Elektromotorräder: Die große Marktübersicht

Das Angebot an Elektromotorrädern wächst langsam, aber stetig. Hier finden Sie die interessantesten E-Bikes, die in Deutschland bereits jetzt oder demnächst erhältlich sind. Plus: Technische Daten, Bilder, Preise und Infos zur Reichweite.
Nur wenige große Marken bieten ein E-Motorrad an
US-Hersteller Zero mit größter Modellvielfalt
Reichweite bei vielen Modellen noch begrenzt
Noch sind rein elektrisch angetriebene Motorräder auf Deutschlands Straßen Exoten, denn viele Motorradfahrende scheuen wegen der begrenzten Reichweite den Umstieg auf ein Elektrobike. Doch viele kleine Hersteller vertrauen auf die Weiterentwicklung der Akku-Kapazitäten und setzen auf elektrische Modelle.
Bei den Größen der Motorradbranche sieht es an der Elektrofront noch eher mau aus – zumindest was leistungsstarke Maschinen angeht. BMW und andere Zweirad-Hersteller beschränken sich beim E-Antrieb vorerst auf Roller. Nur einige wenige Traditionsmarken wie Harley Davidson – mit der Elektromarke Livewire – und KTM haben bislang Elektromotorräder im Portfolio.
Elektromotorrad aus China: Niu RQi GT

Das erste Motorradmodell des Rollerherstellers Niu ist jetzt in Deutschland vorbestellbar. Auf der Webseite von Niu Frankfurt wird die RQi GT zum Preis von 10.000 Euro beworben. Angetrieben wird das chinesische E-Bike von einem Mittelmotor mit 7,5 kW/10 PS Dauerleistung, der bis maximal 110 km/h beschleunigt. Strom kommt aus zwei herausnehmbaren Akkus mit zusammen rund 5,2 kWh Speicherkapazität, die einen Aktionsradius von 120 Kilometer erlauben.
Die Ausstattung umfasst ein großes Farbdisplay im Cockpit, IoT-Konnektivität in Kombination mit einer Smartphone-App sowie ein CBS-Bremssystem, Traktionskontrolle und ein adaptiver Scheinwerfer. Erste Auslieferungen der RQi GT sollen im zweiten Halbjahr 2023 erfolgen.
Livewire One: Vom Modell- zum Markennamen

2018 präsentierte Harley Davidson auf der Mailänder Motorradmesse EICMA einen rein elektrischen Powercruiser. Damals fand die erste Elektro-Harley große Beachtung und die Livewire getaufte Maschine sollte knapp 33.000 Euro kosten. Inzwischen wurde die Modellbezeichnung des Motorrads zum Markennamen, denn 2021 gründete die amerikanische Traditionsmarke die Tochterfirma Livewire EV mit der gleichnamigen Motorradmarke.
Seit dem Modelljahr 2022 vertreibt Livewire Elektro-Motorräder in den USA und seit April 2023 ist der Hersteller auch in Europa auf dem Markt. Bundesweit gibt es zunächst sechs Standorte. Erstes und vorerst einziges Modell ist das Naked-Bike Livewire One. Die One ist technisch weitgehend identisch mit der 2018 vorgestellten Maschine, die ab 2019 von Harley-Davidson auch in Deutschland vertrieben wurde.
Laut Hersteller soll die One in drei Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und es mit einer Ladung des 15,4 kWh großen Akkus auf 153 Kilometer Reichweite (kombiniert) bringen. Im Stadtbetrieb sollen sogar 235 Kilometer möglich sein. Angetrieben wird die One von einem 78 kW/106 PS starken Permanent-Magnet-Elektromotor mit Flüssigkühlung. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Livewire mit 174 km/h an. Nach einem zwischenzeitlichen Lieferstopp ist die Livewire One zum Preis von knapp 25.000 Euro wieder bestellbar, seit April 2023 werden die ersten Maschinen ausgeliefert.
Hier lesen Sie einen ausführlichen Fahrbericht zur Harley Davidson Livewire.
Alrendo TS Bravo: Elektro Motorrad aus China

Mit rund 12.000 Euro vergleichsweise günstig ist die TS Bravo der neuen China-Marke Alrendo. Der Einspurstromer im Power-Cruiser-Stil kombiniert einen 20 kW/27 PS starken E-Motor mit 17,4 kWh großer Batterie. Das Bike fährt zwar nur maximal 135 km/h schnell, doch im Gegenzug 160 bis 438 Kilometer weit. Die maximale Reichweite wird allerdings nur bei konstant 50 km/h erreicht. Knapp unter vier Stunden dauert der Ladevorgang an einer Haushaltssteckdose. Passend zur modernen Optik bietet die TS Bravo ein 7-Zoll-Display als Informationszentrale.
Verge TS: Formschöne Finnin für 33.000 Euro

