PV-Anlage reinigen – Ertragseinbußen vermeiden
Vogelkot, Laub oder Roststaub auf den Solarmodulen können die Leistung um bis zu einem Viertel reduzieren: Wann es sinnvoll ist, die PV-Anlage zu reinigen.
Wie oft eine PV-Reinigung nötig ist, hängt vom Standort ab
Wer regelmäßig putzt, erhöht den Stromertrag der Solaranlage
Für die professionelle Reinigung empfiehlt sich ein Fachbetrieb
Die Lebensdauer einer Solaranlage beträgt mindestens 20 Jahre. Je besser sie gepflegt und gewartet wird, umso länger hält sie. Auch wenn Photovoltaikmodule sich zum großen Teil selbst reinigen, können sich manche Ablagerungen hartnäckig halten und die Stromerträge schmälern. Wie oft sollte man also die Solaranlage reinigen?
Wann lohnt sich eine PV-Reinigung?
Den größten Teil des Schmutzes auf der Solaranlage wäscht der Regen ab. Verlassen sollte man sich aber nicht darauf. Problematisch wird es beispielsweise, wenn es lange Zeit nicht regnet oder wenn das Dach einen Neigungswinkel von weniger als 15 Grad hat. Dann kann das Wasser nicht optimal ablaufen und Verunreinigungen bleiben bestehen. Auch hartnäckiger Schmutz löst sich nicht durch Regen oder Schnee. In solchen Fällen ist Handarbeit angesagt.
Die gute Nachricht: Die meisten Photovoltaikanlagen, die auf Schrägdächern montiert sind, haben eine ausreichende Dachneigung für den Selbstreinigungseffekt. Anlagen auf Flachdächern liegen auch oft in einem günstigen Neigungswinkel, weil sie auf Ständern montiert sind. Der meiste Schmutz wird somit durch Regen oder Schnee weggespült.
Auch der Standort spielt eine Rolle: Wenn Photovoltaikanlagen in einem Gebiet stehen, das besonders viel Umweltschmutz ausgesetzt ist, sind regelmäßige Kontrollen wichtig. In der Nähe zu landwirtschaftlichen Betrieben zum Beispiel kommt es häufiger zu hartnäckigen Verschmutzungen als in der Stadt.
Welche Arten von Verschmutzung gibt es?
Je nachdem, wo eine Solaranlage installiert ist, kann sie durch unterschiedliche Einflüsse verunreinigt werden. Problematisch sind Fette und Roststaub, die in der Landwirtschaft oder durch den Abrieb beim Bremsen von Zügen auf Bahntrassen vorkommen. Beide fressen sich in die Oberfläche der Module ein.
In der Nähe von Wäldern sind PV-Anlagen Blättern, Nadeln, klebrigen Pollen oder Sand ausgesetzt. Auch umherfliegende Vogelfedern und Tierhaare sowie Insekten und Kot von Vögeln oder Nagetieren können aufs Dach gelangen und die Solaranlage verunreinigen.
Kaum sichtbar sind Schwebeteilchen, wie sie in Feinstaub vorkommen. Besonders in den Städten in der Nähe von großen Ring- oder Ausfallstraßen ist die Feinstaubbelastung sehr hoch. Die Schwebeteilchen landen auf den Solaranlagen, werden aber häufig durch einen Regenguss fortgespült.
Wie oft sollte man die PV-Anlage putzen?
Der Turnus der Solarreinigung ergibt sich aus dem Standort der Anlage. Wenn die Solaranlage Emissionen aus der Landwirtschaft ausgesetzt ist, ist es sinnvoll, sie häufiger zu säubern. In Regionen, in denen es wenig regnet, reicht der Niederschlag oft nicht zur Selbstreinigung aus, sodass Besitzer oder Fachleute selber Hand anlegen müssen. Auch eine Baustelle in der Nähe kann viel zusätzlichen Schmutz verursachen. Empfohlen wird, mindestens jedes Jahr eine Sichtprüfung durchzuführen.
Eine jährliche Reinigung ist nur in stärker belasteten Gebieten notwendig. Bei geringerer Luftverschmutzung reicht ein Reinigungsintervall zwischen drei und fünf Jahren. Letztlich ist es eine Rechenaufgabe, wie oft sich die Reinigung lohnt: Die Kosten für eine Reinigung der Solaranlage sollte nicht höher sein als der zusätzliche Ertrag, den man durch saubere Module sicherstellt.
Wie hoch sind die Ertragseinbußen?
Die Ertragseinbußen durch Verschmutzungen können 10 bis 20 Prozent der Maximalleistung einer PV-Anlage betragen. Das senkt nicht nur die Ausbeute der selbst genutzten Solarenergie, sondern verringert auch die mögliche Einspeisung ins Stromnetz und die entsprechende Vergütung.
