Der ADAC hat acht E-Mountainbikes bis 5000 Euro nach den Kriterien Fahren, Antriebssystem und Motor, Handhabung, Sicherheit und Verarbeitung sowie auf Schadstoffe getestet. Ergebnis: Sechsmal "gut", zweimal "befriedigend". Plus: Tipps für e-MTB-Fahrer. Testsieger von Cube mit guten Allround-Eigenschaften Die "Ein-Finger-Bremse" ist ein Muss Reichhöhen zwischen 1371 und 2179 Höhenmeter Trotz einer deutlichen Preissteigerung haben Mountainbikes die Trekkingräder auf der Pedelec-Beliebtheitsskala mittlerweile überholt. Von den im Jahr 2021 ca. zwei Millionen verkauften Pedelecs waren 34 Prozent Mountainbikes, Trekkingräder lagen mit 32 Prozent knapp dahinter. Doch wie gut sind die aktuellen Modelle? Der ADAC hat acht marktgängige vollgefederte e-Mountainbikes auf dem Prüfstand und in der Praxis getestet. Die Testergebnisse im Überblick Der Testsieger "Stereo Hybrid" von Cube überzeugte aufgrund seiner guten Allround-Eigenschaften. Das Cube bietet neben sehr guten Bremsen umfassende Informationen auf dem Display und eine Schiebehilfe mit Rückwärtsblockade. Die Sitzposition erlaubt darüber hinaus eine angenehme Fahrt auf ebener Straße. Nur der begrenzte Lenkereinschlag und der Ausbau des Akkus bieten noch Raum für Verbesserungen. Den letzten Platz im Vergleich belegt das "Strike eRIDE 940" von Scott. Bei diesem Fully-Modell zeigten sich im Test sicherheitsrelevante Defizite. Die Hebelmechanik, um die Sattelstütze versenken zu können, ist schwer zu erreichen. Das sorgt besonders beim Bergabfahren für gefährliche Situationen, weil Bikerin oder Biker dazu die sichere Griffposition am Lenker aufgeben müssen. Zudem ist das Bike von Scott in der Preisklasse nur mit einem 500-Wh-Akku ausgestattet. Bei allen anderen E-Mountainbikes im Test sind Akkus mit 750 Wh oder 630/621 Wh verbaut. Entsprechend ist nur eine vergleichsweise geringe Reichweite (70 Kilometer) bzw. Reichhöhe (1371 Meter) möglich. Falls die eingeschränkte Reichweite bzw. Reichhöhe des mit dem 500-Wh-Akku ausgestatteten E-Bikes nicht ausreichen sollte, kann gegen Mehrpreis auf die Modellvariante eRIDE 930 zurückgegriffen werden. Das technisch weitgehend identische Modell ist mit einem 625-Wh-Akku ausgestattet und besitzt somit auch eine etwas höhere Reichweite. Auch das zulässige Gesamtgewicht von nur 128 Kilo lässt für das "Strike eRIDE 940" keine bessere Platzierung zu, selbst wenn die Geometrie des Scott grundsätzlich überzeugt und es sich verspielt, unangestrengt und gut über alle Streckenabschnitte bewegen lässt. Gute Dosierbarkeit der Bremsen ist ein Muss Da man mit dem E-Mountainbike die Berge nicht nur hoch, sondern auch wieder hinunter fährt, legten die Tester großen Wert auf leistungsfähige Bremsen. Die mit einem Finger zu bedienenden Modelle sind dabei nicht nur leichter zu handhaben, sondern in Kombination mit reichlich Bremskraft und guter Dosierbarkeit den schwächeren und weniger ergonomischen Zweifingerbremsen deutlich überlegen. Bergab kann so immer ein Finger an der Bremse und gleichzeitig der Lenker gut im Griff bleiben. Bei den Bikes von Bulls, Scott, KTM und Haibike fehlt dieses Detail. Reichhöhe: Sieger schafft fast 2200 Meter Wichtiges Testkriterium war außerdem die Reichweite bzw. Reichhöhe. Je nach Akkugröße schaffen die Fullys zwischen 110 Kilometer (Bulls, Cube, KTM) und 80 bzw. 90 Kilometer (Giant, Radon, Canyon) in der Ebene. Entsprechend variieren die Reichhöhen: Die drei Reichweiten-Sieger