Leben mit Colitis ulcerosa: Krankheitsbild und Tipps für Alltag und Reise

Eine Frau sitzt mit Bauchschmerzen und Krämpfen auf dem Sofa
Colitis ulcerosa führt zu blutigen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen© iStock.com/MarianVejcik

Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, bei der sich die Schleimhaut des Dickdarms entzündet. Infos zur Krankheit und Tipps für Betroffene.

  • Schubförmiger Verlauf

  • Typisch sind blutige Durchfälle und Bauchkrämpfe

  • Medikamentöse oder operative Behandlung

Colitis ulcerosa ist eine in Schüben verlaufende, chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Bei etwa 40 bis 50 Prozent der Betroffenen befällt die Entzündung ausschließlich den Enddarm und den letzten Abschnitt des Dickdarms (Colon). Bei circa 30 bis 40 Prozent weitet sie sich auf den gesamten links gelegenen Teil des Dickdarms aus (linksseitige Kolitis) und bei etwa 20 Prozent auf den gesamten Dickdarm (Pancolitis).

In Deutschland erkranken jährlich ungefähr vier von 100.000 Menschen, meist im Alter zwischen 20 und 34 Jahren. Bei bis zu 40 Prozent der Betroffenen treten die ersten Symptome schon früher auf. Auch Säuglinge, Kinder und Jugendliche können erkranken, meistens ist bei ihnen der gesamte Dickdarm betroffen.

Was kann eine Colitis auslösen?

Die Ursachen von Colitis ulcerosa sind noch nicht abschließend geklärt. Wie bei Morbus Crohn vermuten Fachleute, dass eine Fehlfunktion des Immunsystems die Erkrankung begünstigt. Als Autoimmunerkrankung gilt die Colitis ulcerosa jedoch nicht.

Ebenso wenig handelt es sich bei der Dickdarmentzündung um eine klassische Erbkrankheit. Allerdings haben viele Betroffene eine genetische Veranlagung, sodass Geschwister von Erkrankten gegenüber der allgemeinen Bevölkerung ein bis zu 50-fach höheres Erkrankungsrisiko haben. Verschiedene Umweltfaktoren, psychische Belastungen und Stress können den Ausbruch der Erkrankung begünstigen oder ihren Verlauf negativ beeinflussen. Das Gleiche gilt für einige Medikamente, beispielsweise bestimmte Schmerzmittel (nicht-steroidale Antirheumatika, NSAR), hormonelle Verhütungsmittel und andere Hormonpräparate.

Symptome bei Colitis ulcerosa

Typische Symptome während eines akuten Colitis-ulcerosa-Schubs:

  • Schleimig-blutige Durchfälle

  • Extremer, nicht kontrollierbarer Stuhldrang

  • Krampfartige Bauchschmerzen

Oft beginnt die Erkrankung schleichend mit relativ wenigen Durchfällen pro Tag. Breitet sich die Dickdarmentzündung weiter aus, werden diese häufiger und schlimmer. Bei weniger als vier blutigen Stuhlgängen täglich sprechen Fachleute von einer leichten Krankheitsaktivität. Bei einer hohen Krankheitsaktivität kann sich die Zahl auf über zehn Stühle pro Tag steigern. Betroffene haben dann in der Regel ausgeprägte Krankheitssymptome wie

  • erhöhte Temperatur bis hin zu hohem Fieber

  • Exsikkose (starke Austrocknung des Körpers durch Flüssigkeitsverlust)

  • Gewichtsverlust

  • Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche

  • niedriger Blutdruck und schneller Puls

Grundsätzlich unterscheiden sich die Symptome einer Dickdarmentzündung bei Frau und Mann nicht.

Befall anderer Organe

Auch andere Organe und Gewebe können sich bei Colitis ulcerosa entzünden, beispielsweise Teile der Augen, die Gelenke (Arthritis), die Gallenwege und die Haut. Insgesamt passiert dies jedoch seltener als bei Morbus Crohn.

Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist ebenfalls eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Sie unterscheidet sich jedoch in einigen Details von Colitis ulcerosa. Das gilt beispielsweise für das Befallsmuster: Während Colitis ulcerosa immer den Dickdarm betrifft, entzündet sich bei Morbus Crohn fast immer der Dünndarm. Außerdem ist bei Colitis ulcerosa die gesamte Schleimhaut des betroffenen Darmabschnitts entzündet, während bei Morbus Crohn die Entzündungsherde von gesundem Gewebe umgeben sind.

