KTM 790 Adventure (2019–2021): Infos, Daten, Bilder

Die KTM 790 Adventure ist deutlich leichter als die Konkurrenz
Die KTM 790 Adventure ist deutlich leichter als die Konkurrenz© KTM

Die KTM 790 Adventure wurde von 2019 bis 2021 gebaut und durch die 890 Adventure abgelöst. Hier lesen Sie den Fahrbericht von 2019. Plus: Technische Daten, Bilder, Verbrauch.

  • Nur noch gebraucht erhältlich, Preis für ein 2020er-Modell: ca. 9000 Euro

  • Großer Tank bringt fast 490 km Reichweite

  • Praktische Koffer bringen allerdings 1,09 m Breite

”Stelzentourer“ werden Reiseenduros manchmal genannt. Das kann nett gemeint sein, oder leicht abfällig. Wem die hochbeinigen Allrounder nicht sportlich genug erscheinen, der könnte sich mit der KTM 790 Adventure anfreunden. Das liegt besonders am Antrieb. Denn neben dem flinken Streetfighter 790 Duke hat auch die Enduro-Mittelklasse der Österreicher die Kraft der zwei Herzen, sprich des Reihen-Zweizylinders.

Die KTM Adventure hat 95 PS Leistung

Modern: Flaches Design und moderate Sitzhöhe © KTM

Der Twin schöpft aus 790 ccm immerhin 95 PS und 89 Nm Schubkraft – dieselbe PS-Zahl und etwas weniger Drehmoment als die direkte bayerische Konkurrenz (BMW F 850 GS), aber auch deutlich weniger Gewicht: Nur 210 kg bringt die KTM fahrfertig auf die Waage. 910 mm Sitzhöhe machten die Offroad-"Stelze" KTM 690 Enduro zum nur schwer erklimmbaren Gefährt für normale bis kleinere Motorradfahrer. Bei der 790 Adventure beträgt die Sitzbankhöhe im niedrigsten Fall nur 830 mm – für Langbeiner verstellbar auf 850 mm.

Das macht die Österreicherin zum Universal-Bike dieser Klasse, denn ähnlich niedrig sitzt man sonst nur auf einer Ducati Multistrada oder Suzuki V-Strom. Vor allem prägnant an der KTM 790 Adventure: Ihr 0,8-Liter-Zweizylinder. Dieser Motor arbeitet souverän, kräftig und quirlig in allen Lebenslagen oberhalb von 3000 U/min. Nur darunter gibt er sich etwas widerwillig, wenn man ihm Schubkraft abverlangt, oder nervt manchmal mit konstantem Fahrruckeln. 

Doch das verzeiht man dem Motor, denn Spritzigkeit und Ansprechverhalten sind hervorragend. Echt stark treibt er die leichte Adventure über jeden Untergrund. Im Gegensatz zum Basismotor aus der 790 Duke sorgen hier vor allem veränderte Steuerzeiten und längere Ansaugwege für mehr Druck in der Drehzahlmitte – Langstreckenfahrer und Geländegänger wissen das zu schätzen..

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Reichweite der Reiseenduro: 450 km

Der Motor hat einen tiefen Schwerpunkt © KTM

Die seitlich gut sichtbaren, schwarzen Kunststoffteile des Tanks mögen Ästheten stören, sie bringen jedoch für ein Fernreise-Bike wie die Adventure Vorteile: Eine angenehm schmale Silhouette zwischen den Knien des Fahrers, einen tiefen Schwerpunkt und vor allem 20 Liter Volumen und somit realistische 450 km Reichweite. Dieser Wert basiert auf unserem Testverbrauch von 4,5 l/100 km im Mix aus Stadt, Landstraße, Gelände und Autobahn. Wer's gemütlich angehen lässt, erreicht sogar den Normverbrauch von 4,1 l/100 km und kommt zwischen zwei Tankstopps fast 490 km weit.

Ausgesprochen leichtfüßig bewegt sich die 790 Adventure im Großen und Ganzen über den Asphalt. Onroad fühlt sich allerdings ihr Einlenkverhalten nicht so ganz willig an. Das liegt wohl am 21 Zoll großen Vorderrad, das auf losem Untergrund Pluspunkte bringt. Ansonsten glänzt die Österreicherin mit prima Wendigkeit.  

Zur Schlankheitskur der Adventure gehörte es in der Entwicklungsphase, auf einige Extras zu verzichten. So verstellt man den Windschild nur mit Werkzeug um 40 mm in der Höhe – wer das nur einmal für seine eigene Größe machen muss, wird sich daran kaum stören. Aber selbst in der höchsten Einstellung spüren Fahrer ab 1,85 m deutliche Verwirbelungen am Helm. 

Andererseits gibt es dafür einige Fernreiseerprobten Details: mit mehr Werkzeug unterm linken Seitendeckel zum Beispiel, auch sind Sicherungen oder Luftfilter leicht erreichbar, ebenso die Batterie.

Bildergalerie: KTM 790 Adventure (2019–2021)

Sehr umfangreiche Serienausstattung

Das Kurven-ABS ist Standard © KTM

Zur guten Serienausstattung gehören unter anderem Kurven-ABS samt Offroad-Modus, eine stufenweise regulierbare und schräglagenabhängige Traktionskontrolle, ein sechsfach verstellbarer Lenker, drei Fahr-Modi (Street, Rain, Offroad), LED-Beleuchtung, ein auch bei kritischer Lichteinstrahlung brillantes TFT-Display sowie Smartphone-Konnektivität. Leider nicht im Serienumfang: Der absolut empfehlenswerte Offroad Pro-Modus. Ebenso der Tempomat und eine Griffheizung. Die ist zwar wirkungsvoll, wirkt aber sehr improvisiert angebracht.

Wer mit großem Gepäck auf Reisen geht, freut sich über die flexibel gelagerten Seitenkoffer der 790 Adventure. Ein Nachteil allerdings: Durch ihre abgerundete Form nutzen sie die Baubreite nicht so gut aus, wie kantige Alubehälter. In den schickeren Kunststoff-Alu-Koffern lässt sich zwar genug Gepäck verstauen, aber die Baubreite der Reiseenduro wächst auf stolze 1,09 m – beim Durchfahren von Engstellen muss man das im Hinterkopf behalten. 

Technische Daten KTM 790 Adventure

Herstellerangaben

Motor

Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertaktreihenmotor, Hubraum 799 ccm,

max. Leistung 70 kW/95 PS bei 8000 U/min, max. Drehmoment 89 Nm

bei 6600 U/min, Sechsganggetriebe, Kette

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 200 km/h

Fahrwerk

Stahlbrückenrahmen, Motor mittragend, vorn Upside Down-Gabel 43 mm,

hinten Leichtmetall-Zweiarmschwinge, Federbasis justierbar

Bremsen

Vorn Doppelscheibenbremse, Ø 320 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel,

hinten Einscheibenbremse, Ø 260 mm

Maße und Gewicht

Radstand 1509 mm, Tankinhalt 20 Liter, Sitzhöhe 830/850 mm,

Leergewicht fahrfertig 210 kg

Verbrauch

kombiniert 4,1 l/100 km

Fazit: Wer nur gemütlich über sanfte Schotterpfade fahren will, wird das hohe Offroad-Potenzial der KTM 790 Adventure nicht wirklich nutzen und sich umso mehr an leichten Einschränkungen im Alltag stören. Wer aber in forderndes Gelände eintauchen oder auf Fernreise gehen will, ist hier genau an der richtigen Adresse.

Text: Ralf Schütze