Sprit aus Speiseöl: Diesel dürfen 100 Prozent "Frittenfett" tanken

Pommes im Fett einer Friteuse
Frittenfett im Tank? Diesel dürfen bald Kraftstoff tanken, der zu 100 Prozent aus Speiseöl gewonnen wird© stock.adobe.com

Sprit aus Speiseöl? Diesel können jetzt zu 100 Prozent paraffinischen Kraftstoff tanken, der auch aus Frittenfett hergestellt ist. Das sagen ADAC Fachleute zur Einführung des klimaschonenden HVO.

  • Update: Kraftstoff jetzt an den Tankstellen erhältlich

  • Bislang war nur eine geringe Beimischung erlaubt

  • ADAC fordert Hersteller auf, Verträglichkeit bei älteren Modellen zu prüfen

Auch bisher konnte hydriertes Pflanzenöl dem Diesel beigemischt werden. Neu ist, dass es nun 100 Prozent sein dürfen. So soll der Straßenverkehr nachhaltiger werden. Nun ist es so weit: Ab Mittwoch, 29. Mai, darf der neue, klimafreundliche Treibstoff HVO100 an den Tankstellen verkauft werden. Die entsprechende Verordnung (10. BImSchV) wurde im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

HVO-Kraftstoff so teuer wie Premiumdiesel

HVO-Kraftstoff (Hydrotreated Vegetable Oil) besteht aus Abfallstoffen wie Altspeiseölen oder Fettresten. In seiner Reinform (HVO100) senkt der Treibstoff die bilanziellen CO₂-Emissionen von Dieselfahrzeugen um bis zu 90 Prozent gegenüber fossilem Diesel. Es ist davon auszugehen, dass der neue Sprit an den Tankstellen schrittweise eingeführt wird. Der Preis je Liter dürfte bis zu 20 Cent über dem herkömmlichen B7-Diesel und damit etwa auf dem Niveau des sogenannten Premiumdiesels liegen.

Achtung: Nicht verwechselt werden darf HVO mit reinem Pflanzenöl, das bei älteren Dieseln in der Vergangenheit häufig verwendet wurde.

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Diesel: 100 Prozent hydriertes Pflanzenöl möglich

Schon bislang konnten paraffinische Dieselkraftstoffe dem herkömmlichen Diesel beigemischt werden, vorausgesetzt das finale Produkt erfüllte die Kraftstoffnorm für Diesel (DIN EN 590). Nach der geänderten Verordnung dürfen sie nun aber auch in 100-prozentiger Konzentration angeboten werden, wenn sie die Norm DIN EN 15940 erfüllen.

Die neue Verordnung verpflichtet Tankstellenbetreibende allerdings auch, die Kundinnen und Kunden einheitlich zu informieren, um Schäden an Fahrzeugen durch falsche Betankung zu vermeiden.

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ADAC: Verträglichkeit von HVO-Diesel prüfen

ADAC Technikpräsident Karsten Schulze begrüßt die HVO-Zulassung: "Die klimaschonende Weiterentwicklung von Kraftstoffen für Bestandsfahrzeuge ist ein wichtiger Schritt, um die Klimaschutzziele zu erreichen." Jetzt seien die Hersteller gefordert, neue Fahrzeuge für die Verwendung von Speiseöldiesel auszulegen und die Verträglichkeit bei älteren Modellen zu prüfen.

Um eine der neuen Spritsorten tanken zu können, sind modellspezifische Freigaben der Hersteller notwendig. Eine Umfrage des ADAC zum Jahreswechsel 2023/2024 zeigt, dass derzeit nur wenige Pkw-Modelle für die Verwendung von HVO seitens der Automobilhersteller freigegeben sind. Die DAT hat eine offizielle Freigabenliste in Abstimmung mit den Fahrzeugherstellern/-Importeuren erstellt.

Nicht jedes Fahrzeug verträgt HVO

Bevor sie den neuen Kraftstoff tanken, sollten sich Fahrerinnen und Fahrer dieselbetriebener Fahrzeuge also beim Hersteller vergewissern, dass ihr Fahrzeug den Kraftstoff verträgt. Einzelne Fahrzeuge sind bereits entsprechend im Tankdeckel mit XTL gekennzeichnet oder die Information lässt sich aus der Betriebsanleitung entnehmen.

Tankstellenbetreiber müssen ihrerseits künftig XTL an den Zapfsäulen deutlich kennzeichnen. Alle Fahrerinnen und Fahrer von Fahrzeugen, die keinen Nachweis über die Verträglichkeit von XTL haben, sollten ausschließlich die bisherige Dieselsorte "Diesel B7" tanken.

Sprit aus Speiseöl: Kraftstoffmenge ist limitiert

Inwiefern Autofahrerinnen und Autofahrer flächendeckend Kraftstoff aus "Frittenfett" tanken können, ist offen. Das Bundesverkehrsministerium (BMDV) mahnte bereits, dass es nur eine begrenzte Menge gebe. Altspeiseöle – beispielsweise aus der Gastronomie – würden bereits heute vollständig als Beimischung im Verkehr eingesetzt, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Diese Menge könne nicht wesentlich gesteigert werden. Möglich ist aber ein Zukauf von international großen Raffinerien, also der Import beispielsweise aus anderen europäischen Ländern.

Mit Material von dpa.