Laborbefund lesen: Das sind die 10 wichtigsten Blutwerte

Blutproben werden in einem Labor untersucht
Wer seinen Laborbefund verstehen will, sollte die wichtigsten Werte kennen© Shutterstock/Image Source

Hämatokrit, MCV, MCHC – was bedeutet das? Um beim kleinen und großen Blutbild den Überblick zu behalten, hilft es, die zehn wichtigsten Blutwerte zu kennen.

  • Kleines Blutbild zeigt die roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen

  • Das große Blutbild schlüsselt die weißen Blutkörperchen näher auf

  • Cholesterin und Blutzucker sind weitere wichtige Werte

Ob im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder um bestimmten Beschwerden auf den Grund zu gehen – eine Blutprobe hat vermutlich jeder schon einmal abgeben. Der anschließende Laborbefund liest sich für Patientinnen und Patienten jedoch oft wie ein Buch mit sieben Siegeln.

Die zehn wichtigsten Blutwerte

Grundlegende Werte über die Blutzusammensetzung und die Funktionen der einzelnen Bestandteile lassen sich von einem kleinen oder großen Blutbild ableiten. Einige Blutparameter wie etwa Entzündungswerte, Cholesterin und Blutzucker müssen separat bestimmt werden. Zu den zehn wichtigsten Blutwerten zählen:

  1. rote Blutkörperchen (Erythrozyten) und Hämoglobin

  2. Anteil der Zellen im Blutvolumen (Hämatokrit)

  3. weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und ihre Untertypen

  4. Zahl der Blutplättchen (Thrombozyten)

  5. Entzündungswerte wie Blutsenkung (BSG) und C-reaktives Protein (CRP)

  6. Cholesterin: Gesamt-, HDL- und LDL-Cholesterin

  7. Blutfette (Triglyzeride)

  8. Blutzucker und HbA1c

  9. Leberwerte

  10. Schilddrüsenwerte

Was ist ein kleines Blutbild?

Das kleine Blutbild zählt zu den häufigsten Blutuntersuchungen. Ärztinnen und Ärzte können sich damit einen Überblick über die wichtigsten Blutbestandteile verschaffen: rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten).

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, der Sauerstoff durch den Körper transportiert. Der Hämatokrit-Wert zeigt, wie viele Blutkörperchen sich im Verhältnis zum Gesamtvolumen im Blut befinden. MCV, MCH und MCHC sind die sogenannten Erythrozyten-Indizes: Sie geben an, wie groß die roten Blutkörperchen sind (MCV), wie viel Hämoglobin sie enthalten (MCH) und wie ihre mittlere Hämoglobin-Konzentration ist (MCHC).

Kleines Blutbild – Laborwerte und Abkürzungen (Tabelle)

Blutwert

Referenzwert

Erythrozyten (Ery)

w: 4,0–5,4 Mio./μl

m: 4,3–5,6 Mio./μl

Hämoglobin (Hb)

w: 7,4–9,9 mmol/l

m: 8,1–10,5 mmol/l

Hämatokrit (HcT)

w: 38–44 %

m: 42–50 %

Mittleres Erythrozyteneinzelvolumen (MCV)

85–98 fl

Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH)

28–34 pg

Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)

31–37 g/dl

Thrombozyten

140.000–345.000 /μl

Leukozyten

3.800–10.500 /μl

Die angegebenen Referenzwerte beziehen sich auf gesunde, erwachsene Frauen und Männer. Bei Kindern und Schwangeren können die Normwerte abweichen.

Was zeigt ein großes Blutbild?

Mit einem großen Blutbild werden zusätzliche Laborparameter untersucht. In diesem sogenannten Differenzialblutbild werden die verschiedenen Typen von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) unterschieden. Sie bilden das "Abwehrteam" des menschlichen Körpers.

Ist die Zahl der Leukozyten auffällig hoch, kann das auf eine bakterielle Infektion, Entzündungen, Allergien, Stress und viele weitere Ursachen zurückgehen. Ist der Leukozyten-Wert zu niedrig, können zum Beispiel Autoimmunerkrankungen, bestimmte Virusinfektionen oder Erkrankungen des Knochenmarks dahinterstecken. Je nachdem, welche Leukozyten im großen Blutbild in auffällig hoher oder niedriger Zahl vorkommen, weist dies auf unterschiedliche Ursachen hin.

Großes Blutbild – zusätzliche Laborwerte (Tabelle)

Blutwert

Referenzwert

Segmentkernige neutrophile Granulozyten

30–80 %

3.000–5.800 /μl

Stabkernige neutrophile Granulozyten

0–5 %

150–400 /μl

Lymphozyten

25–50 %

1.500–4.000 /μl

Monozyten

1–12 %

90–600 /μl

Eosinophile Granulozyten

0–6 %

80–360 /μl

Basophile Granulozyten

0–2 %

20–80 /μl

Die Prozentzahl bezieht sich jeweils auf den Anteil an der Gesamt-Leukozytenzahl, der Wert pro Mikroliter (μl) ist die absolute Anzahl.

Entzündungswerte im Blut

Die weißen Blutkörperchen im großen Blutbild sind wichtige Anhaltspunkte für Infektionen und Entzündungen. Darüber hinaus gibt es zwei weitere entscheidende Entzündungswerte, die nicht im großen Blutbild enthalten sind und bei Verdacht auf Entzündungen zusätzlich untersucht werden:

  • Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) gibt an, wie schnell die festen Blutbestandteile in einem Röhrchen nach unten sinken. Bei Entzündungen ist dies durch bestimmte Eiweißstoffe beschleunigt, der Wert steigt. Der Referenzbereich liegt bei Frauen bis 20 mm/h, bei Männern bis 15 mm/h. Ab dem 50. Lebensjahr sowie in der Schwangerschaft können auch höhere Werte normal sein.

  • Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein Eiweiß, das die Leber vor allem als Reaktion auf Infektionen, Verbrennungen und andere Gewebeschäden bildet. Seine Aufgabe ist es, verschiedene Abwehrmechanismen des Körpers in Gang zu setzen. Normal sind weniger als 5 mg/l, im Extremfall kann es aber über 400 mg/l steigen.

Blutfette: Cholesterin und Triglyceride

Cholesterin ist ein Fett (Lipid), das natürlicherweise im Körper vorkommt. Zu hohe Cholesterinwerte erhöhen das Risiko für eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und ihre Folgen – bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Unterscheiden lassen sich verschiedene Cholesterinwerte:

Das Gesamtcholesterin sollte unter 200 mg/dl liegen.

  • Als "schlechtes Cholesterin" gilt das Low-Density-Lipoproteine (LDL), das für einen großen Teil der Gefäßschäden sorgt. Der Wert sollte 116 mg/dl nicht überschreiten, hängt aber vom individuellen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ab.

  • Das High-Density-Lipoproteine (HDL) wiederum wird als "gutes Cholesterin" bezeichnet. Es kann überschüssiges LDL abtransportieren und vor Arteriosklerose schützen. Der HDL-Cholesterinwert sollte bei Männern über 35, bei Frauen über 45 mg/dl liegen.

Die sogenannten Triglyceride gehören zu den Blutfetten. Sind sie erhöht, können sie ebenfalls die Blutgefäße belasten und Arteriosklerose sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Der Zielwert liegt bei unter 150 mg/dl.

Blutzuckerwerte verstehen

Zu den zehn wichtigsten Blutwerten zählt der Blutzucker. Er ist der zentrale Laborparameter für die Diagnose eines Diabetes mellitus und seiner Vorstufe (Prädiabetes). Aussagekräftig ist dabei der Nüchternblutzucker. Hierbei wird der Zucker (Glukose) in einer morgendlichen Blutprobe nach einer Nüchternphase von mindestens acht Stunden bestimmt.

  • Als normal gilt ein Wert von unter 100 mg/dl.

  • Ein Prädiabetes besteht bei 100 bis 125 mg/dl.

  • Von Diabetes sprechen Fachleute ab 126 mg/dl.

Ein weiterer wichtiger Wert ist der Blutzucker-Langzeitwert (Langzeitzucker) HbA1c. Der Wert gibt Aufschluss darüber, wie viel Glukose sich an den Blutfarbstoff Hämoglobin angelagert hat. Darüber lässt sich der durchschnittliche Blutzuckerspiegel über acht bis zwölf Wochen bestimmen:

  • Normal sind Werte bis 5,7 Prozent (< 39 mmol/mol).

  • Für Prädiabetes sprechen Werte zwischen 5,7 und 6,4 Prozent (39–47 mmol/mol).

  • Ein Diabetes besteht ab einem Wert von 6,5 Prozent (48 mmol/mol).

Leberwerte im Laborbefund

Zu den wichtigsten Leberwerten gehören vier verschiedene Enzyme. An diesen besonderen Eiweißmolekülen lässt sich ablesen, ob Leberzellen geschädigt sind und/oder es einen Stau in den Gallengängen gibt. Erhöhte Leberwerte können zum Beispiel auf eine Fettleber, Leberentzündung (Hepatitis) oder eine Leberzirrhose hindeuten. Die wichtigsten Enzyme sind:

  • Alanin-Aminotransferase (ALAT, GPT) – normal: < 35 U/l (w), < 50 U/l (m)

  • Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT) – normal: < 35 U/l (w), < 50 U/l (m)

  • Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT) – normal: < 40 U/l (w), < 60 U/l (m)

  • Alkalische Phosphatase (AP) – normal: 35–105 U/l (w), 40–130 U/l (m)

Die Referenzwerte beziehen sich auf erwachsene Frauen (w) und Männer (m).

Darüber hinaus existieren noch weitere Blutwerte, die Aufschluss über die Leberfunktion geben. Dazu gehört zum Beispiel Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Ein erhöhter Bilirubin-Wert weist auf mögliche Leberprobleme hin. Der sogenannte Quick-Wert (Thromboplastinzeit), der die Blutgerinnung beschreibt, kann bei Leberschäden ebenfalls auffällig niedrig sein.

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Welche Schilddrüsenwerte gibt es?

Zu den am häufigsten bestimmten Blutwerten gehört das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH). Diesen Botenstoff bildet die Hirnanhangsdrüse, um die Schilddrüse "zur Arbeit anzutreiben". Ist der TSH-Wert erhöht (über 4 μU/l), deutet das darauf hin, dass die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert. Dann spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion [NT1] oder Hypothyreose. Ein auffällig niedriger TSH-Wert (unter 0,4 μU/l) deutet auf eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) hin.

Darüber hinaus kann die Ärztin oder der Arzt weitere Schilddrüsenwerte bestimmen, zum Beispiel die Schilddrüsenhormone selbst. Diese verändern sich, wenn der Körper sie über die TSH-Ausschüttung nicht mehr regulieren kann:

  • freies Trijodthyronin (fT3) – normal: 2,0–4,4 pg/ml

  • freies Thyroxin (fT4) – normal: 0,93–1,70 ng/dl

Bei Verdacht auf bestimmte Schilddrüsenerkrankungen können weitere Laborparameter interessant sein; zum Beispiel können spezielle Schilddrüsen-Antikörper auf die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis hinweisen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.