E-Mountainbikes im Systemvergleich

Aufmacher des e-Mountainbike-Vergleichtests 2018
Die Mountainbikes im Test© ADAC/Uwe Rattay

Mountainbikes mit Elektro-Unterstützung (e-MTB) sind auf dem Vormarsch. Nach Informationen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) ist inzwischen mehr als jedes fünfe gekaufte e-Bike ein Rad fürs Gebirge. Wir haben acht e-Mountainbikes miteinander verglichen.

Wir haben acht Räder bekannter Hersteller (Bulls, Scott, Specialized, Trek, Flyer, Haibike, KTM und Rose) zu Preisen von 2.600 bis 4.700 Euro einem Systemvergleich unterzogen. Vier der Bikes waren voll gefedert (Fullys), vier hatten nur Vorderradfederung (Hardtail). Bei den Testfahrten wurden die Komponenten Rahmen, Dämpfung, Reifen, Antrieb, Bremsen und Schaltung unter die Lupe genommen. Die unterschiedlichen Anforderungen von Touren-Fahrern, Cross Country- und Funpark-Bikern an ihren „Drahtesel“ spielten beim Systemvergleich eine große Rolle. Weniger entscheidend waren Marke beziehungsweise Modell der Bikes.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Unser Systemvergleich zeigt, dass der e-Antrieb trotz unterschiedlichster Bedienung in allen Geländeformen bei allen Modellen gut ist. Er zeigt aber auch, dass Bremse und Schaltung die wichtigsten Komponenten darstellen, auf die man das Augenmerk richten sollte. Maximale Sicherheit bieten Ein-Finger-Bremshebel, da auch beim Bremsen die Hände am Lenker bleiben können. Cross Country-Fahrer sollten sich nicht mit einer 9-Gang-Schaltung begnügen. Für alle Geländeformen top geeignet ist die elektronische Schaltung der Shimano Deore XT. Aber auch die mechanischen von Sram und Shimano XT sind bei optimaler Einstellung gut.

Ein E-MTB mit Vorder- und Hinterradfederung (Fully) bringt nur im Funpark einen wesentlichen Vorteil. Ein größerer Spaßfaktor, höhere Sicherheit bei Abfahrten über grobes Wurzelwerk und vor allen Dingen eine bessere Bremswirkung durch mehr Bodenkontakt ist bei optimaler Einstellung garantiert. Nichtsdestotrotz kann ein Bike mit Vorderradfederung (Hardtail) mit einer guten Dämpfung durch die Vordergabel und einem für die Anforderungen idealen Luftdruck in den Reifen am Berg ebenfalls genügen. Was den Reifen betrifft: 29 Zoll große Räder sind weniger nervös und Hindernisse werden besser überfahren. Bei der Breite ist weniger mehr - zu breite Reifen verschlechtern das Handling enorm.

Tipps für Biker vor dem Kauf

Wer sich ein e-MTB zulegen will, sollte bei der Auswahl nicht nur das richtige Equipment für sein gewünschtes Terrain im Fokus haben. Auch über Budget, körperliche Verfassung und Risikobereitschaft muss man sich vor dem Kauf im Klaren sein. Da die e-MTB nicht billig sind, ist eine umfangreiche Beratung im Fachhandel inklusive ausgiebiger Probefahrt unterschiedlicher e-MTBs Voraussetzung. Tipp für die Probefahrt: Den Unterstützungsmodus auch mal ausschalten. Käufer sollten nach dem Kauf unbedingt individuelle Einstellungen von Schaltung, Bremsen sowie Federungs- und Dämpfungseigenschaften durch den Fachhändler einfordern. 

Wichtig zu wissen: Das e-MTB ist ein Sportgerät und entspricht grundsätzlich nicht der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Wenn Sie es im Straßenverkehr nutzen wollen, müssen Sie die Beleuchtung aufrüsten.

Unsere Ergebnisse und Empfehlungen im Detail

Alle Ergebnisse unseres e-Mountainbike-Systemvergleichs

Komponenten der e-MTB

Eignung für Touren

Eignung für Cross Country

Eignung für den Funpark

Rahmen: Ausführung

Hardtail

geeignet

geeignet

weniger geeignet

Fully

geeignet

sehr gut geeignet

sehr gut geeignet

Dämpfung: Gabel vorne / Dämpfer hinten

RockShox XC 30 / -

weniger geeignet

weniger geeignet

ungeeignet

Manitou Machete / -

geeignet

geeignet

weniger geeignet

Suntour Aion 35 / RockShox Monarch RL

geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

FOX 34 Float Performance / FOX 34 Float DPS Performance EVOL

geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

Reifen: Reifengröße (Zoll)

