Test Renault Rafale: Mit Hybridtechnik an die Spitze?

Renault hat munter Sprosse für Sprosse ins SUV-Modellsortiment gefügt und ist mit dem Rafale weit oben angelangt. Das SUV-Coupé soll nicht nur optisch überzeugen, sondern auch durch seinen Hybridantrieb. Der ADAC hat den Rafale Hybrid getestet.
SUV-Coupé der Mittelklasse mit 4,71 Metern Länge
Elektrifiziert als Voll- und als Plug-in-Hybrid
Sehr wendig dank Allradlenkung
Auch Renault hat längst erkannt, dass mit klassischen Limousinen kein Staat mehr zu machen ist und sein Angebot in Richtung SUV verlagert. Innerhalb kurzer Zeit haben die Franzosen daher den Austral vorgestellt und den neuen Espace-SUV, der kein Van mehr sein darf. Den Captur als Kleinwagen-SUV gibt es schon lange, ganz neu ist der Symbioz, und der Arkana deckt die Gattung des kompakten SUV-Coupés ab.
Der Renault Rafale rundet das Angebot nun nach oben hin ab. Als SUV-Coupé soll er sich vom gleich großen Espace vor allem durch Sportlichkeit und etwas mehr Extravaganz abheben, ohne dabei allerdings die Praktikabilität als Familienauto ganz aufzugeben. Zum Flaggschiff auserkoren soll der Rafale zusätzlich noch die neueste Renault-Technik angemessen ins Schaufenster stellen. Wird er all diesen Anforderungen gerecht?
Renault Rafale: Inspiration aus dem Hangar

Wie es sich für ein neues Vorzeigemodell gehört, hat Renault dem Rafale (das "e" ist stumm) eine eigene Hintergrundstory gebastelt. Den Namen verdankt das SUV dem Flugzeug Caudron-Renault Rafale, das sich vor 90 Jahren mit 445 km/h durch die Luft bewegen konnte.
Dieses Erbe gibt einen Hinweis darauf, wie Renault sein neues Werk verstanden wissen will: Die coupéhafte Silhouette des 4,71 Meter langen Fahrzeugs soll aerodynamische Leichtigkeit, die scharfen Linien im Blech Dynamik vermitteln.
Der Rafale will sich dadurch zuallererst von der internen Konkurrenz absetzen, denn eigentlich haben die Franzosen mit dem Espace schon ein Mittelklasse-SUV im Sortiment. Letzterer soll vor allem als praktische Familienkutsche fungieren, der Rafale wiederum die Option für den distinguierteren Geschmack sein.
Erkennbar ist dieser Ansatz vorne am Grill: Dieser ist als durchlässige Wabe gestaltet, durch deren Schlitze ein blauer Hintergrund durchscheint. Auffällig sind auch die Tagfahrlichter, die von einem Knick in der Karosserie unterbrochen werden und sich dann weiter Richtung Unterboden fortsetzen. Interessante optische Features in einem insgesamt aber recht generischen SUV-Gesamtdesign.
Renault Rafale: Bildergalerie

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Innenraum: Überzeugt die Bedienung?

Ein technisches Highlight im Innenraum ist zweifellos das Panoramadach: Das macht das Interieur nicht nur heller und einladender, sondern hat eine sehenswerte Funktion parat. Per Knopfdruck oder Sprachbefehl an den Google Assistant wird das Glas langsam milchig, die Intransparenz baut sich dank Flüssigkristalltechnik ganz ohne Rollo nach und nach auf.
Das Cockpit präsentiert sich im Stil aktueller Renault-Modelle und wirkt modern, aber auch ein bisschen wuchtig. Wer den kleinen Startknopf am Armaturenträger findet und drückt, dürfte zunächst von den großen und fein aufgelösten Displays beeindruckt sein. Der hochformatige 12-Zoll-Touchscreen dient dabei als Schaltzentrale für nahezu alle Einstellungen von Sicherheitssystemen über Navigation und Infotainment bis hin zu personalisierten Apps.
Die Bedienerfreundlichkeit geht dabei in Ordnung, gewisse Ähnlichkeiten in der Struktur zu anderen Android-Auto-Systemen sind erkennbar und dann auch hilfreich. Das System reagiert nicht nur schnell auf Eingabebefehle, es nutzt für das Navigationssystem auch die sehr übersichtlichen Google-Karten.
Selbst die Sprachbedienung funktioniert tadellos und blitzschnell über den Google Assistant. So zeitgemäß einige Anwendungen funktionieren, so unübersichtlich kann hier und da die Gesamt-Menüführung sein.
Zudem stört die überladene Darstellung im Tachodisplay. Hier sind zwar sehr viele nützliche Infos über den Fahrzustand, Reichweite oder Leistungsabgabe zu finden. Doch vieles verliert sich im Anzeigen-Klein-Klein. Und warum Renault mit Getriebewählhebel, Wischerhebel und dem Bediensatelliten für das Audiosystem auf der rechten Lenkradseite gleich drei Lenkstockhebel – und damit mindestens einen zu viel – angebracht hat, ist unverständlich.
Antrieb: Sparsame Hybridtechnik

