Jetzt bis 800 Watt Leistung erlaubt: 2025 ein Balkonkraftwerk kaufen?
Mini-Solaranlagen werden immer beliebter. Seit Mai 2024 gibt es bessere Konditionen. Was Balkonkraftwerke aktuell leisten, wie viel sie kosten und worauf man achten sollte.
Aktuelle Infos zu Preisen und Leistungen von Balkonkraftwerken
Solarpaket I in Kraft: Gesetz bringt mehr Watt und weniger Bürokratie
Wichtige VDE-Anschlussnorm soll 2025 eine rechtliche Grauzone schließen
Mit einer steckerfertigen Mini-Solaranlage kann jeder an der Energiewende teilhaben – mit wenig Aufwand und auf engstem Raum. Die Zahl sogenannter Balkonkraftwerke wächst rasant. Mehr als 780.000 sind inzwischen in Deutschland in Betrieb. Immer mehr Menschen wollen selbst Strom erzeugen, um sich unabhängiger von Energiemarktpreisen zu machen und Stromkosten zu senken.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Solarpanels anbringen, Stecker in die Dose und Geld sparen: So lautet das Produktversprechen bei Balkonkraftwerken. Wegen ihrer einfachen Handhabung und der kompakten Abmessung können auch Laien ohne Eigenheim die Mini-Solaranlagen zu Hause anbringen. Möglich ist das an einem Balkongeländer, an der Fassade, auf der Terrasse oder dem Dach.
Balkonkraftwerke bestehen meist aus ein bis zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter. Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Solarstrom in normalen Haushaltsstrom um – von Gleich- in Wechselstrom. Danach kann der umgewandelte Strom direkt in eine Steckdose eingespeist werden. Der Stromzähler zu Hause läuft dann langsamer, weil weniger Energie aus dem Netz bezogen wird.
Was ist mit Steckersolargerät gemeint?
Steckersolargerät meint dasselbe wie Balkonkraftwerk. So bezeichnen vor allem Fachleute und die Bundesnetzagentur die kleinen Solarsysteme. Denn technisch gesehen handelt es sich hierbei nicht um eine Anlage, sondern um ein Haushaltsgerät, das Strom erzeugt. Die Unterschiede zu größeren Photovoltaikanlagen sind die vereinfachte Montage und Anmeldung sowie geringere Leistung.
So haben Photovoltaikanlagen mit Solarmodulflächen über mehrere Quadratmeter, die auf oder an einem Privathaus befestigt sind, laut Verbraucherzentrale eine Leistung von 3 bis 20 Kilowatt Peak. Die Installation und Wartung der Komponenten muss hier ein Fachbetrieb übernehmen. Er erledigt meist auch die nötigen technischen Anfragen und die Anmeldungen beim örtlichen Netzbetreiber.
Wie viel Solarstrom lässt sich erzeugen?
Circa 350 bis 470 Watt Ausgangsleistung hat ein typisches Solarmodul. Eine handelsübliche Mini-Solaranlagen mit zwei Modulen kann also die doppelte Menge Strom produzieren. Seit Mai 2024 darf man damit maximal 800 Watt in das öffentliche Netz einspeisen. Zulässig ist eine installierte PV-Leistung aller Module von höchstens 2000 Watt.
Bei Balkonkraftwerken, die mehr als insgesamt 800 Watt erzeugen können, drosseln deren Wechselrichter die Einspeisung. Die im Haushalt angeschlossenen Geräte nutzen zuerst die Sonnenenergie, bevor sie wieder auf Strom vom Versorger angewiesen sind.
Die vorherige Begrenzung der Einspeiseleistung auf 600 Watt hat die Bundesregierung mit dem Solarpaket I angehoben. Es ist größtenteils am 16. Mai 2024 in Kraft getreten und soll für mehr Strom vom Balkon und die einfachere Inbetriebnahme der Geräte sorgen.
Das neue Leistungslimit gilt somit praktisch schon, obwohl eine technische Produktnorm für Balkonkraftwerke noch fehlt. Der zuständige Verband VDE will seine Anschlussregeln bald an die Gesetzesänderungen anpassen, weil die bisherige Installationsnorm DIN VDE 0100-551-1 theoretisch nur bis zu 600 Watt erlaubt. Die neue VDE-Anschlussnorm tritt wohl frühestens Mitte 2025 in Kraft.
Wie viel Solarstrom ein Balkonkraftwerk wirklich liefert, hängt von mehreren Faktoren ab: vor allem von Ausrichtung, Neigungswinkel und Sonneneinstrahlung vor Ort. In Süddeutschland ist der Ertrag etwa höher als im Norden. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin rechnet für ein 800-Watt-System an einem Süd-Balkon ohne Verschattung mit 550 bis 790 Kilowattstunden im Jahr.
