Triumph Rocket 3: Testfahrt mit dem Super-Cruiser
Der Naked-Roadster Triumph Rocket 3 R gehört zu den stärksten Serienmotorrädern der Welt. Der Cruiser im Fahrbericht. Plus: Alle Infos, technische Daten, Preis.
Ultrastarker Dreizylinder mit beeindruckenden Leistungswerten
Motor, Fahrwerk, Elektronik und Ausstattung eigens entwickelt
Konkurrenten sind die BMW R 18 und diverse Harleys
Die britische Motorradmarke Triumph ist schon immer ihren eigenen Weg gegangen. Bestes Beispiel für diesen Nonkonformismus: die 2017 wegen strengerer Emissionsvorschriften eingestellte Rocket III. Dieses Symbol englischer Eigenständigkeit hat Triumph 2020 wieder aufleben lassen. Motor, Fahrwerk, Elektronik und Ausstattung wurden dafür von Grund auf neu entwickelt.
Antreten muss die britische Wuchtbrumme gegen zahlreiche, etablierte Konkurrenten wie etwa die BMW R 18, Harley-Davidson FXDR 114, Harley-Davidson Low Rider S, Harley-Davidson Sport Glide und die Kawasaki Vulcan S.
Im Test: 167-PS-Motor
Beim Design der Rocket 3 R stand eindeutig der markante Look der mächtigen Vorgängerin Pate. Die Aktuelle sieht ihrer Ahnin nicht zuletzt wegen der massigen, gedrungenen Silhouette, dem Gebirge von Motor und ultrafetten Reifen auf den ersten Blick ähnlich. Kleinigkeiten wie das typische Rundscheinwerfer-Duo – heute mit moderner LED-Technik – schaffen optisch den perfekten Anschluss. Ungeachtet der imposanten Erscheinung bedeuten 317 Kilogramm eine Gewichtsersparnis von satten 40 Kilogramm gegenüber der alten Rocket III.
Allein 18 Kilo davon steuert der Motor bei, obwohl der flüssigkeitsgekühlte Reihendreizylinder von 2294 auf 2458 Kubikzentimeter Hubraum angewachsen ist. Dieser Titan-Triple liefert famose 221 Newtonmeter Drehmoment bei 4000 U/min und 122 kW/167 PS Maximalleistung bei 6000 Touren. Für den Transfer ans Hinterrad ist eine stabile Kardanwelle zuständig.
Ein 3-Zylinder mit Laufruhe
Mit dem Druck aufs Starterknöpfchen grummelt es sonor aus der ausgeklügelten Auspuffanlage: Drei armdicke Krümmer ragen rechts aus dem Motormonstrum heraus, vereinigen sich in einer unsichtbaren Katalysatorbox und entlassen das Abgas durch zwei kurze Endrohre rechts und links vor dem Hinterrad. Die fluffig-leichte Hydraulikkupplung kurz gezogen, schon rastet der erste Gang sanft und exakt ein. Unerwartet leise setzt sich der Koloss in Bewegung, nur bei voll aufgezogenem Gasgriff geht ein leichtes Vibrieren durch den Dreizylinder, danach herrscht nur noch seidenweiche Laufruhe.
Egal, was die digitale Drehzahlmessernadel anzeigt, stets schiebt die Britin extrem kraftvoll und sensationell gleichförmig voran. Dazu lässt sich ihre gewaltige Potenz spielerisch leicht vom rechten Handgelenk dosieren. Insofern ist das Fahrmodus-Paket eigentlich überflüssig, das drei vorkonfigurierte sowie ein frei belegbares Programm bietet.