Die Zeichen bei Renault stehen konsequent auf Hybrid. Schon den Austral gab es nicht mehr als Diesel, immerhin aber noch als Mild-Hybriden, der Espace verließ sich schon ausschließlich auf Vollhybridtechnik. Das heißt, dass zwei kleine Elektromotoren und ein Benzinmotor zusammenarbeiten, wobei der E-Antrieb vor allem bei niedrigerem Tempo das Fahrzeug allein vorwärtsbringen kann.
Renault kombiniert für den E-TECH Full Hybrid 200 des Rafale nun einen 3-Zylinder-Benzinmotor mit 1,2 Liter Hubraum (96 kW/130 PS) mit einem Hauptelektromotor (50 kW/70 PS). Dazu kommt noch ein kleiner elektrischer Generator (25 kW/34 PS), der das Starten und die Gangwechsel übernimmt.
Dieses Setup soll es ermöglichen, in der Stadt bis zu 80 Prozent der Zeit elektrisch unterwegs zu sein und auch im Normalbetrieb erheblich Kraftstoff einzusparen. Niedrige 4,7 Liter auf 100 Kilometer gibt der Hersteller an, der ADAC hat 5,7 Liter im Schnitt ermittelt. Auch das ist beeindruckend wenig für ein SUV dieser Größe. Besonders im Stadtverkehr zeigt sich der Rafale sparsam, aber auch der Autobahnverbrauch geht nicht durch die Decke.
Negativ fallen hingegen das unharmonische Schaltverhalten des Getriebes sowie der kernige Dreizylinder auf, beides schmälert den Antriebskomfort nachhaltig. Insgesamt steht eine Systemleistung von maximal 147 kW/200 PS zur Verfügung, die für souveräne Fahrleistungen sorgt.
Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h absolviert der Franzose in 4,6 Sekunden, von 80 auf 120 km/h braucht er mit 5,4 Sekunden kaum länger. Renault gibt den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h mit 8,9 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 180 km/h. Alles gute Werte.
Wer mehr Power möchte, hat mit dem Rafale 4x4 als Plug-in-Hybrid eine Alternative. Er kommt auf eine Systemleistung von 300 PS.
Fahrwerk: Exzellente Vierradlenkung

Das echte technische Bonmot findet sich beim Rafale in der Allradlenkung, die beim Handling des SUV erheblich hilft. Die Hinterräder lenken bis zu fünf Grad entgegengesetzt zu den Vorderrädern, das unterstützt merklich beim Rangieren in Parklücken und engen Stellen.
Gemessene 11,0 Meter Wendekreis ergeben sich dadurch (Werksangabe 10,4 m). In der Stadt ist dies ein großer Pluspunkt für den Rafale. Aber auch auf der Autobahn helfen die Hinterräder leicht mit beim Lenken und sorgen für zusätzliche Stabilität. Beim ADAC Ausweichtest zeigt sich, dass der Rafale sehr sicher und erstaunlich dynamisch den gesteckten Parcours durcheilt.
Die Traktion des Fronttrieblers ist aber nur durchschnittlich. Hinzu kommt, dass die Antriebsschlupfregelung nicht sonderlich sensibel regelt.
Viel Platz: Kofferraum und Innenraum

