Kawasaki Vulcan S: Testfahrt, Daten, Preis

Die Kawasaki Vulcan S ist ein einsteigerfreundlicher Cruiser, der auch in Fahrschulen beliebt ist. Fahrbericht mit aktualisierten Infos, Bildern und technischen Daten.
Praktischer Einsteiger-Cruiser
Geringe Sitzhöhe, einfache Bedienung
A2-Führerschein-Version mit 35 kW erhältlich
Mist, jetzt ist es schon in der Einleitung rausgerutscht, das böse F-Wort! Aber Spaß beiseite und ganz im Ernst: Die herablassende Bezeichnung "Fahrschulmotorrad" verweist im Kern ja auf sehr positive Charaktereigenschaften, nämlich stressfreies Handling, einfache Bedienbarkeit und einsteigerfreundliche Ergonomie für Fahrer und Fahrerinnen jedweder Statur.
Diese Tugenden mögen am 200-PS-Ellbogenschleifer-Stammtisch bestenfalls Schulterzucken ernten, spielen aber draußen in der realen Welt für Fahranfänger, Kleingewachsene und all jene, die einfach nur gemütlich und entspannt Motorrad fahren wollen, eine wichtige Rolle bei der Wahl des passenden Untersatzes. Das weiß man auch bei Kawasaki, folgerichtig standen eben jene Eigenschaften ganz oben im Lastenheft bei der Konstruktion der Vulcan S, die die Vulcan-Cruiserfamilie nach unten abrundet.
Einsteigerfreudlicher Cruiser
Die zentrale Rolle spielt dabei eine geringe Sitzhöhe – sie misst hier sehr niedrige 705 Millimeter und sorgt zusammen mit einer schmalen Taille und der daraus resultierenden kurzen Schrittbogenlänge für unschlagbar sicheren Bodenkontakt auch des nervösesten Nano-Novizen. Die Fußrasten der Vulcan liegen cruisertypisch weit vorne und lassen sich um jeweils 2,5 Zentimeter nach vorne oder hinten verschieben, wobei die mittlere Position für den mit 1,72 Meter eher kompakten Autor perfekt passte.
Gegen Aufpreis sind zudem je zwei "längere" und "kürzere" Sitzbänke und Lenker erhältlich. Diese platzieren den Fahrer weiter vorne bzw. hinten im Motorrad, sodass für jeden eine passende Sitzposition zusammengezimmert werden kann.
Weil auch Brems- und Kupplungshebel mit einem praxisgerechten Einstellbereich aufwarten, darf der selbst gestellte Anspruch der maximalverträglichen Ergonomie als erfüllt gelten.
Im Test: 61-PS-Motor

Als Antrieb der Vulcan S dient ein 649-Kubik-Parallel-Twin mit acht Ventilen. Zwar pröttelt er eine ganze Weile mit auf 2000 Touren erhöhter Standgasdrehzahl aus dem Underfloor-Auspuff, bevor er sich auf etwa 1100 Touren einreguliert. Die Kupplung ist leichtgängig und gut dosierbar, und mit einem sanften Klack rastet der erste Gang der sechsstufigen, leicht und sauber zu schaltenden Gangbox ein.
Vom Start weg gefällt der Twin mit guter Gasannahme. Ganz untenrum gibt sich der Motor noch etwas unwillig, läuft erst ab knapp 3000 Touren richtig rund. Zwischen 4500 und 8000 Umdrehungen legt sich der Kurzhuber dann kräftig ins Zeug und gefällt mit ordentlicher Leistungsabgabe (Spitzenleistung immerhin 62 PS), smoothem Lauf und schöner Drehfreude.
Bilder: Die Kawasaki Vulcan S im Detail





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Ein Motor für lässiges Cruisen
Auch wenn der Motor ganz oben bis zum Begrenzer bei luftigen 10.000 Umdrehungen nicht mehr ganz den gewünschten Pep bietet, reicht der Durchzug auch bei niedrigen Drehzahlen für lässiges Dahinrollen. Am wohlsten fühlt sich der Antrieb fühlt sich einfach um und oberhalb der Drehzahlmitte, so dass man sich meistens eben dort aufhält.
Cruiser-Bumms ganz aus dem Keller sucht man also vergebens, doch das war angesichts des Organspenders eigentlich schon vorher klar. Diese Art der perfekt linearen Leistungsabgabe ist jedoch erstens einsteigerfreundlich und entwickelt zweitens in einem Cruiser ihren ganz eigenen Linksaußen-Charme. Auch klar dürfte sein, dass der akustische Auftritt sehr japanisch-dezent ohne jedes Bollern auskommt.
Überraschend einfaches Handling

