Dauertest Renault Mégane Electric: Wo sind die Schwächen?

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Von Wolfgang Rudschies

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Aufnahme von Manuel Griesmann der den Renault Megane E-Tech lädt
Ingenieur Manuel Griesmann hat sich federführend um den Elektro-Renault beim ADAC gekümmert© ADAC/Ralph Wagner

Der Renault Mégane E-Tech hat 100.000 Kilometer im Dauereinsatz beim ADAC absolviert. Dabei zeigte das Kompakt-Elektroauto viele Stärken, aber auch ein paar Schwächen. Gab es Defekte? Und wie steht es um die Haltbarkeit der Batterie? Hier das Ergebnis.

  • Bilanz nach 100.000 Kilometern

  • Batteriegesundheit im Check

  • Keine Panne, kein technischer Ausfall

Elektro-Mégane als ID.3-Konkurrent

Aufnahme des fahrenden Renault Megane E-Tech
Ständig im Einsatz, ständig unter Strom: Elektrischer Mégane beim ADAC© ADAC/Ralph Wagner

Im Jahr 2022 schickte Renault den Mégane E-Tech als Konkurrenten zum VW ID.3 ins Rennen. Er sollte schicker ausschauen als der Wolfsburger und ihn vor allem technisch übertreffen. Das war eine selbstbewusste Ansage der Franzosen.

Ja, die technischen Eckdaten des Renault Mégane E-Tech, der zum Jahreswechsel 2022/23 ins Technik-Zentrum des ADAC rollte, können sich sehen lassen. So bietet der E-Motor an der Vorderachse eine Leistung von 160 kW/218 PS und ein Drehmoment von 300 Nm. Die Batterie von 60 kWh Nennkapazität soll für eine Reichweite von 450 Kilometern sorgen. Was Batteriegröße und Reichweite angeht, liegt der Mégane allerdings deutlich hinter dem VW ID.3 zurück, der mit 77 kWh und 525 km Normreichweite im ADAC Dauertest unterwegs ist.

Mit sechs Zentimetern weniger Außenlänge als der VW ID.3 gerät der Mégane beim Platzangebot nur geringfügig ins Hintertreffen, was auf der Rückbank spürbar wird. In Sachen Bedienung setzt der Franzose auf das OpenR-link-Infotainmentsystem, also ein Navigationssystem mit Google Maps, integriertem Google-Assistenten und Sprachsteuerung. Das kann man schlechter machen.

100.000 Kilometer in 33 Monaten

Der Renault Mégane Electric im Dauertest im ADAC Testzentrum Landsberg
Der Tachostand nach weniger als drei Jahren: 100.000 Kilometer© ADAC/Test und Technik

Im September 2025 hat der Mégane E-Tech Electric die anvisierten 100.000 Kilometer absolviert. Das ist eine Jahresfahrleistung von rund 36.000 Kilometern – das heißt, der Mégane war "ständig unter Strom". Wegen eines technischen Defekts liegen geblieben ist er nie.

Überzeugt hat der Mégane die ADAC Tester auch hinsichtlich der Leistung des Elektroantriebs. Leistungsreserven und Laufkultur der E-Maschine sind erste Klasse. Zudem machten der Elektroantrieb und seine Komponenten nie Probleme. Auch das Fahrverhalten wird positiv bewertet, obwohl die Vorderräder bei Nässe gelegentlich Traktionsprobleme aufwiesen.

Dass die erste Fahrzeug-Inspektion nach 30.000 Kilometern lediglich 150 Euro gekostet hat, trägt auf jeden Fall zu dem guten Eindruck bei, den der Mégane E-Tech Electric insgesamt hinterlassen hat. Die Servicekosten blieben mit rund 633 Euro über drei Jahre moderat. Unterm Strich waren die Wartungskosten für den Mégane in dieser Zeit so gering, wie man es sich von einem Elektroauto erhofft.

Schwächen beim DC-Laden

Auf der Langstrecke bleiben jedoch Schwächen als Bilanz: In der kalten Jahreszeit beträgt die realistische Autobahnreichweite lediglich 200 bis 250 Kilometer. Die DC-Schnellladeleistung fiel insbesondere bei Kälte deutlich ab. Selbst im Sommer und auch nach Software-Updates erreichte der Mégane die versprochenen 130 kW nicht.

Entscheidend für die Langstreckentauglichkeit eines Elektroautos ist grundsätzlich nicht allein die Etappenreichweite, sondern auch, in welcher Zeit das E-Auto in der Lage ist, genügend Strom zur Weiterfahrt in den Akku zu pumpen.

Im Sommer und Winter gibt es dabei erhebliche Unterschiede, wie die Messungen des ADAC zeigen. Folgende Grafik zeigt die unterschiedliche Ladeperformance im Sommer (23 °C) und im Winter (−7 °C).

