Reisedurchfall: Wie man eine Infektion vermeidet
Magen-Darm-Infekte mit Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen sind im Urlaub keine Seltenheit. Doch dem lästigen Reisedurchfall lässt sich vorbeugen.
Reisedurchfall tritt vor allem in warmen Ländern auf
Hauptinfektionsquelle sind bakteriell verunreinigte Lebensmittel und Wasser
Durch gute Hygiene lässt sich eine Infektion oft verhindern
Reisedurchfall (Reisediarrhoe) ist eine der häufigsten Reisekrankheiten, Schätzungen zufolge erkranken täglich etwa 40.000 Menschen daran. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung harmlos und verschwindet nach einigen Tagen von allein. Dennoch können typische Symptome wie häufiger, wässriger Stuhlgang, Bauchschmerzen, Blähungen und Übelkeit Betroffenen den Urlaub gründlich verderben.
Deshalb ist es gut zu wissen, warum es zu einem Reisedurchfall kommt, wie sich das Risiko für den lästigen Magen-Darm-Infekt verringern lässt, und in welchen Fällen ein Besuch in der Arztpraxis ratsam ist.
Montezumas Rache
Montezuma war der neunte Herrscher des Reiches der Azteken, das mit der Eroberung Mexikos durch die Spanier im Jahr 1521 unterging. Einer Legende zufolge sprach der König kurz vor seinem Tod einen Fluch über die Eindringlinge aus, sie würden seine Rache zu spüren bekommen. Seitdem ist der Reisedurchfall, der viele Touristen in Mittelamerika heimsucht, scherzhaft unter dem Namen "Montezumas Rache" bekannt.
Warum man im Urlaub Durchfall bekommt
Hauptursache für Reisedurchfall sind Infektionen mit Krankheitserregern, vor allem Bakterien, in selteneren Fällen auch Viren und parasitären tierischen Einzellern (Protozoen). Besonders groß ist die Ansteckungsgefahr in Ländern mit feucht-warmem Klima und niedrigeren Hygienestandards. Denn solche Verhältnisse machen es den Krankheitserregern besonders leicht, sich rasch zu vermehren.
Eine der wichtigsten Infektionsquellen sind Lebensmittel, insbesondere wenn sie vor dem Verzehr nicht optimal gelagert und gekühlt wurden. Zudem unterliegt das Trinkwasser in anderen Ländern oft nicht den gleichen Anforderungen an Reinheit und Keimfreiheit wie in Deutschland. Es stellt deshalb die zweite Hauptinfektionsquelle dar.
Hinzu kommt, dass Reisedurchfall ansteckend ist: Fasst man Gegenstände an, die mit den Erregern verunreinigt sind – beispielsweise eine Türklinke – und führt die Hände dann an Mund, Nase oder Augen, kommt es sehr leicht zu einer Übertragung. Aber auch unbekannte exotische Speisen und Gewürze strapazieren die Darmschleimhaut und können einen Reisedurchfall begünstigen.
So beugen Sie Reisedurchfall vor
Da Reisedurchfall mehrheitlich auf Krankheitserreger zurückgeht, die in Trinkwasser und Lebensmitteln lauern, lässt sich das Risiko für einen Reisedurchfall mit einigen Hygienemaßnahmen deutlich verringern:
Waschen Sie sich häufig die Hände, insbesondere vor dem Essen oder nachdem Sie eine Toilette aufgesucht haben.
Verwenden Sie nach dem Toilettenbesuch im Idealfall Einweghandtücher zum Abtrocknen.
In Gegenden oder bei Aktivitäten, bei denen Seife nicht immer verfügbar ist, sind Desinfektionstücher oder andere Mittel für die Handdesinfektion nützliche Begleiter.
Trinken Sie kein Leitungswasser, sondern kaufen Sie sich in einem Supermarkt
abgefülltes, noch original verschlossenes Trinkwasser, und nutzen Sie es auch zum Zähneputzen. Verzichten Sie zudem auf Eiswürfel in Getränken.
Achten Sie als Selbstversorger darauf, kühlpflichtige Lebensmittel immer bei der auf der Packung angegebenen Temperatur zu transportieren und zu lagern.
Obst, Gemüse und Salate sollten Sie vor dem Verzehr schälen oder gründlich mit abgefülltem Wasser waschen. Verzichten Sie im Restaurant im Zweifelsfall lieber auf den Verzehr roher Lebensmittel. Vorsicht gilt auch bei frisch zubereiteten Obstsäften.
Verzehren Sie Fleisch und Fisch nur gut durchgegart.
Halten Sie Fliegen und andere Insekten so gut wie möglich von Lebensmitteln fern, da sie Krankheitserreger übertragen können.
Gut zu wissen:
Ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlener Grundsatz bringt die wichtigsten Regeln zum Umgang mit Lebensmitteln in tropischen und subtropischen Ländern auf den Punkt: "Peel it, boil it, cook it or forget it“, also: Schäl es, koch es, brat es oder vergiss es.
Was hilft bei Reisedurchfall?
Häufig ist bei Reisedurchfall keine medizinische Behandlung erforderlich. Betroffene sollten aber unbedingt darauf achten, genug zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Das gilt umso mehr, wenn es neben dem Durchfall auch zu Erbrechen kommt oder wenn der Körper in wärmeren Ländern durch Schwitzen zusätzlich Flüssigkeit verliert.