schaffen mit einer Akkuladung über 2000 Höhenmeter, Gipfelkönig ist das Cube mit 2179 Höhenmetern. Die Ladezeiten der Akkus liegen zwischen 5,5 Stunden und 7 Stunden und sind damit gut bis befriedigend. Einen gewaltigen Einfluss auf den Fahrkomfort bergab haben zudem die Federgabel und der hintere Dämpfer. Dabei konnten die Fahrwerkskomponenten bei den harten und verblockten Abfahrten mehr oder weniger gut überzeugen. Ihnen gelingt es sehr gut bis befriedigend, den Reifen gripfördernd auf den Trail- und Wegeuntergrund zu pressen, dabei für Komfort und spürbar weniger Ermüdung zu sorgen, da der Kraftauffand, um das Bike auf Kurs zu halten, deutlich geringer ausfällt. Dämpfer richtig einstellen Dabei ist die Einstellung der hinteren Dämpferelemente teils unbefriedigend in den Anleitungen beschrieben, so dass der optimale Druck nur durch Ausprobieren erarbeitet werden konnte. Am besten zu lösen ist das Problem beim E-Mountainbike von Giant, das eine Skala an der Kolbenstange des hinteren Dämpfers für die richtige Einstellung eingeprägt hat. Auch der Fahrkomfort ist bedeutend. Gabel und hinterer Dämpfer haben darauf entscheidenden Einfluss, besonders beim Bergabfahren. Denn je besser beide das Rad auf den Trail bzw. Wegeuntergrund pressen, desto weniger Kraftaufwand ist nötig und entsprechend angenehmer und weniger ermüdend fährt sich das Bike. Darauf sollte man achten Ein E-Mountainbike ist ein Sportgerät, das der Übung bedarf. Der ADAC empfiehlt, vor dem Kauf nicht nur eine ausgiebige Probefahrt, sondern auch ein "Bikefitting" beim Fachhändler zu machen: Dort wird die Größe richtig angepasst und die Dämpfung optimal eingestellt. Da die Fullys relativ teuer und die Preise seit Testbeginn sogar um rund zehn Prozent gestiegen sind, noch zwei Spartipps: Eventuell auf einen Carbon-Rahmen beim Bike verzichten, denn der ist teuer, bringt aber nur wenig Gewichtsvorteil. Und in der Gangschaltung sind Stahlritzel günstiger als Aluritzel – und dazu noch verschleißärmer. Abseits vom Trail lassen sich die vollgefederten E-Mountainbikes durchaus alltagstauglich bewegen, sofern die Sattelstütze so eingestellt ist, dass man entspannt sitzen kann. Andernfalls ist der dauernde Druck auf die Handgelenke zu groß. Ganz wichtig: Für den Einsatz im Straßenverkehr benötigen diese Bikes auf jeden Fall auch Licht, Reflektoren und eine Klingel. Hier finden Sie einen E-Mountainbike-Systemvergleich zwischen Fullys und Hardtails. ADAC Empfehlungen an die Hersteller Die Bedienung der Bremsen sollte möglichst mit der "Einfingertechnik" möglich sein. Die absenkbare Sattelstütze muss auch in schwierigen Situationen mit dem Daumen von der Lenkergriffposition unkompliziert und sicher erfolgen können. Das e-MTB ist ein Sportgerät und bedarf Übung. Zum Kauf sollte ein z.B. kostenvergünstigtes Techniktraining selbstverpflichtend durch den Hersteller mit angeboten werden. Die Schalthebel sollten, um Schäden der Antriebsübertragung (Kette, Ritzel) zu vermeiden, möglichst in der "Eingangrastung" erfolgen, d.h. beim Drücken des Schalthebels wird nur ein Gang geschaltet. Eindeutige Hinweise zum zulässigen Gesamtgewicht bzw. Systemgewicht müssen am e-MTB gut sichtbar sein. Der Transport eines e-MTBs mittels Fahrradheckträger bzw. Fahrraddachträger sollte grundsätzlich ohne zusätzlich notwendige Streben möglich sein (könnte bei Carbon der Fall sein). Fachliche Beratung: Stefan Grabmaier, ADAC Technik Zentrum