheitlich normierte Streckenabschnitte von 100 Kilometern Länge – war die A99 (Autobahnring München). Auf den Plätzen zwei und drei folgen die A8 (Karlsruhe – Stuttgart – München – Salzburg) und die A3 (GÜG Elten/NL – Köln – Frankfurt – Passau). Die Ränge vier bis sechs belegen die Autobahnen A5 (Hattenbacher Dreieck – Karlsruhe – Weil am Rhein), A7 (Flensburg – Hannover– Würzburg –Füssen) und A1 (Heiligenhafen – Hamburg – Köln – Saarbrücken).
Die schlimmsten Wochenenden
Bezogen auf die einzelnen Wochenenden registrierten die ADAC Verkehrsexperten die meisten Staus am letzten Juli-Wochenende (29. bis 31.7.). Hier standen Autofahrende insgesamt 3544-mal im Stau. An diesem Wochenende starteten die bevölkerungsreichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg in die Ferien, während andererseits viele Autoreisende aus Nordrhein-Westfalen bereits wieder auf dem Heimweg waren. Zudem waren wegen des hochsommerlichen Wetters auch viele Wochenendausflügler unterwegs.
Pech hatte auch, wer am Wochenende 9. bis 11. September unterwegs war, als in Bayern und Baden-Württemberg die Ferien endeten. Hier zählte der ADAC 3462 Staus.
Ähnliches gilt für das Wochenende 26. bis 28. August (3431 Staus). Zu diesem Zeitpunkt bereiteten sich die Schüler und Schülerinnen in Sachsen und Thüringen auf den Schulbeginn vor, es waren aber auch zahlreiche Reisende aus Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland bereits wieder auf dem Heimweg.
Freitag staureichster Wochenendtag
Der mit Abstand staureichste Wochenendtag war – wie bereits in den Vorjahren – der Freitag. Auf diesen Tag entfielen rund 51 Prozent aller Wochenendstaus. Besser kam man am Samstag (25 Prozent aller Staus) und Sonntag (24 Prozent aller Staus) voran.
An den Sonntagen wurden zwar etwas weniger Staus als an den Samstagen registriert, diese waren aber im Durchschnitt länger. Der Zeitverlust für Autofahrende lag dadurch sonntags rund 15 Prozent höher als samstags.
Weitere interessante Fakten
Der längste Stau, den Autofahrer über sich ergehen lassen mussten, bildete sich am Samstag, 23. Juli, auf der A8 (München – Salzburg). Zwischen den Anschlussstellen Rosenheim und Bad Reichenhall änderte er mehrfach seine Ausdehnung und erreichte eine maximale Länge von 44 Kilometern.
Der schlimmste einzelne Wochenendtag war Freitag, 26. August. Hier wurden auf Deutschlands Autobahnen 1791 Staus gezählt, die sich auf eine Länge von 3485 Kilometer summierten.
Fazit: Sommerreise 2022 entspannter als im Vorjahr
Im Sommerreiseverkehr 2022 gab es etwas weniger Staus als im Sommer 2021, und die Zeitverluste für Reisende, die im Stau standen, waren durchschnittlich ebenfalls etwas geringer. Dadurch ordnet sich das Jahr 2022 in die Reihe der Jahre vor der Pandemie ein.
Ein wichtiger Grund für den Staurückgang gegenüber dem Vorjahr lag in den veränderten Corona-Rahmenbedingungen. Während es in diesem Sommer für grenzüberschreitende Fahrten fast keine Einschränkungen mehr gab, waren 2021 Autofahrten ins Ausland noch mit größerem Aufwand verbunden. Dadurch fuhren 2022 wieder mehr Urlauber und Urlauberinnen in europäische Nachbarstaaten, was das Verkehrsaufkommen in Deutschland etwas reduzierte.
Dies ergibt auch eine Auswertung von rund 500.000 ADAC Routenplanungen, die gegenüber 2021 einen leichten Rückgang der Abfragen mit Zielen innerhalb Deutschlands zeigt.
ADAC Routenplaner: Immer sicher ans Ziel
Die Quellen der ADAC Sommer-Staubilanz
Der ADAC nutzt zur Stauermittlung Fahrzeugflotten mit ihren Geschwindigkeitsdaten. Eine wichtige Bedeutung haben hier die Fuhrparks von großen Speditionen. Insgesamt liefern ca. 150.000 Lkw ständig anonymisiert und automatisiert ihre Positions- und Geschwindigkeitsinformationen ("Floating Car Data"/FCD) von deutschen Straßen. Weitere Daten senden Online-Navigationsgeräte und Smartphone-Apps (4,5 Millionen Nutzer). Diese Live-Daten werden zur Berechnung von Verkehrsstörungen verwendet.
Der ADAC hat im Juni 2022 seine Vorgehensweise zur Stauerfassung angepasst. Zum einen wurde der Einsatz der Fahrzeugflotten (FCD) optimiert, zum anderen die Methode zur Erfassung von Staus verbessert. Im neuen Modell werden Staus dadurch definiert und erfasst, dass die Geschwindigkeit auf einer Strecke von mindestens 300 Metern unter 30 Prozent der erlaubten Höchstgeschwindigkeit liegt. Bislang wurde ein statischer Wert von 40 km/h zugrunde gelegt. Durch das neue Verfahren werden nur relevante Stauinformationen registriert. Die absolute Zahl der erfassten Staus ist deshalb aber nur bedingt mit den Vorjahren zu vergleichen.