KTM 890 Adventure: Neue Reiseenduro im Fahrbericht
KTM hat die Reiseenduro 890 Adventure bis auf den bewährten 105-PS-Twin gründlich überarbeitet und verspricht Verbesserungen bei Aerodynamik, Bedienung, Display, Fahrkomfort und Sicherheitssystemen. Fahrbericht, Bilder, Daten, Preis.
Sehr komfortabel im Handling
Umfangreiche Elektronik gegen Aufpreis
Stark individualisierbar
Nach vier Jahren auf dem Markt war die Zeit reif, die KTM 890 Adventure auf ein höheres Niveau zu bringen. Die Änderungen betreffen die Karosserie, dazu gibt es neue Sitze, neue Federelemente, eine deutlich verbesserte Elektronik und eine optimierte Aerodynamik. Nichts davon macht dieses Motorrad schneller, alles dient der besseren, komfortableren Handhabung der Reiseenduro.
Optimierte Aerodynamik
Unübersehbar an der KTM 890 Adventure ist vor allem der neue Windschild; ähnlich wie bei den Rallye-Bikes der Marke steht er sehr steil. Auffällig ist daran vor allem das übergroße "Guckloch", das aerodynamisch sehr willkommen ist: Wir konnten keine Turbulenzen am Helm feststellen. Ob und wie viel Wasser es bei Regenfahrten zum Piloten durchlässt, konnten wir nicht ergründen. Dafür lernten wir bei nur sieben Grad Temperatur die dreistufige Griffheizung schätzen; noch lieber wäre es uns freilich, wenn ihre Betätigung statt über das Bordcomputermenü mittels Direktzugriff am Lenker möglich wäre.
Was auch für die Wahl des Fahrmodus gilt. Auch dazu muss man ins Menü. Zwar ist dieser Punkt recht leicht erreichbar, aber insbesondere bei häufigem Wechsel des Untergrunds wäre der Druck eines einzigen Tasters einfacher.
Top: Bordcomputer und Display
Wobei festzuhalten ist: So gut bedienbar wie das Menü der 890 Adventure war noch kein anderes KTM-Bordcomputermenü. Die Hauptgruppen sind logisch gruppiert und deshalb gut zu finden; damit lässt sich der Menüaufbau leicht erlernen. Erfreulich ist, dass die Wahl des Offroad-Fahrmodus die dazu passende ABS-Einstellung (Offroad-ABS) neuerdings gleich mitliefert. Zudem ist die Ablesbarkeit des neuen 5,5 Zoll-TFT-Displays mit neuer, sehr klar strukturierter Bedienoberfläche ausgezeichnet.
Bilder: Die KTM 890 Adventure im Detail
1 von 3
Deutlich verbesserter Komfort
Gefeilt haben die KTM-Entwickler auch an den beiden Sitzen; der vordere ist weiterhin um zwei Zentimeter höhenverstellbar, aber sein Niveau konnte um einen Zentimeter auf 84/86 Zentimeter abgesenkt werden, was den Bodenkontakt verbessert. Die Polsterung überzeugt. Volle Zustimmung finden auch die neuen Federelemente. Der Federweg ist mit 20 Zentimetern zwar unverändert, doch ihre Abstimmung ist modifiziert worden und die Einstellmöglichkeiten sind umfangreicher.
Die Schluckfreudigkeit der in der Dämpfung einstellbaren 43-cm-USD-Gabel wie des in zwei Parametern einstellbaren Federbeins überzeugt selbst bei forciertem Einsatz. Der von KTM gewählte Reifendurchmesser von 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten erwies sich, wie stets, als vorteilhaft.
Im Test: 105-PS-Motor
Nichts Neues ist vom 889 Kubikzentimeter großen Zweizylindermotor der KTM zu melden: Der 77 kW/105 PS leistende Twin geht in allen drei Serien-Fahrprogrammen – Rain, Street, Offroad – bestens ans Gas, bietet einen breiten Nutzungsbereich von etwa 2500 bis fast 9000 Umdrehungen und geht bedacht mit dem Benzinvorrat um. Die 20 Liter verteilen sich ausgesprochen schwerpunktgünstig links und rechts vom Triebwerk. Die einzigartige Tank-Konstruktion ist gleichzeitig stabil und schützt zudem die Fahrerstiefel vor Unbilden.
Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte
Von Aprilia bis Zontes: Über 180 Tests, Fahrberichte, Neuvorstellungen
Vorschau 2024: Motorradneuheiten und Rollerneuheiten
Bikes für Autofahrerinnen und -fahrer: Die große 125er-Übersicht
Vorschau: Neue Elektroroller 2024
Daten zu über 500 aktuellen Modellen: ADAC Motorradkatalog
Viele Sicherheitssysteme
Sehr umfangreich ist die Elektronik-Ausrüstung: Das ABS-Modul ist mit einem Sechsachsensensor verknüpft, so dass nicht nur das erwähnte Offroad-ABS, sondern auch Kurven-ABS vorhanden ist. Auf den ersten 1500 Kilometern kann der Käufer alle Systeme (auch Rallye-Modus und Quickshifter) ausprobieren. Danach muss er eine Zuzahlung leisten, wenn er die gesamte Elektronikpalette auch weiterhin nutzen möchte.
Mit einem nach wie vor vergleichsweise niedrigen fahrfertigen Leergewicht von 215 Kilogramm bringt die KTM beste Voraussetzungen für einfache Fahrzeugbeherrschung mit. Die 890er hat zweifellos das gesamte Repertoire vom Endurowandern bis zum Wüsteneinsatz drauf. Und stellt natürlich ein echtes Zweipersonen-Motorrad dar. Zur Individualisierung steht eine breite Palette an Zubehör bereit.
KTM 890 Adventure: Technische Daten
Herstellerangaben | |
---|---|
Motor/Getriebe | Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor, 8 Ventile, DOHC, 889 ccm Hubraum, 77 kW/105 PS bei 8000/min., 100 Nm bei 6500/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb |
Fahrleistungen und Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit 200 km/h. Normverbrauch lt. EU5 4,5 l/100 km |
Fahrwerk | Stahl-Brückenrahmen, Motor mittragend; vorne USD-Telegabel ø 43 mm , 200 mm Federweg (Zug- und Druckstufe einstellbar); Leichtmetall-Zweiarmschwinge, Zentralfederbein (Vorspannung und Druckstufe einstellbar), 200 mm Federweg; Leichtmetall-Kreuzspeichenräder; schlauchlose Reifen Pirelli Scorpion Rally STR 90/90-21 (vorne) und 150/70-18 (hinten). 320 mm Doppelscheibenbremse mit Vierkolbenzangen vorne, 260 mm Einscheibenbremse mit Einkolbenzange hinten |
Maße und Gewichte | Radstand 1509 mm, Bodenfreiheit 233 mm, Sitzhöhe 84/86 cm, Leergewicht fahrfertig 215 kg; Tankinhalt 20 Liter |
Assistenzsysteme | Kurven-ABS, 3 Fahrmodi (Rain, Street, Offroad, optional zusätzlich Rallye), Traktionskontrolle, Antihopping-Kupplung; Quickshifter optional |
Preis | 14.449 Euro zuzügl. NK |
Kleiner Bruder: KTM 790 Adventure
Allen, die meinen, dass das KTM-Konzept einer leichten Mittelklasse-Reiseenduro auch mit weniger als 105 PS funktioniert, bietet der Hersteller seit Frühjahr 2023 mit der überarbeiteten KTM 790 Adventure eine Alternative zur 890er: Mit 100 Kubikzentimetern weniger Hubraum, 95 PS (und auf Wunsch auch mit 35 kW/48 PS), ansonsten aber mit identischer Ausstattung zum niedrigeren Preis.
Möglich macht dies die Produktion beim Kooperationspartner CF Moto in China. Der fertigt sämtliche Teile in eigener Regie bzw. ordert sie bei chinesischen Zulieferern. Alleine die höchst aufwändige Tankkonstruktion wird aus Europa zugeliefert. Mit seinem doppelgleisigen Vorgehen will KTM sowohl den oberen Rand der Reiseenduro-Mittelklasse wie auch deren unteren Rand abdecken.
Text: Ulf Böhringer/SP-X