Mit betriebswarmer Batterie schafft der Mégane bei 10 Prozent Ladestand kurzzeitig rund 110 kW, fällt aber zügig ab und liegt bei 20 Prozent bereits unter 100 kW. Im Schnitt ist die Ladeleistung zwischen 10 und 80 Prozent mit 72,8 kW nicht überragend, aber noch in Ordnung. Wird hingegen mit kalter Batterie schnell geladen, sinkt die Ladeleistung drastisch auf im Schnitt 47,2 kW ab.

Nach längerer Recherche zeigte sich, dass die Antriebsbatterie bei aktiver Routenführung des bordeigenen Navigationssystems vor einem Ladestopp temperiert wird. Diese Information findet sich jedoch weder im Bordbuch noch wird sie anderweitig kommuniziert, obwohl sie für die Nutzer wirklich hilfreich wäre.

Auch gibt es keine Info über die Batterietemperatur oder darüber, wann die Batterie temperiert wird. Eine manuelle Aktivierung dieser Heizung ist nicht möglich.

Auffälligkeiten im Detail

Mit zunehmender Laufleistung traten einige Auffälligkeiten auf, die zumindest irritieren. Knackgeräusche an den vorderen Türen konnten zwar durch den Austausch der Türfangbänder im Rahmen der Herstellergarantie behoben werden – allerdings war der Erfolg nicht von allzu langer Dauer.

Die induktive Smartphone-Ladeschale fiel dadurch auf, dass der Ladevorgang ohne erkennbaren Grund abbrach und gelegentlich auch nicht startete. Eine Abhilfemaßnahme befindet sich laut Hersteller in der Entwicklung, ist jedoch bislang nicht verfügbar.

Der Spurhalteassistent verhält sich teils unvorhersehbar. Insbesondere in lang gezogenen Kurven auf Bundesstraßen zieht er das Fahrzeug spürbar zur Fahrbahnmitte, woraufhin der Notfall-Spurhalteassistent gegensteuert und sich quasi "selbst warnt". Aufgrund dieses Fehlverhaltens wurde zunächst eine Fahrwerkseinstellung beim Renault-Händler durchgeführt. Im Zuge dessen erfolgte außerdem eine Neukalibrierung der Kamera des Spurhalteassistenten.

Genau diese Fahrwerkseinstellung war allerdings kontraproduktiv, denn in der Folge kam es zu starken Traktionsproblemen des Fahrzeugs. Erst eine Einstellung bei einer auf Fahrwerksarbeiten spezialisierten Fachwerkstatt brachte eine deutliche Verbesserung: Die Spur wurde korrekt eingestellt, das Fahrverhalten insgesamt stabiler, die Traktion erhöht und das Lenkgefühl spürbar präziser.

Mit zunehmender Laufzeit zeigten sich Mängel im Bereich der Karosserie und der Anbauteile: Die Aufnahmen der Kofferraumabdeckung rissen aus, die Fahrertür wurde schwergängig und die Dichtung der Heckscheibe löste sich ab.

Batteriealterung kein Problem

Die Batteriealterung ist unauffällig und liegt im erwartbaren Bereich: Eine Messung durch Leerfahrt zeigte bei Kilometerstand 38.000 einen State of Health (SoC) von 96,6 Prozent, bei 100.000 Kilometern waren es noch 93,2 Prozent.

Ein Aviloo Flashtest kam zum Schluss auf 94,6 Prozent SoC, und das Auslesen aus dem Batteriemanagement (BMS) des Renault ergab 93 Prozent. Zur Einordnung: Für 70 Prozent SoC bei 160.000 Kilometern oder bis zum Alter von acht Jahren steht Renault per Akku-Garantie gerade.

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Fazit: Hoher Wertverlust trotz gutem Zustand

Der Renault Mégane Electric im Dauertest im ADAC Testzentrum Landsberg
Gebrauchtwagencheck zum Ende des Dauertests© ADAC/Test und Technik

Bei der abschließenden ADAC Gebrauchtwagenuntersuchung wurde der Gesamtzustand des Mégane mit dem Label "Grün" beurteilt, was einem der Laufleistung und dem Fahrzeugalter entsprechenden Zustand entspricht. Basierend auf einer DAT-Marktanalyse wurde der Händlerverkaufswert für das Fahrzeug auf 21.612 Euro eingeschätzt. Der Bruttolistenpreis des Testwagens Ende 2022 lag bei stolzen 51.450 Euro.

Für den Erstbesitzer bedeutet das einen kräftigen Wertverlust. Für den Gebrauchtwagenkäufer hingegen, dass er bereits für kanpp über 20.000 Euro ein attraktives, zuverlässiges und nur drei Jahre altes Elektroauto bekommen kann.

Renault Mégane E-Rech Electric: Daten und Preis

Fachliche Beratung: Manuel Griesmann/ADAC Technik Zentrum

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