Ablauf der MPU: Die häufigsten Fragen

Verfahren, Kosten und Ablauf der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) zur Feststellung der Fahreignung: Die häufigsten Fragen aus der Beratungspraxis der ADAC Juristinnen und Juristen.
Betroffene wählen die Begutachtungsstelle selbst
Gutachten immer nur an den Betroffenen schicken lassen
Kosten für das Gutachten muss man selbst tragen
Die MPU dauert circa 3 bis 4 Stunden und besteht aus drei Teilen: Einem medizinischen Check, einem Leistungstest am Computer und einem psychologischen Gespräch. Die Reihenfolge der Untersuchungen ist nicht festgelegt. In den allermeisten Fällen erfolgt die Anordnung einer MPU wegen Alkohol- oder Drogendelikten. Aber auch bei Aggressionsverhalten und zu vielen Punkten in Flensburg kann die Fahrerlaubnisbehörde ein positives MPU-Gutachten verlangen. Alle Anordnungsgründe und Tipps für die Vorbereitung auf eine MPU finden Sie hier.
Betroffene haben im Vorfeld der MPU viele Fragen, die sie an die ADAC Juristinnen und Juristen stellen. Hier eine Auswahl der häufigsten Fragen.
Wer wählt die Begutachtungsstelle?
Betroffene suchen selbst die Begutachtungsstelle für Fahreignung aus. Die Führerscheinstelle macht hierbei keine Vorgaben, benennt allerdings MPU-Stellen in der Nähe. Es muss sich um eine amtlich anerkannte Begutachtungsstelle für Fahreignung handeln.
Im Ablauf und in der fachlichen Beurteilung unterscheiden sich diese Stellen nicht. Hilfestellung für die individuelle Wahl und persönliche Einschätzung bekommen Sie bei den – meist kostenlosen – Informationsveranstaltungen der Begutachtungsstellen.
Der Betroffene selbst beauftragt die Begutachtungsstelle für Fahreignung, ein Gutachten zu erstellen. Die Führerscheinstelle fordert ihn lediglich dazu auf, dieses vorzulegen.
Was passiert vor dem MPU-Termin?
Die Fahrerlaubnisbehörde gibt die Führerscheinakte an die ausgewählte Begutachtungsstelle weiter. Dabei formuliert die Behörde konkrete Fragen, die von der MPU-Stelle zu beantworten sind, z.B.: "Ist zu erwarten, dass Herr/Frau ... erneut unter dem Einfluss von Alkohol/Drogen ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr führen wird?"
Nachdem die Akte zusammen mit der Fragestellung bei der Begutachtungsstelle angekommen ist und der oder die Betroffene die Begutachtungskosten bezahlt hat, wird ein Termin zur Begutachtung vereinbart.
Wie teuer ist eine MPU?
Sämtliche im Zusammenhang mit der MPU entstehenden Kosten sind von den Betroffenen zu tragen. Diese sind unterschiedlich hoch, da jede Begutachtungsstelle ihre Kosten vertraglich festlegt. Die konkreten Kosten sollten Sie daher vorab bei der jeweiligen MPU-Stelle erfragen.

Die Kosten variieren je nach Begutachtungsanlass. Gutachten zu Punkten oder Straftaten sind günstiger als Alkohol- oder Drogenuntersuchungen bzw. Kombinationsbegutachtungen (z.B. Alkohol bzw. Drogen plus Punkte oder Drogen plus Alkohol). Sie müssen hier mit circa 350 bis 750 Euro rechnen. Für Haaranalysen mit circa 200 bis 300 Euro und für Urinuntersuchungen mit 50 bis 100 Euro pro Untersuchung.
Die aktuellen Kosten können Betroffene z.B. bei den kostenlosen Informationsabenden der Begutachtungsstellen erfahren. Nicht alle Begutachtungsstellen veröffentlichen ihre Kosten online. Die Frage der individuellen Kosten sollten Sie unbedingt vor einer Entscheidung persönlich abklären. Erst dann sollten Sie der Führerscheinstelle die Wunschbegutachtungsstelle mitteilen und das Gutachten in Auftrag geben.