Gut geeignet ist beispielsweise gesüßter Tee, unter Umständen in Kombination mit Salzgebäck, weil beides auch dem Salz- und Zuckerverlust entgegenwirkt. Ist eine Apotheke in Reichweite, sind dort möglicherweise spezielle Trinklösungen verfügbar, die Salze, Mineralstoffe und Traubenzucker im idealen Mengenverhältnis enthalten. Verzichten Sie hingegen auf Getränke, die die Darmschleimhaut reizen, wie zum Beispiel Limonaden, Kaffee oder Alkohol. Auch reines Wasser gilt bei Durchfall nicht als ideal.
Überfordern Sie Ihren Darm in der akuten Phase nicht mit schweren, fettigen Speisen. Als besonders magenschonend gelten zum Beispiel Zwieback, Bananen oder Apfelmus, allerdings ist dies nicht wissenschaftlich belegt.
Medikamente bei Reisedurchfall
In der Regel sind bei Reisedurchfall keine Medikamente notwendig. Es gibt jedoch Präparate, die die Anzahl der Toilettengänge deutlich verringern und Reisenden dadurch Erleichterung verschaffen können. Sie sind allerdings nur für eine kurzfristige Anwendung und bei einem milden bis mittelschweren Verlauf geeignet. Lassen Sie sich am besten in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke beraten, welches Durchfallmedikament Sie in Ihrer Reiseapotheke mitführen sollten.
Antibiotika wirken grundsätzlich nur gegen Bakterien und einige Protozoen, aber nicht gegen Viren. Ihr Einsatz ist bei Reisedurchfall also nicht in allen Fällen sinnvoll. Zudem empfehlen Fachleute Antibiotika nur bei einer mittelgradigen bis schweren Reisediarrhoe, die den Betroffenen erheblich einschränkt und Aktivitäten deutlich erschwert oder unmöglich macht. Auch eine vorbeugende Behandlung empfehlen Expertinnen und Experten nur, wenn ein erhöhtes Risiko für Komplikationen besteht, beispielsweise aufgrund bestimmter chronischer Erkrankungen.
Gegen einige Durchfall-Erkrankungen können sich Reisende durch eine Impfung schützen, beispielsweise gegen Cholera und Typhus. Allerdings werden sie von der Ständigen Impfkommission nur für bestimmte Risikogebiete und Personengruppen empfohlen. Lassen Sie sich hierzu am besten frühzeitig – mindestens vier bis sechs Wochen im Voraus – in Ihrer hausärztlichen Praxis oder einer spezialisierten reisemedizinischen Fachpraxis beraten.
Wie lange dauert Reisedurchfall?
Wie schnell sich der Reisedurchfall nach der Infektion einstellt und wie lange er dauert, hängt entscheidend vom Erreger ab: Bei Bakterien und Viren erkranken Betroffene in der Regel nach maximal drei Tagen, zum Teil aber auch schon nach wenigen Stunden. Die Beschwerden halten meist nicht länger als eine Woche an, häufig sogar nur für zwei bis drei Tage.
Anders verhält es sich, wenn der Durchfall auf Protozoen zurückgeht. Infektionen mit den Einzellern machen sich häufig erst nach ein bis zwei Wochen bemerkbar, und die Symptome bleiben ohne eine Therapie zum Teil für Wochen oder sogar Monate bestehen.
Wann ist ein Besuch beim Arzt empfehlenswert?
In vielen Fällen ist ein Reisedurchfall zwar lästig, aber nicht gefährlich und klingt nach kurzer Zeit wieder ab. Bei starkem Durchfall verliert der Körper allerdings viel Flüssigkeit und lebenswichtige Salze (Elektrolyte) wie Natrium und Kalium, was den Organismus erheblich belasten kann. Zudem verbirgt sich hinter besonders langanhaltendem Durchfall unter Umständen eine behandlungsbedürftige Infektion, zum Beispiel mit parasitären Einzellern.
Grundsätzlich ist ein Besuch in der ärztlichen Praxis deshalb immer ratsam, wenn
der Durchfall länger als zwei bis drei Tage dauert
mit Fieber über 38 Grad einhergeht oder
wenn Betroffene Blut im Stuhlgang entdecken
Schwangere und Senioren sollten unter Umständen schon früher ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da ihr Kreislauf durch den Flüssigkeits- und Salzverlust besonders belastet wird. Ein zu hoher Flüssigkeitsverlust macht sich zum Beispiel durch eine beschleunigte Atmung und einen hohen Puls, starken Durst, seltenes Wasserlassen, dunklen Urin oder einen trockenen Mund bemerkbar.
Besondere Vorsicht ist außerdem bei Säuglingen und Kleinkindern geboten: Da es bei ihnen sehr rasch zu einem Flüssigkeitsmangel kommt, kann ein Durchfall schnell gefährlich werden. Eltern sollten daher umgehend einen Arzt aufsuchen, wenn
ein Säugling pro Tag mehr als viermal Durchfall hat oder ein Kleinkind mehr als sechsmal
sie ihr Kind nicht zum Trinken ermuntern können
Durchfall, Erbrechen und Fieber gleichzeitig auftreten
das Kind hohes Fieber oder Bauchschmerzen hat oder
die Bauchdecke stark gespannt ist
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Erstellungsdatum: Februar 2023
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