Geld verdienen mit dem E-Auto: So nutzen Sie 2025 die THG-Quote
Wer ein Elektroauto besitzt, kann durch den Quotenhandel eine Prämie von ca. 70 Euro im Jahr bekommen. Das sind die Hintergründe –, und so wird das Geld ausgezahlt.
Halter von Elektrofahrzeugen können eingespartes CO₂ "verkaufen"
Quoten-Preise sinken: Für 2025 werden derzeit 50 bis 80 Euro angeboten
Manche Geschäftsbedingungen geben keine Auszahl-Garantie
Der CO₂-Ausstoß muss sinken. Dazu hat sich Deutschland bei diversen Klimakonferenzen verpflichtet. Im Verkehrsbereich soll klimaschädliche Mobilität deshalb teurer, klimaschonende Fortbewegung dagegen günstiger werden. Eine Maßnahme, die dazu beitragen soll, ist die sogenannte THG-Quote.
Was ist die THG-Quote?
Die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) verpflichtet Mineralölunternehmen dazu, den durch ihre Treibstoffe verursachten CO₂-Ausstoß von Jahr zu Jahr zu senken. Die THG-Minderungsquote legt die Bundesregierung fest, sie steigt von Jahr zu Jahr: Sind es 2025 noch 10,6 Prozent, werden es 2030 schon 25,1 Prozent sein.
Lange reichte es, dem Benzin oder Diesel Biokraftstoff beizumischen – beim Benzin in Deutschland bis zu 10 Prozent (E10), beim Diesel bis zu 7 Prozent (B7). Kann ein Mineralölunternehmen die Quoten nicht erfüllen, muss es Strafe zahlen – oder Verschmutzungsrechte nachkaufen, um den gesetzlichen Vorgaben zumindest auf dem Papier nachzukommen. Diese Verschmutzungsrechte – sie werden auch als Zertifikate bezeichnet – "entstehen" durch an anderer Stelle vermiedene Emissionen. Zum Beispiel beim Betrieb von Elektroautos mit vergleichsweise sauberem Strom.
THG-Quote: E-Auto-Halter profitieren
Vom Verkauf dieser "sauberen" Anteile profitieren einerseits die Energieversorger. Dank des Grünstrom-Anteils im deutschen Strommix schöpfen sie ihr CO₂-Budget nicht aus und dürfen das eingesparte Klimagas als Emissionszertifikat an Mineralölunternehmen verkaufen.
Auch Halterinnen und Halter von Elektroautos können das von ihnen eingesparte CO₂ "weiterverkaufen". Eigentlich wären dazu nur Betreiber öffentlicher oder privater Ladepunkte berechtigt. Doch der Gesetzgeber hat die Definition eines privaten Ladepunkts so weit gefasst, dass faktisch alle, denen ein vollelektrisches E-Auto gehört, am Quotenhandel teilnehmen können. Wichtig: Plug-in-Hybride sind ausgeschlossen, weil sie auch mit fossilem Kraftstoff betankt werden können.
So wird die THG-Quote berechnet
Um zu berechnen, wie viel CO₂ E-Autos im Vergleich zum Verbrenner einsparen und in der Folge weiterverkaufen dürfen, werden zwei Werte herangezogen:
Der durchschnittliche Stromverbrauch eines E-Autos im Jahr. Derzeit wird von 2000 kWh Ladestrom im Jahr ausgegangen.
Die durchschnittlichen Treibhausgasemissionen bei der Stromproduktion in Deutschland pro Jahr. Dieser Wert hat zuletzt zugenommen: 2021 waren es 135 Kilo pro Gigajoule erzeugter Energie, 2022 stieg dieser Wert auf 138 Kilo. Auf Basis des Werts von 2021 ergab sich für 2023 eine rechnerische Treibhausgas-Emission von 1166,4 Kilo CO₂-Äquivalent pro E-Auto.
Diese beiden Kriterien bilden aber nur die Grundlage für die Berechnung der THG-Quote. Ihr endgültiger Preis wird nämlich nicht vom Staat oder einer Behörde festgelegt, sondern bildet sich frei am Markt, abhängig von Angebot und Nachfrage.
THG-Zertifikate verkaufen: So geht's
Wer mit dem eigenen Elektroauto am THG-Quotenhandel teilnehmen will, muss sich bei einem Zwischenhändler anmelden. Als Beleg muss man eine Kopie des Fahrzeugscheins (Zulassungsbescheinigung Teil I) vorlegen. In der Regel reicht es, einen Scan oder eine Fotografie des Dokuments über die Website des jeweiligen Zwischenhändlers hochzuladen.
Anschließend prüft der Anbieter die Angaben und reicht einen Antrag beim Umweltbundesamt ein, um die Zertifikate zu erhalten. Die Frist für die Einreichung der THG-Quote beim Umweltbundesamt ist allerdings nur bis zum Ablauf des 15. November im jeweiligen Verpflichtungsjahr (für 2025 also der 15. November 2025) möglich. Manche Dienstleister zahlen die Prämie schon kurz nach der Anmeldung aus, die meisten aber erst nach einigen Monaten.
