Leben nach Schlaganfall: Folgen und Lebenserwartung

Junge Frau schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl durch den Park
Ein Schlaganfall hinterlässt häufig deutliche Spuren © iStock.com/fotografixx

Ein Schlaganfall kann bleibende Schäden hinterlassen und das Leben von Betroffenen und Angehörigen stark beeinflussen. Was im Alltag hilft.

  • Ein Schlaganfall wirkt sich stark auf das Leben der Betroffenen aus

  • Die Folgen eines Hirnschlags sind von vielen Faktoren abhängig

  • Spezielle Therapie kann die Genesung fördern

Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Schädigung von Teilen des Gehirns, die sich in plötzlichen ("schlagartigen") neurologischen Symptomen äußert, wie etwa Taubheitsgefühle oder Sprachstörungen. Ein Schlaganfall, auch als Apoplex bezeichnet, ist immer ein Notfall, der schnelle Behandlung erfordert. Ursache ist eine Durchblutungsstörung des Organs, die zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen führt. In der Folge sterben Nervenzellen ab, wodurch es zu Ausfallerscheinungen kommt. Schlaganfälle kommen zwar vor allem bei älteren Menschen vor, Jüngere können aber auch betroffen sein.

Bei den Ursachen für einen Schlaganfall unterscheidet man zwischen:

  • Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall), bei dem es durch Verlegung eines Blutgefäßes, etwa durch ein Blutgerinnsel, zu einer Durchblutungsstörung kommt.

  • Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt), die das Gehirngewebe schädigen kann. Sie entsteht meist durch hohen Blutdruck, veränderte Gefäßwände oder Gefäßmissbildungen.

Folgen eines Schlaganfalls

Im Gehirn fließen Informationen aus dem gesamten Körper zusammen: Hier befinden sich Bewusstsein, Gedächtnis und die Kontrolle über alle Muskeln. Dabei sind verschiedene Hirnregionen auf unterschiedliche Aufgaben spezialisiert. Die Folgen eines Schlaganfalls und wie sie den Alltag beeinträchtigen, hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Ausschlaggebend ist, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind und in welchem Ausmaß.

Daraus resultierende Symptome sind unter anderem:

  • Lähmungen

  • Verkrampfte Muskulatur (Spastiken)

  • Bewegungs- und Empfindungsstörungen

  • Sprach- und Schluckstörungen

  • Sehstörungen

  • Bewusstseinsstörungen und Schwindel

  • Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen

  • Antriebslosigkeit

Folgen eines kleinen oder eines stummen Schlaganfalls

Bei "kleinen Schlaganfällen" wird das betreffende Blutgefäß nur vorübergehend oder lediglich teilweise verschlossen. Die Symptome sind die gleichen wie bei einem vollständigen, anhaltenden Verschluss, verschwinden aber innerhalb kurzer Zeit wieder. Sie sind trotzdem ein Notfall und bedürfen der unmittelbaren Behandlung, da das Risiko für einen vollständigen Schlaganfall mit den entsprechenden Folgen sehr hoch ist. Gleiches gilt für einen "stummen Schlaganfall", bei dem klassische Symptome meist ausbleiben.

Langzeitfolgen nach einem Schlaganfall

Vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach einem Schlaganfall klagen viele Betroffene über Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit wie Aufmerksamkeits-, Sprach- und Gedächtnisstörungen. Einschränkungen im Alltag werden in diesem Zeitraum von vielen als störend empfunden. Eine anhaltende Lähmung, die größere Teile des Körpers betrifft, kann Aktivitäten erschweren oder unmöglich machen. Da durch die Durchblutungsstörung abgestorbene Nervenzellen nicht nachwachsen, können Symptome dauerhaft bestehen bleiben.

Das Gehirn kann sich wiederum bis zu einem gewissem Maße anpassen, wodurch sich Ausfallerscheinungen wie Gedächtnislücken bessern oder teilweise ausgeglichen werden können.

Kann man nach einem Schlaganfall normal leben?

Bei etwa 40 Prozent der Patientinnen und Patienten bleiben erhebliche Beeinträchtigungen bestehen. Manchmal bleibt ein Schlaganfall auch gänzlich ohne Folgen, insbesondere bei betroffenen Kindern und Jugendlichen. Unter Umständen ist es nach einem Schlaganfall möglich, in den alten Beruf und ein selbstständiges beziehungsweise normales Leben zurückzukehren. Bei der Regeneration unterstützten gezielte Rehabilitationsprogramme mit Krankengymnastik, Ergotherapie und Sprachheilbehandlung.

Etwa eine von drei betroffenen Personen muss ihre berufliche Tätigkeit wechseln, ungefähr ein Viertel bleibt dauerhaft arbeitsunfähig. Im schlimmsten Fall kann ein Schlaganfall den gesamten körperlichen und geistigen Zustand eines betroffenen Menschen derart beeinträchtigen, dass er dauerhaft pflegebedürftig bleibt.

Faktoren, die Ausgang und Langzeitfolgen eines Schlaganfalls beeinflussen:

  • Das Ausmaß der betroffenen Hirnregion: Kleine Infarkte sind günstiger als größere Defekte.

