Fahrradschlauch wechseln: So geht's

Ein Mann repariert ein Fahrrad
Ist der Reifen hinten platt, muss zunächst das Hinterrad ausgebaut werden© Shutterstock/VGstockstudio

Wer sein Fahrrad selbst reparieren möchte, sollte gängige Fehler vermeiden. Das gilt auch für das Wechseln eines defekten Fahrradschlauchs. Wie es funktioniert und was Sie dazu wissen müssen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

  • Einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung

  • Notwendiges Werkzeug und Radausbau

  • Größenangaben und Ventilarten

Bevor Sie im Frühjahr zu einer ersten Tour starten, sollten Sie Ihr Fahrrad erst fit machen und in jedem Fall die Reifen, Bremsen, Schaltung und Kette überprüfen. Ist ein Fahrradreifen nach der Winterpause platt und lässt sich auch nicht mehr aufpumpen, muss die Ursache gefunden werden. Dazu stellt man das Bike am besten umgedreht auf Lenker und Sattel und prüft den Reifenmantel. Sind hier schon Beschädigungen zu erkennen, muss auch der Mantel ersetzt werden. Der Schlauch darunter ist dann in jedem Fall zu tauschen.

Welches Werkzeug wird benötigt?

Fahrradwerkzeug und Zugehör liegt auf einem Holztisch
Gehören in jedes Fahrradpannenset: Multitools – am besten auf die Ausstattung des Fahrrads abgestimmt© Shutterstock/Radachynskyi Serhii

Je nach Radtyp braucht man für das Wechseln eines Fahrradschlauchs mindestens zwei Reifenheber, eine Luftpumpe und natürlich einen neuen Schlauch. Hat das Fahrrad keine Schnellspannachsen, benötigen Sie auch Werkzeug zur Demontage der Räder. Oft sind hierfür nur ein bis zwei Inbusschlüssel oder Maulschlüssel notwendig. Bei sehr alten Fahrrädern muss manchmal die Bremse mit Werkzeug gelöst werden.

Wichtig: Bei einer längeren Radtour sollten Sie immer das entsprechende Werkzeug für das Wechseln eines Fahrradschlauchs mitnehmen, falls Sie unterwegs einen Platten haben. Wer seinen platten Reifen zu Hause wechseln kann, erleichtert sich die Arbeit mit einem Montageständer enorm. Hilfreich für unterwegs kann zudem ein Pannenset inklusive Multitools, Reifenflickzeug, Reifendichtmittel und Luftpumpe sein. Wer das richtige Werkzeug nicht dabei hat, der findet an den Radservice-Stationen der ADAC Regionalclubs auch Hilfe zur Selbsthilfe.

Platter Reifen vorn oder hinten?

Der Ausbau des Vorderrads gestaltet sich relativ einfach: Hier sind nur die beiden Schrauben des Vorderbaus zu lösen. Achtung: Bei Rädern mit Felgenbremse muss diese zuvor ausgehängt werden, damit sich das Laufrad aus dem Rahmen beziehungsweise der Gabel entnehmen lässt.

Der Ausbau des Hinterrads ist komplexer, da der Antrieb die Demontage erschwert. Für Nabenschaltungen gilt: vor dem Ausbau erst den Schaltzug lösen – er wird entlastet und ausgehängt. Bei Fahrrädern mit Kettenschaltung sollte man zuvor vorn wie hinten auf das kleinste Ritzel schalten: Damit wird die Spannung aus dem System genommen, und die Kette lässt sich besser von dem Kettenblatt lösen. Das Rad nun aus dem Rahmen heben und die Kette seitlich nach außen vom Ritzel nehmen.

Schlauch wechseln: Schritt-für-Schritt

  1. Die Luft über das Ventil vollständig ablassen. Hierfür das Ventil aufschrauben (gilt für Dunlop und französisches Ventil) beziehungsweise bei Autoventilen mit einem spitzen Gegenstand den Stift reindrücken. Den Reifen von beiden Seiten Richtung Felgenmitte drücken, dadurch erhält er mehr Spielraum.

  2. Den Reifen vorsichtig mit den Reifenhebern über die Felge hebeln. Den einen Reifenheber durch Verschieben entlang der Felge zum vollständigen Abziehen des Reifens verwenden. Vorsicht: keine scharfkantigen oder eckigen Werkzeuge wie Schraubendreher verwenden!

  3. Der Reifen kann durchaus mit einer Seite in der Felge verbleiben. Am Ventil zunächst die Sicherungsmutter abschrauben. Danach in den Reifen hineingreifen und das Ventil aus dem Felgenloch ziehen. Anschließend den kompletten Schlauch herausnehmen.

  4. Die Reifeninnenfläche und die Felge sollten vor dem Schlauchwechsel untersucht und abgetastet werden. Beim Reifen sollten innen keine Risse oder Fremdkörper spürbar sein und die Felge keine scharfkantigen Stellen oder Verformungen aufweisen.