E-Roller und E-Motorräder: Das gilt
Die THG-Quote kann auch für viele stärker motorisierte E-Motorräder beantragt werden. Für sie wird die gleiche Prämie wie bei E-Pkw ausgezahlt. Voraussetzung: Es besteht eine Zulassungspflicht, und es liegt eine Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) vor. Für zulassungsfreie Kleinkrafträder und Leichtkrafträder (z.B. aus der Fahrzeugklasse L3e-A1) wird keine THG-Prämie gezahlt.
Auf Geschäftsbedingungen achten
Viele Zwischenhändler machen ihre Zahlungs-Zusage nur mit Einschränkungen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) fehlt oft eine Auszahlungs-Garantie der THG-Vergütung in Höhe der beworbenen Summe.
Manche Zwischenhändler behalten sich sogar das Recht vor, für die an sie übertragene THG-Quote kein Geld auszuzahlen, sollten sie keinen Abnehmer finden. Entsprechend aufmerksam sollte man die AGBs durchlesen und sich überlegen, ob man eine echte Fix- oder eine schwankende Flex-Prämie wählt.
Ein genauer Blick empfiehlt sich auch auf die Laufzeit des Vertrags. Manche Vereinbarungen gelten für ein Jahr, andere für zwei oder drei. Wenn überhaupt, dann wird die Prämienhöhe in diesen Verträgen lediglich für das erste Jahr garantiert, anschließend behalten sich die Anbieter eine Veränderung vor. Falls sich also beim aktuellen Vertragspartner eine Senkung der THG-Prämie abzeichnet, sollte man die Kündigungsfrist im Auge behalten – und sich bei Bedarf auf die Suche nach einem besseren Anbieter begeben.
Aktuell mehren sich die Beschwerden von E-Auto-Besitzerinnen und -Besitzern, die Ärger bei der Beantragung oder Auszahlung der THG-Prämien haben. Für Unmut sorgen etwa Verträge, die über ein Kalenderjahr hinauslaufen. Trotz Kündigung kommt es vor, dass Zwischenhändler die CO₂-Einsparung automatisiert zu Beginn des Folgejahres beim Umweltbundesamt zertifizieren lassen. Die THG-Quoten-Bescheinigung gibt es für jedes Fahrzeug allerdings nur einmal pro Jahr.
Das kann dazu führen, dass beim Halterwechsel die THG-Quote bereits für das laufende und sogar das Folgejahr beantragt wurde. Die Neueigentümerin bzw. der Neueigentümer kann somit zunächst nicht von der Prämie profitieren. Ein Beispiel: Wenn ein E-Auto in diesem Januar verkauft wird und die THG-Quote für die Vorbesitzerin bzw. den Vorbesitzer schon für das laufende Jahr beantragt worden ist, geht der neue Besitzer im Folgejahr leer aus.
Zudem ärgerlich: Bei einigen Anbietern müssen Nutzerinnen und Nutzer, die einen THG-Quote-Antrag stellen lassen, noch 40 Euro Bearbeitungsgebühr zahlen, wenn das Umweltbundesamt ablehnt.
Das gilt bei der Steuer
Gehört das Elektroauto einer Privatperson, so sind die Auszahlungen aus der THG-Quote steuerfrei. Für Fahrzeuge im Betriebsvermögen gelten die allgemeinen steuerlichen Regelungen.
Preisverfall beim THG-Preis
Als das neue Quoten-System 2022 startete, konnten E-Auto-Halterinnen und -Halter ca. 350 Euro erlösen. Der zuletzt gestiegene Anteil fossiler Energien am deutschen Strommix hat jedoch negative Folgen für den THG-Preis: Je schmutziger die Stromerzeugung, desto weniger "sauberen" Strom laden E-Autos – und desto geringer ist die Differenz beim CO₂-Ausstoß im Vergleich zum Verbrenner.
Die Folge: E-Auto-Halterinnen und -Halter können weniger THG-Quoten-Zertifikate an die Mineralölunternehmen weiterreichen. Das wird sich für das Jahr 2025 ändern, da der Anteil erneuerbarer Energien wieder gestiegen ist.
Das war aber nur ein Grund für den Preisverfall der vergangenen Jahre. Denn Mineralölunternehmen versuchen zunehmend, durch eigene Maßnahmen ihre Pflicht zur CO₂-Minderung zu erfüllen. So mischen sie ihren Produkten innovative Biokraftstoffe wie HVO-Diesel bei.
Es gibt aber auch Betrug im THG-Quoten-Markt. Das betrifft unter anderem den Import von nur auf dem Papier "fortschrittlichem" Biodiesel aus Asien, insbesondere aus China. Darauf hat die Europäische Union im August 2024 mit Anti-Dumping-Zöllen reagiert. Und auch bei der Anrechnung der Reduktion der Treibhausgase bei der Produktion (sogenannte UER-Projekte) gibt es Unregelmäßigkeiten, ebenfalls in China. So entstand ein übergroßes Angebot an THG-Zertifikaten, und der Marktpreis stürzte ab.