Zweirichtungszähler für Solaranlage: Funktion und Kosten

Ein Zweirichtungszähler für den Stromverbrauch im Haus
Der Zweirichtungszähler hilft, die Übersicht zu behalten über selbst produzierten und vom Versorger bezogenen Strom© Shutterstock.com/Proxima Studio

Ein Zweirichtungszähler erfasst sowohl den bezogenen Strom aus dem öffentlichen Netz als auch den eingespeisten Strom aus der Solaranlage oder dem Balkonkraftwerk. Wofür man diesen Stromzähler braucht und was er kostet.

  • Ein Zweirichtungszähler misst Stromeinspeisung und Strombezug

  • Seit 2024 gibt es eine neue preisliche Obergrenze für die Kosten

  • Es gibt verschiedene andere Messeinrichtungen für PV-Besitzer

Wenn die eigene Photovoltaikanlage oder das heimische Balkonkraftwerk mehr Strom produzieren, als man im Haushalt benötigt, wird der Überschuss ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Für den Solarstrom aus der PV-Anlage zahlt der Netzbetreiber sogar Geld. Reicht die Sonnenenergie vom Dach oder Balkon nicht aus, muss man zusätzlich Strom aus dem Netz beziehen. Für die korrekte Abrechnung der Einspeisevergütung und des Reststroms ist ein Zweirichtungszähler hilfreich.

Stromzähler für Solaranlage

Es gibt verschiedene Arten von Stromzählern für den Betrieb von PV-Anlagen:

  • Der Ertragszähler erfasst die Menge an Solarstrom, die das Gerät erzeugt. Seine Installation ist nicht mehr nötig, weil Solarstrom seit Anfang 2023 steuerfrei ist.

  • Der Einspeisezähler misst, wie viel seines produzierten Solarstroms ein Haushalt in das öffentliche Netz einspeist.

  • Der Bezugszähler registriert die Strommenge, die der Betreiber oder die Betreiberin der PV-Anlagen aus dem öffentlichen Netz beziehen.

Ein Zweirichtungszähler vereint die Funktionen des Einspeisezählers und des Bezugszählers. Er erfasst ins Netz eingespeisten und aus dem Netz bezogenen Strom in einem Gerät, und kann beides direkt miteinander verrechnen. Im Vergleich zu einem einfachen, schwarzen Ferraris-Zähler ohne Rücklaufsperre dreht sich die Messanzeige bei dem Zweirichtungszähler nicht rückwärts. Es gibt ihn analog oder digital. Ist er digital, spricht von man einer modernen Messeinrichtung. Die Zukunft gehört dem Smart Meter, einer intelligenten Messeinrichtung inklusive Kommunikationseinheit.

Ist ein Zweirichtungszähler Pflicht?

Laut der Bundesnetzagentur muss jede Stromentnahme aus dem Netz und jede Stromeinspeisung in das Netz eines Energieversorgers erfasst und genau gemessen werden. Das kann unkompliziert durch einen Zweirichtungszähler erfolgen. Es besteht allerdings keine Pflicht, ihn zu installieren. Alternativ können PV-Anlagen-Betreiber einen Einspeise- und einen Bezugszähler einbauen lassen, um die jeweiligen Strommengen zu erfassen. Für Haushalte, die mit ihrer PV-Anlage besonders viel Solarstrom erzeugen können, ist ab dem Jahr 2025 allerdings ein Smart Meter verpflichtend.

Vor- und Nachteile des Zweirichtungszählers

Zwei Geräte, ein Einspeise- und ein Bezugszähler, brauchen viel Platz im Zählerschrank. Ein Zweirichtungszähler ist hingegen eine platzsparende Variante.

Weitere praktische Vorteile: Der Messstellenbetreiber kümmert sich um Installation, Wartung und Eichung des Geräts – oft ist das der örtliche Betreiber des Stromnetzes. Häufig können die Betreiber den Zählerstand im Haus außerdem per Funk einmal im Jahr aus der Ferne ablesen.

Die Nachteile von Zweirichtungszählern: Die Kosten, das sogenannte Messstellenentgelt, sind im Vergleich zu herkömmlichen, analogen Geräten etwas höher. Und: Sobald ein Hausbesitzer den Messstellenbetreiber wechselt, muss auch der Zähler ausgetauscht werden.

Zweirichtungszähler richtig ablesen

Person notiert den Stand der Zweirichtungszähler für den Stromverbrauch im Haus
Wie der Zweirichtungszähler richtig abgelesen wird, erfährt man von seinem Netzbetreiber© Shutterstock.com/Proxima Studio

Mechanische Zweirichtungszähler sind einfach zu handhaben: Sie haben zwei separate Zählwerke, eines für den Bezug und eines für die Einspeisung des Stroms, die sich beide kontinuierlich vorwärts bewegen. Erkennbar ist ein Zweirichtungszähler zum Beispiel daran, dass auf dem Gerät zwei kleine Pfeile aufgedruckt sind, die in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Alternativ sind die Bezeichnungen 1.8.0 oder 1.8.X (für den Strombezug) und 2.8.0 oder 2.8.X (für die Stromeinspeisung) angebracht.

Digitale Zweirichtungszähler zeigen oft nur eine Zahl auf dem Display an. Die LCD-Anzeige wechselt zwischen Strombezug und Stromeinspeisung. Welcher Wert gerade angezeigt wird, erkennt man an den Bezeichnungen "1.8.0" für den Strombezug aus dem Netz und "2.8.0" für die Stromeinspeisung in das Netz. Fragen zum Ablesen kann der Netzbetreiber beantworten.

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Kosten eines Zweirichtungszählers

Private PV-Anlagen-Betreiber können in Deutschland keine Zweirichtungszähler kaufen. Sie müssen sie vom Netzbetreiber mieten. Seit Anfang 2024 gilt für die digitale Variante beziehungsweise ein modernes Messgerät eine Preisobergrenze von 20 Euro im Jahr für den Einbau und den Betrieb. In dieser Gebühr, dem sogenannten Messstellenentgelt, sind auch die Kosten für die Wartung, die Instandhaltung und die Eichung des Stromzählers enthalten.

Die Kostendeckelung gilt unabhängig von der Größe der PV-Anlage, also auch für Balkonkraftwerke. Möglicherweise erhalten Sie nach dem Zählerwechsel zusätzliche Rechnungen vom Messstellenbetreiber. Ist der Stromlieferant auch der Messstellenbetreiber oder als dessen Vertreter tätig, bleibt es hingegen bei einer Rechnung.

Je nach Stand der Technik im Haus muss im Zuge des Zählerwechsels womöglich außerdem der Schaltschrank erneuert werden. Dieser Umbau kann mehrere Hundert bis Tausend Euro kosten.

Autorin: Sabine Olschner