Wer erhält das MPU-Gutachten?
Das Formular für die Beauftragung des Gutachtens enthält bereits die Frage, wem das Gutachten zugeschickt werden soll. Da man zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, ob das Gutachten positiv ausfallen wird, sollten Sie es zunächst nur sich selbst zuschicken lassen. Je nach Ergebnis des Gutachtens entscheiden nur Sie, wie es mit dem Gutachten weitergehen soll.
Im Fall eines negativen MPU-Gutachtens sollten sich Betroffene dafür entscheiden, das negative Gutachten der Behörde nicht zuzusenden. Legt der oder die Betroffene das negative Gutachten nämlich bei der Fahrerlaubnisbehörde vor, bekommt diese dadurch eine (neue) Tatsache für die Nichteignung des Betroffenen.
Wie läuft der Tag der MPU ab?
Am Tag der Begutachtung melden Sie sich unter Vorlage Ihres Personalausweises bei der Begutachtungsstelle an. Bei der Anmeldung erhalten Sie verschiedene Fragebögen, die Sie nach dem Ausfüllen dem begutachtenden Verkehrspsychologen aushändigen. Dabei geht es unter anderem um persönliche Verhältnisse und medizinische Fragen. Wichtig ist, dass Sie bis zum MPU-Termin die medizinische und psychologische Vorbereitung abgeschlossen haben und die Belege über Therapie, Abstinenz oder Ähnliches – soweit notwendig – vorlegen können.
Zum Termin sollten Sie ausgeschlafen erscheinen, um mit voller Konzentration der Untersuchung folgen zu können. Natürlich sind Alkoholisierung oder die Einnahme von Aufputsch- oder Beruhigungsmitteln tabu. Nur so sind klares Denken und schnelle, folgerichtige Reaktionen möglich. Sollten Sie krankheitsbedingt Medikamente einnehmen, informieren Sie den untersuchenden Arzt oder die Ärztin vor den Tests – möglichst unter Vorlage des Beipackzettels – darüber. Bei bestehenden Erkrankungen ist es zudem sinnvoll, entsprechende Atteste des behandelnden Arztes vorzulegen.
Auch das Verhalten während der MPU ist wichtig: Sie sollten daher unbedingt rechtzeitig zum Termin erscheinen und sich kooperativ zeigen. Leider lassen sich dort längere Wartezeiten nicht immer verhindern. Wer sich darauf einstellt, kann Ruhe bewahren.
Vermeiden Sie, über den Sinn der Untersuchung zu diskutieren. Auch Vorwürfe gegen Polizei und Justiz und die eigene Rechtfertigung anhand von Fehlern Dritter wirken sich negativ auf das Untersuchungsergebnis aus. Wenn Ihre Deutschkenntnisse nicht ausreichen, bitten Sie schon vor dem Termin um die Hinzuziehung eines vereidigten Dolmetschers.
Medizinischer Check: Was wird geprüft?
Im Rahmen der ärztlichen Untersuchung wird geprüft, ob körperliche Mängel gegen eine Teilnahme am Straßenverkehr sprechen.
Bei einer alkoholspezifischen Begutachtung soll der Gutachter klären, ob Hinweise auf missbräuchlichen Alkoholkonsum vorliegen und deshalb Folgeschäden bestehen, die die Fahreignung einschränken. In diesem Zusammenhang stellt er Fragen zum früheren und aktuellen Trinkverhalten. Auch Krankheiten, die Einfluss auf Leberwerte haben, fragt er ab. Entsprechendes gilt für die Begutachtung wegen Drogenkonsums oder Medikamentenmissbrauchs.
Im Anschluss findet eine Blutentnahme statt. Dabei werden verschiedene Blutwerte ermittelt und bewertet. Außerdem müssen Sie einen Koordinationstest absolvieren: Zum Beispiel auf einem Bein stehen, mit dem Zeigefinger die Nase berühren oder auf einer Linie gehen.
Zum Promillerechner – berechnen Sie Ihren Promille-Wert und die dafür typischen Strafen.