27,5

geeignet

geeignet

geeignet

27,5+

weniger geeignet

geeignet

weniger geeignet

29

sehr gut geeignet

geeignet

geeignet

29 / 27,5+

weniger geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

Antrieb: Modell

Shimano Steps E800

geeignet

sehr gut geeignet

geeignet

Brose Drive S

geeignet

geeignet

geeignet

Panasonic Multi Speed

geeignet

geeignet

geeignet

Bosch Performance Line CX

geeignet

sehr gut geeignet

geeignet

Yamaha PW-X System

geeignet

geeignet

geeignet

Continental e-bike drive unit

geeignet

geeignet

geeignet

Schaltung: Schaltwerk / Gänge

Shimano Acera M3000 / 9-Gang

geeignet

weniger geeignet

ungeeignet

Shimano XT / 11-Gang

geeignet

sehr gut geeignet

geeignet

Shimano SLX / 11-Gang

geeignet

geeignet

geeignet

Shimano Deore XT / 11-Gang (elektrische Schaltung)

sehr gut geeignet

sehr gut geeignet

geeignet

Sram NX1 / 11-Gang

geeignet

sehr gut geeignet

geeignet

Bremsen: Bremsen vorne / Kolben / Scheibengröße

Tektro M285 / 2 / 180 mm

weniger geeignet

weniger geeignet

ungeeignet

Magura MT5 / 4 /  180 mm

geeignet

geeignet

weniger geeignet

Magura MT5 / 4 /  203 mm

geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

Sram DB5 / 4 / 200 mm

geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

Shimano MT500 Disc SM-RT10 CL Rotor / 2 / 180 mm

geeignet

geeignet

weniger geeignet

Shimano Deore XT / 2 / 203 mm

geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

Shimano Deore 6000 SMRT66 / 2 / 203 mm

geeignet

geeignet

sehr gut geeignet

Empfehlungen für Touren-Fahrer

Das ideale Bike für einen Touren-Fahrer (unterschiedliche Gegebenheiten, befestigte oder unbefestigte Radwege, Waldwege, kleine Bergauffahrten):

Rahmen: Ein Hardtail ist für einen Touren-Fahrer ausreichend. Wichtiger sind die Rahmen- und Sitzgeometrie. Entspanntes Sitzen sollte möglich sein. 

Federung und Dämpfung: Gute Dämpfungseigenschaften der Reifen sind wichtiger als die der Federgabel. Daher sollte auch je nach Fahrbahneigenschaft eine einfache Federgabel mit einem Federweg bis 100 mm ausreichend sein. Auf eine gute und einfache Einstellmöglichkeit sollte allerdings geachtet werden.

Reifen: Die größeren 29-Zoll-Reifen zeigen sich spurstabiler als die 27,5-Zoll-Reifen und sorgt in Verbindung mit einer geringen Reifenbreite (ca. 2,3 Zoll) für ein gutes Handling. Das Reifenprofil sollte nicht allzu breit und zu grob sein, um die Lautstärke bei Fahrten auf Asphalt gering zu halten. 

Antrieb: Die Reichweite im Flachland ist grundsätzlich bei keinem Antriebshersteller ein Problem. Der Tourenfahrer sollte sich für einen e-Antrieb entscheiden, der einfach zu bedienen ist. 

Schaltung: Bei einfachem Gelände reicht eine 9-Gang-Schaltung. 

Bremsen: Standard-Scheibenbremsen mit 180 mm Durchmesser genügen vollkommen. Ein geringer Kraftaufwand und eine gute Dosierbarkeit der Bremse sind wichtig.

Empfehlungen für Cross-Country-Fahrer

Das ideale Bike für Cross Country („Alpencross“, Waldwege inklusive Wurzelwerk, Schotterstraßen, Bergauffahrten):

Rahmen: Ein Fully ist zu favorisieren. Er bietet spürbare Vorteile im Fahrverhalten und im Komfort. Alternativ ist auch ein Hardtail möglich, was etwas Geld und Gewicht sparen kann. Die Geometrie des Rades möglichst so auswählen, dass nicht ein Großteil des Gewichts auf den Schultern liegt. Eine gefederte und absenkbare Sattelstütze bietet Komfort, den man nach einiger Zeit nicht mehr missen möchte. Ein Sattelhöhen-Schnellverschluss am Sattelrohr sollte zudem vorhanden sein.

Federung und Dämpfung: Modell ist nicht entscheidend, sondern die individuelle Einstellbarkeit auf den Fahrer. Vorsicht bei Internetkäufen: Die Einstellmöglichkeiten sind nicht immer gut in den Bedienungsanleitungen beschrieben! 