  5. Vor dem Einlegen des Ersatzschlauchs diesen leicht anpumpen. Dabei nur so viel Luft einfüllen, dass der Schlauch eine runde Form bildet. Dadurch lässt er sich leichter einlegen, und die Gefahr einer Quetschung durch den Reifen wird verringert.

  6. Den Reifen nun zunächst einseitig auf die Felge aufziehen und dabei den Reifenheber zur Hilfe nehmen. Dazu den Reifen auf einer Seite in die Felge einfädeln und anschließend am Felgenumfang entlang in die Felge einfädeln.

  7. Den leicht aufgepumpten Schlauch mit dem Ventil in das Felgenloch stecken. Anschließend wird der Schlauch zwischen Mantel und Felge eingelegt. Vorsicht: Hierbei sollen keine Falten und Quetschungen auftreten!

  8. Den Reifen ohne Reifenheber in die Felge drücken, den Reifenwulst jeweils zur Felgenmitte schieben. Mit etwas Kraft und der Zuhilfenahme der Reifenheber lässt sich der Reifen nun aufziehen. Vorsicht: Sofern der Reifenheber zur Hilfe genommen wird, darf der Schlauch beim Hebeln nicht eingeklemmt werden.

  9. Im letzten Schritt wird der Reifen aufgepumpt, das Laufrad zurück in das Fahrrad gesetzt, die Radnabenverschraubung festgezogen und die Bremsanlage bei Felgenbremsen eingehängt.

Schlauchwechsel in Bildern

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Ersatzschlauch: Welche Größe?

Diese Angaben finden Sie auf den Verpackungen der Schläuche: Auf der Seitenflanke des Reifens sind die Größen aufgedruckt. Der Ersatzschlauch sollte dem Reifendurchmesser und der Reifenbreite entsprechen.

Wichtig ist, einen Ersatzschlauch mit dem passenden Ventil auszusuchen. Andernfalls kann es passieren, dass das neue Ventil im Ersatzschlauch nicht durch die Felgenbohrung passt. Es gibt drei unterschiedliche Ventilarten: Sclaverandventil (auch französisches Ventil genannt), Autoventil und Dunlop-Ventil.

Fahrradschlauch flicken oder wechseln?

Natürlich kann man den Fahrradschlauch auch flicken, anstatt ihn gleich zu wechseln. Das geht fast immer und ist recht schnell umgesetzt, wenn man die undichte Stelle erst mal gefunden hat. Neuerdings gibt es auch selbstklebende Flicken, mit denen die Reparatur ganz ohne Kleber funktioniert. Wenn der Fahrradschlauch aber schon alt und porös ist, sollte man ihn lieber gleich wechseln.

Ohne das Hinterrad auszubauen, ist ein Wechsel des Fahrradschlauchs schwer. Im Prinzip funktioniert das nur mit einem "endlichen Schlauch", der zwei Enden hat. Richtig eingebaut, ist von den zwei Enden unter dem Reifenmantel beim Fahren nichts zu spüren. Wer sich für einen solchen Schlauch entscheidet, muss den beschädigten Schlauch vor dem Einsetzen des neuen endlichen Schlauchs erst durchtrennen und herausnehmen.

Pannenschutz für Fahrradreifen

Sogenannte unplattbare Reifen oder Pannenschutzreifen sind gängige Reifentypen für Trekking- und Cityräder. Sie sind sehr viel robuster und können Schäden am Reifen wie zum Beispiel kleinere Stichverletzungen abfangen.

Bei Stichverletzungen in der Lauffläche ist ihr Schutz allerdings begrenzt: Bei längeren Fremdkörpern, Seitenflankenverletzungen und einem platten Reifen aufgrund von Durchschlägen bei zu geringem Reifendruck (sogenannte Snakebites) können sie Fahrradpannen nicht vermeiden. Zudem sind sie fast doppelt so teuer wie klassische Fahrradreifen und schwerer. Auch der Rollwiderstand beim Fahren ist oft etwas erhöht.

Alternative – Fahrrad reparieren lassen

Der ADAC Strassenwachtfahrer hilft bei einer Fahrradpanne in Berlin
Die ADAC Pannenhilfe ist auch mit dem Fahrrad unterwegs, um Radfahrenden zu helfen.© ADAC/Gerd George

Wer sein Fahrrad nicht selbst reparieren möchte, muss für den Wechsel eines Fahrradschlauchs in einer Fahrradwerkstatt mit rund 30 Euro rechnen – natürlich abhängig von den Materialkosten und dem Aufwand.

Tipp: ADAC Mitglieder, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, müssen einen platten Reifen auf einer Fahrradtour nicht selbst reparieren. Hier hilft auch die ADAC Pannenhilfe. Für Mitglieder bietet der ADAC deutschlandweit Pannenhilfe für Fahrräder und Anhänger sowie E-Bikes an.

Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann, ADAC Technikzentrum