Als dynamisches SUV-Coupé wird der Rafale seinen Ansprüchen also gerecht, die technischen und optischen Einfälle im gut verarbeiteten Innenraum unterstreichen zudem den Premiumanspruch, den Renault mit dem Neuen vermitteln will. Abgehoben wirkt er trotzdem nicht, er bleibt ein praktisches Familienauto.
Da ist zum Beispiel die luxuriös ausgestattete Mittel-Armlehne auf der Rückbank zu nennen, in dessen Schlitzen sich Tablets oder Handys etwa zum Filmschauen festklemmen lassen. Außerdem verbaut: Zwei USB-C-Auslässe zum Aufladen, Ablageflächen und die obligatorischen zwei Flaschenhalter.
Das Raumangebot auf den vorderen Plätzen fällt großzügig aus. Die Beinfreiheit reicht für rund 1,95 Meter große Menschen, die Kopffreiheit würde selbst für 2,15 Meter großen Personen genügen. Einzig die hohe Gürtellinie sowie der stets dunkle Dachhimmel (Ausnahme Panoramadach) beeinträchtigen das gute Raumempfinden.
Im Fond geht es etwas enger zu, dennoch reicht die Kopffreiheit trotz coupéhafter Dachlinie selbst für 1,90 Meter große Mitfahrerinnen und Mitfahrer. Für die Beine hält der Rafale sogar noch mehr Platz bereit, selbst 2,20 Meter große Hünen finden für ihre Beine ausreichend Platz vor.
Beim Blick in den Kofferraum gibt es eine echte Überraschung: Denn der ist trotz unvorteilhafter Coupé-Form ziemlich groß, 627 Liter passen laut Hersteller rein, nach ADAC Messung sind es immer noch gute 465 Liter, dachhoch 545 Liter. Mehr als bei BMW X4, Volvo XC60 und dem Espace (Fünfsitzer). Bei umgeklappter Sitzbank sind im Rafale bis zu 1410 Liter (bis Fensterhöhe) möglich.
Ein echtes Manko ist allerdings die Ladekante, Kinderwagen und Gepäck muss man erst einmal über knapp 82 Zentimeter herüberwuchten, der Espace ist ein kleines bisschen zugänglicher. Allerdings gilt dieser Kritikpunkt für fast alle SUVs dieser Größe, Vans und Hochdachkombis sind da zweifellos praktischer.
Preis und Ausstattung
"Techno" nennt Renault die Basisversion des Rafale und mit ihr bekommt man schon ein ganz ordentliches Paket: Adaptive LED-Lichter, adaptiver Tempomat, Müdigkeitswarner, Notbremsassistent mit Fußgängererkennung, Navigationssystem (Google-basiert), Rückfahrkamera und Verkehrszeichenerkennung sind inkludiert. Preis: 43.800 Euro.
Schicke und nützliche Details wie das flexibel dimmbare Panoramaglas, der blau hinterlegte Kühlergrill, die leuchtende Sitzbestickung, dreifarbige Nähte im Alcantara-Bezug und den Toter-Winkel-Warner mit aktivem Lenkeingriff erhält man allerdings nur mit der teureren Variante "Esprit Alpine" oder weiteren optionalen Paketen. Produziert wird der Rafale wie auch der Espace und Austral im Werk Palencia in Nordspanien.
Unter dem Strich kommt der Renault Rafale auf eine gute Note beim ADAC Test von 2,2.
Das hat uns gefallen: gute Verarbeitung, Hybridantrieb mit Sparpotential, kleiner Wendekreis, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung
Das hat uns nicht gefallen: sehr schlechte Sicht nach hinten, unharmonische Antriebseinheit, hohe Ladekante
Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum Renault Rafale E-Tech Full Hybrid 200 Esprit Alpine als PDF herunterladen.
Renault Rafale: Technische Daten, Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | Renault Rafale E-Tech Full Hybrid 200 Esprit Alpine Multi-Mode-Automatik (ab 06/24) |
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Motorart | Voll-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.199 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 147 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 200 |
Drehmoment (Systemleistung) | n.b. |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 8,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 106 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 4,7 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 1,7 |
Kofferraumvolumen normal | 627 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.910 l |
Leergewicht (EU) | 1.735 kg |
Zuladung | 445 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.710 mm x 1.886 mm x 1.613 mm |
Grundpreis | 48.300 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Renault Rafale E-Tech Full Hybrid 200 Esprit Alpine Multi-Mode-Automatik |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 4,6 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,9 m |
Wendekreis | 11,0 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,7 l Super/100 km, 156 g CO₂/km (well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 965 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 67,9 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1708 / 472 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 465 / 915 / 1410 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Renault Rafale E-Tech Full Hybrid 200 Esprit Alpine Multi-Mode-Automatik (ab 06/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,7 |
Innenraum | 2,3 |
Komfort | 2,7 |
Motor/Antrieb | 2,3 |
Fahreigenschaften | 2,4 |
Sicherheit | 1,8 |
Umwelt/EcoTest | 2,0 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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