Dazu ein Rechenbeispiel
Auf dem Dach eines Einfamilienhauses befindet sich seit 2023 eine 15-kWp-Anlage. Ein Teil des erzeugten Solarstroms wird von den Bewohnern selbst verbraucht, der Rest wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die staatliche Einspeisevergütung für seit Mitte 2022 in Betrieb genommene Photovoltaikanlagen beträgt für die ersten 10 kWp 8,2 Cent pro kWh und für die verbleibenden 5 kWp 7,1 Cent pro kWh. Im Durchschnitt liegt sie also bei 7,8 Cent pro Kilowattstunde eingespeisten Strom.
Bei einer möglichen Stromproduktion der Solaranlage von 15.000 kWh im Jahr, einem Eigenverbrauch von 3750 kWh im Jahr und ergibt sich somit eine Einspeisevergütung von 877,50 Euro im Jahr (Rechenweg: 11.250 kWh * 7,8 Cent/kWh = 87.750 Cent).
Eine Leistungseinbuße der verschmutzten PV-Anlage von 20 Prozent bedeutet bei gleichbleibendem Eigenverbrauch bis zu 234 Euro weniger Einnahmen im Jahr.
Auch Standort und Alter der PV-Anlage wirken sich üblicherweise auf den Ertrag aus. Somit ist die Verschmutzung nur einer von mehreren leistungsmindernden Einflüssen. Die Folgen sind dieselben wie bei Verschattungen etwa durch nahe stehende Bäume: An den verdreckten Stellen nimmt die PV-Anlage kein oder nur wenig Sonnenlicht auf und kann entsprechend weniger Strom erzeugen.
Besonders riskant ist der Hot-Spot-Effekt: Ablagerungen wie Vogelkot, die fest auf den Modulen haften bleiben, können dazu führen, dass die PV-Anlage überhitzt und ein Brand entsteht.
Was kann man selbst reinigen?
Die meisten Photovoltaikanlagen sind auf Dächern montiert. Wer seine Solaranlage selber reinigen will, muss dazu also aufs Dach klettern, was gefährlich werden kann. Laien wissen oft nicht, wie sie sich ausreichend sichern, oder sind nicht schwindelfrei beziehungsweise trittsicher. Entsprechende Sicherheitsmaßnahmen wie eine gute Absicherung sind daher notwendig. Grundsätzlich ist empfehlenswert, seine Photovoltaikanlage von einem professionellen Fachbetrieb reinigen zu lassen. Einfacher ist es, wenn sich die Solaranlage am Boden befindet. Hier besteht kein Risiko, bei den Arbeiten vom Dach zu fallen.
Wann muss der Fachmann ran?
Auch wer den Aufwand scheut oder Bedenken hat, etwas zu beschädigen, sollte sich professionelle Hilfe holen. Sinnvoll ist es, die Reinigung direkt mit der Wartung der Anlage zu verknüpfen. Das spart Kosten, weil der Fachbetrieb nur einmal kommen muss. Während der Reinigung kann dieser die Anlage sofort auf technische Mängel und Defekte prüfen und bei Bedarf reparieren. Die Reinigung und die Wartung sollte nur Fachpersonal durchführen, das sich auf Photovoltaiktechnik spezialisiert hat.
Was kosten eine Profi-Reinigung?
Wer einen Fachbetrieb für die Reinigung einer Photovoltaikanlage beauftragt, muss mit Netto-Preisen zwischen 1 und 3 Euro pro Quadratmeter rechnen. Bei kleinen Anlagen bieten die Experten oft Festpreise an, zum Beispiel 95 Euro bis 5 Kilowattpeak (kWp) oder 160 Euro bis 10 kWp. Je nach Standort, Firma und Aufwand kann es auch deutlich mehr sein. Hinzu kommen mitunter Kosten für die Anfahrt. Es ist sinnvoll, mehrere Angebote einzuholen, bevor man sich für einen Betrieb entscheidet. Bei den Angeboten sollten die Anfahrt, die Ausrüstung und das Material zur Reinigung eingeschlossen sein, um sie vergleichen zu können.
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Praxistipps für Reinigungsmethoden
Wer seine Photovoltaikanlage selber reinigen will, sollte schonende Reinigungsmittel wie umweltfreundliche Haushalts- oder Glasreiniger nehmen – auch bei angetrockneten Flecken. Bei leichter Verschmutzung genügen Gummihandschuhe, eine weiche Glasbürste oder ein weicher Besen, mit denen die Glasabdeckung der Module nicht beschädigt wird. Auf keinen Fall einen Hochdruckreiniger verwenden. Am besten sollte zur Reinigung Regenwasser benutzt werden, weil Leitungswasser zu Kalkablagerungen und Schlieren führen kann.
Während der Reinigung sollte man die Anlage nicht betreten, weil dies Risse in den Modulen verursachen kann. Lieber eine Teleskopstange verwenden. Die Module sollten immer nur in kaltem Zustand bearbeitet werden, am besten an einem wolkenverhangenen, kühlen Tag. Vorsicht bei den Elektroanschlüssen: Hier kann Berührung mit Wasser Kurzschlüsse verursachen.
Autorin: Sabine Olschner