  • Schnelle und spezialisierte Hilfe: Ein Schlaganfall muss so schnell wie möglich therapiert werden, es zählt jede Minute. Betroffene, die in spezialisierten Zentren behandelt werden ("Stroke Units"), haben bessere Überlebens- und Heilungschancen.

  • Alter: Je jünger die betroffene Person, desto besser die Heilungschancen.

  • Zustand nach dem Schlaganfall: Personen, die sich direkt nach der Erkrankung in einem guten geistigen und körperlichen Zustand befinden, haben auch längerfristig bessere Aussichten auf eine günstige Entwicklung der Erkrankung.

  • Angehörige, die bei der Therapie und Bewältigung des Alltags helfen, unterstützen eine positive Entwicklung der Genesung.

  • Therapietreue: Wer sich an die Empfehlungen der Ärztin oder des Arztes hält und Folgetermine konsequent wahrnimmt, hat eine bessere Prognose.

Psychische Folgen eines Schlaganfalls

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Erlebnis, das dazu führen kann, dass betroffene Personen nicht mehr ihrer gewohnten Tätigkeit nachgehen können oder pflegebedürftig werden. Dies kann erhebliche Folgen für die Psyche haben. Ängste und Niedergeschlagenheit sind unmittelbar nach dem Vorfall normal, auch schwerwiegende Depressionen sind möglich. Es ist deshalb ratsam, sich gegebenenfalls entsprechende Hilfe zu suchen und psychische Probleme nicht ausschließlich als vorübergehendes oder unveränderliches Problem nach einem Schlaganfall anzusehen.

ADAC Notfallpass: Hilfe im Ernstfall

Generelle Informationen zu Ihrem Gesundheitszustand helfen den Rettungskräften bei einem Notfall. Im ADAC Notfallpass können alle relevanten Notfalldaten hinterlegt und zentral in der Wallet-App des Smartphones oder der Smartwatch gespeichert werden:

  • Vorerkrankungen

  • Medikamenten-Allergien

  • Medikationen

  • Blutgruppe

  • Kontaktpersonen (Angehörige, Notfallkontakte, Haus- und Fachärzte)

  • Informationen zu einer Schwangerschaft

  • Informationen zu Implantaten (z. B. Herzschrittmacher)

  • Informationen zu Organspendeausweis, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht

Im ADAC Notfallpass liegen diese Daten sicher verschlüsselt, damit sie bei einem Verlust von Smartphone oder Smartwatch nicht in falsche Hände gelangen. Der Notfallpass kann in die Rettungskette integriert werden. Im Notfall kann er von den Rettungskräften gescannt und ausgelesen werden. Im Zuge einer Weiterbehandlung im Krankenhaus können die Daten der entsprechenden Klinik zur Verfügung gestellt werden.

Lebenserwartung nach einem Schlaganfall

Obwohl ein Schlaganfall noch immer eine recht häufige Todesursache ist, überleben ihn die meisten Menschen bei rechtzeitiger Behandlung. Der entstandene Schaden am Gehirn kann die Lebenserwartung allerdings in den darauffolgenden Monaten und Jahren erheblich beeinflussen.

Das liegt zum einen daran, dass die zugrunde liegenden Erkrankungen, etwa Arteriosklerose oder Diabetes mellitus, auf vielfältige Art und Weise zu Komplikationen führen und die Lebenserwartung verkürzen können. Außerdem ist das Risiko für folgende Ereignisse stark erhöht: Etwa eine von zehn betroffenen Personen erleidet innerhalb eines Jahres erneut einen Schlaganfall.

Mehr als 80 Prozent der Betroffenen überleben das erste Jahr nach dem Schlaganfall, mehr als die Hälfte der Betroffenen unter 50 Jahren auch die nächsten fünf. Das Alter ist ein entscheidender Faktor: Zum einen sinkt mit zunehmendem Alter die verbleibende Lebenserwartung nach einem Schlaganfall. Zum anderen ist die Erkrankung bei jüngeren Personen seltener unmittelbar lebensbedrohlich: Lediglich eine von 100 Personen unter 44 Jahren stirbt innerhalb der ersten Tage nach einem Hirnschlag im Krankenhaus, bei den über 90-Jährigen sind es 19 Prozent. Daneben spielt die Ursache für den Schlaganfall eine Rolle: An Hirnblutungen versterben kurz- und mittelfristig mehr Menschen als an einem ischämischen Infarkt.

Was tut Schlaganfallpatienten gut?

Risikofaktoren wie Rauchen, Bewegungsmangel oder weitere Erkrankungen, etwa Diabetes mellitus oder Bluthochdruck, beeinflussen die Lebenserwartung nach einem Schlaganfall. Bei Menschen, die einen gesunden Lebensstil führen und Begleiterkrankungen konsequent und bestmöglich therapieren, ist sie höher.

Regelmäßige Bewegung sowie eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse können das Risiko für einen weiteren Schlaganfall senken. Betroffene sollten weitgehend auf Lebensmittel verzichten, die viel Cholesterin, Salz oder tierische Fette enthalten. Diese fördern Arteriosklerose und Bluthochdruck, die wiederum das Schlaganfallrisiko erhöhen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.