ADAC Staubilanz 2024: So viel Stillstand gab es auf den Autobahnen

ADAC Staubilanz 2024: Die Verkehrslage auf Deutschlands Autobahnen entspannt sich nicht. Der längste Stau des Jahres wurde sogar getoppt. Und so düster sind die Aussichten für 2025.
Bilanz 2024: Längere Fahrzeiten und ein 70-Kilometer-Stau
Prognose 2025: Viele Großbaustellen mit Staugefahr
ADAC Tipps: So meiden Sie Staus
Trotz Homeoffice und Deutschland-Ticket: Die Staus auf Deutschlands Autobahnen werden nicht weniger. Das zeigt die ADAC Staubilanz 2024. Für einen Großteil der Staus sind Baustellen verantwortlich.
Staubilanz 2024: Etwas mehr Staus
Die Zahl der registrierten Staustunden hat sich gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 448.000 Stunden erhöht, die Gesamt-Staulänge war mit 859.000 Kilometern etwas niedriger als 2023. Rund 516.000 Staus wurden 2024 registriert.
Das Kfz-Aufkommen auf den Autobahnen lag laut Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) im Jahr 2024 durchschnittlich etwa vier Prozent über dem Vorjahreswert. Und: Die Zahl der gemeldeten Autobahn-Baustellen war 2024 etwas niedriger als 2023. Bundesweit zeitgleich bestanden zwischen 800 und 1300 (2023 bis zu 1500). Wie schon im Vorjahr wurde etwa die Hälfte der Baustellen aus Nordrhein-Westfalen gemeldet.
Längster Stau über 70 Kilometer
817 Staus mit einer Länge von mindestens 20 Kilometern registrierte der ADAC im vergangenen Jahr (2023: 691 Staus). Das waren die längsten:
A61 Ludwigshafen – Mönchengladbach zwischen Dreieck Nahetal und Dreieck Erfttal sowie in der Gegenrichtung Koblenz – Ludwigshafen zwischen Kreuz Bliesheim und AS Bingen-Mitte am Donnerstag, 18. Januar, wegen Wintereinbruch, Länge: über 70 Kilometer
A7 Hamburg – Flensburg zwischen AS Bordesholm und Grenzübergang Ellund am Samstag, 19. Oktober, Herbstferien-Beginn, Länge: bis zu 45 Kilometer
A81 Stuttgart – Singen zwischen AS Oberndorf am Neckar und AS Gottmadingen am Donnerstag, 21. November, wegen Wintereinbruch, Länge: bis zu 44 Kilometer
A24 Schwerin – Berliner Ring zwischen Meyenburg und Kremmen am 6. Oktober, Sonntag nach dem Tag der Deutschen Einheit, Länge: bis zu 42 Kilometer
A4 Chemnitz – Görlitz zwischen Hainichen und Burkau am Donnerstag, 28. März, Gründonnerstag vor Ostern, Länge: bis zu 40 Kilometer
Im Jahr 2023 war der längste Stau 56 Kilometer lang. Auch er wurde auf der A61 gemessen.
Stau-Höhepunkt vor Pfingsten
An folgenden Tagen fielen die meisten Staustunden an:
Freitag, 17. Mai (Freitag des Pfingstwochenendes), mit rund 2500 Stunden Stau und rund 5200 Kilometer Gesamtlänge
Mittwoch, 8. Mai (Tag vor Christi Himmelfahrt), mit rund 2300 Stunden Stau und knapp 5000 Kilometer Gesamtlänge
Mittwoch, 29. Mai (Tag vor Fronleichnam), mit rund 2100 Stunden Stau und rund 4300 Kilometer Gesamtlänge
Freitag, 12. Juli (Freitag vor dem Beginn der Sommerferien in Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, Freitag vor 2. Ferienwochenende in NRW), mit knapp 2000 Stunden Stau und rund 4350 Kilometer Gesamtlänge
Mittwoch, 2. Oktober (Mittwoch vor dem Tag der Deutschen Einheit), mit insgesamt rund 2300 Staustunden und rund 4700 Kilometer Gesamtlänge
Mittwoch, 19. November (Wetterlage mit winterlichen Straßenverhältnissen in Teilen Deutschlands), mit rund 2050 Staustunden und rund 4500 Kilometer Gesamtlänge
Ein Wintereinbruch sorgte im Januar 2024 deutschlandweit für Verkehrschaos: Von Montag, 15., bis Donnerstag, 18. Januar, wurden insgesamt rund 5700 Staustunden und knapp 29.000 Kilometer Gesamtlänge gemessen.