Bei einem Preis von 30 Cent je Kilowattstunde für Haushaltsstrom vom Versorger lassen sich somit theoretisch bis zu 237 Euro pro Jahr sparen. Praktisch ist es kaum machbar, den Solarstrom immer dann komplett zu verbrauchen, wenn er entsteht. Mit einer Mini-Solaranlage lässt sich in jedem Fall der Stand-by-Verbrauch der Elektrogeräte zu Hause (Kühlschrank, Router usw.) meistens decken.
Stecker-Solar-Simulator hilft bei Kalkulation
Der Online-Rechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hilft Ihnen, die solare Eigenversorgung Ihres Haushalts durch Steckersolargeräte abzuschätzen. Für zwei verschiedene Systemgrößen können Sie den Selbstversorgungsanteil, den solaren Nutzungsgrad und die jährlich vermiedenen CO₂-Emissionen vergleichen.
Was kostet ein Balkonkraftwerk?
Aufgrund des gestiegenen Wettbewerbs am Markt und der gesunkenen Herstellungskosten gibt es Mini-Solaranlagen inzwischen ab einigen Hundert Euro. Für ein 800-Watt-Komplettset mit Kabeln, Wechselrichter, zwei Modulen und Halterung sollte man rund 300 bis 700 Euro einplanen. Einem Single-Haushalt mit niedrigem Verbrauch reicht oft eine 400-Watt-Anlage, die ab 200 Euro kostet.
Dank zunehmender Leistung haben sich die Ausgaben oft nach 3 bis 5 Jahren amortisiert. Es ist ratsam, mögliche Einsparungen beim Strombezug nicht nur mit den Kosten für das Balkonkraftwerk zu verrechnen. Falls der Einbau eines digitalen Stromzählers notwendig wird, darf der Netzbetreiber auch höhere Betriebsgebühren verlangen als beim alten Ferraris-Zähler: bis zu 20 Euro pro Jahr.
Wo gibt's Förderung für Balkonkraftwerke?
Die Bundesländer Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie immer mehr Städte und Gemeinden bieten finanzielle Förderung für Mieterinnen und Mieter an, die Mini-Solaranlagen anschaffen und installieren lassen wollen. Teils muss man die Zuschüsse vor dem Kauf beantragen, teils danach. Sie betragen je nach Wohnort und Wattzahl zwischen 50 und 500 Euro.
Hinzu kommt, dass seit 2023 keine Mehrwertsteuer auf die Mini-Solaranlagen anfällt. Somit sparen Privatpersonen nochmals 19 Prozent bei der Anschaffung. Eine Einspeisevergütung für den nicht genutzten Solarstrom, der ins öffentliche Netz fließt, gibt es bei Balkonkraftwerken nicht. Nur Besitzer größerer Photovoltaikanlagen können Solarstrom an Netzbetreiber verkaufen.
Wie installiert man eine Mini-Solaranlage?
Ob sich ein Balkonkraftwerk rechnet, hängt vor allem von der Anbringung ab. Optimal ist dabei ein Winkel zum Horizont von 30 bis 40 Grad und eine Ausrichtung nach Süden. Eine Ausrichtung nach Südwesten oder Südosten bringt etwas weniger Ertrag. Wenn Schatten auf die Module fällt oder ihre Neigung nicht ideal ist, senkt das ebenfalls die Stromausbeute.
Installieren darf man die Mini-PV-Anlage selbst. Bauvorschriften, wonach Solarpanels mit Glasabdeckung nicht in über 4 Metern Höhe außen befestigt werden dürfen, sondern nur leichte Kunststoffmodule, gelten nicht mehr. Denn Balkonkraftwerke gelten nicht als Bauprodukte im Sinne der Landesbauordnungen. Dennoch sollte der Standort für die Anbringung geeignet sein und es keine Sicherheitsbedenken geben. Ein Glas-Solarmodul wiegt immerhin 20 bis 25 Kilogramm.
Wer eine Mini-Solaranlage kaufen will, sollte möglichst viel des erzeugten Stroms dann verbrauchen können, wenn die Sonneneinstrahlung stark ist: also tagsüber. Moderne Haushaltsgeräte machen es per Zeitschaltung möglich. Wasch- oder Spülmaschine lassen sich etwa automatisch mittags starten. Komplettsets mit Balkonkraftwerk und passendem Batteriespeicher gibt es inzwischen ab gut 500 Euro. Damit kann man den selbst erzeugten Solarstrom vom Balkon auch zeitversetzt nutzen.