Wie ein Motorrad aus einem Science-Fiction-Film wirkt die TS des finnischen Start-ups Verge Motorcycles. Besonderes Feature in Design und Funktion ist das nabenlose Hinterrad des Bikes, das den ringförmigen Elektromotor in den Felgenkranz integriert. Im Mai 2023 sollen erste Exemplare der rund 36.600 Euro teuren und 102 kW/139 PS starken TS Pro mit 20,2 kWh großem Akku in Deutschland verfügbar sein. Zum Herbst werden das Basismodell TS für 33.000 Euro sowie später noch die 54.400 Euro (!) teure TS Ultra folgen. Mit 150 kW/204 PS und 1200 Newtonmeter bietet die Ultra viel Leistung und dank 21,8 kWh Akkukapazität bis zu 375 Kilometer Reichweite. Zudem verfügt sie über Schnellladetechnik, die ein Nachladen in 25 Minuten erlaubt. Immer noch beeindruckend sind die Eckdaten der Basisversion TS mit 700 Newtonmetern, 80 kW/109 PS, 20,2 kWh und 250 Kilometer Reichweite.
Bilder: Diese Elektro-Bikes kommen 2023





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Lautlos durchs Gelände: KTM Freeride E-XC

Bereits seit 2014 hat KTM die Freeride E im Programm. Die Weiterentwicklung der kompromisslos geländegängigen Enduro heißt Freeride E-XC. Der Elektromotor verfügt über 18 kW/24,5 PS und bietet drei verschiedene Fahrmodi: Economy, Enduro und Cross. Eine Akkuladung genügt laut Hersteller für 90 Minuten Fahrspaß auch in hartem Gelände. Der Preis für die Freeride E-XC liegt bei gut 12.700 Euro.
RGNT No.1: Schwedenstahl für Retro-Fans

Wie ein betagtes und alles andere als sauberes Motorrad kommt die No.1 des schwedischen Herstellers RGNT daher. Die Maschine ist ein optischer Leckerbissen und lehnt sich an das Design von klassischen Motorrädern wie der Yamaha SR 500 an. Doch kein rumpeliger Einzylinder, sondern ein üppig dimensionierter Nabenmotor im Hinterrad sorgt hier für Vortrieb. Der kann mit seinen 21 kW/29 PS auf bis zu 120 km/h beschleunigen. Strom kommt aus einer 9,5 kWh großen Batterie, die laut WTMC-Messmodus 148 Kilometer Reichweite erlaubt. Neben dem Antrieb ist bei der No.1 auch das Cockpit modern, denn hier blickt der Fahrer auf ein großes Farbdisplay. In Kombination mit der RGNT-App sorgt es für zeitgemäße Konnektivität. Aktuell gibt es die No.1 als Classic oder als Scrambler zu Preisen ab 13.500 beziehungsweise 14.500 Euro.
Energica Experia: Elektro-Bike aus Modena

Einen langen Atem im Segment der elektrischen Motorräder haben die Elektro-Pioniere von Energica bewiesen. Bereits 2012 haben die Italiener ihr erstes Hochleistungs-Elektrobike vorgestellt. Mittlerweile hat der Hersteller vier potente Stromer im Modellprogramm. Jüngster Zugang ist die Reiseenduro Experia. Das seit Ende 2022 zu Preisen ab 28.263 Euro erhältliche Modell wirkt auf den ersten Blick wie eine konventionell angetriebene Reiseenduro für lange Touren, doch im Hybridrahmen aus Rohren und Platten stecken ein mit 22,5 kWh sehr großer Akku und ein 75 kW/102 PS starker E-Motor. Maximal 180 km/h schnell und bis zu 420 Kilometer weit soll die Experia damit fahren können. Diese Reichweite wird allerdings nur im Stadtverkehr erreicht, im Tourenmodus sind es gut 200 Kilometer weniger.
Die übrigen Modelle Eva Ribelle, Eva Esse Esse 9 und die Ego sollen in der Stadt ebenfalls bis zu 400 Kilometer weit kommen. Die Höchstgeschwindigkeit der 145 PS starken Maschinen gibt Energica mit 200 km/h an. Bei Autobahntempo schmilzt die Reichweite allerdings auf knapp 180 Kilometer. Die Preise für die sportlichen Streetfighter beginnen bei ca. 25.600 Euro.
Zero: Große Modellvielfalt beim US-Pionier