Stau-Flaute nur im Winter
Der Monatsvergleich ergab: Die registrierten Staustunden nahmen von rund 28.000 im Januar bis Juli deutlich zu. Mit jeweils rund 44.000 Staustunden lag das Stauniveau in den Sommermonaten Juli, August und September fast gleichauf. Im Oktober 2024 stieg die Zahl der Staustunden auf insgesamt knapp 46.000 an, anschließend ging sie zum Jahresende wieder deutlich zurück.
Besonders schlimm war es laut ADAC im vergangenen Jahr am Mittwoch und Donnerstag mit jeweils durchschnittlich rund 1550 Staustunden. Damit bestätigt sich der Trend aus 2023. Wie in den letzten Jahren auch waren die Montage entspannter – vermutlich spielt Homeoffice hier eine Rolle.
Noch niedriger war das Stauniveau nur noch an den Wochenenden. Typisch für Werktage blieben die ausgeprägten Stauzeiten morgens zwischen 6 und 9 Uhr und am Nachmittag zwischen 14 und 18 Uhr.
Stau-Hotspots: A3, A8 und A1
Spitzenreiter waren wie schon 2023 Nordrhein-Westfalen (34,6 Prozent der Staustunden), Bayern (14 Prozent) und Baden-Württemberg (11 Prozent). Auch die meisten Staukilometer gab es in diesen Bundesländern. Die Stausituation in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen hat sich aber noch einmal zugespitzt. Leichte Entspannung gab es hingegen in Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.
Bei den überregionalen Autobahnen gab es den meisten Stillstand auf der A3, gefolgt von der A8 sowie der A1. Auf den weiteren Plätzen landeten die A5 und A2.
Die schlimmsten Staustrecken
Besonders häufig bildeten sich auf folgenden Routen Staus:
A3 Köln – Oberhausen
A10 Schönefelder Kreuz – Dreieck Spreeau
A1 Dortmund – Münster
A8 Stuttgart – Karlsruhe
A1 Dortmund – Köln
A5 Heidelberg – Karlsruhe
Lokale Stauschwerpunkte waren die A3 in Bayern zwischen dem Grenzübergang Passau/Suben und Passau (wegen der Personenkontrollen), die A42 Kamp-Lintfort – Dortmund zwischen Oberhausen und Bottrop sowie die A7 Hannover – Hamburg im Bereich des Elbtunnels.
Auf 22 der 25 staureichsten Autobahnabschnitten Deutschlands befand sich 2024 zumindest zeitweise eine Baustelle.
ADAC: Deutschlandticket soll bleiben
Sollte das Deutschlandticket mit seinen inzwischen 13 Millionen Nutzern als planbares Angebot in den Folgejahren entfallen oder in der preislichen Gestaltung an Attraktivität verlieren, dürfte das die Stausituation auf den Straßen zusätzlich verschärfen. Auch deswegen spricht sich der ADAC für den Fortbestand des Tickets über das laufende Jahr hinaus aus.
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Ausblick 2025: Hier droht Stillstand
Insgesamt rechnen die ADAC Verkehrsexperten für 2025 mit einem moderat steigenden Verkehrsaufkommen und in der Folge mehr Staus. Tausende Brücken müssen umfassend modernisiert oder durch neue Bauwerke ersetzt werden. Auch Tunnel und Fahrbahnen müssen saniert und erneuert werden.
Der Ausbau bestehender Autobahnen durch den Anbau weiterer Fahrstreifen soll die Stausituation auf den am stärksten befahrenen Autobahnen künftig entschärfen. Für 2025 sind bereits viele Großprojekte geplant oder werden fortgeführt. Betroffen sind fast alle wichtigen Reiseautobahnen.
ADAC Tipps: Staus meiden
Nach Ansicht des ADAC kann man mit guter Planung und Information Staus umgehen.