Reifen: Je nach eigener Vorliebe und Streckenanforderung kann eine Reifengröße mit 29 Zoll oder 27,5 Zoll ausgewählt werden (stabiler oder eher etwas wendiger). Entgegen dem Trend sehen wir bei großen Reifenbreiten keinen wesentlichen Vorteil. Im Gegenteil: Lenkverhalten und Handling sind eher schlechter. Das Reifenprofil nicht allzu grob wählen, weil dadurch die Laufruhe leidet (abhängig vom Untergrund bzw. der Bodenbeschaffenheit). 

Antrieb: Antriebe mit kraftbezogener Leistungsregulierung sind zu bevorzugen. Ihr großer Vorteil: Sie vermitteln ein authentisches Fahrrad-Tretgefühl. 

Schaltung: Eine 10-Gang-Schaltung und eine 11-42-Übersetzung ist für dieses Terrain Mindestanforderung. Besonderen Komfort bieten elektronische Schaltungen.

Bremsen: Dosierung und Leistung sind nicht so wichtig wie im Funpark. Der Fokus liegt eher auf der Bedienung. Zum Beispiel sorgt eine Ein-Finger-Bremse für mehr Sicherheit, da dabei die Hände immer am Lenker bleiben können.

Empfehlungen für Funpark-Fahrer

Wesentlicher Unterschied im Funpark zu Cross Country: Im Funpark fährt man hauptsächlich bergab und auch deutlich schneller. Hier kommen 180-Millimeter-Scheiben schnell an ihre Grenzen.

Rahmen: Nur ein Fully bringt hier den richtigen Spaßfaktor. Eine absenkbare Sattelstütze sorgt für eine günstige Gewichtsverlagerung und zusätzlichen Komfort. Ein Sattelhöhen-Schnellverschluss am Sattelrohr sollte auf jeden Fall vorhanden sein.

Federung und Dämpfung: 
Ein Federweg von 150 Millimeter ist sinnvoll. Das Modell ist nicht entscheidend, sondern die individuelle Einstellbarkeit auf den Fahrer. Vorsicht bei Internetkäufen: Die Einstellmöglichkeiten sind nicht immer gut in den Bedienungsanleitungen beschrieben! 

Reifen: Eine Mischbereifung aus 29 Zoll vorne und 27,5+ hinten sorgt im Funpark für ein beeindruckendes Fahrverhalten. Reifenbreite vorne eher etwas schmaler. Hinten gerne 2,8 Zoll (bei 27,5+ Reifengröße). Den Reifendruck auf Basis der Reifenherstellerangabe eher niedrig wählen und dabei vorne etwa 0,2 Bar weniger als hinten einfüllen.

Antrieb: Bei den unterschiedlichen Herstellern sind keine Präferenzen oder Auffälligkeiten feststellbar.

Schaltung: Mindestanforderung ist eine 10-Gang-Schaltung und eine 11-42-Übersetzung. Besonderen Komfort bieten elektronische Schaltungen. Gut eingestellte mechanische Schaltungen tun es aber auch.

Bremsen: Hydraulische Scheibenbremsen vorne mit mindestens einem Durchmesser von 200 Millimeter beziehungsweise 203 Millimeter, bestenfalls auch hinten. Ansprechverhalten und Dosierung der Bremse ist wichtiger als die Bremsleistung, um die Überschlagsneigung beziehungsweise das Wegrutschen des Vorderrades beim Bremsen bei losem Untergrund zu minimieren.

Unsere Forderungen an e-Mountainbike-Hersteller

Schalter, Bedienungselemente und Ladebuchse des Akkus sollten wegen der hohen Verschmutzungsneigung nicht am Unterrohr beziehungsweise nicht in Bodennähe installiert sein. Die Beleuchtung muss einfach an den Akku anschließbar sein (Stecker-Optionen). Eine gute und ausführliche Bedienungsanleitung sollte selbstverständlich sein. Wünschenswert wäre auch ein Ersatzschaltauge bei geländefähigen e-MTB (Schaltauge verbindet den Rahmen mit dem Schaltwerk). 

So haben wir getestet

Die praxisbezogene Testdurchführung nahmen zwei Fahrradexperten vor. Zusätzlich wurden allgemeine Fahreigenschaften von zwei Probanden ermittelt, die einschlägige Erfahrungen mit Mountainbikes vorweisen können. Der Systemvergleich wurde in Kooperation mit dem VKI (Verein für Konsumenteninformation) aus Österreich durchgeführt.

Reifendruck, Akku, Beleuchtung: Das müssen Sie beim Frühjahrscheck von e-Bikes und Pedelecs beachten

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