© Zero Motorcycles
Der kalifornische Hersteller Zero gilt ebenfalls als Vorreiter in Sachen Elektromobilität auf zwei Rädern. Zero konstruiert schon seit 2006 Elektromotorräder und bietet derzeit die größte Auswahl an Modellen. Von der Reiseenduro DS über das Adventure-Bike Zero DSR/X und die Naked-Bikes Zero S und SR verfügen sämtliche Maschinen über einen Rahmen aus Aluminium. Die Antriebsaggregate liefert die Firma Perm Motor aus dem Schwarzwald. Mit der neuen DSR/X wollen die Amerikaner ebenfalls reiselustige Biker auf die saubere Seite der Zweiradwelt locken. Entsprechend bequem ist die Sitzposition der großen Enduro. Dazu kommen Abenteuer-Optik, lange Federwege, eine große Frontverkleidung und über 250 Kilogramm Zuladung.
Zudem gibt es einen potenten Antrieb und einen großen Akku. Der zwischen Batterie und Hinterradschwinge untergebrachte Motor mobilisiert 75 kW/102 PS und 225 Newtonmeter Drehmoment, was 180 km/h Topspeed erlaubt. Die Batterie stellt 17,3 kWh bereit, die im City-Modus für 290 Kilometer reichen. Auf der Autobahn mit Tempo 113 sind allerdings nur 137 Kilometer drin. Optional wird ein "Power Tank" angeboten, mit dem die Akkukapazität auf 21 kWh und damit auch die Reichweite leicht steigt. Der Preis: ab 26.650 Euro.
Ebenfalls im Programm ist der Sport-Tourer SR/S, der ab 26.415 Euro zu haben ist. Dafür erhält der Kunde einen 82 kW/110 PS starken Antrieb, der eine Höchstgeschwindigkeit von knapp unter 200 km/h möglich macht. Wer die teurere Premiumversion zusammen mit einer Schnellladeoption (rund 3000 Euro extra) ordert, kann den 14,4-kWh-Akku der Maschine mit 12 kW laden. Im Idealfall ist die Batterie dann in eineinhalb Stunden voll. Ganz eilige Reisende können schon nach einer Stunde mit einem bis zu 95 Prozent gefüllten Akku weiterfahren. Die Gesamtreichweite der Zero SR/S gibt der Hersteller mit knapp 180 Kilometer an.
Bildergalerie: Zero FXE, DSR, S und FXS






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Ein weiteres Modell von Zero ist der Streefighter SR/F, der ab 25.575 Euro zu haben ist. Dafür bekommen interessierte Biker 110 PS, 200 km/h Höchstgeschwindigkeit und 190 Newtonmeter Drehmoment. Das Rapid Charge System der SR/F lässt sich auf 3 kW, 6 kW, 9 kW oder 12 kW einstellen. Damit kann das Motorrad mit der jeweiligen Leistung an jeder Typ-2-Ladestation laden, und der Akku ist im besten Fall in 60 Minuten zu 95 Prozent voll.
Begeisterung und Enttäuschung gibt es bei einem weiteren Modell von Zero: Niedriges Fahrzeuggewicht und große Reichweite schließen sich leider nach wie vor aus. Das macht die im hübschen Supermoto-Gewand vorfahrende Supermoto FXE 7.2 schmerzhaft deutlich. Nur 133 Kilogramm schwer, fasziniert sie nicht zuletzt deshalb mit ihrer prächtigen Handlichkeit sowie ihrer Agilität. Die Lithium-Ionen-Batterie speichert aber lediglich 7,2 Kilowattstunden, von denen nur 6,3 für den Vortrieb zur Verfügung gestellt werden. Und damit kommt man höchstens im bummeligen Stadtverkehr weiter als 100 Kilometer.
Die Karosserie gehört dagegen zum Besten, was es im Zero-Programm gibt. Sowohl der spitze Schnabel als auch der kleine LED-Scheinwerfer und das luftig-leichte Heck erfreuen den Betrachter. Dafür muss man allerdings 15.185 Euro investieren. Zum gleichen Preis gibt es die FXE statt in A2-Konfiguration auch als Ausführung für die Führerscheine A1 (ab 16 Jahren) oder die für Autoführerscheinbesitzer attraktive Klasse B196.
Text mit Material von SP-X
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