Was sind Leistungstests?
Mithilfe psychophysiologischer Leistungstests werden unter anderem die Sinneswahrnehmung, die Reaktionsschnelligkeit und -genauigkeit und die Belastbarkeit überprüft. Aus verschiedenen anerkannten Testverfahren für unterschiedliche Eignungsprobleme wählt jede Begutachtungsstelle ihre Tests aus.
Tests bei Begutachtungsanlass: Alkohol

Bei der alkoholspezifischen Begutachtung müssen Sie einen Reaktionstest bestehen. Der läuft meist so ab: An einem Bildschirm leuchten unterschiedliche Farben auf, gleichzeitig hört man über Kopfhörer hohe und niedrige Töne. Sobald ein zusätzliches Signal auf dem Bildschirm erscheint, müssen Sie ein Fußpedal treten.
Nach einer entsprechenden Einübungszeit durchlaufen Sie den Test in drei Phasen (langsam – schnell – langsam). Der Test ist so angelegt, dass Sie an Ihre Leistungsgrenzen gebracht werden, wobei nicht erwartet wird, dass Sie in allen Testsituationen richtig reagieren.
Bestehen Sie den Reaktionstest nicht, wird ein Paralleltest gemacht. Dieser soll abklären, ob äußere Einflüsse zu dem negativen Testergebnis geführt haben.
Wenn der Paralleltest negativ ausfällt, kann eine Fahrverhaltensbeobachtung der nächste Schritt sein. Hierbei handelt es sich um eine circa einstündige Fahrt mit einem Fahrlehrer und einem Psychologen. Dadurch können Sie das negative Ergebnis des Tests korrigieren.
Ist auch die Fahrprobe negativ, so können Sie die Fahrverhaltensbeobachtung nach sechs Monaten wiederholen. Dies ist jedoch nur in den seltensten Fällen erforderlich.
Tests bei Begutachtungsanlass: Drogen
Bei drogenspezifischer Begutachtung erfolgt ebenfalls ein Reaktionstest (Dauer ca. 7 Minuten). Zudem müssen Sie einen Aufmerksamkeits- und Konzentrationstest bestehen (Dauer ca. 15 Minuten). Ein weiterer Test sieht vor, dass Sie mit den Augen Anfangs- und Endpunkt von ineinander verschränkten Linien erkennen können (fünf Durchgänge à 40 Sekunden mit sich steigerndem Schwierigkeitsgrad). Auch hier gilt: Sie müssen keine 100 Prozent erreichen.
Was passiert beim Gespräch?
Das psychologische Gespräch dauert circa eine Stunde. Im Rahmen des Gesprächs muss es zu einer selbstkritischen Auseinandersetzung mit den Auffälligkeiten der Vergangenheit kommen. Hierbei müssen Sie darlegen, dass es zu einer stabilen Verhaltensänderung gekommen ist und diese belegen.
Der Gutachter bewertet in diesem Gespräch die Antworten insgesamt und nicht einzelne isoliert. Es ergibt daher keinen Sinn, Antworten auswendig zu lernen. Entscheidend ist die individuelle Glaubwürdigkeit. Die Gutachter dürfen nur Fragen stellen, die im Zusammenhang mit der Beurteilung der Fahreignung stehen und die für die Verhaltensprognose notwendig sind.
Ton- und Videoaufnahme des psychologischen Gesprächs
Die MPU besteht aus drei Teilen: Einem medizinischen Check, einem Leistungstest am Computer und einem psychologischen Gespräch. Die etwa einstündige und auf die Fragestellung ausgerichtete Unterhaltung dokumentiert der Gutachter schriftlich. Mittlerweile ist – wie vom ADAC über Jahre gefordert – auf Wunsch des Betroffenen auch eine Ton- oder Videoaufzeichnung möglich, um das Gespräch nachprüfbar zu belegen.