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale beider Erkrankungen zusammen.

Symptome

Morbus Crohn

Colitis ulcerosa

Dünndarmbefall

meistens

selten

Dickdarmbefall

oft

immer

Enddarmbefall

selten

immer

Entzündungsmuster

einzelne Herde

gesamte Schleimhaut

Tiefe der Entzündung

die ganze Darmwand

nur die Schleimhaut

Befall anderer Organe

häufig

selten

Fieber

häufig

selten

Bauchschmerzen

meistens

häufig

Durchfall

meistens, nur selten blutig

meistens, häufig blutig

Gewichtsverlust

häufig

selten

Wachstumsverzögerung

häufig

selten

Symptome bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
Morbus Crohn vs. Colitis ulcerosa Entzündungsherde im Vergleich
Typisches Befallmuster bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.© ADAC e.V.

Begleiterkrankungen

Durch die chronische Entzündung kann Colitis ulcerosa zu verschiedenen Komplikationen führen:

  • Starke Blutungen

  • Thromboembolien (Verschluss von Blutgefäßen durch einen Blutpfropf)

  • Starke Überdehnung des Dickdarms (toxisches Megakolon)

  • Darmdurchbruch

  • Blutarmut

  • Darmverengung (Stenose)

  • Erhöhtes Darmkrebsrisiko

Das toxische Megakolon geht mit einer starken Aufgasung, blutigen Durchfällen, hohem Fieber und Schmerzen einher. Da es zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand oder einem Darmdurchbruch kommen kann, müssen Betroffene umgehend im Krankenhaus behandelt werden.

Diagnose von Colitis ulcerosa

Die Diagnose erfolgt aufgrund der typischen Symptome sowie der Ergebnisse verschiedener Untersuchungen. Dazu zählen die Kontrolle bestimmter Blutwerte, eine Stuhlprobe und bildgebende Verfahren wie eine Röntgenaufnahme und eine Ultraschalluntersuchung des Bauches. Häufig ist auch eine Darmspiegelung sowie manchmal eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie erforderlich. Aufgrund des erhöhten Darmkrebsrisikos werden bei der Darmspiegelung in der Regel Gewebeproben entnommen.

Selbsttest bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen?

Im Handel werden verschiedene Selbsttests auf Colitis ulcerosa und Morbus Crohn angeboten. Allerdings ist die Diagnostik bei CED sehr komplex und es gibt keinen einzelnen Test, der die Erkrankungen sicher nachweisen kann. Ein Selbsttest kann also bestenfalls Hinweise auf die Erkrankung liefern, ersetzt aber keinesfalls eine umfassende ärztliche Diagnostik.

Ist Colitis ulcerosa heilbar?

Colitis ulcerosa ist nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es, die Entzündung unter Kontrolle zu bringen und die Beschwerden zu lindern. Welche Maßnahmen notwendig sind, hängt davon ab, wie stark die Symptome sind und wie groß der betroffene Darmabschnitt ist.

Colitis ulcerosa wird fast immer medikamentös behandelt, bei einem schweren Schub häufig im Krankenhaus. Zum Einsatz kommen vor allem:

  • entzündungshemmende Medikamente, insbesondere Kortisonpräparate und Mesalazin

  • Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems unterdrücken (Immunsuppressiva)

  • Antikörper, die bestimmte entzündungsfördernde Botenstoffe unwirksam machen

Antibiotika sind nur bei bakteriellen Darminfektionen erforderlich. Um einen erneuten Schub zu verhindern, müssen Betroffene das entzündungshemmende Mesalazin nach einem Schub für mindestens zwei Jahre einnehmen. Dauert ein Schub länger als sechs Monate (chronischer Verlauf), ist eine dauerhafte Therapie über mehrere Jahre erforderlich.

Manchmal ist es unumgänglich, den Dickdarm operativ zu entfernen. Das ist unter anderem der Fall, wenn starke Blutungen auftreten oder Medikamente nicht ausreichend wirken, zum Beispiel bei einem sehr schweren Schub oder beim toxischen Megakolon. Bei der Operation wird der Dünndarm direkt mit dem After verbunden. Unmittelbar nach dem Eingriff wird jedoch häufig ein künstlicher Darmausgang angelegt, damit sich der Darm zunächst gut erholen kann. Danach können Betroffene ihren Darm wieder auf normale Weise entleeren, allerdings ist dies häufiger erforderlich als vorher und der Stuhlgang ist in der Regel weniger fest.