Gutes Durchzugsvermögen
Dass zwischen 2500 und 6000 Touren immer mehr als 200 Newtonmeter Drehmoment anliegen sollen, glaubt man gerne. Dabei ist die Drehmomentkurve eher eine Linie – das erklärt, warum die Rocket 3 R trotz aller Gewalt ohne adrenalinfördernden Kick auskommt. Sie spannt ihre Muskeln unauffällig, aber souverän und drückt den Fahrer beim Beschleunigen in den tiefen Sitz. Gegen zu viel Druck am Hinterrad haben die Engländer übrigens etwas, deshalb nimmt die schräglagensensitive Traktionskontrolle im Bedarfsfall ungesunden Drehmomentspitzen ihren Schrecken.
Geschickt wurde der kompakte Leichtmetall-Rückgratrahmen in den Look integriert. Er nimmt den Motor als mittragendes Element auf und bringt weniger als die Hälfte der ehemaligen Stahlkonstruktion auf die Waage. Zur mächtigen Optik passt die Upside-down-Gabel mit stolzen 4,7 Zentimetern Gleitrohrdurchmesser, auch die eigens entwickelten Avon-Cobra-Chrome-Pneus in den Dimensionen 150/80-17 vorn und hinten mit fetten 240/50 auf formschön in Szene gesetzter 16-Zoll-Felge passen ins Bild.
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Umfangreiche Ausstattung
Die Rocket 3 R kommt mit minimal gekröpfter, flacher Lenkstange, einem ausladenden Polster in 77,3 Zentimetern Höhe und mittigen Fußrasten. Das sorgt für ein gutes Fahrgefühl, das sportlich Ambitionierte durch das Höherlegen der Fußrasten um 1,5 Zentimeter noch verbessern können. Trotz des dicken Vorderreifens fährt die Triumph recht neutral und vor allem stabil ums Eck, schnell aufeinanderfolgende Kurvenkombinationen arten keineswegs in Schwerarbeit aus. Dass die Rasten trotz Höherlegung schon bald mit dem Asphalt in Kontakt kommen, hängt mit der engagierten Fahrweise zusammen, die diese Rocket zulässt.
Bilder: Triumph Rocket 3 R
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Bei sehr forscher Fahrweise schieben die Pfunde spürbar und mahnen zu etwas mehr Zurückhaltung. Im Bedarfsfall sorgen die elektronisch per Kurven-ABS kombinierten Vierkolben-Festsattelzangen exakt dosierbar für einen nachhaltigen Geschwindigkeitsabbau. Eine umfangreiche Ausstattung gehört zum Angebot dazu: Von der kompletten LED-Beleuchtung inklusive Tagfahrlichtern über das winkelverstellbare TFT-Display, die wasserdichte USB-Buchse unter der Sitzbank, den Tempomaten und das schlüssellose Zündsystem bis zur sinnvollen Berganfahrhilfe.
Technische Daten Triumph Rocket 3 R
Herstellerangaben | |
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Motor/Getriebe | Flüssigkeitsgekühlter Dreizylindermotor, 4 Ventile/Zylinder, Hubraum 2458ccm, Leistung 123 kW/167 PS bei 6000 U/min, max. Drehmoment 221 Nm bei 4000 U/min, dohc, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Kardan |
Fahrwerk | Aluminium-Rückgratrahmen; 47 mm USD-Telegabel vorne (Druck- und Zugstufendämpfung einstellbar), 120 mm Federweg; Aluminiumguss-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein (Vorspannung, Zug- und Druckstufendämpfung einstellbar), 107 mm Federweg; Leichtmetall-Gussräder; Reifen 150/80 R17 (vorne) und 240/50 R16 (hinten). 320 mm Einscheibenbremse vorne, 300 mm Einscheibenbremse hinten |
Assistenzsysteme | Kurven-ABS, vier Fahrmodi, schräglagenabhängige Traktionskontrolle |
Maße und Gewichte | Radstand 1677 mm, Sitzhöhe 773 mm, Gewicht fahrfertig 317 kg, Zuladung 205 kg; Tankinhalt 18 l |
Fahrleistungen, Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit 222 km/h, 7,0 l/100 km lt. WMTC-Norm |
Preis | 24.645 Euro zuzügl. NK |
Text: Thilo Kozik/SP-X