Ebenfalls cruiseruntypisch, aber im besten Sinne, geriet das Handling. So neutral und leichtfüßig wie die Vulcan S fährt kaum ein anderer Low-Rider. Mit fahrfertig 229 Kilo (Werksangabe) geriet der Vulkanier zwar nicht außergewöhnlich leicht, aber im Reigen der Einstiegscruiser sind alle anderen schwerer – und das teils deutlich. Zudem merkt man dem Fahrverhalten an, dass die Kilos gut zentralisiert und weit unten liegen. Ohne nennenswerte Anstrengung lenkt die Vulcan S ein, geht dann sehr neutral und recht stabil in und durch die Kurve.
Die Schräglagenfreiheit ist adäquat, Einsteiger dürfen sich freuen, wenn sie nach einiger Eingewöhnung mit den fetten Auslegern erste Striche in den Asphalt schrappeln. Routiniers ziehen dann ein wenig die Latschen ein und legen noch ein bisschen weiter ab, so bald setzt da nichts auf.
Das Fahrwerk ist recht simpel, es bietet bloß eine siebenfach verstellbare Federvorspannung hinten. Sportskanonen werden die Dämpfung vorne wie hinten als zu lasch kritisieren, aber die Federelemente sprechen gut an und bügeln Unebenheiten sauber, mit ein wenig Nachschwingen aus. Auch durch Bodenwellen in Schräglage lässt sich die Vulcan nicht über Gebühr aus der Ruhe bringen, daher verdient das Fahrverhalten das Prädikat "Easy Rider".
Hohe Reichweite, gute Verarbeitung

Absolut narrensicher gibt sich die Bremse. Die beiden Einzelscheiben (vorne 300 Millimeter, hinten 250) gefallen durch sanftes Zupacken, gute Dosierbarkeit und, wenn man ordentlich reinlangt, ziemlich gute Verzögerung. Besonders lobenswert ist die Funktion des Bosch-ABS, welches mit feinen Regelintervallen seinen Job sehr überzeugend erledigt. Was war noch? Das Cockpit gefällt mit großem, gut ablesbarem analogen Drehzahlmesser und ansonsten allem an Information, was man so braucht.
Die Verarbeitungsqualität stimmt ebenfalls, besonders die schicken Edelstahlkrümmer machen Eindruck. Die Kühlerblenden und die elegante Lampenfassung sind zwar aus Kunststoff, wirken aber nicht billig. In Sachen Durchschnittsverbrauch sind, glaubt man dem Bordcomputer, fünf Liter und darunter bei zügiger Fahrt drin. Das ergibt bei 14 Litern Tankinhalt eine ordentliche Reichweite.
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Als Sonderausstattung stehen neben den erwähnten Sitzbank- und Lenkervarianten unter anderem eine Ganganzeige, Zwölf-Volt-Steckdose, eine kleine und große Tourenscheibe sowie Satteltaschen zur Verfügung.
Kawasaki Vulcan S (2023): Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | |
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Motor | Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Reihenzweizylinder, Hubraum 649 cm³, Bohrung x Hub 83 x 60 mm, Kompressionsverhältnis 10:8:1, DOHC, Kraftstoffeinspritzung: 38 mm x 2 mit Sekundär-Drosselklappen, Druckumlaufschmierung, Semi-Trockensumpf, 6-Gang, Endantrieb O-Ring Kette, 44,7 kW (61 PS) / 7500 /min, Leistungsbeschränkte Version: 35 kW, Maximales Drehmoment 62,4 Nm / 6600 /min |
Fahrwerk | Diamantrahmen aus Stahl, Teleskopgabel, Ø 41 mm, Zweiarmschwinge aus Stahl, Federbein, direkt angelenkt, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel, Scheibenbremse hinten, Ø 250 mm, Einkolben-Schwimmsattel, ABS Alu-Gussräder: 3.50 x 18; 4.50 x 17 Reifen: 120/70 R 18; 160/60 R 17 |
Maße und Gewicht | Radstand 1575 mm, Lenkwinkel 35 / 35 Grad, Nachlauf 120 mm, Federweg v./h. 130/80 mm, Sitzhöhe 705 mm, Leergewicht 229 kg, zulässiges Gesamtgewicht 428 kg, Tankinhalt 14,0 Liter |
Verbrauch | 4,5 l/100 km (35 kW), 104 g CO₂/km |
Preis | 8595 Euro |
2023 aktualisierter Fahrbericht aus der Zeitschrift Motorrad Heft 5/2015, copyright: MOTORRAD* Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG * Durch Anklicken des Links werden Sie zu einer externen Internetseite weitergeleitet, für deren Inhalte der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich ist. |
Fazit: Easy Rider
Alles in allem präsentiert sich die Kawasaki Vulcan S als etwas eigenwilliger, aber sympathischer und sehr umgänglicher Cruiser. Der Antrieb trägt im Herzen noch immer mehr Sportsgeist als Chopper-Bumms, was an sich aber zum eher sportlichen Charakter des Fahrwerks passt.