Konkrete Ernährungsvorgaben oder verbotene Lebensmittel gibt es bei Colitis ulcerosa nicht. Es ist allerdings ratsam, sich ernährungsmedizinisch beraten zu lassen, da der entzündete Darm die Nahrung oft nicht optimal verwerten kann und es leicht zu einer Unterernährung und Mangelerscheinungen kommt. Bei manchen Menschen helfen Probiotika – also mit bestimmten Mikroorganismen angereicherte Lebensmittel – das Risiko eines erneuten Schubs zu senken.

Wie verläuft Colitis ulcerosa?

Colitis ulcerosa verläuft chronisch-rezidivierend. Das bedeutet, dass sich Phasen mit aktiver Entzündung und solche ohne Beschwerden abwechseln. Typische Auslöser für einen Schub sind beispielsweise körperliche oder emotionale Belastungen.

Meist beginnt die Erkrankung mit leichteren Beschwerden. In seltenen Fällen kommt es jedoch zu sehr plötzlich einsetzenden, heftigen Durchfällen, Schmerzen und starken Allgemeinbeschwerden. Dieser Verlauf von Colitis ulcerosa ist lebensbedrohlich, etwa ein Drittel der Betroffenen verstirbt.

Auch das erhöhte Darmkrebsrisiko kann die Lebenserwartung einschränken: Etwa acht von 100 Betroffenen erkranken 15 bis 20 Jahre nach der Diagnose an Dickdarmkrebs. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in einer gastroenterologischen Praxis wichtig.

Auch wenn die Erkrankung nicht heilbar ist, haben Betroffene bei optimaler Behandlung in der Regeleine weitgehend normale Lebenserwartung. Es ist jedoch ratsam, bei Anzeichen eines erneuten Schubs möglichst rasch die behandelnde Ärztin oder den Arzt aufzusuchen.

Neben dem erhöhten Darmkrebsrisiko besteht bei Colitis ulcerosa auch ein höheres Risiko für bestimmte andere Krebsarten. Das hängt mit der Einnahme bestimmter Medikamente zusammen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind deshalb auch unabhängig von akuten Schüben wichtig.

Häufig können Menschen ihrem Beruf trotz Colitis ulcerosa weiterhin nachgehen. Ein akuter Krankheitsschub kann allerdings eine längere Arbeitsunfähigkeit nach sich ziehen. Betroffene, die eine Krankschreibung haben, erhalten in dieser Zeit weiterhin ihr normales Gehalt. Dauert die Arbeitsunfähigkeit länger als sechs Wochen, zahlt die Krankenkasse für bis zu 78 Wochen (1,5 Jahre) ein individuell berechnetes Krankengeld.

Bei einigen Menschen führen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu so gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen, dass eine Behinderung besteht. Bei einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent (Schwerbehinderung) haben Betroffene Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis – und damit auf bestimmte Nachteilsausgleiche, unter anderem am Arbeitsplatz.

Betroffene, die aufgrund der Erkrankung nicht oder nur eingeschränkt arbeitsfähig sind, können bei der Deutschen Rentenversicherung einen Antrag auf eine Erwerbsminderungsrente stellen.

Mit einer Darmerkrankung reisen

Reisen ist auch mit einer chronischen Darmerkrankung möglich, allerdings ist es ratsam, ein paar Dinge zu beachten:

  • Vermeiden Sie Reisen während eines akuten Schubs oder bei Komplikationen wie Darmverengungen und Abszessen.

  • Informieren Sie sich über Ihr Reiseziel und die medizinische Versorgung vor Ort.

  • Versuchen Sie, Reisedurchfälle und anderen Magen-Darm-Infektionen durch geeignete Hygienemaßnahmen vorzubeugen, z. B. durch gründliches Händewaschen vor dem Essen, dem Verzicht auf Leitungswasser und Eiswürfel sowie rohes oder ungeschältes Obst und Gemüse.

  • Wählen Sie im Idealfall ein Reiseziel, an dem Sie Ihre gewohnte Ernährung weitgehend beibehalten können.

  • Vermeiden Sie vor allem scharfe oder stark gewürzte Speisen.

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Durchfall oder anderen Magen-Darm-Beschwerden, zögern Sie nicht, umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.