Günstige Tage zum Reisen sind Samstag und Sonntag, weil dann der Berufsverkehr wegfällt. Nur während der Hauptreisezeiten im Sommer sollte man nicht an einem Samstag los- oder heimfahren. Reist man unter der Woche, sind Mittwoch und Donnerstag keine gute Wahl. Montags – außerhalb der Berufszeiten – kommt man hingegen gut durch.
Die Zeiten im Berufsverkehr morgens und abends gilt es ebenfalls zu umgehen. Wer freitags los will, sollte je nach Reiseziel sehr früh aufbrechen. An diesem Tag ist der morgendliche Berufsverkehr besonders niedrig. Ab Mittag steigt die Staugefahr aber sehr schnell an.
Vorsicht vor Feier- und Brückentagen! Die Tage vor Ostern, Pfingsten und Brückentage rund um Christi Himmelfahrt, 1. Mai, oder Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) sind extrem staugefährdet. Den Reisebeginn besser ein oder zwei Tage vorverlegen und früher zurückkehren als die Masse.
Bei der Wahl der Fahrtroute lohnt es sich, die Baustellen-Situation zu berücksichtigen.
Ein Muss vor Fahrtantritt: Sich über geeignete Ausweichrouten informieren.
Wer am Wochenende in die Sommerferien startet, kann auch eine Nachtfahrt in Erwägung ziehen. Natürlich nur, wenn man wirklich fit ist.
Auch Wintersporturlauber mit dem Ziel Alpen können einen Beitrag leisten, die Verkehrssituation zu entschärfen, indem sie auf Fahrten in der Hochsaison verzichten. Rund um Fasching bzw. Karneval sind die Wintersportrouten besonders voll. Deutlich weniger Staus gibt es erfahrungsgemäß im Januar. Auch die Skipisten sind dann noch nicht so voll.
Gut beraten ist auch, wer sich kurz vor Fahrtantritt bei der ADAC Verkehrsinfo über Staus, Gefahren-Meldungen, geplante Vollsperrungen etc. informiert.
Abfahren von der Autobahn
Drauf bleiben oder abfahren? Das ist die Frage, wenn auf der Autobahn nichts mehr geht. "Bei kleineren Staus im Berufsverkehr lohnt sich das Abfahren selten", sagt ADAC Verkehrsexperte Jürgen Berlitz, "denn die Ausweichrouten kennen viele, daher sind diese häufig auch überlastet."
Anders ist es bei Vollsperrungen: "Schnell runter, sonst bin ich dort unter Umständen über mehrere Stunden gefangen." Und bei den typischen Urlaubs-Staus sei Abfahren nur dann sinnvoll, wenn man zuverlässige Verkehrsinfos über die alternativen Strecken habe. Berlitz: "Sonst stehe ich dort auch."
Das gilt auf Autobahnen: Wichtige Regeln
Immer aktuell: So sammelt der ADAC Staudaten
Zur Stauermittlung nutzt der ADAC das sogenannte "Floating Car Data"-System. Dabei wurden rund 278 Milliarden Datensätze mit Positions- und Geschwindigkeitsinformationen von Lkw-Flotten sowie Nutzern von Smartphone-Apps verarbeitet. Ergänzt werden sie mit Baustellen-Infos. Alle zehn Minuten entsteht so ein aktuelles Bild von der Lage auf deutschen Autobahnen.
Die Kennzahlen für Stauereignisse sind weniger als 20 km/h (Stau) beziehungsweise 40 km/h (stockender Verkehr). "Ab einer Länge von mindestens 300 Metern sprechen wir von einem Stau", erläutert ADAC Datenexpertin Susanne Hessel, "aber erst ab einem Kilometer geben wir die Länge mit an."
Aktuelle Verkehrsinformationen des ADAC
Der ADAC hilft Autofahrern mit aktuellen Verkehrsinformationen dabei, dass sie möglichst zügig vorankommen. Und die aktuelle Verkehrslage in ADAC Maps zeigt den Echtzeit-Verkehrsfluss auf der Karte und kurzzeitige Störungen. Stauinformationen für Fahrten an den Wochenenden findet man in der Wochenend-Stauprognose.
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