Die Träger der Begutachtungsstellen bieten diesen Service zwar flächendeckend an, aber oftmals nur auf speziellen Wunsch und teilweise gegen Übernahme der Kosten durch den Betroffenen. Über die Möglichkeit der freiwilligen Ton- oder Videoaufzeichnung sollten die Begutachtungsstellen Betroffene zumindest über einen Hinweis auf den Internetseiten der Träger informieren. Falls hier extra Kosten anfallen, so sollte deren Kalkulation transparent und verhältnismäßig sein.
Psychologisches Gespräch wegen Alkohol
Im Rahmen des psychologischen Gesprächs prüft der Gutachter, wie sich der Alkoholkonsum der Vergangenheit entwickelt hat, d.h., ob eine Alkoholabhängigkeit oder eine Alkoholgefährdung vorgelegen hat. Bei Alkoholfahrten fragt er außerdem Wissen im Bereich des Alkoholkonsums und Fahrens ab. Promilleberechnungen und Alkoholabbaumengen sollten Betroffene deshalb kennen.
Im Gespräch fragt die Gutachterin oder der Gutachter zum Beispiel, welche Bedeutung Alkohol hatte, welche durchschnittliche Trinkmenge pro Woche üblich war bzw. ist, warum man am Tattag so viel getrunken hat und dennoch gefahren ist und ob man sich noch fahrtüchtig gefühlt hat.
Nachdem man die Hintergründe der Auffälligkeit in der Vergangenheit betrachtet hat, geht es um das Thema der Verhaltensänderung in der Gegenwart. Wie hat sich seit der damaligen Alkoholfahrt das Leben, das Verhalten und der Umgang mit Alkohol geändert?
Um eine Prognose für die Zukunft abgeben zu können, will der Verkehrspsychologe im Anschluss daran wissen, wie Sie zukünftig eine Teilnahme am Straßenverkehr ohne Auffälligkeit sicherstellen wollen. Wichtig ist, dass die problembezogene Veränderung stabil ist. Eine lediglich labile Verhaltensänderung bedeutet ein zu hohes Rückfallrisiko.
Wer Hilfe benötigt, sollte sich Menschen oder Institutionen suchen, die bei der Verhaltensänderung helfen und unterstützen: Familie, Freunde und Selbsthilfegruppen. Ein Wechsel des Freundeskreises kann im Einzelfall erforderlich sein, wenn dieser Auslöser für das Konsumverhalten war.
Ob man im Einzelfall vollständig auf Alkohol verzichten muss oder ein maßvoller Umgang mit Alkohol denkbar ist, hängt von den individuellen Besonderheiten eines jeden Falles ab. In diesem Zusammenhang ist zwischen Alkoholabhängigkeit und -missbrauch zu differenzieren. Bei der Klärung dieser Frage kann ein anerkannter Fachpsychologe für Verkehrspsychologie Hilfestellung im Rahmen der Vorbereitung auf die MPU geben.
Psychologisches Gespräch wegen Drogen
Bei Drogen ist zu beachten, dass im Unterschied zum Alkohol Behörden und Gerichte einen kontrollierten Konsum von harten Drogen nicht tolerieren. Betroffene müssen daher strikt auf diesen Drogenkonsum verzichten.
Auch bei Cannabis müssen Sie darstellen, wie Sie zwischen Konsum und Fahren sicher trennen können. Trotz der Teillegalisierung von Cannabis bleibt das Fahren unter der Wirkung von Cannabis verboten. Aus diesem Grund stellt das psychologische Gespräch ohne Verzicht und nachgewiesene Abstinenzzeiten für den gelegentlich Cannabis-Konsumierenden eine besondere Herausforderung dar.
Psychologisches Gespräch wegen vieler Punkte
Wer wegen zu vieler Punkte in Flensburg eine MPU absolvieren muss, von dem erwarten die Gutachter eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den aktenkundigen Vorfällen und ihren Ursachen. Eine stabile Verhaltens- und Einstellungsänderung ist auch hier Voraussetzung.
Der Psychologe wird danach fragen, wie Sie künftig sicherstellen wollen, dass Sie sich in vergleichbaren Problemsituationen korrekt verhalten. Dauerhafte Motive werden dabei abgefragt.
Mehr Informationen zur Vorbereitung auf die MPU und Anordnungsgründe lesen Sie hier
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