Ischämischer Schlaganfall: Wenn Blutgefäße im Gehirn verstopfen

Ein Arzt erklärt einem Patienten seine Röntgenbilder
Beim ischämischen Schlaganfall ist ein Blutgefäß im Gehirn blockiert© Shutterstock/Peakstock

Bei einem ischämischen Schlaganfall verschließt sich ein Blutgefäß im Gehirn, und das umgebende Nervengewebe wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das sind die Konsequenzen.

  • Etwa 85 Prozent aller Schlaganfälle sind ischämische Schlaganfälle

  • Auslöser sind Blutgerinnsel und Gefäßverkalkungen

  • Behandlung mit Medikamenten oder Operation

Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Schädigung von Nervenzellen im Gehirn, wodurch bestimmte Hirnfunktionen im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig ausfallen. Typische Folgeerscheinungen sind Lähmungen, Sprach- und Sehstörungen sowie geistige Beeinträchtigungen. Je nach Ursache der Hirnschädigung unterscheiden Fachleute verschiedene Arten von Schlaganfällen. Der ischämische Schlaganfall (ischein: Altgriechisch für zurückhalten, aima: Griechisch für Blut) ist mit einem Anteil von etwa 85 Prozent die häufigste Form.

Was passiert beim ischämischen Schlaganfall?

Ischämischer Schlaganfall-Übersicht der Schlaganfall-Arten
Die verschiedenen Formen eines Schlaganfalls© ADAC e.V.

Die Ursache eines ischämischen Schlaganfalls ist eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns. Sie führt in den betroffenen Hirnbereichen zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff (zerebrale Ischämie). Auslöser ist in den meisten Fällen ein Blutgerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft. In der Regel entsteht ein solches Gerinnsel im Herzen oder einem großen Blutgefäß wie der Halsschlagader. Mit dem Blutstrom wird es ins Gehirn gespült, wo es sich in einem kleineren Gefäß festsetzt.

Ebenso wie ein Blutgerinnsel kann auch eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) zu einem Schlaganfall führen. Dabei lagern sich Blutfette und andere Substanzen an der Innenwand der Blutgefäße ab. Die Blutgefäße verengen sich daraufhin. Wie in einem verstopften Wasserrohr fließt das Blut nur noch langsam hindurch. Das begünstigt zum einen die Bildung von Blutgerinnseln im Bereich der Verengung. Zum anderen kann sich das Gefäß mit der Zeit durch die Ablagerungen vollständig verschließen.

Wesentlich seltener als Blutgerinnsel oder Gefäßverengungen sind Hirnblutungen für einen Schlaganfall verantwortlich. Dabei reißt ein Blutgefäß im Gehirn oder zwischen den Gehirnhäuten. Das austretende Blut übt Druck auf das umliegende Hirngewebe aus, das dadurch geschädigt werden kann. Fachleute bezeichnen diese Form des Schlaganfalls als hämorrhagischen Schlaganfall.

"Kleiner Schlaganfall"

Im Gegensatz zu einem ischämischen Schlaganfall handelt es sich bei der sogenannten transitorischen ischämischen Attacke (TIA, im Volksmund auch kleiner oder leichter Schlaganfall genannt) um eine vorübergehende neurologische Störung. Sie entsteht durch eine kurzfristige zerebrale Ischämie, die keine bleibenden Schäden hervorruft. Da eine TIA ein Vorzeichen für einen echten Schlaganfall sein kann, sollte sie unbedingt ärztlich abgeklärt werden.

Was ist ein lakunärer Infarkt?

Lakunäre Infarkte (aus dem Lateinischen: Lacuna = Lücke, infarcire = verstopfen) sind eine Unterform des ischämischen Schlaganfalls. Sie stehen meist im Zusammenhang mit einer Verkalkung der kleinen Blutgefäße (Arteriolen und Kapillaren). Besonders häufig sind Menschen mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck betroffen. Da ein kleines Blutgefäß nur einen kleinen Gehirnbereiche versorgt, ist der Schaden bei einem einzelnen lakunären Infarkt meist nur sehr klein, häufig verläuft er sogar ohne Symptome. Kommt es im Verlauf der Zeit aber zu vielen solchen Infarkten, können die Ausfallerscheinungen erheblich sein.