Solarpanels sind nach dem Anbringen fast wartungsfrei. Nur eine Reinigung ist mindestens einmal im Jahr sinnvoll, weil sie Witterungs- und Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Das Balkonkraftwerk erzeugt sonst nicht so viel Energie, wie es eigentlich kann. Gepflegte Module bringen es auf eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren, auf Wechselrichter geben Hersteller 10 bis 15 Jahre Garantie.
Welche Vorschriften sind zu beachten?
Balkonkraftwerke können dank der Neuregelungen aus dem Solarpaket I seit Mai 2024 unbürokratischer ans Netz gehen. Wer eine Mini-Solaranlage installieren will, muss sie nicht mehr bei dem Netzbetreiber, sondern nur noch bei der Bundesnetzagentur anmelden. Zur Registrierung im Marktstammdatenregister muss man lediglich fünf Angaben machen.
Vorübergehend sind auch die älteren Ferraris-Zähler zulässig, die bei einer Einspeisung von Solarstrom ins öffentliche Netz rückwärtslaufen können – so lange, bis sie der Messstellenbetreiber gegen einen digitalen Zweirichtungszähler oder Smart Meter austauscht. Sie müssen also nicht abwarten, bis sich der Messstellenbetreiber meldet. Denn das kann noch einige Jahre dauern.
Demnächst sollen Balkonkraftwerke auch ganz offiziell an herkömmlichen Schuko-Steckdosen betrieben werden dürfen statt an einer Wieland-Steckdose, die ein Elektriker installieren muss. Bis Mitte 2025 soll eine Produktnorm für Mini-Solaranlagen vorliegen, die das regelt. Zusätzlich rät die Verbraucherzentrale, darauf zu achten, dass Hersteller den DGS-Sicherheitsstandard einhalten.
Eigentümergemeinschaften und Vermieter einer Wohnung können die Anbringung der Mini-PV-Anlagen seit dem Herbst 2024 nicht mehr ohne triftigen Grund verweigern. Bundestag und Bundesrat haben entsprechende Änderungen im Mietrecht und im Wohnungseigentumsrecht beschlossen, die die Installation von Balkonkraftwerken erleichtern.
Mit der Gesetzesänderung zählen Steckersolaranlagen zu den "privilegierten Maßnahmen". Wie bei baulichen Veränderungen für Wallboxen und beim behindertengerechten Umbauen haben Mieter und Eigentümer auf deren Genehmigung einen rechtlichen Anspruch haben – außer, diese sind für den Vermieter unzumutbar.
Balkonanlagen: Warnung vor mangelhaften Wechselrichtern
Die Bundesetzagentur warnte im Jahr 2023 vor mangelhaften Wechselrichtern für Balkonkraftwerke, die im stationären Handel und im Online-Handel erhältlich sind. Einige überschreiten im Betrieb gesetzliche Grenzwerte für elektromagnetische Verträglichkeit oder die Bauweise entspricht nicht den europäischen Normen und Sicherheitsstandards. Zum Beispiel beim chinesischen Hersteller Deye.
Vor dem Kauf sollte man darauf achten, dass die Wechselrichter über ein CE-Kennzeichen und eine deutsche Bedienungsanleitung verfügen und es einen europäischen Ansprechpartner gibt. Zudem sollte der Steckertyp auch in Deutschland passen. Die Bundesnetzagentur rät, sich vorab bei seriösen Quellen über den Anbieter zu informieren (z.B. bei Verbraucherzentralen und Stiftung Warentest).
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Wie versichert man ein Balkonkraftwerk?
Eine spezielle Photovoltaikversicherung benötigt man dafür nicht. Die Hausratversicherung, die viele Mieterinnen und Mieter ohnehin haben, reicht für die Absicherung von Balkonkraftwerken aus. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat 2023 seine Musterbedingungen für Hausratversicherungen erweitert. Wer eine Hausratversicherung neu abschließt, kann auf die unkomplizierte Mitversicherung des Balkonkraftwerks vertrauen.
Der GDV rät allen mit Bestandsverträgen, mit dem Hausratversicherer über das Balkonkraftwerk zu sprechen. In der Regel dürften die alten Policen auf die neuen Bedingungen umgestellt werden. Mit einer Hausratversicherung ist das Balkonkraftwerk ebenso wie der übrige Hausrat versichert: unter anderem gegen Sturm, Hagel, Feuer und Überspannungsschäden durch Blitzschläge.
Beim Schutz der Mini-Solaranlagen kann laut dem GDV auch die Haftpflichtversicherung eine Rolle spielen. Löst sich zum Beispiel ein Modul und beschädigt den Balkon der Nachbarn, sei das ein Fall für die private Haftpflichtversicherung. Deshalb sollte man auch diese informieren. Versichert sind auch Kurzschlüsse oder fahrlässige Bedienung.