Symptome eines ischämischen Schlaganfalls

Trotz der unterschiedlichen Ursachen sind die Symptome eines ischämischen Schlaganfalls grundsätzlich die gleichen wie bei einem hämorrhagischen Schlaganfall. Allein anhand der Beschwerden lassen sich die beiden Schlaganfallformen also nicht voneinander unterscheiden. Welche Ausfallerscheinungen im Einzelfall auftreten, hängt vielmehr davon ab, welcher Teil des Gehirns geschädigt wurde, da verschiedene Gehirnareale unterschiedliche Aufgaben haben.

Neben dem betroffenen Hirnareal beeinflusst das Geschlecht die Anzeichen eines Schlaganfalls: Während bei Männern die klassischen Schlaganfall-Symptome überwiegen, kommt es bei Frauen häufiger zu untypischen und unspezifischen Beschwerden, die eine rasche Diagnose erschweren.

Behandlung: Schnelle Hilfe ist entscheidend

Ein ischämischer Schlaganfall kann innerhalb weniger Minuten zum Absterben von Nervenzellen und damit zu bleibenden körperlichen und geistigen Behinderungen führen. Es ist deshalb entscheidend, dass Betroffene schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden. Besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall, sollten Betroffene oder Angehörige umgehend den Rettungsdienst (112) verständigen.

Die Erstversorgung beginnt unmittelbar mit dem Eintreffen des Notarztes. Er sorgt vor dem Transport ins Krankenhaus dafür, wichtige Körperfunktionen zu stabilisieren, insbesondere die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Atmung. Die betroffene Person wird an einen Überwachungsmonitor angeschlossen und erhält bei Bedarf Sauerstoff und alle notwendigen Medikamente.

Behandlung im Krankenhaus

Im Krankenhaus wird zunächst mithilfe bildgebender Verfahren (z.B. einer Computertomografie) sichergestellt, dass es sich um einen ischämischen Schlaganfall handelt. Das ist sehr wichtig, da sich die Therapie grundlegend von der des hämorrhagischen Schlaganfalls (Hirnblutung) unterscheidet. Bestätigt sich die Diagnose, muss die Durchblutung im Gehirn schnellstmöglich wiederhergestellt werden.

In der Regel versuchen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, das Gerinnsel mithilfe eines Medikaments aufzulösen (Lyse-Therapie, Thrombolyse). Es wird entweder über die Vene verabreicht oder mithilfe eines Katheters direkt in das verschlossene Gefäß gespritzt. Die Thrombolyse ist jedoch nur innerhalb eines engen Zeitfensters von bis zu 4,5 Stunden nach Beginn der Symptome sinnvoll, im Einzelfall bis zu neun Stunden nach Symptombeginn. Eine Alternative zur Thrombolyse ist die Thrombektomie, bei der das Blutgerinnsels mithilfe eines Katheters aus dem verstopften Gefäß entfernt wird. Auch eine kombinierte Behandlung mit Thrombolyse und Thrombektomie ist möglich.

Gut zu wissen:

Das Medikament, das bei der Thrombolyse zum Einsatz kommt, wirkt stark blutverdünnend. Es erhöht deshalb das Blutungsrisiko und kann bereits bestehende Blutungen verstärken. Aus diesem Grund darf es auf keinen Fall bei einem hämorrhagischen Schlaganfall verabreicht werden. Eine Lysetherapie erfolgt deshalb niemals im Rettungswagen, sondern immer erst im Krankenhaus, nachdem ein hämorrhagischer Schlaganfall mittels bildgebender Verfahren sicher ausgeschlossen wurde.

An die Akutbehandlung schließt sich für gewöhnlich eine Rehabilitation an. Die durch den Schlaganfall entstandenen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen sollen so gut wie möglich gelindert werden. Betroffene erlernen dann den Umgang mit notwendigen Hilfsmitteln (z. B. Orthesen und Rollstühlen) und werden bei allen Maßnahmen unterstützt, die notwendig sind, um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.